Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen
Ein Werk des Panainos — Leipzig, 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9306#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Medea, die kluge, in der Liebe wie im Haß alle Schranken durch-
brechende, in Verstellung geübte Barbarin, wie sie uns Euripides
geschildert hat. Den Deckel von der Büchse lüftend, die ihre
Zaubermittel enthält, hat sie den Blick fest auf die ihr gegenüber
Stehende geheftet, als wollte sie allen Zweifel derselben bannen
und die wankende Entschließung festigen. Auch Mikon, der Zeit-
und Arbeitsgenosse desjenigen Meisters, dem unten unsere Reliefs
werden zugesprochen werden, hatte nach Pausanias VIII 11,2 die
Argonauten in Jolkos und dabei auch zwei Töchter des Pelias ge-
malt, die als die Mörderinnen wider Willen erkannt wurden. Er
hatte ihnen die episch klingenden, aber vielleicht selbst erfundenen
Namen Asteropeia und Antinoe beigeschrieben.

Peirithoos. Im andern Bilde, wo außer anderm die Köpfe
der mittleren und der rechten Figur recht stilwidrig ergänzt sind,
tritt Herakles mit Löwenfell und Keule zu den Freunden. Bogen
und Köcher liegen am Boden: mit dem unfehlbaren Geschoß ist
hier nichts auszurichten. Daß freilich die Szene im Hades spielt
ist im Bilde nicht ausgedrückt, es wäre denn, daß die Natur von
Peirithoos' Felsensitz denn daß er der Sitzende ist wissen wir
jetzt es uns verriete. Vielleicht fragt man aber, wie denn das
Geschoß bereits da vorn am Boden liegen könne32), wenn Herakles
eben erst den Freunden nahe. Sollte es ohne viel Uberlegens an-
gebracht sein, etwa, da es ja zur Kenntlichmachung des Herakles
kaum erforderlich war, um die Einförmigkeit des Felsens zu unter-
brechen? Haben wir aber nicht den Vorgang, wenn wir ihn uns
wie billig als einen wirklich und lebendig sich abspielenden vor-
stellen, also zu denken, daß Herakles im Hades angelangt die
Freunde antrifft, ihr Schicksal vernimmt und dann die Waffen ab-
legend - die Keule ist ja grad auch in diesem Bilde sein Wander-
stab - zu den Herrschern der Unterwelt geht, um, wie er uns in
der Alkestis selber sagt, von ihnen die Freilassung zu erbitten. Mit
der halben Gewährung kehrt er jetzt zurück, und an Theseus ist
die von den Göttern gewollte Befreiung bereits ersichtlich: er steht
zum Wandern bereit. Peirithoos saß dem Freunde zugekehrt und
hält den Stab, als ob er, ähnlich wie in Abb. 2, 3, 4, vorher den
Kopf darauf gesenkt gehabt hätte. Jetzt wendet er sich dem He-
rakles zu. Doch zeigt die unnatürliche Haltung seines rechten

18
 
Annotationen