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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0284
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falls bewilligten Durchſchnittspraͤſenz in Betracht zieht,

an 70,000 Unteroffiziere und Gemeine mehr, d. 1
zwei Drittel der Regierungsforderung, was einen
Mehraufwand von 40 Millionen erfordern würde.
Nach dieſem Vorſchlage würde ſich die Friedenspra-
ſenz ſtärke künftig ohne die Unterofftziexe und Einjäh-
rigen auf 462,000 Mann belaufen. Herr v. Bennig-
ſen will auch die neuen Bataillone bewilligen mit
klei nen Abſtrichen der Artillerie, Kapallerie und den
Pionieren. Das zur Verwirklichung ſeines Vorſchlags
nöthige Mehr an Rekruten will Herr v. Bennigſen
außer der ohne weiteres mit der zweijährigen Dienſt-
zeit eintretenden Mehreinſtellung von Rekruten noch
dadurch erreichen, daß er die 18,000 Erſatzreſerviſten
künftig zwei Jahre dienen laſſen will.

Deutſches Reich.

* Berlin, 23. März. Der Reichstag hat
ſich bis zum 13. April vertagt, hat alſo heute keine
Sitzung mehr gehabt, wie geſtern von uns angezeigt
wurde.

Berlin, 23. März. Reichstagsabgeordneter
Singer (Soz.) mußte, wie verlautet, wegen hochgra-
diger Nervoſität zu einer Heikanſtalt Zuflucht nehmen.
— Nach Schluß der geſtigen Sitzung des Reichs-
tages wurde Ahlwardt von einem zaͤhlreichen Bub-
likum vor dem Gebäude mit Hochrufen empfangen.
Er begab ſich ſofort nach einem nahen Reſtaurant,
wo feine Freunde in großer Anzahl verſammelt waren.
— Die Sitzung des SentorenkonbentsS, in ‘
welcher die jog. Ahlwardt'ſchen Aktenſtücke
geprüft wurden, dauerte etwas über eine Stunde.
Es nahmen an ihr, wie an gewoͤhnlichen Commiſſions-
ſitzungen, auch Mitglieder der Regierung Theil, näm:
lich Graf Caprivi, von Boetticher und Miquel. Die
Attenſtücke enthHalten vom Jnvalkide n !
fonds garnichts; ſie beziehen ſich auf den ru-
mäniſchen Eiſenbahnbau und ſind entweder aus dem
rumäniſchen Miniſterium oder aus der Diskonto Ge-
ſellſchaft entwendet. Ihr Inhalt ſoll der „Frkf. Ztg.“ }
zufolge gänzlich belanglos ſein. Sie beziehen ſich auf
Quittungen über Zahlungen und Darlehen aus dem
Jahre 1872, auseſtellt von der Diskonto-Geſellſchaft
gegenüber der kumäniſchen Eiſenbahn-Geſellſchaft.
Die Dis konto⸗Geſellſchaft intervenirte, wie man ſich
erinnert, damals, um den Verfall der von Strousberg
unternommenen Eiſenbahnen zu verhüten, wodurch
das in Rumänien angelegte Kapital verloren gegangen
wäre, Vom Invalidenfonds oder ſonſt einer ſtaat-
lichen Behörde enthielten die Aktenſtücke nichts.

Z LD

* Nom, 23. März. Am 16. April wird die
feierliche Seligſprechung des italieniſchen Jeſuitenpaters
Batdinucet ſtattfinden, am 30 April diejenige
von fünf in Oſtindien gemarterten Mitgliedern der
Gefellfchaft Feſu und am 14 Mai diejenige
von fünf in Chma gemaͤrterten Dominikaner- :
vatrez. So wird die Mehrzahl der Theilnehmer
an den Pilgerzügen der einen oder der anderen dieſer
Feſtlichkeiten beiwohnen können.

Biſchöfliche Aahnungen.
Die kirchenfeindliche und farblofe
Preſſe iſt ein Feind, dır ohne Unterlaß vielfältiges













Unkraut auf den Acker Gottes ſäet; ſie bildet eine
Macht, die Tag für Tag zerſtört, was die Seelſorge
mithſam aufzubauen ſucht. Dazu kommt, daß durch
die Verbreitung der ſchädlichen Preſſe diejenigen
Blätter, die mit vielen Opfern zur Vertretung und
Vertheidigung der kath Grundſätze begründet wurden
und ihre Aufgabe im Kampfe für die Rechte und
Freiheiten der Kirche mit Muth und Aus-
dauer erfüllt haben,
Ich erkenne dankbar die Opferwilligkeit an, mit wel-
cher Geiſtliche und Laien ſeit Jaͤhret die größeren
und kleineren kath. Blätter unterſtützt und gefördert
haben. Angeſichts der ſtets ſich ſteigernden Ausdehn-
ung der kirchenfeindlichen, antichriſtlichen und athei-
ſtiſchen Preſſe erſcheinen jedoch erneute Anſtreng-
ungen dringend geboten.“
Paulus Haffner,
Biſchof von Mainz-

„Die unchriſtliche Wiſſenſchaft beherrſcht
heutzutage die Welt und durch populäre Schriften
und Tagesblätter findet ſie
Volke immer mehr Eingang.
Fähigkeit zum geiſtigen Kampfe beſitzt. der

Wer darum Zeit und
bekenne




mirfe in lebendigem Worte in klaren populären



Unerfayrenen, durch Bekämpfung der Irrthümer und
durch Belehrung der Irrenden dem Gifte des Un-
glaubens entgegen.“

„Deshalb follen aus den katholiſchen
Fam ilteu ale gottes- und kirchenfeind-
lichen Blätter verſchwinden und
Stelle gute katholiſche Zeitungen treten,
lich warnen, über alle zeitbewegenden Fragen be-


digen helfen.“
Joh. Chriſt. Roos,
Erzbiſſchof von Freiburg.



Aus Stadt und Land.

Nachr Sten für dieſe Rubrit find uns jederzeit willlommen — Etwaige
Koſten werden ſtets ſofort erſetzt)

- Geidelberg, 24. Märzʒ.
Schönes Wetter.

* gGeidelberg, 24, März
chäftsgebahren legte
Mannheim an den Tag.
der Reiſende Jaeques Sahm, Vertreter des Corſettenge-
ſchäfts der Firma Schneider in Heubach,
Wronker ließ Sahm

woſelbſt Sahm außer

Raufe, worauf der Letztere Sahm erfuchte,
Muſter herbeizuholen. Dies geſchah, Sahm
ſchnell in das Hotel! WD er
nommen hHatte, und brachte

zahl Multer herbei, wurde aber auffälliger Weile auch
Ddamit abgewiefjen. Später erklärte ſich die Sache. Bon dem
beiden Leuten, welche Sahm im Büreau Wronkers mit
antraf, war der Eine gleichfallS ein Reiſender und zwar
der Vertreter eines — — der Firma Schnei-
welcher

nöch

Der



|


i



nicht ſelten al3 „reingefallen” verhHöhnt. <
Sahm am 16. SJum v. &. an Wronler einen


Ausdrücken gehaltenen Brief, in welchem er das Verhalten
Wronkers als dasjenige eines 14jährigen Jungen bezeich-
nete. Wronker klaaͤte darauf hin wegen Beleidigung, in-
Jolgedefjen das Mannh. Schöffengerich Sahm zu der geſetz-
lich gerinaſten Geldſtrafe von 3 Mark verurtheilte, indem
c& fich zugleidh uber die vandlungsweiſe Wronkers mıß-
billigend ausjprach. Sahm jedoch legte Berufung ein, die
auch zu ſeiner völligen Freiſprechung führte. (Ander n
Leuten zur Warnung !)

Mannheim, 23. März. Wie mitgetheilt wird,
iſt die Dowe'ſche Erfindung nunmehr finanzirt und
zwar durch das erwähnte Berliner Conſortium in
Verbindung mit der hieſigen Firma Heinemann und
Cie. Die Bedingungen ſind ſehr geheim gehalten,
doch verlautet ſo viel mit Sicherheit, daß Dowe einen
ſehr hübſchen Baarbetrag erhalten hat und ihm außer-
dem ein gewiſſer Gewinnantheil vertragsmäßig ge-
ſichert iſt.

Mannuheim, 23. März. Spurlos iſt ver-
ſchwunden mit ihren drei Kindlein im Alter von 3,
5 und 6 Jahren die Frau eines hieſigen Verſicherungs-
agenten, nachdem ihr Gatte ſeine Familie vor einigen
Tagen treulos verlaſſen hatte. Der Ehemann lebte
auf großem Fuße und ſpielte den Lebemann, während
ſeine arme Familie in Noth und Elend ſich befand.
letzten zwei Jahren verlobte ſich derſelbe,
trotzdem er verheirathet war, nicht weniger als vier-

Kellnerin auf und davon ging. Man vermuthet, daß
die verlaſſene unglücklihe Frau, welche die Tochler
eines angeſehenen Beamten in Trier iſt und einft
beſſere Tage geſehen hat, den Tod geſucht hat.

? Reilingen, 23 März Ein herrliches Papſtfeſt
haben wir neulich gefeiert u. jhon wieder ſoll uns ein
ſolcher Genuß geboͤten werden; aber wir erlauben
uns doch eine Bemerkung zu der bevorſtehenden Frier
Wie mir hören, ſoll eine großartige Schulfeier des
achten Schuljahres vom Unterlehrer Kaltendach ge-

plant ſein mit Geſängen und Vorträgen, mit denen
die Kinder ſchon ſeit Wochen geplagt werden Wir

freuen uns, wenn unſere Kinder etwas lernen; aber
es darf der Hauptpunkt der Schule, nämlich die Er-
ziehung, nicht vergeſſen werden. Wir leben in der
ernſten Faſtenzeit und auch unferm proteſtantiſchen

dieſe Woche ſoll die Schulfeier fallen und zwar Abends
in einem Wirthshaus. Den Eltern fiegt daran, daß

ſchon bei der Schulentlaffjung. Ob der
Ortsſchulrath wohl die Feier ſchon genehmigt hat?
Ob auch unſer Herr Pfatrer die Sache billigt? Wir
glauben es kaum, obwohl in der Kirche ſchon Proben
gehalten worden ſind. Hat der wöhlthätige Herr
Dekan von St Leon das Harmontum deßhalb unſerer
Kirche geſchenkt, daß es zu ſolchen weltlichen Feiern
mißbraucht wird? Wir glauben kaum und
Hoffentlich bleiben unſere Mithürger von der
Feier weg und behalten auch ihre Kinder zu
Hauje. Wenn eine Feier ſein ſell ſo ſoll man
jie doch ın der Schule Halktfen. Aber mir
ſehen gar nicht ein, waru..ı auf einmal eine ſolche
ſein ſoll. Wir haben ſchon recht tüchtige Lehrer ge-
habt und darunter unſern hochverdienten Herrn Lehrer
Finzer; aber noch keinem iſt es eingefallen, ſolch einen
Spektakel zu machen. Dieſe älteren Herrn könnten

wird







Ber Schöpfer der „heiligen Drte“ aufdem
Arenberg bei Kablenz, Pfarrer 3. B.
Kraus T

Wergangenen Donnerſtag verkündeten die Glocken
unſerer Kirche, daß unſer lieber, guter u unermüdli-

Jubilarprieſter J. B. Kraus,
Anlagen und der Kirche, ſeine arbeitsmüden Augen
zum emigen Schlummer geſchloſſen hat.

Geboren zu Valendar am 5. Juni 1805 u. zum
Prieſter geweiht am 18. September 1830, wirkte er
zuerſt als Kaplan zu Engers und an St. Paulin in
Trier, übernahm daͤnn die Pfarrſtelle zu Bendorf u.
22. Juni 1834 dahier. Er erreichte das hohe Alter
von 88 Jahren, von welchen er über ein halbes
Jahrhundert unſerer Pfarrei in Mühe und Sorgen
widmete.

Wie unermeßlich ſegensreich er hier als Seelen-
hirte gewirkt,
ſeit vielen Jahren ohne Unterlaß und nur mit Hülfe
freiwilliger Gaben geſchaffen, davon werden ſowohl
ſeine Pfarrkinder als auch ſein weithin bekanntes u.
berühmies Weck, die Kirche und die herrlichen Na-


ehrwürdigen Statuen, an denen ſich Tauſende
abertauſende fremmer Seelen wahrhaft erbaut, auf
lange, lange Jahre beredtes Zeugniß geben. Pfarrer
Kraus, der in ſeiner faſt ſprüchwörtlichen Beſcheiden-
heit gewiß nicht Ruhm und Ehre geſucht, ſondern
nur beftrebt war, ſeinem Gotte und ſeiner geliebten
Gemeinde zu leben, hat ſich ohne es gewollt zu haben,
mit ſeiner Schöpfung ein Denkmal geſetzt, das Jahr
hunderte überdauern wird. Kaun es einen ſchöneren






unten im Garten gegenüber dem Einzang der Kirche?


ehrendes Denkmal für die perſönliche An-

in derſelben Unſcheinharkeit wie vor 60
Neben ſeinen pfarramtlichen und ſeelſorge⸗—

Gotteshaus zu bauen, aber die Furcht der Pfarr-
kinder vor den Untoſten war nicht zu überwinden.
Aber dem Pfarrer Kraus wuchs im Kampf der Muͤth
und am 5 Junt 1860 begann er auf eigene Fauſt
den Bau der Kirche Allerdings legten die Pfarr-




beſorgte neben

fand er noch Zeit, eine Rethe erhauender
Schriften zu veröffentlichen, deren Erträgniſſe dem

guten Werke unverkürzt zugewandt wurden, „alles
zur Ehre Gottes und nichts für ſich felbjt.“ Jede

Zeile dieſer Schriften verräth, wie Herr Rektor M.
in ſeinem ſehr leſenswerthen Broſchürchen
Leben, Werk und Bild des Pfarrers I, B. Kraus“


nicht die Zeit zu den Arbeiten eines kleinlichen
Sprachenlehrers. (Wir empfehlen übrigens allen,
welche ein getreues Abbild des verſtorbenen Pfarrers
Kraus ſich verſchaffen wollen, das ä& 50 Pfg durch
die Schweſtern?des Kloſters in Areuberg erhältliche



Er hat den Plan gemacht,
zuerſt eigenhändig die Kirche in Wachs geformt und
in einem Zimmer des Pfarrhauſes, natürlich mit
einem Opferteller dabei aufgeſtellt; er mar Bauherr,
Baumeiſter, Kaſſirer, Materiallieferant, Ziegelbrenner,
Bauaufſeher 2c. Und das Alles für ein Bauwerk,
für das es kein Vorbild gab und bei dem alles ge-
wiſſermaßen gelernt werden mußte. Wirklich, jede
gewöhnliche Arbeitskraft Hätte unter dieſer Laſt zu-
fammenbrechen müſſen. Gleichwie im Tempelbau in


ſetzten künſtlich die Steinchen zufjammen, wie Bienen
ihre Zellen und vollführten das Werk, ohne je ſolch

ſchwierige Arbeit gethan oder geſehen zu haben.
Meiſterhände wagten ſich nicht daran, denn ſie er-
kannten, daß Golt ſeine Lehrlinge ſelbſt und dieſe



und die
in der Verkündigung des

Das entſchiedene Rednertaleut
triebene Unermüdlichkeit



engeren Paſtorationsfähigkeit des Herrn Kraus.
Lenken wir nun einen kurzen Blick auf die Ge-

ſchichte der Kirche. Seit dem Einzug in die Pfarrei

1834 hatte er den Wunſch,

überbälkten, viel zu kleinen Kirchleins ein würdiges


Das Baumatetial wurde
nicht nur gab er in den
Kirchen⸗ und Pfarrfeldern den Lehm zu Ziegeln und
den Bauſand, ſondern verſchloß auch in Felfen und
verlaſſenen Gängen der Silber⸗, Blei- und Kupfer-
minen bis zur Zeit des Gebrauches für die Kirche
die herrlichſten Bergkryſtalle und Quarze; Berge
wurden zu dieſer Zeit durchbohrt zur Fortſetzung der
Eiſenbahnnetze und die koſtbarſten Steine boten ſich
für die Kirche dar.

Es kommen nicht ſelten Leute nach Arenberg,
welche ſich den Kopf darüber zerbrechen, ob die Bau-




dem ju
geben.

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