Mannes, der noch seinen ursprünglichen medizinischen Beruf
ausübte, während er schon als Politiker von unerschrockener
Gesinnung, als naturwissenschaftlicher Publizist, als kri-
tischer Beobachter des Theaters, der Musik, der bildenden
Kunst das Wort wie eine Klinge führte.
Aus Kastans Bestreben, in Entwicklung und Geschichte
des gesamten kulturellen Lebens seiner Gegenwart wie ihrer
Voraussetzungen einzudringen und sein Wissen davon
dauernd zu kontrollieren, erwuchs der reiche Bestand an
historisch-politischen Werken über das 18. und 19. Jahr-
hundert. Zumal die Gestalten Friedrichs des Großen und
wieder Bismarcks treten dabei als Kristallisationspunkte her-
vor, aber dies ganze Kapitel hat er mit größter Sorgfalt aus-
gebaut. Die Ergänzung bildet auf der einen Seite die natur-
wissenschaftliche Abteilung, auf der anderen die sehr be-
trächtliche Sammlung zur deutschen Literatur. Kastan war
namentlich ein Goethe-Enthusiast, regelmäßiger Besucher der
Weimarer Tagungen, und selbstverständlich auch Besitzer
der Sophien-Ausgabe; eifrig holte er alles heran, was sich
auf den Dichter bezog.
Die zweite Kunst, der seine leidenschaftliche Neigung
galt, war die Musik. Daß der oft Borstige und Unwirsche,
der blitzenden Auges so wild und drollig aufbrausen konnte,
sich andächtig in die Harmonie der Töne zu versenken liebte,
daß er einst selbst ein ausgezeichneter Klavierspieler war,
mag vielen wunderlich erschienen sein. Kastan wußte das
sehr wohl. Als ihn zum 70. Geburlstag seine Freunde bei
einem Festessen feierten, legte er in seiner Dankrede das
rührende Bekenntnis ab: „Sie haben mich immer für eine
Kratzbürste gehalten — aber hier, in meinem Herzen, lebt
eine andere Melodie: Mozart!" . . .
Die äußere Derbheit war, abgesehen von einer an-
geborenen funkelnden Lust am Streit, die schamhafte Ver-
hüllung heimlicher Güte und Fähigkeit zur Hingabe. Kastans
zärtliche Liebe, die sich so verbarg, kam besonders seiner
Bibliothek zugute. Er wurde ein begeisterter Bibliophile,
gehörte der Gesellschaft der Bücherfreunde seit ihrer Be-
gründung an und wurde später Ehrenmitglied des Berliner
Abends. Die bibliophilen Veröffentlichungen, Gelegenheits-
und Sonderdrucke hütete er sorgfältig.
ausübte, während er schon als Politiker von unerschrockener
Gesinnung, als naturwissenschaftlicher Publizist, als kri-
tischer Beobachter des Theaters, der Musik, der bildenden
Kunst das Wort wie eine Klinge führte.
Aus Kastans Bestreben, in Entwicklung und Geschichte
des gesamten kulturellen Lebens seiner Gegenwart wie ihrer
Voraussetzungen einzudringen und sein Wissen davon
dauernd zu kontrollieren, erwuchs der reiche Bestand an
historisch-politischen Werken über das 18. und 19. Jahr-
hundert. Zumal die Gestalten Friedrichs des Großen und
wieder Bismarcks treten dabei als Kristallisationspunkte her-
vor, aber dies ganze Kapitel hat er mit größter Sorgfalt aus-
gebaut. Die Ergänzung bildet auf der einen Seite die natur-
wissenschaftliche Abteilung, auf der anderen die sehr be-
trächtliche Sammlung zur deutschen Literatur. Kastan war
namentlich ein Goethe-Enthusiast, regelmäßiger Besucher der
Weimarer Tagungen, und selbstverständlich auch Besitzer
der Sophien-Ausgabe; eifrig holte er alles heran, was sich
auf den Dichter bezog.
Die zweite Kunst, der seine leidenschaftliche Neigung
galt, war die Musik. Daß der oft Borstige und Unwirsche,
der blitzenden Auges so wild und drollig aufbrausen konnte,
sich andächtig in die Harmonie der Töne zu versenken liebte,
daß er einst selbst ein ausgezeichneter Klavierspieler war,
mag vielen wunderlich erschienen sein. Kastan wußte das
sehr wohl. Als ihn zum 70. Geburlstag seine Freunde bei
einem Festessen feierten, legte er in seiner Dankrede das
rührende Bekenntnis ab: „Sie haben mich immer für eine
Kratzbürste gehalten — aber hier, in meinem Herzen, lebt
eine andere Melodie: Mozart!" . . .
Die äußere Derbheit war, abgesehen von einer an-
geborenen funkelnden Lust am Streit, die schamhafte Ver-
hüllung heimlicher Güte und Fähigkeit zur Hingabe. Kastans
zärtliche Liebe, die sich so verbarg, kam besonders seiner
Bibliothek zugute. Er wurde ein begeisterter Bibliophile,
gehörte der Gesellschaft der Bücherfreunde seit ihrer Be-
gründung an und wurde später Ehrenmitglied des Berliner
Abends. Die bibliophilen Veröffentlichungen, Gelegenheits-
und Sonderdrucke hütete er sorgfältig.