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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0687

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Erfgeint taglic mit Augnabme der Sonne unbd eiertage

amfagt wit Unterbaltungkheilage, Breis bierteljährlich
Bl 1.20 ohue Trägerlohn u, Moßanfidlag. Beellungen
Lei den Boftanfelten 4. bLei der Expebition Zwingerfiraße 7,






Knzeiger-Dlatt ür die Mımisbezizie Heidelbeig,
Sabenburg, Weinheim, Shwebingen, Philippäburg,
Sietloch; Bruchfal, Breiten, NeXkargemünd, Mosdach
Eberbech. Buchen Walbdärnr,L.-Bı - 8h,, Wertheimae,

















Herantwortlicher Redaktenr :
Zulinz Yeder in Heidelberg.

&.6



— — Iuli 189

Druck Verlag . Erpebition von Gebr. fluht£
w Heibilberg, Zwingerirake 7.













Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwaͤhrend bei
ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen


raße 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Rote:





— — — — — —

Der heutigen Mummer liegt Yr. 30 der Wocheneet
lage bet. ;
WM%@%S@G%@M%%%@S@G%O
— —0

“ Zur odtbundertjährigen Säkularfeier det
fithe 3u St, Beter. *

Nur wenige Tage noch und St. Peter begeht die

rinnerung an die vor achthundert Jahren, am
Auguſt 1093, vollzogene Weihe ſeiner erften Abtei-
Üirche. Am 1. Iuli 1093 waren die Benebiktiner-
Mönche von Weilheim in die von Herzog Berthold 11
don Zaͤhringen neu gegründete Abfei St. Peter ein-
Vogen und der Tag der Kirchweihe ſchenkte derſelben
3gleich ihren erſten Abt, Adaibert! In St. Peter
fanden die meiften Mitglieder der herzozlichen Familie
von Zähringen ihre legte Ruheſtäite und 713 Jahre
f?mbu'rcf) ertoͤnte das Gotteslob monaſtiſchen Chorge-
hets uͤber ihrer von den guten Benediktiner-Mönchen
treu behütelen Gruͤft.
Was koͤnnte es anders ſein, als ein Gefuͤhl der
Vehmuͤth mit dem wir die bevorſtehende Säcular-
feier begehen? Es iſt uns, indem wir der Gründung
der Abtei vor 800 Jahren gedenfen, nicht vergöünnt,
Ach ihres 800jährigen Beſtandes uns zu freuen.
Die wurde zerſtört; die treuen Grabeshüter wurden
Lrſtreut; ihr letzter Abt, ein Prälat von den ausge-
Fchneteſten Fähigteiten und Tugenden, ſtarb, in’8





Durlach gehört, dem die Vernichtung dieſer ehrwürdi-
gen Stiftung ſeiner Ahnherren vorbehalten war. Wo
die Markgrafen der Abfei ein Beſitzthum entreißen
Gefälle u. dal. entziehen konnten, waren ſie ſtets bei
der Hand geweſen. 1556 entriß Markgraf Karl 11.
dem Kloſter die letzte jeiner alten Propſteien, Betberg,
und führte das Lutherthum daſelbſt ein. 1580 war
Abt Johannes Joachim genüthigt, bei der erzhezog-





Jen, der ihn befeelle, die Abtei neu erftanden zu


Deimathlandes {ogar feinem Herrlichen Orden der.
loſſen. Zu den ſchlimuſten Nachbarn des Kiufters

Hatte feit der Reformation ſtets das Haus. Baden-
\——

5 *) Diejer ſehr zeitgemäße Artikel erſchien geftern und
Orgejtern im Bad. Beobachter und im Freib. Boten.

Markgrafen, meil dieſer die Einkünfte des Kloſters
von den Gütern im vberen Breisgan zurückbehielt. 2
Jahre ſpäter mußte der Abt wieder die Regierung
anrufen gegen den Markarafen, weil dem Kloſter
nach der nenen Aufnahme-der Einkünfte des Gottes-
hauſes im niedern Breisgau, bei Emmendingen, Mun-
dingen 2c. jahrelang die Originalſchriften nicht einge-
händigt wurden. So ging e& weiter. Während aber


Breisgau zurückbehielten! wurde doch von St. Peter
verlangt, daß es für den Bau und die Erhaͤltung der
Kirchen in den durch die Markgrafen gaͤnzlich prote-
ſtantiſierten Orten Seefelden, Betberg u. Buggingen


hatte! Letzteres Recht gab St. Peter deshalb nicht
auf, weil e& dadurch wenigſtens bewirken konnte, daß
lutheriſche Prediger von glaͤubiger Richtung in jenen
Orten wirkten. Bittweiſe Vorſtellungen an den Mark-
grafen von Seiten des Kloſters blieben ohne Erfolg.
Man reſtituirte dem Kloſter ſeine Gefälle nicht; aber
das Kloſter mußte fort und fort die markgräflichen
Forderungen erfüllen und ſich dazu in Schulden
ſtürzen So blieb e& auch ſpäter; auch die ſpäteren
Beſchwerdeſchriften (1669 und 1670) fruchteten nie
etwas, der Marxkaraf behielt die Gefälle, das Kloſter
aber mußte 3. B. dem proteſtantiſchen Paſtor zu
Betberg das durch Krieg zerſtörte Pfarrhaus wieder
herſtellen Zum Dank nahm dieſer Paſtor dann
gegen alles Recht wieder den Zehnten für ſich in
Anſpruch. ; (

Daß dieſe „wohHlmwollenden“ Geſinnungen
ſich im Hauſe Baden Durlach fortgeerbt hatten, zeigt




Schädigungen und ſchließlich die Vernichtung einer


des altehrwuͤrdigen Ordens ſelbſt beliebt werden ver-
ſchlagen freundliche Beſuche, wie der Karl Friedrichs
1773, und huldvolle Worte nicht viel! Schon Ende
1805 ſtürzten ſich allenthalben kurbadiſche Kommiſſaͤre







in Beſitz, ſchlugen das kurbadiſche Wappen an die
Pfarrhöfe, Scheuern u. ſ. f. an, welche dem Kloſter
gehürten, nahmen Zähringen, das gleichfalls dem
Kloſter gehörte, in Beſitz. Kaum haite Rarl Fried-
rich Anfangs 1806 proviſoriſch vom Breisgau Befitz
ergriffen. ſo erklärte denn auch alsbald ſein Kommiffär
v. Drais auf jeinen ſpeziellen Befehl, ſämmtliche
breisgauiſche Stifte und Klöſter für aufgehoben. „So
waren mit zwei Worten Inſtitute, die feit Jahrhun-
derten beſtanden, geblüht hatten und geachtet waren,
vernichtet. Am 22. Februar 1806 erſchien der ba-
diſche Kommiſſär Stößer in St. Peter und nahm vom
Kloſter im Namen des Kurfürſten von Baden Beſitz
und erklärte dasſelbe für aufgelöſt. Archiv und Bib?
liothek wurden verſiegelt „So war aiſo,“ ſchrieb
Abt Ignatius ſchmerzerfüllt am ſelben Abend in ſein
„durch eine kalte höfliche Erklärung
des Kommiſſars des neuen Herzogs von Zäh-
ringen, des Stammfolgers der alten Bertholde, ge-
rade das aͤlteſte Denkmal der Zähringer aufgeloͤſt,
die Ruheſtätte der Bertholde gleichſam zerſtört.
— Gott Allmächtiger! Unergründlich ſind deine Ur-
Heile! Wir beten an! Dein Arm iſt nicht abgekürzt.“
Als der Abt dann im März mit dem Fürſtaͤbt von
St. Blaſien in Karlsruhe dem Kurfürſten ſeine Bitten
vortrug, gab man den Prälaten ſchoͤne Worte zu hören
— die Kloſterzerſtoͤrung aber ging ihren Ganz weiter,
die vom Abt erhofften guten Folgen der Vor-
ſtellung traten nicht ein. Sanguiniſche Hoffnungen
wurden in katholiſch-kirchlichen Angelegeuheiten - in
Baden eben damals wie heute ſtets getäuſcht. Man
fand e8 ſpäter nicht einmal mehr nöthig, auch uur
dem Aht Kenntniß zu geben, wenn ein Inventirungs-
kommiſſär in St. Peter zu wirthſchaften begann, und
dieſe Regierungeabgeſandten benahmen ſich Ip, daß
es den Anſchein Hatte, man wolle alles auwenden um
gegen den Abt Grund zu Beſchuldigungen zu finden.

Durch Marktleute erfuhr der Abt zuͤerſt, daß
man den Gedanlen erwäge, St Peter zu einem Pri-
orat von St. Blaſien zu machen! Im Auguſt 1806
erklätte der Kommiſſaͤr Maler dem Abt, daß es die
Abſicht des (nunmehrigen) Großherzogs ſei, zu St.
Peter bei der Grabſtaͤtte ſeiner Stammherren, der
Herzoge von Zähringen, eine Anſtalt zu erhalten,
welche auch dem Großh Hauſe Ehre mache ; doch
was und wie dies zu geſchehen habe, wiſſe man noch
nicht. Abt Ignatius meinte treffend: Wenn der
Großherzog das Andenken der Herzoge
von Zähringenzuehrendie Abſicht habe,
ſo könne dies nicht ſchöner und rühmli-





Treuer Liebe —

Roman von U Roſen.
( achdruck verb.)
Ferner iſt die Moͤglichkeit vorhanden, daß ich nicht
Mimer genöthigt fein merde, Schaujpielerin zu bleiben und
ich meinen Beruf aufgegeben habe, werden meine
keine Urſache haben, für ihre Mutter zu erröthen,
4*

„ „ Die baben wir auch jetzt nicht, Mama! Aber ich
Legte Dir noͤch mehr jagen. Erlaube mir, mich unge?
—7— und rückhaltlos auszujprechen. Ich habe eine
Orafältige Erziehung erhalten, bin in all’ den Gegen-
HüNden unterrichtet, die man junge Damen: zu lehren pfleat,
48 {preche {banijch, franzöfiich und- italienijch {o geläufig
Wie das Englijiche. Mein Klavierfpiel und meine Stimme
jaft Dr oit gelobt.”

„Und nun?”
z mSQ wuͤrde verwohnt wie eine Prinzeſſin und bin
Alner behandelt worden, als wäre ich die Erbin eines
%ro en Vermögens, die dereinſt noch einen hHohen Rang in

Sejellidhaft- zu bekleiden hHaben würde Unjere gute
alte Marie nennt mich mit eigenfinniger Beharrlichteit
g“flt}tgeé Hräulein dder Euer Onaden, Du theuere Mamna,
‚MÜOft Dich, mir Selbjtbewnußtjein einzuflößen und eine
Haltung zu geben. So oft ich Über diefe Dinge
ladhdachte, drängten {ich mir zwei Schlußfolgerungen auf.

himeder bin ich icdh eine reihe Erbin oͤder ich bin dazu
<Cadgen worden, die Gejelljchafterin ‚einer folchen zu

)erden. Das Eritere . ıjt unmdolich, {onjt Würdelt Du
ä;chf gezwungen ſein/ in Deinem Beruf auszuharren, ſo
] Cibt Ddenn nur meine zweite Unnahme als die richtige be-

tehen.
„ begreife Dich nicht Giralda. Was iſt die Geſell


\Oresgleichen ?“

e 4 D, nein Mana, I0 meine i e& nicht, niht auf der

i en{@beit Höhen ijt mein Plag, . i will IOn in der bes

itä)fabeuen Sphaͤre juchen, in die mich unſere Mittellofigfeit
Alt und meine Kenntnijfe und Fertigkeiten in irgend



einer Art verwerthen. Daz theure Baterhaus hat mich
mein ganzes Leben hindurch in liebende Obhut genommen.
Es iſt geit daß ich die Lait, die CEure Schultern bedrüct,
zu erleichtern trachte Wenn Du für mich arbeiten darfit,
wird es mich nicht verunglimpfen, wenn ich endlich für
Dich arbeite. Kurz und gut, Mana ich will Geſellſchaf-
terin Dder dergleihen werden.” .. _ .

„Du, SGiralda, Gejfelljchafterin ?” rief dann Beatrice,
Das ſchöne vornehnie Geſicht ihrer Zochter mit feinem Un-
ug von Hochmuth, feiner zarten Anmuth in unwilttür-
%&c)befrtn {äc?einben Zweifel muſternd.„Du, Giralda, Geſell-

afterin !”

„Ia, Manta“, wiederholte Giralda furchtlos und he-
itimmt. „ beſise keinen falſchen Siolz. Wenn es ſich
für Dich ſchickt! Geld zu verdrienen, 10 fchickt es ſich auch
für Deine Tochter!

Aber Du biſt ja noch ein bloßes Kind, arme Gi-


* 8* Herz und Gemüth bin ich älter als Du glaubit,
ama !”

Kind, Kind, das Lehen einer ſolchen Geſellſchafterin
iſt mitunter ſehr ſchwer Sie wird ſchlecht bezahlt und hat
ſowohl die Launen der Herrichaft wie der Dienftleute zu
eriragen, iſt einjam und verlaſſen in dem fremden Haufe
und leidet um ſo tiefer, je weicher ihr Gefühl, je hHöher ihr
Bildungsgrad ijt. j '

Ich kann Kränkungen Arbeit und Vereinfjamung er-
iragen“, entgegnete S©iralda. mit ruͤhiger Entſchlofſenheit
„Erirägit Du nicht ohne Murren die Trennung von Dei-
nem SGatten und Deinen Kindern? Die Schwierigkeiten,
die mich ermarten, koͤnnen nicht härter jein, als die, . mit
welchen Du zu fämpfen haſt und der Gedanke, daß ich Dir
wenig{tenS die Sorge jür meine Ergaltung abgenommen
Habe, wird mir jede Mühe jede Entbehrung . ver]üßen.
Eiſt mir _ nicht möglich, noch länger von dem Srirägniß
Deiner Anftrengungen abhängig zu fein, auch fühle ich


perts beizutragen. j ? — —
®iralda iprach mit der überlegenen Sicherheit einer
gereiften Sray. Ihr Sinn für Billigkeit und Recht ver-





Lieh ihrem Auftreten Kraft und Beatrice fah ein, daß die
Tochter nicht leicht von dem gefaßten Entſchluß abzulenken
ſein würde. —
Ich hätte darauf vorbereitet ſein müffen,“ murmelte
ſie ſich erhebend und das Simmer unxuhig auf und nieder
ſchreitend. „Mit ihrer warmherzigen Natur, ihrer findli-
chen Liebe und ihren frrengen Begriffen von Recht konnte
Giralda nicht anders handeln. Armes Kind! O wenn fie
nur wüßte !” .
Ein ungeftümer Drang durchwogte dann die Mutter,
ihrer Tochter die Wahrheik anzuvertrauen, ihr zu offen-
haren das ſie eine hHochgeborene Dame und AdaZ einzige
Kind eines Grafen und das Theater, in welhem {ie
vielte und Beifall errang, die vornehmſte Gefellſchaft
Englands fei.

Aber der SGedanfe, dem Mädchen Alles zu enthüllen,
wurde auf’s Schnellite erſtickt. Sie fonnte. ihr junges
Gemüth nicht mit der Kenntnik belaſten daß ihte Muͤtter
in zweierlei Geſtalt Ddurch die Welt wandelte.

Als ſie ihre Ruhe und Selbſtbeherrſchung wiederge-
wonnen Hatte, näherte ſie ſich dem Sopha, lehnte ſich über
deſſen Bucke und legte ihre Hand leiſe auf des Madchens
ſorgenvolle Stirn.

Meine Zochter“, ſagte ſie zärtlich, ich weiß Deine
Liebe und Hingebung für Deine Eliern in ihrem vollen
Werthe zu jhäben. , Du biſt ein guteS, edles Mädchen,
aber ich kann Dich nicht in die Fremde ziehen lafjen, ich
fann auch niemal3 geitatten, Ddaß Du den wachſamen
Auge Deines Vaters entrückt biſt Hier allein biſt Du
vor der avglijtigen Welt geſchützt Unſerem Geſchick ſteht
eine günſtige Wandlung bevor. Du mußt Hoffnungsvoll
pqrgu‘r warten, wie ich, mein Kind Bis dahın jet zu«
frieden.

Sch fann nicht, meine liebe Mama”, flüſterte hierauf
Siralda, die Augen bittend und flehend zur Mıtter er-

hebend.
Fortſetzung folat)


 
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