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■522

Tempel und deren Ausstattung

Haus oder nicht fern davon, auch am Schloss von Mykene, und
den mühsamen steilen Anstieg, der seiner Art zu charakterisieren
öfter dienen muss, haben wir noch im letzten Teil zu werten.
Tempel als Bühnenhintergrund oder sonst vorgestellt bieten
unsere Sophokleischen Dramen nicht; in den Aescbylischen können
nur die Tempel des Apoll und der Athena in den Eumeniden mit
den Euripideischen des Apoll in Ion und Andromache, der Eleu-
sinischen Göttinnen in den Schutzflehenden, der Artemis in der
T. Iphigene, des Zeus in Herakleiden und Hypsipyle verglichen
werden, von kleineren Heiligtümern, der Thetis, Semele, des Proteus
.auf der Bühne abgeschn. Wieder bemerken wir, dass das reichere
Detail, das Aeschylus vom Apollotempel, das geringere, was er vom
Athenatempel gibt, wesentlich ist, notwendig zum Schicksal Orests
gehört; die vielen grösseren und kleineren Dinge, die Euripides
namhaft macht, und von denen wohl nur weniges auch dem Auge
sichtbar und kenntlich war, dienen, wie ohne weiteres klar, zum
grössten Teil nur dazu, die Heiligtümer selbst eindrucksvoller zu
machen, stehen also eigentlich um ihrer selbst willen da. Ein Beispiel
des Gegenteils ist die im Einzugslied des Kreterchors Fr. 475 ein-
geflochtene Schilderung des Tempels, aus dem (von draussen her)
die Zeuspropheten kommen. Denn wie deren Tracht und Nahrung,
soll auch, was von ihren hochheiligen Tempeln — der Plural wird
wegen der Mehrräumigkeit mit Vorliebe gebraucht -— gesagt wird,
deren urwüchsige Schlichtheit charakterisieren: die Decke aus
Brettern von eigenen, d. h. wohl im eignen Hain gewachsenen Zy-
pressen, nur mit dem Beile geschlichtet und mit Stierleim die Fugen
geschlossen. Sonst werden vielmehr dem Sinne gefällige oder impo-
nierende Züge hervorgehoben: die Altäre, deren Namen ßwpog,
etfxdpo, OupeXp, in Einheit und Mehrheit, der Dichter gerne wechselt,
dazu der Stand des Opferers npoßmpia Herakld, 79, der Schmuck
des Altars, ßmpoü Soava Ion 1403, der ganze Altarplatz, die Area
banebov Ion 121 (ob 576?), die Tempel selbst mit Säulen ringsum,
der Mauern Höhe, des Gebäudes Sockel und Krönung, die Würde
des Türeingangs, der Glanz des Metallbeschlags Taur. Iph. 99
XaXKÖreuKTa KÄpöpa (hier die Türen), mit grossen Nagelköpfen
euyopcpoi und Klopfern pÖTn-pa. Draussen ferner das Weihwasser-
gefäss, das Ion mit frischem Quellwasser füllt; drinnen der heilige
Erdnabel mit Binden und Gorgonen, d. b. Adlern, geweihte Waffen
an den Parastaden, d. h. der Bildnische, Andr. 1121, an Nägeln
aufgehängt, so wie auch im Zeustempel der Herakleiden 698. Weih-
rauch steigt im Apollotempel zur Decke auf Ion 89. Die offenen
 
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