Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pelcke, Johann Bernhard von; Karl Wilhelm <III., Baden-Durlach, Markgraf> [Honoree]
Gedächtnüß-Rede, welche über das frühe Absterben des weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herrns, Herrn Carl Wilhelms, Regierenden Marggrafens zu Baden und Hochberg ... auf gnädigsten Befehl ... der verwittibten Frau Marggräfin, Magdalena Wilhelmina ... des folgenden Tages nach geschehener solennen Leichen-Begängnüß abgelegt und unterthänigst übergeben wurde — [S.l.], [1738] [VD18 90362403]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25649#0004
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
bleibet doch wohl dieses gewiß/ daß unser Leib ein solcher Garten und
Kram-Laden iß/ der den rechten Todten-Kopf erzielet/ mit der U,
berschrifft: Omnibus Zec^ualis,
Diese Gleichheit zeiget an/
Was ein Jeder werden kan.
Denn derGaamen des Todes wird allen Menschen geßreuct/ und der
Mensch wird zum Sterben gcbohren. Plinius gedencket einer Blu-
men/ plcmorocallrs, die nur einen Tag währen solle/ desMor«
gcnö blühe sie auf/ zur Vcis-cr-dcct verwelcke sie/ und am Abend fal-
lest ab; Dazu man des Herzogs ^obanms von§leve L/mbolum
schreiben möchte: blocke ali^uiä, cms nibil,
Heut scheinst du was auf dieser Erden/
Am Morgen kan es anders werden.
Ich bedarf aber nicht/ crst bcy denen alten Natur-Kündiget« von
Morgen/ Abend und allen andern Thcilen der Welt/ oder deren Be-
schreibung/ einige Nachrichten von seltsamen Gewächsen und Blumen
zu entborgen; Hier in unserm so berühmt- als kostbaren und von aller
Welt bewundernden sehens-würdigen Lust-Garten hiesiger Fürstli-
chen Landen keiiäcn?- Stadt Carls - Ruhe finden wir/ gleich sener
piemorocailis, den Lcrcu;?eruviauus5erp!:u5, eben von so ei-
nem mrrckwürdigen GewächS/ dessen ausgehende Blühte und deren
fernere gantz prächtige Darstellung mit ihrem angenehmen Geruch
und auserlesensten schönsten Farben allen und seden Anschauern eine
Bewunderung erwecket/ dcnenselben aber / ihre Schönheit und herr-
liche dierde zu verehren/ nicht mehr als den Abend und Mitternacht
gestattet/ und gegen den Morgen ihren Untergang durch dufammen-
zichung ihrer Blätter / somit auch ihre Herrlichkeit/ sterbend anzeiget.
Damit will ich dieses sagen/ daß alle natürliche Geschöpfte Bilder
und Dor - Spiegel menschlicher Beschaffenheit sind / davon man sagen
muß: Sie wären Aortales unius checulse, unius tcmtum äisi
vicam babeudc;.
Unser Leben ist doch nichts alsIammer, und zuletzt der Tod/ von
Mühseligkeit / Gchmertzen und Kranckheit/ als von Würmern / wie
ein weiches Holtz durchnaget und durchbohret; Und wenn wir gleich
auch bllmmö Schiff vorstelleten, so kan doch der Tod solches durch-
löchern.
O wahrlich! rS wäre keine unglückseligere Ercatur auf dem
gantzcn Erden-Rund/ als der Mensch/ wenn nicht zwischen seinen
verweßlichcn Knochen rin Wesen wohnete/ welches der Himmel zu sei,
ner Wiege und die Ewigkeit zu seinem Schlaf-Gemach erlangctr.
 
Annotationen