Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0486

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


der Regierung beſtimmt wird.“
indeſſen noch nicht!



verdirbt auch dießen Spaß.

pläne mehr Entgegenkommen fänden.
zweifelhaft! Daͤs glauben wir ſchon!

Idee einer Luxusſteuer befaßt!

eines Brauntweinmonopols empor.

wir 'mal, wo die Steuern herkommen. — Eigentlich


lautet ſein offizieller Titel: „Geſetzentwurf betreffend
Einführung einer Branntwein-Taxe“
Bier und der Tabak, die kommen auch ſchon dran,
wenn erſt der „Entrüſtungsſturm“ durch die Lande


will.

Wie es nun mit der „einen Mark proKopf“
ausſieht, welche die neue Militärlaſt nur koſten ſoll,
darüber hat ein dem Herrn Finanzminiſter
Miquel naheſtender Herr ein kleines Lichichen aufge-
deckt. Da wird von keiner neuen Steuer geſprochen,
ſondern einfach die jedenfalls ſachliche Anſicht ausge-
ſprochen, daß die Koſten der Militärvorlaͤge „zu-
nächſt, und vielleicht ſelbſt auf eine Reihevon
Jahren! durch Matrikular-Beiträge, d. h. durch
Beiträge der einzelnen Reichsbundesſtaaten gedeckt
werden müßten. Die preußiſchen Steuerzahler z. B.
würden dadurch einganzes Viertel ihrer bisheri-
gen Einkommenſteuer mehr zehlen müſſen. Wer 900
Mark Einkommen hat, muß jährlich M. 1.50 mehr
und wer mit 3000 Mark eingeſchätzt iſt, muß jährlich
15 Mark mehr Einkommen⸗Steuer zahlen als bis-
her. Man ſieht, es iſt an allen Enden ſchon ange-
faßt worden, aber bisher weiß noch keiner, woher die
Millionen genommen werden ſollen. Da wird am
Ende doch wohl der Mittelſtand und der arme Mann
herhalten müſſen.

In Ungarn iſt die Strömung gegen die Kirchen-
geſetze des Herrn Wekerle noch gewaͤchſen, und ſelbſt
die liberalen u. freimaureriſchen Blätter rechnen nicht
mehr mit der früheren Zuverſicht auf die Erfüllung
ihrer Herzenswünſche. Vor der Hand nimmt die Ent-



hüllung des Honveddenkmals das ganze Intereſſe der
Kulturkämpfer in Anſpruch.

Belgien hat gegenwärüg zu Brüſſel ſeinen Gruben-
arbeitexkongreß. Die Regierung ſcheint ſich aber
ihres Hausrechtes recht energiſch zu bedienen. Zwei
franzöſiſche Deputierte wurden höflichſt aber
dringend erſucht, das Land Belgien innerhalb 12
Stunden zu verlaſſen. Da an dieſem Befehl nichts
zu ändern war, beſchloſſen die übrigen Abgeordneien
der franzöſiſchen Grubenarbeiter, ebenfalls das Land
zu räumen Von wichtigen zur Berathung des Kon-
greſſes ſtehenden Antraͤgen laͤutet einer dahin, ſämmt-
liche Regierungen aufzufordern, innerhalb einer be-
ſtimmten Friſt den Achtftundentag, geſetzlich einzu-
führen, da im andern Falle der allgemeine Ausftand


verſchiedenen Nationen einig fein, und wenn ſie

ſonſt noch ſo einig ſind, gerade über den Achtſtunden-

* herrſchen noch ſehr viele Meinungsverſchieden-
eiten.

In Italien ſind die Schaukelſtühle des Mini-
ſteriums bis dato noch nicht wieder beſetzt! Die
gähnende Leere im Staats⸗, Schatz“ iſt geraͤde nicht
verlockend. ;

Frankreich ſteht am Vorabende der Wahlen zu
den Kammern. Der Premierminiſter wurde in Tou-

louſe mit „königlichen Ehren“ empfangen und in der

bekannten Weiſe feſtlich begrüßt. Aus ſeinem Regier-
ungsprogramm, das zunächſt ein hohes Lob der jetzigen

Regierung (!?) enthaͤlt, geht hervor, daß man auf

einẽ feſte Regierungsmehrheit rechnend, den Kampf

zwiſchen Kapitai und Arbeit mildern u. die N el t

gionsfreiheit weit ausdehnen will. Auch ein

religisſes „Genoſſenſchaftsgeſetz! ſteht in Sicht. Was
die „Freiheit, die der Minıter meınt“ für die

Katholiten bedeutet, das wird wieder die ſchöne

„Vogelfreiheit“ ſein. {

Deutſches Reich.

Berlin, 26. Mai. Die neue Fraktion des
Herrenhauſes erſuchte ſchriftlich den Oberbürgermeiſter
Dr. Baumbach, aus der Fraktion auszutreten da fonſt
der Beſtand derſelben gefaͤhrdet werde, indem andere
Mitglieder austreten würden.

* Speyer, 26. Mai. Das Centrum hat in
der Pfalz folgende Kandidaten aufgeſtellt: 1. Für den
‚ Wahlkreis Speyer Ludwigshafen Frankenthal Herr
Weingutsbeſiter Dr. Julius Sibh en Deideshkim

2. Für den Wahlkreis Germersheim⸗Bergzabern Hr.
Bürgermeifter und Oekonom Baumann-HGördt. 3,
Jür den Wahlkreis Neuſtadt Landau Herr Gutsbeſitzer,
Weirhändler und Adjunkt Er lemwein Niederkirchen.
4. Sür den Wahlkreis Zweibrücken⸗Pirmaſens Herr
Prof. Reeb-Zweibrücen. 5. Für den Wahlkreis
Homburg⸗Kuſel Herr Delan Dr. Hammer⸗Wolf-
ſtein. 6. Für den Wahlkreis Kaiſerslaͤutern⸗Kirchhein-
; bolanden Herr Landgerichtsrath Baum an n-Kaiſers-
lautern.
München, 26. Mai. Der Kandidat der
National⸗Liberalen und Freiſinnigen, Burckhardt, er-















< Heidelberger Wochenplawderei,

„Das Leben iſt eine Quarartaine für das Paradies.“
C. S Weber.

„Das Leben iſt der Cüter höchſtes nicht“, ſo ſingt

Schiller in ſeiner „Braut von Meſſina', und wenn

ich mich nicht ſehr täuſche, ſo werden ihm hierin die

meiſten Menſchen zuſtimmen; ja, im Gegeniheil, viele

werden es ſogar als Laſt und Bürde betrachten, viele


ſtrahl, und dazu zähle ich auch nicht an letzter Stelle


durch der Ruhe und unſchuldiger Freude gewidmete
Sonn⸗ und Feiertage.
gegenwärtigen Witterung wohl niemand giebt, der
eine brummige Miene mit Fug aufſetzen dürfte, außer
dem Landmann, welcher buchſtäblich „auf dem Trocke-
nen“ ſitzt, ſo ſah man auch an den Pfingſttagen die
frohen Menſchenkinder in hellen Haufen zu den Thoren
hinauswandern, Alt und Jung, Arm und Reich, in
bunter Miſchung und Folge. Man beſtieg die Verge,
luſtwandelte in den Wäldern, fuhr auf dem blauen
Veckar mit leichter Gondel, jeder freute ſich auf ſeine
Art, und ſelbſt der hartherzige Himmel, der den Regen
ſpendet, er konnte nicht anders, am Nachmittag weinte
er einige ſegenſpendende Freudenthränen So wähnte


wird, auf heiterem Spaziergange mit guten Freunden
ſich in des Paradieſes Gefilde verſetzt zu ſehen, und
er konnte und durfte es; gleicht doch unſere Gegend
mehr, wie jede andere, im herrlichen Frühlingpraugen
einem wahrhaftigen Eden.

„Und fommt aus lindem Süden

Der Frühling übers Land,

So webt er dir aus Blüthen

Ein ſchimmernd' Brautgewand,“




Venſch, der für Natur und Schönheit Begeiſterte, erft
Scheffels unſterbliches Lied mit Rührung und Ge-
fühl. Mancher mag ſich auch die Vorzügẽ eines Pa-
radiefes zunächſt auf materieller Grundlage ge-
baut vorſtellen, und ich glaube, auch dieſe ſind be-
friedigt worden: unſere Gaſtwirthe und Meßbudeu-
beſitzer.
Wenn nun noch als ein zweiter Phoeniz ein
neuer Bahn hof aus der Aſche ſtiege, wenn neues
Leben in abſehbarer Zeit aus den Ruinen erblühte,
dann wäre unſere Freude vollſtändig. Hoffnung
dazu haben wir ja, aber wir kennen auch die Wirk-
ungen des Wortes, das der Krähwinkler Landſturm
ruft. So möge denn der neue Bahnhof auch ein
Paradie8 in ſeiner Art werden, in Bezug auf
Schönheit und Zweckmäßigkeit; möge er, nüchtern ge-
ſagt, bald entſtehen und weitgehenden Anforderungen
genügen Was lange waͤhrt wird endlich gut“ und
in der Quarantarne ſind wir ſchon.

„Ein garſtig' Lied; pfui! ein politiſch Lied!“
hHöre ich poltern, aber dennoch kann ich es nicht unter-
laſſen, daran zu erinnern, daß jeder an ſeinem Poſten
ſein muß und ſeine Pflicht erfüllen, wenn er anders
verlangt, daß der nächſte — Reichstag ſeinen berech-
tigten Wünſchen und Haffnungen mit Bereitwilligkeit
entgegenkomme; daß heißt ſo viel, als daß keiüer
müßig in Quarantäne liegen darf, wenn er die neue
Volksvertretung in rebus publicis als Paradies für
ſeine Ideen erſtehen ſehen will. Ueberhaupt ſollte
niemand allzuſehr ein Stubenhocker fein, um

Hoͤheres zu erſtreben und zu genießen, nicht in körper-
‚ licher, nicht ın geiſtiger Beziehung; ſo nur kann un-
ſer Motto für alle jederzeit Wahrheit ſein.
Wieibe nicht am Boden haften!

Kopf und Arm mit heitern Kräften



kärte ſich in verſchäuter Form für die Militärvorlage.
Sigl nahın die Kandidatur für Kehlheim wieder au;



er will jelbfit im Wahltreis auftreten. — Raginger
hält ſeine Kandidatur für Deghenborf aufrecht.
Ausland.

* Belt, 25. Mai. Geſtern wurde der Fürſtprimas
vom Papſt in einſtuͤndiger Audienz empfangen. Der
Papſt beſprach eingehend die Kirchenfragen und be-
fundete dabei ſeine Leigung zur friedlichen Löſung

der Angelegenheit. Der Fürfiprimas {fchilderte . die
Lage und betonte, daß ein Ausgleich nöthig ſei, wor uf
der Papſt ſich bereit erklärte, die bezüglichen Vorſchläge
erwägen zu laſſen. Der Papſt will die Vorſchlaͤge,
wenn ſiemit den Dogmen für vereinhar
befunden werdeu annehmen.

Aus Baden.

Heidelberg, 27. Mai.

%. Das ſchnöde, elende Geld In den preußi-
ſhhen Jahrbüchern erklärt der „deut{che Profeſſor?
Dr. Hans Delbrück, daß es ſich im Kampfe gegen
die „Herrliche“ Militärvorlage „um Nichts, um gar
Nichts handelt, als um das ſchnöde, elende
SGeld.” Hierauf autwortet Fritz Hammer in
einem „Proͤfeſſor Delbrück und die Militärvorlage“
übexſchriehenen Artikel in der Zeitſchrift Geſellſchaft“
u. A Folgendes: „Das ſchnoͤde, elende Geld, —
nämlich nicht das Geld des Herrn Profeffoͤrs,
jondern das des deutſchen Bolkes, der deutſchen





Büxger, Bauern und Arbeiter! Dieſes Geld,


Entbehrung erworben, iſt „ſchnöde und elend“, weil
das überlaſtete, bis zur Blutleere geſchröpfte Voͤlt,
d., , die große Zahl der mit der täglichen Arbeit ihr
täͤgliches Brot ſchaffenden Volksmafft, den Nothpfen-
nig nicht an die geplante ungeheucrliche Vermehrung
der Miitärlaſten und Soldatenſpielerei wenden will
Mein Geld, das ich erarbeite, iſt die gem ünzte
Form meiner auf gewendeten Intelli-
genz, Kraft und Ausdauer von Stunde zu
Stunde, und kein leicht ergattertes Gaunergut.
Schweiß und Blut und Nervenmartk
klebt daran — und Delbrück nennt e& „ſchnöde und
elend“, als ob’3 gemeiner Dreck wäre!“ Der „Herr
Profeſſor? dürfte ob dieſer treffenden Lektion den
„Bruftton“ ſeiner
etwas herunterſtimmen.

„ = Frhr. v Schorlemer Alſt Aus Münſt er
wird geſchrieben: Frhr, v. Schorlemer⸗Alſt der Gön-
ner des Militarismus, der Befürwoͤrter der
fortgeſetzten Militärvorlagen, daher auch der Goͤnner
der gegen das Centrum gerichteten Skandal-
fandidatur ſeines Sohnes in Neuß, haͤt alfo nun die
Bahn der uneingeſchränkten Inte reſſenpolitik
ungenirt und ſchlankweg beſchritten. Es war dies nach
der Haltung welche bereits ſein Adlatus im Weſt-
fäliſchen Bauernverein“, Oekonomierath Wintkel-
mann, vor einiger Zeit eingenommen hatte, voraus-
zuſehen. Das Katholijche Voͤll wird über den politt-
ſchen Sturz eines Frhru. v. Schorlemer⸗Alſt tief be-
trübt ſein, aber anderſeits wird es auch die Thatſache
begrüßen, daß nun über die rein agrarijch-militärtiche
Richtung deſſelben volles Licht verbreitet ijt, Das
fath. Volk wird ſich leider daran gewöhnen müſſen,
den Irhrn v. Schorlemer Alſt fenior in Zukunft nır
noch auf der Seite der Militärs, der Regierungsräthe
2 des norddeutſchen Intereſſentenagrarierthüms zu
ehen.

Aus dem 13. Neichstagswahlkreis (Sins-
heim· Bretten· Eppingen, Philippsburg-Wiesloch) wird
uns geſchrieben: Geſtern, den 25. Mai waren die
Vertrauensmänner der Centrumspartei des 13. Wahl-
bezir in Bruchſal wegen der Kandidatenfrage für
den Bezirk beiſammen; auch Herr Pfarrer Wacker
war dabei. Es wurde nach eingehender Erwägun g
beſchloſſen, einen eigenen Centrumsfandi-
daten aufzuſtellèn.. Als ſolcher wurde ein-
ſtimmig der ſelbſt anweſende Herr Baͤron von Men-
zingen genaunt und wurde er von den Verfammelten
geheten die Candidatur zu übernehmen. Der Herr
nahm auch nach Ueberwindung einiger Bedenken die
Tandidatur an und ſo iſt nun Hert Baron von
Menzingen Candidat der Centtumapartei des 13.
Wahlbezicls. Zur Leitung der Agitation wurde als-
hald ein Comite gebildet, dem pis jetzt folgende Herren
angehören: Bürgerm, Nopp⸗Philippsburz als Vorf.,


bad, Dekan Göbinger-St. Leon, Dekan Fjenmann-
Wühlhauſen, Bürgermeiſter Maier-Malid, Pfarrer
Mayer-Kauenberg, Stadtpfarrer Schäfer-Sinzheim 1.
Saſtwirth Vinzens Stather-CEljenz. Damit iſt die
Sache im 13. Wahlkreis in gute Wege -geleitet und
Hoffen und wünſchen wir, daß nunmehr auch die
Wähler bi8 auf den letzten Mann ihre Schuldigkeit
am Wahltag thun mit Gott für Wahrheit, Freiheit



Ueberall ſind ſie zu Haus . . . !“




und Recht!

a Schönau, 26 Mai. Der Bewilligungskandidat
der Nationalliberalen, Herr Conſut Weber mar auch




























































































































bei uns ur
urde er d
Nütionallio.
Mnd von
é}.{"—be über
UG ein G
megiemngg
©8 wird mi
Uchief gehen
Derfinnig
Freiſinn
Überalen P
i en
Freiſinn.
Landidaten
Siner ruhige
ütiona
7 mokrat
Anen einet
deßhalb wer

orgen
Werde” daß

Erden, ſo
Bialdemol
An in de

Dreiko


äl
 
Annotationen