Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bohn, Richard
Altertümer von Pergamon (Band IV, Text): Die Theater-Terrasse — Berlin, 1896

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.919#0043
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35
So weit der vorhandene Bestand der Terrassenanlage. Wir wenden uns zu den Ausbau
einzeln gefundenen Werkstücken, um weiteren Anhalt für Erkenntnis des einsügen Auf- der orthalle-
baus zu gewinnen. Allerdings sind der Einzelfunde nur wenige; was zum Aufbau
diente, ist meist den Abhang hinuntergestürzt und von dort im Laufe der Jahrhun-
derte vermutlich als willkommenes Baumaterial verschleppt worden. Auch die Werk-
stücke von der Ostseite sind bei den mehrfachen Umbauten verstümmelt worden oder
verschwunden.
Erinnern wir uns, dass der Unterbau der längs der Ostseite der obersten Terrasse
verlaufenden Halle aus Trachyttuff bestand, so werden wir in einigen Baugliedern aus
gleichem Stosf, welche in die Wangenmauer der späten Treppe am Südende dieser Terrasse
vermauert waren, Teile des Aufbaues jener Halle um so mehr erkennen können, als in
den Achsenmassen Übereinstimmung waltet. Hierzu gehört zunächst ein Triglyphenfries
0,315 hoch; die vortretenden Triglyphen sind zwar abgeschlagen, doch lässt sich ihre
Breite mit durchschnittlich 0,21 messen (Taf. XXIV). Das Metopenfeld ist 0,305 breit;
das giebt zusammen eine Triglyphenachse von 0,515, d. h. genau ein Viertel der aus
den Standspuren ablesbaren Achsweite der Säulen von 2,07. Ferner gehört ein Geison
nebst Sima dazu. Die tropsenlose Mutulenplatte hat die Breite der Triglyphen 0,21;
die Zwischenräume messen 0,045. Ein sicher dazu gehörendes Epistylstück habe ich
nicht gefunden; wohl aber möchte das auf Tas. XXIV dargestellte Kapitell dorischer Art
von sehr zierlicher Arbeit hierher zu rechnen sein. Es ist mit Rücksicht auf seine seinen
Gliederungen aus härterem Gestein hergestellt, aus dem schon mehrfach erwähnten
Kalkstein, dem nach seinem Vorkommen sogenannten Phokäartein. Auf der Oberssäche
befindet sich ein runder Skamillus; der Abakus ist von einem kleinen Kymation gekrönt,
eine Eigentümlichkeit, der wir noch öster begegnen werden. Die übersallende Spitze
der strasf ansteigenden Blattwelle ist abgeplattet. Der obere Säulendurchmesser von 0,431
würde unter Berücksichtigung der Verjüngung zu dem aus der Standspur ungesähr
messbaren unteren Durchmesser von 0,55 passen.
Wenn auch die S. 22 geschilderte Rückwand der Halle dem ursprünglichen Bau
nicht angehört, so geben doch die in ihr sitzenden Kragsteine und Balkenlöcher einen
Anhalt für die spätere Querschnittgestaltung der Halle, so wie sie auf Taf. XVII er-
gänzt ist. Der erste Bau wird nicht viel anders gewesen sein; allerdings ist das mut-
masslich dazu gehörige Geison oben wagerecht abgeglichen, und das könnte unter
Vergleichung mit anderen Anlagen zu der Annahme berechtigen, dass ein zweites
Gelchoss darauf solgte; die Rückwand wäre hiersür hoch genug. Später war die
Halle jedensalls eingeschossig, das beweisen die Kragsteine und der Falz sür die Dach-
deckung.
Auf Taf. XXXXV ist der Versuch gemacht, den Grundriss der Halle zu ergänzen.
Eine Reihe von dreissig Säulen ist beiderseits von Stirnpseilern eingesasst, an welche
sich kurze Wandstücke anschliessen. Die Halle war also, wie es häufig vorkommt, nicht
in ihrer ganzen Länge nach aussen hin geössnet.
5*
 
Annotationen