Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petersen, Eugen
Ein Werk des Panainos — Leipzig, 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9306#0021
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ungefesselt, auf der Canosa-Münchner Vase, sitzt doch links
neben ihm Dike mit gezücktem Schwert, während Theseus rechts
steht. Danach ist es geboten auch in den Vasen wo jede andre
charakteristische Unterscheidung der Freunde fehlt das Sitzen als
für Peirithoos, das Stehen für Theseus wesentlich anzusehen, und
diese Unterscheidung dürfen wir eben von dem Relief herleiten.

Drei Reliefs (Abb. i). Als ich das damals noch Albanische Relief
vor nun fast vierzig Jahren auf Theseus und Peirithoos im Hades
deutete, verfehlte ich nicht das berühmte Orpheus-Eurydike-Relief
derselben Sammlung als nach Stil und Inhalt der Darstellung ver-
wandt anzuführen. Mit demselben Orpheus-Relief verglichen dann
Benndorf und Schöne23), allerdings nur nach Komposition und
Stil, das lateranische Relief mit den beiden Peliastöchtern die sich
anschicken nach Medeas Rat ihren alten Vater zu schlachten, um ihn
im Kessel zu kochen und mit Medeas Zauberkräutern zu verjüngen,
ihm neues Leben zu verleihen. Später, im Jahre 1871, deutete
Michaelis24) an, daß alle drei Reliefs einen gemeinsamen Grund-
zug hätten, ohne jedoch daraus einen Schluß auf ihre Zusammen-
gehörigkeit zu einem Ganzen zu ziehen. Eingehender legte abermals
fast zwanzig Jahre später Reisch25) die äußere und innere Verwandt-
schaft der drei Reliefs dar. Obgleich er indessen ihre Ueberein-
stimmung in den Maßen, in der tektonischen Zurichtung, im Stil
und in der Figurenzahl geltend machte, auch in allen dreien die
gleiche tragische Grundstimmung erkannte, blieb er dennoch dabei
stehen, daß sie nur 'gewissermaßen' (S. 132) eine Einheit bildeten:
sie seien 'nicht unabhängig von einander entstanden und nur
durch den Zwischenraum weniger Jahre getrennt' (S. 135). Er
sieht in jedem eine besondere Stele oder Tafel und begründet die
Vermutung, daß diese Stelen als Weihgeschenke siegender Choregen
aufgestellt worden seien. Reisch streift S. 139 den Gedanken, daß
die drei Dramen sogar eine Trilogie gebildet haben könnten, will
aber, 'bei der Unsicherheit der Prämissen diesen Gedanken nicht
weiter verfolgen'. Allerdings, aus der unbezeugten trilogischen Ein-
heit drei nur vorausgesetzter Tragödien die Einheit der Reliefs zu
erweisen wäre gewiß mißlich. Warum aber nicht den umgekehrten
Weg gehen, die Einheit des Bildwerks aus den im wesentlichen
vollkommen erhaltenen Reliefs zu erweisen und von da auf den

15
 
Annotationen