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Petersen, Eugen
Ein Werk des Panainos — Leipzig, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.9306#0023
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durch Sitzen, dort durch Bücken, nun vielmehr eine wohl berechnete
Absicht erkennen, um so mehr als die Richtung dieser beiden
niedrigeren Mittelfiguren einander entsprechend entgegengesetzt ist,
die eine nach links, die andere nach rechts bewegt. Der vermeint-
liche Fehler wird eben ein Vorzug, sowie wir alle drei Bilder zur
Einheit zusammenfassen, einerlei zunächst, ob wir die Peliaden links
und Peirithoos rechts von Orpheus anordnen, oder umgekehrt. Nur
das Orpheusbild ans linke oder rechte Ende zu stellen würde nie-
mandem einfallen, so wenig wie jemand dreimal drei so aufrechte
Gestalten, wie jetzt in diesem einen, zu sehen vorziehen würde.

Auch das wird man nicht für Zufall halten, daß sich, wenn die
drei Reliefs in der angegebenen Weise angeordnet werden, ein be-
merkenswerter Wechsel im Geschlecht der dargestellten Personen
ergibt: an den Seiten, hier drei Männer, dort drei Frauen; im Mittel-
bilde allein beide Geschlechter verbunden, eine Frau zwischen zwei
Männern. Die die Enden zusammenhaltende Kraft des Mittelbildes
offenbart sich ja aber weiter auch darin, daß in ihm allein die drei
Personen durch Bewegung und Spiel der Hände verflochten sind,
dagegen die drei Männer, ebenso wie die drei Frauen, nur durch
Wendung und Blick, nicht auch durch Berührung und Handfassen
miteinander verbunden sind, mit der einzigen, nicht schwerwiegenden
Ausnahme, daß, wenn richtig so vermutet ward, Herakles die Linke
auf Peirithoos' Schulter legte. Und um zu erkennen, daß auch die
Idee der drei Bilder sich in derselben Abfolge entwickelt und voll-
endet, betrachten wir erst mal ein jedes für sich. Das ist bei den
zwei seitlichen rasch getan, erfordert nur bei dem mittleren, dem
Orpheusrelief, etwas weitere Ausführung.

Peliaden. Während die jüngere Tochter des Pelias ganz in
körperlichem Tun, dem Zurechtrücken des Kessels auf seinem Drei-
fuß, aufgeht und dabei die jugendliche Gestalt den Augen des Be-
schauers in anmutiger Bewegung darbietet, ist die ältere, trotz des
blanken Schwertes in ihrer Rechten, ganz in ernstes Sinnen ver-
sunken, ob die unmenschliche Tat auch wirklich den gewünschten
Erfolg haben werde, ob die Tötung des Vaters ihm neues Leben
zu verschaffen vermöge. So sind beide Schwestern nur mit sich,
mit dem eigenen Tun und Denken beschäftigt, haben weder auf-
einander noch auf die dritte Anwesende acht. Ganz anders diese,

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