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da für die anscheinend erstorbenen relnstösen Jdeen ein Wiederbelebungsmittel noch
uicht gefunden war, die realistische Kunstrichtung aber überhaupt einen bedenklichen
Mangel an steuem^WechmMweichtE welcher einenr Cornelius, Overbeck,

Führich, Rethel so hoch über alle ihre Genossen holn

Die Daukunft. pöst—psö

^?^aß in dieser Epoche die Baukunst zum erstenmal wieder ihre Rolle als Führerin
der anderen Künste libernahm und endlich gesnndere Bahnen einschlug, nachdem
ihr durch eine Reihe günstiger Umstande eine freiere Entwicklung ermöglicht wurde,
ward schon erwühnt. Zwar^verunglückte das Projekt einer Berufung Sempers von
Zürich, wo er am Polytechniknm lehrte, nach München als ,§wfbaumeister an Rlenzes
Stelle. Er wurde dem jungen König, der gleich seinem Vater und Großvater an-
fänglich voll Ehrgeiz war, sein München zu schmücken, zur Erbauung eines großen
Festtheaters vorgeschlagen, dessen zweckmäßigere nnd geschmackvollere Einrichtung schon
lange von Wagner geplant war und in welchem dann nnr alljährlich einmal seine
Opern gegeben werden sollten, wie es nachher in Bayrenth mit beschrünkten Mitteln.
ürmlich aber doch epochemachend wirklich ansgeführt worden ist. Hier nun sollte
das Thenter nach Sempers genialem Entwurf auf dem erhöhten rechten Jsar-Ufer
errichtet und mit der Stadt dnrch eine nene große von der Rückseite der Residenz
ausgehende und parallel mit der Maximiliansstraße bis zur Jsar laufende Haupt-
straße samt Brücke verbnnden werden, wodurch dem Stadtteil eine ebenso nützliche
Verbindnug verschafft als der ganzen Stadt eine unvergleichliche Zierde geschenkt
worden wäre. — Letzteres umsomehr als dieses Theater eine der schönsten Kompositiouen
Sempers war, die später dann als Wiener Burgtheater ähnlich, wenn anch bei weitem
nicht so dnrch die Lage begünstigt, znr Ausführung gekommen ist. Jn München
hintertrieb eine von Übelwollenden geschickt ins Werk gesetzte und von der gegen
Wagner aufgehetzten Menge mit blinder Wut aufgenommene Agitation die Aus-
führung der für die Stadt in jeder Beziehnug so wohlthütigen Absicht des Königs.
Es war genau so wie dieselbe Menge eiust beim Glyptothekbau über des „narreten
Kronprinzenhaus" geschrien, bei der Anlegnng der Maximiliansstraße nnd der Gasteig-
promenaden über die Verschwendungen des Königs Max gejammert hatte, ohne ein-
zusehen, daß die größten Wohlthaten fiir sie beabsichtigt seien. Hier nun war dieser
bloß nnf dem Widerwillen gegen eine befürchtete Günstlingsherrschast Waguers und
seiner Freunde bernhende Widerspruch von höchst verhüugnisvollen Folgen. Denn
der gleich beim ersten Versnch für seine guten Absichten so übel belohnte König faßte
nun einen tiefen Widerwillen gegen die Stadt, die er fortan inuner mehr mied, besonders
als auch noch zwei Monumente von Schiller und Goethe, die er ihr schenkte, ebenfalls
mit Hohn und Spott übergossen wurden. — Er hat denn auch spüter nie mehr die
Absicht gezeigt, den Münchenern mit irgend welchen Prachtbauten oder sonstigen
künstlerischen Unternehmungen beschwerlich zu fallen, was begreiflich von nicht ge-

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