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Petersen, Eugen
Ein Werk des Panainos — Leipzig, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.9306#0022
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mutmaßlichen Zusammenhang der Dichtungen zu schließen? Dies
habe ich in meinem Büchlein vom alten Rom, schon in der ersten
Auflage in aller Kürze getan, doch ohne bei meinen Fachgenossen
Beachtung zu finden. Jetzt will ich versuchen durch weitere Aus-
führung einzelner Punkte die Zustimmung zu erzwingen.

Zunächst ein Negatives. Im Original ist keines der drei Reliefs
auf uns gekommen, auch das lateranische nicht, zumal hier die
ganze Zeichnung etwas schief, nach links hängend, auf die Tafel
gebracht ist; Wiederholungen sind aber von jedem mehrere nach-
gewiesen, vom Orpheus vier26), von den Peliaden zwei27), vom
Peirithoos zwei, vielleicht drei28). Keine Spur gibt es dagegen von
einem vierten auch nur annähernd ähnlichen. Ein Relief des Ther-
menmuseums in Rom ist mit Unrecht ihnen gleichgestellt29): die
nichtssagende, daher auch keine Deutung verlangende Leerheit der
Darstellung, die Gewandmotive, namentlich die stereotype Linie des
Kolpos, die Relieferhebung, flach am Kontur, gerundet in Armen
und Köpfen, die gezierte Haaranordnung, das alles verrät nur zu
deutlich den 'neuattischen' Ursprung. Zu jenen drei Reliefs verhält
sich dieses wie Attizismus zu echt Attischem. Auch der Versuch
aus dem Iphigenienopfer des 'Kleomenes' ein solches Dreifigurenrelief
herauszuschälen30) kann nicht als gelungen angesehen werden, da
zwar einiges Schöne aus besseren Vorlagen sich darin erhalten hat,
aber doch zu vieles erst hinzu- und weggetan werden müßte, als
daß eine solche Operation irgendwelche Wahrscheinlichkeit haben
könnte, zudem eben die Hauptfigur, Iphigenia, selbst wiederum un-
verkennbar 'neuattisches' Gepräge hat.

Es gibt also nur eben jene drei so übereinstimmenden Darstel-
lungen, jede von drei, in verhängnisvollem, folgenschwerem Moment
vereinten Figuren, alle drei Reliefs in dem spezifisch attischen Flach-
stil, dem Parthenonsfries im ganzen wie im einzelnen nächstver-
wandt, ohne daß vernünftigerweise von Entlehnung dorther ge-
sprochen werden könnte. Die Peliaden mit dem Orpheusbilde
vergleichend, fand man in jenem die Figuren minder sorgfältig in
den Raum hineinkomponiert31). Sollen wir, indem wir nun auch
das dritte Relief zum Vergleich heranziehen, denselben Tadel auch
über dieses aussprechen? Oder werden wir nicht darin, daß in
zweien der drei Bilder je die Mittelfigur niedriger erscheint, hier

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