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macht. Freilich geschah Anschaffung und Lektüre von Büchern, von den
vorhandenen Bänden her zu schließen, nicht aus Freude am literarisch-
ästhetischen Genuß, sondern vorwiegend aus praktischen Motiven. Die
Bibliothek bedeutete eine Hilfe bei der täglichen Arbeit. So setzte sie
sich hauptsächlich aus juristischen Werken zusammen, die öffentliches
und Kirchenrecht betrafen, daneben Abhandlungen über den Bereich
der Verwaltung bis hin zu den Titulaturbüchern. Für die Führung der
zahlreichen Prozesse, Ausarbeitung von Rezessen oder Auskunft über
gegebene Rechtslagen, nicht zuletzt auch als Anregung und Vergleich
für die eigene Gesetzgebung waren diese Bücher von Bedeutung.
Selbstverständlich schenkte man in Thurnau den Vorgängen in Bay-
reuth besondere Aufmerksamkeit und war auf diesem Gebiet gut be-
stückt159. Neben dieser großen Hauptabteilung fanden Abhandlun-
gen, die der Ausbildung zum „galant homme“160 oder der reinen
Schulbildungen dienten160“, Beachtung. Der Vorbereitung von Reisen
bzw. der Erweiterung der durch sie geweckten Interessen dienten die
Beschreibungen der wichtigsten europäischen Länder, ihrer Geschichte
und ihrer Hauptstädte161. Allerdings scheint auch ein überraschend
großes Interesse an den Ländern Asiens und Afrikas vorhanden ge-
wesen zu sein, wie die relativ zahlreichen Bücher über diese Kontinente
noch zeigen. Geschichtliche Werke waren neben einigen Biographien162
durchaus unter dem Gesichtspunkt der Information über das Zeitge-
schehen163, nicht wenige auch über genealogische Zusammenhänge von
fürstlichen Familien ausgesucht. Einen verhältnismäßig kleinen Raum
nehmen dagegen religiöse Abhandlungen ein, soweit sie nicht im Zu-
sammenhang von Kirchenrecht und Schulordnungen standen. Natür-
lich sind ein Teil der Werke Brendels vorhanden; ebenfalls sind Kir-
chen- und Ketzerhistorien vertreten. Ob das Vorhandensein von
Robert Barclays164 „Apologie“165 nur ein Spiel des Zufalls oder ob
das Werk ein Zeichen der bewußten Auseinandersetzung mit dem Ge-
dankengut von unorthodoxen religiösen Strömungen166 ist, muß offen
bleiben. Als Beispiel für die Interessenverteilung Carl Gottfrieds bei
Buchkäufen, sei hier eine von ihm aufgestellte Desiderata-Liste wie-
dergegeben:167
„Reiß Memorial für Frankfurth ... Bücher.
1. Heils Judex et Defensor in processu Inquisitionis
2. Facti species des Königl. Preuß. successions Recht auf die Marg-
gräffl. Culmbach. Lande betr. (Fol.)
3. Legii de [jure?] Protimiseos.
4. Schaumburg. Policey Ordnung.
5. Architectura Practica (fol.)

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