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Max Perl <Berlin> [Editor]
Bücher, Handzeichnungen, Graphik, Gemälde, Plastik, Miniaturen aus verschiedenem Besitz: chinesische Gemälde aus der Sammlung Prof. du Bois-Reymond ; 20. [und] 21. Februar 1933 (Katalog Nr. 178) — Berlin, 1933

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12208#0057
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Chinesische Bilder

aus der Sammlung Claude du Bois -Reymond

ZUR EINFÜHRUNG

Die Sammlung du Bois-Reymond, die ihre Entstehung einem
langjährigen Aufenthalt des bekannten Mediziners in Schanghai
verdankt, gibt eine gute Anschauung von dem, was an typischen
Werken der chinesischen Malerei aus den letzten Jahrhunderten
noch heute in China geschätzt wird. Von der liebevollen Beschäfti-
gung des Sammlers mit chinesischer Kultur und Literatur zeugt
auch seine Übersetzung des interessanten Volksbuches Dschung
Kuei (Der Bezwinger der Teufel).

Unter den Figurenbildern sind bemerkenswert zwei der großen
Abnenbildnisse, in denen vornehme Familien das Bild ihrer ver-
storbenen Angehörigen festzuhalten pflegten und die in der Ahnen-
halle bewahrt und bei festlichen Gelegenheiten aufgehängt wurden.
Die Bilder sind nie mit Namen und Daten versehen; die vorliegen-
den dürften aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen. Die strenge
Frontalität der sitzenden Gestalten ist sehr eindrucksvoll, die Ge-
sichter geben mit großer Einfachheit und Schärfe ein konzentriertes
Bild des Charakters, etwa in der Art wie Holbein in seinen Bildnis-
zeichnungen ihn festgehalten hat. Den ausdrucksgewaltigen Stil der
älteren Kunst repräsentiert ein Bild des weisen Lü 'Cung-pin, das
auf ein berühmtes Werk des 9. Jahrhunderts zurückgeht. Das große
Gemälde von Ku Kien-lung zeigt drei Glücksgötter in altertüm-
lichem Stil in etwas mehr lockerer und bewegter Auffassung. Der
skizzenhaft flotte Tuschestil der jüngsten Zeit ist durch den alten
Taogreis mit Korb und Pfirsichen des Huang Shen (18. Jahrhun-
dert) und den Pilger auf verschneitem Steg vertreten.

An Landschaften ist erwähnenswert das Bild der Pagode von
Pien-wen-chm und der Zitherspieler unter dem Wutungbaum von
Ku Kien-lung, die Beispiele des zartfarbigen und idyllischen Stiles
der Ming-Dynastie sind. Lockerer und lebhafter wirken die vier
Weinschlürfer von Yü üscbi-ting (um 1650—1720) und das flotte
Falkenbild des TZschang 'Cie-tscbiao. Das schönste Werk ist aber
wohl der blühende Aprikosenzweig mit den hin und her schießen-
den Schwalben, das von Lu üscbe gemalt und das 1538 datiert ist.

Unter den bei den Chinesen so beliebten Bildern von Tieren
und Gewächsen ist besonders die eindrucksvolle Darstellung eines
Kranichs, der auf einem Pfirsichbaum beim Wasser steht, zu nennen.
Sie ist von großer Schlichtheit der Naturanschauung und durch die
farbigen Pfirsiche auch koloristisch sehr reizvoll. Auf die Auffas-
sung der Sung-Zeit geht das 1626 datierte Bild des TZschang Wei,
ein Mandarinen-Entenpaar unter blühendem Lotos, zurück. Dem

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