Pecht, Friedrich: Geschichte der Münchener Kunst im neunzehnten Jahrhundert (München, 1888)

Philister bisher die Maler ungefähr auf gleiche Höhe mit den englischen Reitern
und Taschenspielern gestellt hatte, so verlor sich dies Vorurteil nun sehr bald. Ja
man fühlte sich bei dem Aufsehen, welches die Schöpfungen des anfänglich so ver-
lachten Kronprinzen zu machen ansingen, nun wenigstens in Berlin gedrungen, doch
auch etwas für die Kunst zu thun, sie zu „unterstützen", wie man das nannte.
Denn so weit war man allerdings noch lange nicht, sich von ihr unterstützen zu
lassen, die dauernder ist als alle Throne, oder um vollends die ungeheuren Vor-
teile einzusehen, welche die Steigerung ihres künstlerischen Vermögens für den Wohl-
stand und die gewerbliche Entwicklung der Nationen hat. — Während man ein
volles Jahrhundert lang alle Laster Ludwig XIV. an den deutschen Höfen getreulich
nachahmte, hatte man für seine hochintelligente Förderung der französischen Jndustrie
und ihre durch seine systematische Pflege der Kunst und des Luxus bedingte Ent-
wicklung, wie die des französischen Nationalwohlstandes, auch nicht das allermiudeste
Verständnis, ja es brauchte noch ein halbes Jahrhundert, bis man dazu kam.

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