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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Erfheint taͤglich miit Kılsnahme der Gonns und Feiertage


“ ML 120 oBne Trägerfodn ı. Poftauffhtag. Beßelungen
Sei dem Bofanfialten ı. bei ber Gxbehition Zwingerfüraße 7.



für Siadl




ote

nzeige-Slatt für die Amisbezirke GHeidelderg,
Kabenbutg, Weinheimt, SHmwehingen, Philippabura,
Bieslocdh, Brucfal, Bretten, Ne Iargentänd, MoSbad
Gberbad Suchen Walbdärn,Z.-Bı _ “8h., Wertheimoe

























gerautwortlicher Redakieur ;
Luliut Yeder in Heivelbers



Seidelbetg,

Dra, Berlag ı, Crpevitton von Gebr. Yuber
in Heideldezg, Zwingerſtraße 7,







Ar 20 |

Somtag, den 28.

20. Jhtt.



Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
fämmtlichen Poſtaͤnſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7, entgegengenommen. *

Verlag des „I’fiflzer Bote.“







ꝛ— — — — — — —
Der heutigen Numumer liegt Ur. 22 der Waͤcheneet

Inge bei

— — — — — — —

Vililiſche Budhenüberlicht.
; ® Seidelberg/ 27. Mai.

Es iſt immer feht lehrreih, wenn man zu Zeiten
beſonderer politiſchen Bewegungen einmal ein Jahr-
chen zaͤrückgeht und nachſchaͤut, was ungefähr um die-
ſelbe Zeit pafſierte Wir befinden unz nämlich wie-
der in der ſchönen Lage von 1887 und werden gleich
„1892“ und „1893“ etwas vergleichen, Im vorigen
Jahre tobte um Pfingſten Herum die Mberale Preſſe
in gewohntem Töne gegen — die kath. Geiſtlichkeit.
Es war, wie man ſich zu erinnern wiſſen wird, aus
Anlatz der Verweigerung des katholiſchen Begräb-
niſfes für den Oberbürgermeiſtex v. Forckenbeck Wie
weidlich wurde da nicht über die „pfäffiſche Unduld-
jamfeit“ uſw. losgezogen Im Saale der /Phantaſie
zu Eiſenach tagte gleicher Zeit der nationalliberale
Parteitag, und mit tojendem Jubel wurde dort eine
Parole begrüßt, die allemal des Beifals der Gebil-
deſten ſicher ift; ſie lauteteKeiune Schonzeit für
das Schwarzwild! Es mar gerade um das hl.
Pfingſtfeſt. Das ſteht natürlich im hohen Kalender
der Moralsgläubigen nicht. Alſo damals hieß es
Keine Schonzeit für das Schwarzwild!“ Drauf
und dran auf die unduldſamen Pfaffen!“
ein Sahr ſpäter??!? — Wir müſſen noch etwas
nachhoͤlen! Auf der letzten Katholiken⸗Verſammlung
ficl nämlich vön einem unſerer Keduer das Wort
tathotiſch iſt Trum pf! Wie brüllten da die
Edelſten und Beſten der Nationen, wie tief beleidigt
war in den edlen — Hetzpreſſe das „deutſche
Volk?“ Und heute???“ ſo fragen wir nochmals?
Das Schwarzwild, die unduldſamen Pfaffen find bei





und in katholiſchen Wahlkreiſen, z. B. in Preußen,
haben wir ebenfalls das ſchöne Bild, daß der Hert
Qandrath oder fonſtige Herren, welche „die Politit
der Regieruug auch bei den Wahlen vertreten“, die
Parole ausgaben:. „Latholijch iſt Trumpfl!“
So ändern ſich die Zeiten!

Da iſt es denn kein Wunder,



truisleuie, die man von der Nothwendigkeit der Mi-
litärvorlage zu überzeugen vermochte, hoͤch auf den

man hat Herrn v. Haene. ſogar die „Chre“ erzeigt,
ihn — natürlich ohne ſeinen Willen — alsı Gegen-
fandidat des Centrums aufzuſtellen, und den Herrn
Lender wollen die Patrioten der „liberalen? Partei
gegen Oſthoff unterſtützen! €3 ſoll eben mit allem
moͤglichen Rüſtzeug der alte Centrumsthurm berannt
werden. Wir befürchten nur,
ſich recht ſtarke Kopfſchmerzen. So viel zu beur-
iheilen iſt, hat der Märzſturm, der diesmal im Mai
wehte, recht Vorzüglichks geleiſtet. Der Keil, den
man fort und fort bemüht iſt,
Centcums zu treiben, ſitzt feſt, er will nicht mehr
weiter. Hkute ſchen darf man ſagen, daß das Cen-











ſchaaren, das uns in 23jährigem. heißem. Kampfe
ruhureich voranwehte. Heuie auch werden diejenigen,
weiche getäuſcht von einigen ſonnigen Tagen, meiuten,
man habe doch jetzt werig mehr zu erfämpfen, er-


wenn auch volle Freiheit und Parität herrſchen ſollte,
das Zentrum darfonaſ und nimmer eingehen ‘ Lanı


ſtehenden politiſchen Heere, gonz abgeſehen von der
hohen ſozialpoliiiſchen Bedeuiung unjerer Partei.
Beim beſten Willen können wir aus dem Kapitel
„Wahlbewegung“ nicht heraus Die ganze innere
Politik wird daͤvon beherrſcht und Niemand vermag
ſich dieſer Herrſchaft zı entziehen. Es wächſt und
blüht auf dieſem Gebiete ſo viel Lehrreiches, daß
man ſeine helle Freude daran hahen kann. Zum
Beiſpiel die Krienervereine haben ſich der beſonderen
Fürforge derer aus dem Bewilligungslager zu er-

ſtarke Broſchüre: „Warum muß Deutſchland ſeine
Wehrkraft verſtärken?“ und zum Ueberfluß noch ein
kleineres Handbüchlein: „Um was handelt es ſich
bei den Reichstagswahlen!“. Es iſt faſt der Liebe
zuviel! Und alles iſt hübſch fein ſäuberlich in
Berlin gedruckt Es muß dieſes markige, märkiſche
Material doch wohl vielen Kriegervereinen über-
ſandt worden ſein, denn für den e ineun;; von dem

drei Schriften in Berlin drucken laſſen. Es iſt
auch ein Begleitſchreiben beigefügt, in welchem der
Vorſitzende des Vereins aufgefordert wird, das Ma-
terial an ſeine Mitglieder zu vertheilen. Leider hat
man in Berlin vergeſſen, den „aufklärend wirkenden
Schriften' einen Paragraphen der Kriegervereins-
Staͤtuten beizufügen, einen Paragraphen, auf den
ſonſt ſehr viel Werth gelegt wird! Es iſt nämlich
ſtreng verboten, in den Bereinsſitzungen über Politik
und Religion zu ſprechen, geſchweige denn Politik
zu treiben. „Natürlich?, ſagt man die Krieger-
vereine werden als ſolche keine Politik treiben Po-
litikwird aber getrieben, denn wenn das Material
an den Vorſitzenden des Vereins geſandt wird zur
Vertheilung, und wenn in dem Flugblatt der Ruf
‚An die Gewehre!“ „an jeden alten Soldaten, ſei er
Reſerviſt, Landwehrmann oder gehöre er dem Land-
ſturme an? ergeht, dann iſt das doch Politit Und
wenn wir überhaupt von Politik etwas ; verftehen,
wenn man die
alten Soldaten auffordert, das mit dem Schwerte
Errungene „jetzt durch den Stimmzettel zu verthei-
digen. Freilich, eine ſonderbare Politik. Sonder-
bar wie auch die beiden Sätze: „Beſſer als jeder an-



den Frieden zů bewahren und das VBaterland zu
ſchützen! Berathen und aufklären müßt ihr daher


in ſeinem Kreiſe! (als Agitator?) Eure militäriſche Er-
fahrung tragt hinein in jedes deutſche Has!“ Da
haben wir ja alles gar nichts gegen, nur ſind wir
überzeugt davon, daß es eine ſehr große Zahl von
alten gedienten Soldaten giebt, die ſich zuerſt treu
an den Statuten ihres Vereins halten und auch




berichrift: „AUn die Gewehre!“, dann eine 52 Seiten

wenn man ein neues Geſetz für
Kriegervereine ſchaffen würde. S 1. Jedes Mit-
glied hat bei etwaigen Wahlen auf den Ruf „An die
Stimmzettel !“ ſofort unweigerlich zur Wahlurne zu
eilen und für den Candidaten zu ſtimmen, der von














Die feinskichen BWrüser.
Koman von H. v. Remagen.
aͤchdruck verb.)

Aber Dır, Michael — warum Ließeit Du ſie ziehen?
Warum boteit Du ihr nicht den Adlerftein zur Wohnung
und zum Yufenthalt 2“ — }

Auch Dein Bruder Michael hatte ſich von ihr Lo08ge-
jagt, der Sine war nicht bejfer wie der Andere! Nein, fie
Wußte wohl, wo fie Troſt Schuß und Liebe finden würde,
und dazum ging ſie in Das Haus ihres VBater3,”

Mein Kopf Hit ſchwer und wüſt — eS iſt mir, als
Jäße immer. der Helm darauf, Heruntergetrieben . von der
AWucht des. Morgenitern3 — und ıch verjiehe nicht, was Du
{prichit. Nır Eines Habe ich begrıffen, Daß Hildegard und
mein Kind Ieben, daß ich ſie wiederjehen werde, Und
dieſes Eine: ilt- mir auchH genug, iſt mir mehr alles
Andere.“

Er IOloß die Augen wieder. *
Michael -nahm den Verband von der Vunde einen
Vanzenftiche, der mehr das lederne Koller als die Bruſt
getroffen Hatte, wujd ſie mit frifchen Kaſer und - legte
NeueS ‚Leinen darauf. Dann ſetzte er;fich ſtill in den Kahn
und fah dem ſchlofenden Bruder in’s Ungeficht, SS war
Dleich, aber ein Schimmer neuen Glüces war daruber hin-
gebreitet und auf den Lippen lag ein Lächeln des Friedens
und der Freude. Er mochte das Wiederjehen wohl ſchon
tr‚aumen.„_ Der zurückehrende Fiſcher weckte ihn ans
Teinem Sinnen und den Schlummernden, aus ſeinem
D j Midhael

Es wird gut ſein, Herr,“ Jagte er zu Midael, „wenn
vir nocd ein Stündlein _ abmwmärtz rudern. . Das Volt in
den Slecden- da ift aufgeregt undverdächtige Gejellen treiben
HQ in den Gajjen hHerum. _ Wiv kfonnten ailefammt zu

haͤden fommen, wenn ihrer etliche, und wareez NUr aus
Neugier, neiner‘ Spur folgten und uns hier übere
rü?\btegn{.)”
hr mögt wohl Recht haben, Freund,“ entgegnete
Micdhael und Irat auzZ dem Nacdhen, „und Euer Kath iſt
gut. Vorwärts aljo!“ ;

119)



Sie fliehen den Kahn in den Fluß zurück . trieben
ihn mit vajchen fräftigen Stößen über das Waffer . hin.
Der Wald wurde immer dichter, die Ufer hoͤher u. ſteiler,
die Strömung des Fluſſes jchneller, reißzender,

„Seht Shr die glatte Wand dort, Herrl. fragte der
Silher, nadhdem die Lautlofe Fahrt eine Stunde und noch
fänger gedauert, und zeigte mit der Hand auf einen Zelfen,
der Iharf und ſchroff in das Waffer vorfprang. „©leich
dahinter fällt ein Wildbacdh in die Sazawa “ — S i ein
gar laufÖiges, {tilles Pläghen ; mächtige moosgrüne Stein-
hfoce, Hoch übereinandergethlürmt, ausS jeder Spalte Jarren-
fraut und blaue. ®lodenblumen , Jhießend, . Man Hört
nicht3 als das Raufchen des i{tirzenden Waller3 und das
Qied der Vinker; Niemand fommt an den Blag, als der
MNilderer, welcher den Auerhahm beſchleicht, und der Fijher,
welcher den - fpiegelnden Karpfen Netze ſtellt Ihr Jolltet


Rücen an Rücken, wenn die Sonne auffteigt, und ihre
warmen Strahlen in den Keſſel hinabichidt.“ — —

„Wenn daz Plätchen mur hHalb 1{0 ſchon Yt,“ ſagte

lächelid Mickael, „wie IhHr es beſchreiht! ſo iM e8 ſchon
genug. . Und wenn SJhr die Nege ſo ſchon zu ftellen wikßt,
4 * MWorte, dann mögt Ihr der Spiegelkarpfen viele
pden !”
„Nebe zu ſtellen entgegnete der Fijcher, „verfteh” ich
befjer, als alle Worte, Herr ! Ich Jag’ nur, wie e iſt, wie
ich e& hHundert Mal gejehen und gehörthabe. — Aufgebaßt,
Herr — auf die ‚andere Seite mit dem Ruder und feſt
eingelehL c ;

„Noch einmal — ſo, da ſind wir!“ L

Der ' Kahn fuhr zijchend über den Sand des Ufers.

„Sott jet-Dank!“ rief. Michael.

„Nun aber Laßt-jehen, Freund, was Ihr des Guten
für üns eingefauft habt! Nullum vinum nis! hungarıcum
—/ Ungarwein in dem elenden Neſt? Und ein Pokal dazu
von böhmijchem Kryitall und Weißbrod, weich wie Kuchen
und Hewrothen Schinken und Sier, ‚eine ganze Mandel !
Sr jeid nicht bloß ein waderer Fahrmann Freund, Ihr
derſteht Euch auch auf Küche und Keller !“ :

Es giebt der Waderen noch viele im Lande, aber ſie



ſitzen ſtill zu Hauſe und beten zu Gott, daß er das Un-
wetter, welches jo plotzlich und gewaltig Hereingebrochen
in Gnaden vbrüberziehen laſſe! Erhöhen fie ſich alle und
jtänden Mann zu Mann — ’3 wär bald zu Ende mit der
ganzen neuen Herrlichkeit; aber das Ieich ift ſchwach, weil
Jeder ſeinen Sinn Hat und nicht an das Algemeine denkt,
weil ſie den Gottesdienſt mit den Staatshändeln vermiſchen
und. verquicen, Ddaß Niemand mehr ein noch aus Weiß,
weil ſie das Wolk mißachten und ihnen nicht geben wollen,
was ihnen gehört. Da fommen ſie nun hergezugen, Die
MRitter und: die Herren und die Reifigen, Hoch zu Hoß; in
Haͤrnifch und in Koller — undder Zidia, Haut fie_ mit
jeinen, Bauern zujammen, Daß ihnen Hören, und Sehen
‘vergeht, ’3 ſind wohl auch adelige Herren in des Hiefa
Haufen, aber den Kern bildet doch das Volk, Nänner mit
ſchwieligen Händen und Musteln, welche die harte Arbeit
geitählt hat. Nehmt’3 nicht übel, Ihr Herren! Ihr kämpft
Jür eine gute Sache — aber Ihr brauchtet wahrlich nicht
zu fämpfen und Cuch jämmerlich verhauen zu lajjen, wenn
der AMdel- weniger flolz und herriſch wäre und das Volk
nicht ſo elend und geknechtet, 10 verachtet und arm, an
Köorper und an SGeift !”

„Laßt den Dingen ihren Lauf, Zreund — was fümmert
uns im Augenblie das Große! Ob katholiſch, ob huſſttiſch
—"ob Reidh, ob Boͤhne — in dem Kahne Dortk ligt ein
— ein Hülfloſer, welcher der Liebe des Nachſten

edarf.

Mit dieſen Worten nahm Michael eine der Flajden
zur Hand, 30g fein Dolchmeijjer, ſchlus ihr den Hals ab
und füllte den bellen Vokal mit dem goldgelben Wein und
reichte ihn dem Bruder.

Dů hedarfit der Starkang zuerſt Waldemar!“ ſagte
er, „nimm. und trink.— jieh’ wie er perlt, der Wein aus
Ungarland !“ C ) ;

„(E3 iteht in auter Hand, Michael . —

2 trinke mir zu,
ich trinke nach.“
Gortſetzuns folgt.)


























































 
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