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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Eſcheint täglicg mit AusnuGme der Sonn⸗ uny Feiertage
‚„Gamftags, mit Unterhaltungsbeilage. Yreis vierteljährlich
B, 1,20 odre Trägerlohn n. Yofauffglag. Beftelungen

bei den Poftanfialten ı. bei der Erxpedition Zwingerfrake 7.



für Stadt



Knzeige-Blatt für die Amtebezirte Heidelberg.
Sadenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippsburg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, Neforgemünd, Mosbad
eberbach. Buchen,Waldärn,T.-Bı- 8h., Wertheimse,









Ar. 108

Juliuz Yeder in Heidelberg.


Seidelberg, Samitag, den C. Mai 1093.

DBruc, Berlag u. Expebition von Gebr. guber
in Heidelberg, Zwingerſtratze 7,





28. Sabrg,





Beſtellungen

auf denPfälzer Boten werden fortwaͤhrend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7, entgegengenonmen
Verlag des „Pfälzer Bote.°

“ Graf von Soensbroch un das Beicht-

Geheimniß.

Am wichtigſten iſt in Hoensbroechs Schrift die
zweite Unterabtheilung über das religiö8:a8ce i
ſche Leben. In diefer findet ſich der ungeh eu er
lich ſte Angriff auf den Fefuiten-Orden. Er ſpricht
in dieſer Unterabtheilung haͤuptfaͤchlich über die.Ge-
wiſſensrechenſchaft, welche der Nonize dem Oberen
abzulegen habe und ſchließt:

Außer eine Reihe von feſten Beſtimmungen für
Ablegung der Gewiſſeusrechenſchaft enthält die Ordens-
regel den ſehr beachtenswerthen Zuſatz: „und o oft
e& dem Oberen für gut fcheint.“ Alſo jeder Obere
hat das Recht, von jedem ſeiuer Untergebenen, wann
er will und ſo oft er will, die Darlegung ſeines
Inneren in der oben ſtizzirten Genauigkeit zu ver-
langen!

„Man ſieht, das ganze innere religibſe Leben des
Jeſuiten iſt beherrſcht in der wirkfjamften und um-
faſſendſten Weiſe von diefer Inſtitution der Ge-
viſſensrechenſchaft! Die Frage iſt hier ge-
{tattet : mer in aller Welt gibt denn einem Menſchen
das Recht — und Menſcheu find doch die Fefuiten-
obern, mar doch Ignatius von Loyola —, ein
19lhes Joch der Seele eıne8 andern
Nenſchen aufzulegen? Ein Sochſchweret
al8 die jaframentale Beichte und ohne deren
{aframentale Wirkungen und ohne deren ſakramentale
Garantieen!

Eine höchſt bezeichnende und in der Geſchichte der
religiöfen. Orden wohl einzig daſtehende Thatſache
diene zum Beweis. Der e uitengeneral
Claudius Nguaviva ftellte al8 zu befolgenden
Grundſatz auf, daß, felbſtwenn die Gewi ſfens-
Lechenſchaft abgelegtwor denſei in Form
der jakramentalen Beichte, dennoch der







Öbere das indiejer Beichte Mitgetheilte


nur müſſe dieſe Benützung ohne Schädigung des
Rufes des Betreffenden geſchehen! Hier wurde alſo
bon Menſchenhand das von Gort ſeinem
Sakrament auf gedrückte Siegel zer-
brochen, zu Gunſtender — jefuitifchHen
Gewiſſensrechenſchaft!“

Das iſt die ungeheuerlichſte Auklage, welche die
Hoenzbroech·ſche Schrift enthält! Wie in Wirklichkeit
der hochgefeierte Jeſuitengeneral Claudius Aquaviva
General von 1581 bis 1616) das Geheimniß des
Beichtſiegels nahm, das beleuchtet die instruction,
welche derſelbe im Jahre 1590 an die Geſellſchaft
Jeſu erließ. Es gab zu der Zeit Theologen/ weiche
bezüglich der Kenntniß aus der Beichte zwar durch-
au3 an dem Beichtgeheimniß feſthielten und jede
Mittheilung deſſelben ausſchloſſen, dennoch aͤber
meinten, ein Gebrauch des aus der Beichte Be-
kannten ohne irgend weiche Verletzung des Geheim-
niſſes kanne unter Umſtänden erlaubt fein. agegen
richtet ſich die Verordnung Aquaviva's. Sie lautet :

„Daher hat es uns im Herrn gut erſchienen an-
zuordnen, wie wir es denn hiermit ſtreng verordnen;
um der Ehrfurcht willen, mit der unfere
Geſellſchaft die Freiheitin der Beicht
und die Unverleglichkeit des Beichtſie-
gele ſtets heilig gehalten hat. Alle Oberen
ſollen es ſorgfältig verhüten, daß nicht ſie ſelbſt oder
irgend jemand aus den Unſrigen die obengenannte
Lehrmeinung jemals einführen, noch auch diefelbe, ſei
es öffentlich oder privatim, lehren, noch auch irgend-
wie ſie in Gebrauch jetzen (e8 ſei denn etwa, daß
das Beichtkind ſelber die Erlaubniß ertheilte; viel»
mehr ſollen unſere Beichtväter in allen Fällen fo
vorangehen, als ob ſie in der Beihtrein
nichts in Kenntniß genommen haͤtten; fie
ſollen ſich überzeugt halten, daß die Leitung menſch-
licher Geſchäfte dem Bußſakramente höchſt fern liegt
und von dieſem in keiner Weiſe abhängen darf.“

Dieſen Wortlaut vergleiche man nun mit den
obigen Worten Hoensbrocchs! Erſt mehrere Jahre
ſpäter erließ der Papſt Clemens eine ähnliche Ver-
ordnung für alle Orden. Es iſt ſelbſtverftändlich
nicht ansgeſchloſſen, daß das Beichtkind dem Beicht-
nater die Erlaubniß geben kaun, das in der
Beichte Mitgetheilte zu einem beſtimmten Zwecke
außerhalb der Beicht zu gebrauchen: das weiß jedes
katholiſche Schulkind; denn das Beichtgeheininißz iſt
eben. zu Gunſten des Beichtlindes da Wenn z B.
Jemand in der Beicht ſeine Verpflichtungen gegen







einen Gläubiger erklärt und den Beichtvater bittet,
die einbehändigte Summe dem Glaͤubiger zu über-
mitteln, ſo gibt das Beichtkind felbftverftändlich da-
mit die Erlaubniß, daß der Beichtvater außerhaͤlb
der Beicht die ihm nur aus der Beicht her bekannte
Schuld ausgleiche, wenn auch unter thunlichſter Ber-
ſchwiegenheii des Beichtkindes. Wenn nun das
Beichtkind die zufällige Eigenſchaft hat, Jeſuit zu
ſein, und ſein Beichtvaͤter die, ſein Oberer zu ſein,
ſo hindert das doch das Beichtkind nicht, dem Beicht-
vater eine ähnliche Erlaubniß zu geben, die in der
Beicht gemachten Mittheilungen auͤßerhaͤlb der Beicht
zu gebrauchen. Das und nichts anderes ift eS, was
auch der Zeſuitengeneral Aquaviva ſpäter einem
Frageſteller geantwoͤrtet hat, und was dem Herrn
Grafen Hoensbroech ſcheint Anlaß gegeben zu haben,
jene unqualiftzirbare Anſchuldigung zu erheben.

Deutſches Reich.

Berlin, 4, Mai. Der K. V. Ztg. wird aus
Rom geſchrieben; „Die Berichtigung des Reichs«UAn»
zeigers zu der Ihnen von anderer Seite mitgetheil-
ten Aeußerung des Kaiſers zu Cardinal Led o-
chowski kann ſich nur auf die Worte, nicht auf
den Sinn des Satzes beziehen. Die Herren von der
liberalen und fortſchrittlichen Preſſe köunen ſich völlig
daruber heruhigen; Ihre Mitiheilung iſt im Wefent!
lichen authentiſch.

* Berlin, Mai, Laut Berichten aus Chicago
zeigte ſich bei der Eröffuung der Weltausſtelluug die
deutſche Abtheilung am weiteſten in der
Vollendung vorgeſchritten und fand vielſeitige be-
jondere Anerfennung. Der Empfang des Präſi-
denten Ciepeland in der Ausſtellung des deulſchen
Reiches geſtaltete ſich zu einer großartigen Kund-
gebung.

* Köln, 3. Mei Zur Feier des 25jährigen
Bilhofjubiläums Sr. Emineuz des Herrn Kardinals
Lrementz prangte die ganze Stadt ın yrachtvollem
SlaggenjOmuck. Unter der Theilnahme von. zwölf
Biſchöfen, vieler Aebte und Hunderten von Geiſtli-
chen ſowie zahlreicher Abordnuͤngen aus der ganzen
Erzdibzeſe wurde in feſtlichem Zuge der Kardiınal
zum Dome geleitet, woſelbſt er das Rontififalamt
cefebrirte. Biſchof Korum hielt die Feſtpredigt. Die
Vertretungen der Stadt Köin und gus der Provinz/
die des rheiniſchen Adels und zahlreicher Städte übet.
brachten die Glückwünſche der Erzdiözejanen. Das
Wetter iſt regnexiſch, indeſſen der Fremdenzufiuß ge-
waltig und die Betheiligung an der Feier allgemein,

















Die feinoͤlicherr Brüser.
Roman von S.v.Remagen. .
(Nachdruk verb)

„Öu {pät,“ ſagte er tonlos — die gunſt lüat/ der Hunger
hat {ie doch getödtet.“
ein wildes Schluchzen

Ein Fieherſchauer packte ihn.
entrang ſich der Tiefe jeiner Brujt. }

„Stau Öräfin!“ Ichrie er, „gnädige Frau, wachen Sie
auf, erheben jie jich, ich bin da, um GSie zu retten — 10

asda bin e& — Höoren Sie mich nicht ?“
* Feine Bewegung, keine Untwort! — — „Todt — —
Er itürzte vormärts, er wollte niedexſtürzen vor der
Seiche — Gewältigt — von derNähe des Todes — da fuhr
“ Jäh zurücg, ein furchtbarer, marferfchütternder Schrei
; &ie vom Blig getroffen brad er zujammen. Sr hHatte
‘%oc%?ä Antlitz dẽr Todten gefehen — in das Antlitz ſeiner
* !

Er reste fich wieder, er kroch hin, wo ſie lag, ftumm
Ind bleich und Xalt — er hob fie anuf, er jhlang feine
UIME m Dden Hal8s feines todien Kindes, er füßte e8 auf
le Stirn, die Wangen, die Lippen — der Tod hatte feine
Ü Öreden berloren, der Bater hielt ja ſein Kind, fein ge-
iebte einziges Rind in den Armern. **
(3 22 Iag er lange da, feines anderen Gedanfens fähig,
“I” daß er fein ®ind. für immer verloren, nichts fühlend,
MS leinen Schmerz. Endlich nach langer BZeit erhob er
> €$ war auf einmal eine fürchlerliche Ruhe über ihn

Ommen.

„E8 ijt vorbei,“ fagte er, und jeine Stimme flang ſo
folt und Hart mwie ' der Marmor unter den Schlägen des
T AMumerS; „eS ijt vorbei, — {chlafe Janft, mein Kind! Sie
7 ‚Dir. gewinkt, ‚On _ bift ihrem Winken nachgegangen ; -ihr
mef‘mgmfi t Dein Grab geworden — e8 foll Dein Grab
— . Für mich aber wird der Tag der Rache Lommen
< für Mie ein Tag des Gerichtes und- der Vernichtung. —

4® über fie, Die mi verführt! Meine Schuld hat Dich
QtODfet, meine Sehuld aber ijt ihre Schnld - Iluch und
erdammniß über fie, Feuer und Schwert über ihr Haus,

101)

Tod
birat ! . ; .

Yoch einmal beugte er ſich über ſein todtes Kind, noch
einmal füßte er e8. Da löſte ſich ſein ſtarrer Schmerz ; er
weinte laut auf und barg jein thränendes Antlig in den
langen blonden Haaren jeines todten Kindes.

„Schlafe Janit, Rind!“ jagte er noch einmal dann
verließ er langjanı das Gefängnik, welcdhes die Gruft jeines
Röschens geworden war Er ſchioß die Thuͤr zu und 30g
den Schlüſſel ab. Seine Kerze erloſch/ ſie warausgebrannt,
er mußte den Riückweg im Dunkeln machen. Keuchend
tajtete er ſich enıpor, mühjam, ein verlorener Mann, ein
— Bater, {cOhleppte er fih in jeine Wohnung zı-
rü, mehr einem Inftinkte folgend, als dem Bewußtfein,
daß er noch etwas zu beforgen und zu ordnen hHabe.

Martha erwartete ihn. — —
* Folae mir,“ ſagte er tonlos und ging in ſein Arbeits-
abinet.

Er öffnete ein verborgenes Fach feines Sckretärs und
nahın _ ein Päckchen Schriftftücke und einen {Oweren, mit
Solditücen gefüllten Beutel heraus.

Mein Herz hängt. nicht mehr daran,“ murmelte er,
* ich bedarf des Geldes wie des Stähles zu meiner

ache!

ynd Verderben allem . Lebenden, das diefe Stätte

Dann nahm er den zweiten Beutel.

„Du haſt mir lange und tren gedient, Martha, heſt
mein Rind geliebt, wie ein eigenes ich will nicht, Ddaß
Du in Deinen alten Tagen Noth leideft! Hier, nimm diejen
Beutel, er ift mit guten Gulden gefült — mein Eigenthunm
* Edlich erworben und erjpart — ich ſchenke ihn jetzt

ir!

Behaltet ihn, Herr, und Iaßt mich bei Euch bleiben!“
4 4 Thränen in den Augen die ‚alte, treue, gute

agd.
Nimm ihn, Martha! Du kannſt mir auf den Wegen,


ttennen!!


werdet Ihr zurückkehren in diefes Schlok?


treue Seele Wohl hoffe ich einſt wiederzukehren aber der
Zag, an welchem es gefchieht, wird ein Cag der Schredens,
und des Todes fein — Wwarte ihn nicht ab, verlaß dieje
Mauern, auf denen derShuch liegt, daß ſie nicht auch Dich
erichlagen, wenn ſie zufjammenftürzen !” ;

Aber Euer Kind, Herr, unfjer‘ Roschen ?“ .

„Röschen iſt todt, Martha, bete für ihre Seligkeit
daß Engel des Gebeles der Menichen
edüirfen !”

„ 30r habt ſie gefunden? Todt, fagt ihr, iſt ſie?“

En Strom von Thränen {türzte aus ihren Augen.

Todt. Martha, und ‚auch bearaben! Aber feines


fenne He; und keines Menſchen Ohr darf e8 hHören, daß
ſie todt und begraben iſt! Kein Menfch auch darferfahren,
daß Du mich geſehen haſt, daß ich hier gewefjen bin, Ddaß
ich noch lebe — ich bin todt für alle Welt !“ ;

Ich werde ſchweigen, Herr, kein Wort ſoll über meine
Lippen kommen!!

„Schwöre e& mir, daß Du ſchweigen wirſt von Allem,
ſo wahr Du ſelig werden willſt.

„So wahr. i ſelia werden will, wozu mir Gott in
ſeiner Gnade und Barmherzigkeit verhelfe — ich werde


Lehl wohl Martha — wir müſſen ſcheiden! Lebwohl
und verlaß dieſes Schloß!“
Das werde ich morgen ſchon, Herr !“ ſchluchzte die
Magd. Euch aber nehme der liebe Gott in ſeinen Schuß
— er _ift Luex Troſt und Eure Hoffnung !“ 8
„ Martha lank gebrochen und laut weinend auf einen
Sefjel ; Gasda ging mit jhweren, Iangjamen Schritten aus


Hoffnungen, . geftürzten Chrgeizes. Bor der, Thuͤr des
&Zhorwarts ftand Ddas Wägeldhen des Köhler3; Darinnen
tranken und lachten die Beiden. Der Rentmeifter Hopfte
an das kleine Zemner.

Fortſetzung folgt.)


 
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