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Pfälzer Bote für Stadt und Land (26) — 1891

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Nr. 171 - Nr. 180 (31. Juli - 11. August)
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— — ——
ZE — Befiellung
— —

* ortlicher Nedakteuir ;
„gulins Yeder in Heidelberg.







Beſtellungen
f den „Pſalzer Boten“ fur die Monate
luguſt u. September werden noch fortwährend bei
wurchen Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen,
Pwie in anſerer Expedition eidelberg, Zwinger-
aße 7 entgegengenommen. s
Verlag des „Pfälzer Bote.“



über‘ Frankreih. und. den Liiitu

er alte Nedvokutionär‘ Criſpi theilt mit ſeinem
* dom. Saͤchfenwalde die Neigung nach feinem
hgan von ſich reden zu machen. Seine . jüngfte
Auslaffung in der „ Contemporary Review“
fich mit. der Papftfrage und angeblich vas
nchfranoſiſchen Confpirationen. Daz Haupt-
ächlichite des Artikels ıjt, daß der Vatikan von der
Republit Frankreich die Wiederheritelung des Kirchen-
faates erhoffe und in diefer Hoffnung wiederholt von
Tankreich beftärkt worden ſei Die Pflicht des Pap-


Sierung haͤbe dem Papſte geuügende Garantien für
e Ausübung jeiner geijtlihen Mijjion gegehen und
le Tath. NRekıgion genieße außerordentliche Vortheile
gegenuͤber allen anderen. Culten. Was nun die an-
gebliche. franzöfijche Politit des Vaticans-betrifft, _ 19
at Herr Erijpi gewiß teine Urjache, Darüber Borhalt
3 machen. Der Vatican hat den Raub Des Kirchen-
kaates niemal8 al3 zu Recht beſtehend anerkannt und
at deshalb naturgemäß. das Recht, Da Hilfe zur
erftellung _ jeine8 früheren Beſibſiandes zu fuchen,
D er fie erhoffen Tanıt. Ob in dieſer Beziehung der
gtican im Eriiſte an Frankreich glaubt, defjen Stagts-
leitung uur aus Klugheitsrückſichten die Kirche ſehr
Mäßig tolerict (dıldet), möüchten wir trog „Dfferv. Kom.“
art hezweifeln. Daß der Vatikan bei ſeiner univer-
jellen Stellung das Wohlwollen Frankreichs nicht
Gering anjchlägt, zumal die außereuropaiſchen Miſſio-
Nen vielfach auf defjen Schuz angewigen ſin. iſt ja
i'e“’ftt)er:itt'mbficf), unDd ein tath. Laͤnd ift ja Frankreich
aud, trog al der dort ſich geltend machenden anti-
teligiöjen veſtrebungen. Ein kath. Ron von der
KRepublit Frankreih Guaden wäre immerhin ein ver-
Wegener diplomatiſcher )
füllte, fäme die zweite Frage, ob dieſer Zuſtand dem
SHeile der Kirche entjpräche. Die Löjung der römi-

Selehrt und Bekebhrf£.
Erzählung von Gutmuth vom Walde.
Gachdruck verboten)

„Nun,“ ſprach Veter, dieſen Diebftahl Kanıt nur Ze-
nond —— haben, welcher hier mit Auem genau be-
fannt j und: wohl wußte, wo mein Geld lag. Denn iD
jehe jonit Dier im Schranfe nicht3 in Unordnung, nidts
urchgewihlt, nichtz Anderes mitgenommen. a, 10
D, ich vermuthe, wer diejen fchlehten Streih verübt hat!

Anha ichaute angltvoll auf ihren Mann, Sie ahnte
feine Gedanken, und ein furchtbarer Schreck ging ihr durch
die Glieder. „Du meiit?“ fragte fe zitternd. .

„SIch meine, daß Foͤſe der Dieb ijt !” polterte der Müller
Heraus. * *

„Bei allen lieben Heiligen, Veter !“ rief Anna entiebt.
„Gfaubjt D, da unier Kind ſo tief verkommen jein
önnte?“ j -

„Sa,. Anna, ich muß daß olauben, fo fhwer eS mir an“
lfümmts. Mein ganzes Weien fräubt fich gewiß gegen diefen
Gedanken, aber. e3 tit 10, wie ih vermuthe! — Iſt Joſe
noch in Bette ?” .

——— —— ſprach erſchüttert die Zochter. „Er
tlagl geitern Abend über größeres Unwohliein.

f „Der Heuchler! E fehlt ihın nichts als ein autes Ge-
wi ſen *

Mit dieſen Worten verließ Beter die Stube und eilte
in daͤs B?mtiner jeines Sohnes. Diejer Iag noch im Bette.

„SYoje! Du hHaft mich beitohlen! „ Wo i das Geld?
ſubr Beter ihn an Das Angeficht des Sohnes ward
Teidenblaß- ; }
„Waz jagit Du da? Ich Did beitohlen ? Ah, da5 iſt
zu biel. Z bleibe ich tenen Tag mehr im Hauſe!
Thuẽ was Du 77 aber gib das geftohlene Geld
eran3 !“ ereiferte dex Müler. e

Es — — Heuchelte der Nichtänuß. „ ſoll
gejtohlen hHaben!” Nein, das iſt unerträglich !” —

Aoie erhob fih auS dent Bette, . Feidete: fich an und
ging in’3 Wohnzimmer, wojelbſt die Mutter und Schweiter
weinend. wehetlagten. Er leuanete die That, ſprach von



13)








ſchen Frage im Sinne der Kirche kaun nach menſch-
licher Berechnung nur durch außerordentliches höheres
Eingreifen erfolgen; aber von Frankreich erwarten wir
und wohl auch die Curie keine befriedigende Loſung.
Im Schlußjage; wo Criſpi von der genugenden Ga-
dautie für die Ausuͤbung der chriſtlichen Miſſion ſei-
ten8 des Papſtes {pricht, zeigt ſich wieder der alte
deuchler. E3 gehört angeficht? der fortgeſetzten He.
ſchimpfungen, welchen der hl Vater ſeit Jahren unter
der Aegide der italieniſchen Regierung in der ewigen
Stadt aͤusgeſetzt iſt und angeſichts der fortgeſetzt ver-
übten Beraͤubungen der Kirchengüter eine freche Stirn
dazu, den Papft als Friedensſtoͤrer hinzuſtellen und
ihm zuzumuͤthen, mit der Regierung gut Freund zu
werden.

Uebrigens wird die Criſp ſche Abhandlung wohl
kaum irgendwo eruſt genommen werden Die franzoͤ⸗
ſiſche Prefje thut es einmal nicht Da - Journal
des Debais inacht zu der Abhandlung die Bemerlung,
man koͤnnte ſich bein Leſen derſelben um 30 Jahre
verjüngt, in die Zeit zurückverſetzt fühlen, da die welt-
liche Herrſchaft des Papſtes noch eine große Rolle
in der euͤropaͤiſchen Poͤlitit ſpielte. Man müſſe merk-
würdig falſch uͤrtheilen oder auf die Urtheilsſchwaͤche
der Auderen zaͤhlen, um die Leſer überzeugen zu wol-
ten, daß das Tepublikaniſche Fraukreich das ſchon ab-
wechſelud von Ferry, Goblet und Floauet regiert
wurde, auch nur einen Augenblick daran denken koͤnnte,
die Erpedition von 1849 wieder anzufangen und den
Papſt in ſeine alten Staaten wieder einzuſetzen. Ganz
im gleichen Sinne äußert ſich auch der „Temp3“.
Wie muß man ſich erſt wuͤndern, fährt er dann fort,
daͤß Criſpi noch hinzufugte: „Dies iſt die einzige Ur-
fache des Mißtrauens der Italiener gegen Frankreich.
Waͤhrlich, wenn Criſpi glaubt, was er ſagt. ſo iſt
man verfucht, einige jener Epitheta Geiworte) anzu-
wenden, die im Diploͤmatenſthle nicht üblich ſind. Und
wenn er nicht glaubt, was er ſagt, welche Varſtellung
macht er ſich da von dem interhaͤtionalen Publikum
im Allgemeinen und dem italieniſchen im Beſonderen?
Wenn e8 in gewiſſen Ländern, in Ftalien, in Deutſch-
laͤnd, in Oeſterreich allerdings noch eine „roͤmiſche
Frage gibt, ſo darf man ſagen, Frankreich ſei von
allen Landern dasjenige, wo ſie am vollſtaͤndigen zu
exiſtiren aufgehört hat. Der „Temp3“ erinnert hier
an die Mühe, welche die Regierungs⸗Republikaner
alljährlich haben, uni nur den Botſchäftexpoſten beim
Valikan zu erhalten, und meint, es würde ſich zu
ſonderbar ausnehmen, wenn die Reaktion die römiſche
Frage auf ihr Programm ſtellte, unmittelbar nach
Verfolaungsiucht des Vaters und daß er heute noch in die
Welt gehen werde.

Der Seelenzuftand der Mutter war unbegreiflich troft-
los. Segt kanı Beter hinzu Er hatte des Sohnes Zim-
ıer genau hurehjucht, doch natürlich nichts gefunden. Die
Mutter fuchte abermalz iheen Mann auf andere Gedanken
zı bringen. Doch Beter blieb bei ſeiner Meinung.

„S8 ift- ſo wie ich Jage. Er hat mir vor drei Tagen
angefündigt, daß er in die Welt wolle; er wußte, daß ich
ibm freiwillig fein Geld geben würde; er wußte aber, daß
ich Geld hier liegen hatte. Und die Axt und BWeije, wie
der Diebitahl begangen ijt, zeigt, daß kein fremder Dieb
es gethan hat !“

„D - Kofe, jo rede doch! bat Lisbeth.

„WaZ ſoll ich jagen ?“ brauſte der Freche auf; „Der

Bater glaubt mir nichis mehr, beweiſen aber kann er nichts
gegen mich!“

Beweiſen! Beweiſen! Ach Sott, daß ich das müßte
gegen mein eineneS Fieiſch und Blut!” fprac mit tiefem
Schmerz der Müller. „Du biſt der Dieh aber ich kann es
nicht einmal. nüch Außen hin jagen, ohne Schimpf und
Schmacdh auf mein HausZ zu Iaden. Es iſt entjeßlich! Und
mit. diefer Schuld beladen willſt Du in die Welt? Ia
Soje!“ {prach nach lurzem Bedenken der Müller, „gehe! €
wird wohl jo. am beften fein. Sieh’ einmal zu, wie weit
Du fommen wirft auf der Bahn des Leichtfiins und der
Gottlofigteit. „Bielleicht erbarmt ſich Deiner noch der Him-
mel und- fucht Dih derart hHeim, daß Dr nochmals reu-
müthig und debeffert zuruͤckkehrſt in’2 Baterhaus !”

Peter aing hinaus. Zern und Kummer wühlten
ſchmerziich ſeiner Seele. Anna und Sisbeth fjaßen, auf-
geloft in Thränen, im Zimmer. Faſt hätte der Anblick
Ddiejes Seelenjchmerze3 jeiner Mutter und Schweſter, den
verfommenen Sohn bewogen, Abbitte zu leiften. Doch, er
{bat e8 nicht. €3 mochte wohl ein anderes Bild Wwieder
zeritörend hHingetreten jein vor jeinen Geift. Er weilte im
MWohnzimmer und ging in jein Stube. Und als der Abend
fam, war der Unglückjelige weggegangen von Haufe. - Un-
jagbaren: Kummer hatte er dort zurüdgelaffen. Ueber den
ganzen Borgang ſchwiea Beter beftändig.




gnaeigeußl_mthffltb{e — er
Beuburs. — 8 Ichrebingen 2 T M

Wiesloh, Bruchfal, Breiten, Nedargemänd, — 2
Werbach, Brchen, Walldünn, T.-VBifhofsh, Wertheint 3c,. .





den beſtimmten Erklaͤrungen Leo XIII. ſelbſt er glaube
nicht an eme Zukunft der monarchiſchen Rückforder-
ungen. — Der „Figaro“ meint. Niemand werde
Criſpi mehr ernſt nehmen. Ein Mann, der ſeine Be-
gründung auf einen Artikel der Gazette de France,
zuf einen Brief Cernuschis und eine Phraſe Chau-
dordy's baſirt, ſei ein gerichteter Mann, ſelbſt wenn
er Premierminiſter eines großen Landes war.

arum ſel Bismard?

Darauf gibt ein dem /Buͤdapeſter Tageblatt“ zu-
gegangenes Schreiben aus Berlin folgende Antwort:

Als ſich Kaiſer WilhHelm II. zur Einweih-
ung des neuen Reichsgerichtspalaſtes in Leipzig be-
fand, hatte der Reichsgerichts-Präſident, der greife
Herr v. Simſon, der ſeilher ſchon in den Ruheſtand
getreten iſt, Audienz beim Kaiſer. Hexr v. Simſon,
nun hat eine in ihrer Art einzige Stellung dem
Kaiſer gegenüber. Er iſt der Mann, der dem Haus
Hohenzollern zweimal die deutſche Kaiſerkrone ge-
bracht hat, das erſtemal, als Präſident des Frank-
furter Parlaments nach Berlin, das zweitemal als
Präſident des norddeutſchen Reichstags nach Verſailles.
Ein ſolcher Mann darf Verſchiedenes gerade heraus-
ſagen, was ein Anderer kaum zu ſtreifen wagen
dürfte. Herr v. Simſon ſoll nun den Kaiſer darauf
aufmerkſam gemacht haben, welch' enormer Gefahr
die Dynaſtie Hohenzollern Dank der Rachſucht Bis-
marck's, der noch im Grabe an dem Andenken des
Kaiſers Friedrich ſein Müthchen kühlen wollte, ge-
laufen ſel Wäre Geffcken verurtheilt worden, ſo
wäre ja nicht er der eigentliche Verurtheilte geweſen,
ſondern der todte Kaiſer Friedrich und damit wäre
die Dynaſtie mit einem unauslöſchlichen Makel belegt
worden. Das ungefähr ſoll Herr von Simſon dem
Kaiſer geſagt haben und das ſoll nun natürlich einen
ganz gewalligen Eindruck auf den jugendlichen Mo-
narchen gemaͤcht haben. Er kam injoweit e& ſich um
Bismarck handelte, innerlich umgewandelt von Leipzig
zurück. Er war von da an von tiefem Mißtrauen
gegen den Kanzler erfüllt und prüfte von da an
ſeden Schachzug deſſelben unter ganz anderem Geſicht-
punkte als bis dahin. Was dann den Becher zum
Ueberfließen gebracht hat, weiß ich nicht und wiſſen
wohl wenige, Internationale Fragen waren es nicht,
denn im Moment, da Bismarck fiel, ſtanden ſpeziell
die Beziehungen zu Rußland gar nicht in Diskuſſion.
Aber der Becher war voll und da genügte ein
Tropfen.“








8.
Aus dem Nachtszuge, welcher von Mainz-Heidelberg-
Karlzruhe her gegen die Mitternachtsſtunde in die kleine.
aber verfehrsreiche Station Yos der badijdyen Sijenbahn
einläuft, ftiegen in einer Auauſtnacht des Jahres 1880 zwei
Perfoaen/ in denen wir ſofert den Redermgttes und Joſe
Stollen erkennen Dieler Redexmattes mit weldhem wir
ſchoͤn längit bekannt wurden, war ein geborener Zchau-
berger und hatte das Drechsterhandwerk erlernt. Jahre-
lang war derſelbe als Geſelle in der Welt herum gewelen,
hatte aber ein Strower⸗ und Bummlerleben dem ehrlichen
£hätigen Gefellenleben vorgezogen, Deßhalb war er auch
itet3 den {o obenswerthen und fürs körperlihe wie au
geiftige Wohl des Handwerkes nüßlidhen Gejellenvereinen
fern geblieben, haͤttẽ allerhand gottlofe und verfehrte Grund-
Jäße aufgenommen, ſchimpfte viel mit über die Nothlage
der Armen und daß es anders werden miüffe in der Welt,
war aber ſelbſt wenia darauf bedacht, etwas Anderes zu ſein.
As ein Zaullenzer u. ſchlechter Wicht Seit einigen Monaten
hielt er ſich wieder in Schauberg,auf, that nicht$ in ſeinem
Haudwerk ſondern ließ feine alte Mutter für ſich arbeiten,
indem er ſich trauk ftellte. Hin und wieder ging er einmal
in einen Taglohn; die Groſchen aber, weldhe er dann ver-
diente, irug er in’s Wirthshaus Mit der berüchtigten
Lina war von Weitem her verwandt und hatte denn auch
Vn Ddieler fich treiben laſſen, dem Schwigmüller ich zum
Taglohn anzubieten, welcher ihn ahnungelos annahın. Und
biejer Lüderlihe Redermattes war jetzt der Führer des un-
alückſeligen Müllersſohnes.

„Da waͤren wir nun hald in Baden-Baden, und wir
wyllẽn ung dort einmal einiae Iuftige Taae maden, ehe
wir an’3 Arbeiten denken,” {prach Mattes als die Beiden
in den bereitſtehenden Zug umgejtiegen waren, welcher von
Do3 auz nach den berühmten badijdhen Kurorte führt,
„oaha!“ Iachte er hell auf, „Dden Schaubergern und Deinem
Alten ſind wir jebt weit genug gus den Zähnen; Ddenn ver
folgen wird man uns nicht, weil Dein Ulter, wie ich mir
dachte, wohl weiß, wo ſein Geld ſteckt.



Gortſetzung folat.)


 
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