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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0057

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Eſchent cäglid. au& Kusnahme der Sonn . und Feiertage
Samfiag8 mit Ur erhaltungsbeilage, Preis - bierteljährlich
M, 1.20 ofne Krägenlohn . Bokonffehlan. Beitelungen



ſir Stadt




amezga»:äflaä £ [Er bie Mmtsbezirle Heidelberg,
Sabenburg, Weinhsin, Schwegingen, Philippsburg,
Wieslodh, Bruchfel, Droklen, NMe forgemünd, Musbach



















bei den Boflarıkalten v Sei den Eyrnebitien Rminaerirake 7 . Gherbad, Buchen Wallbkrn,T.-B. ‘8b., Wertheintze, *
Yr 14 — . DeelDerg, Miltwoh, den 18 Zantar 1898 — — 9 ⏑ —







Beſtellungen
auf den, Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
Mraße 7, entgegergenommen.

Verlag des „Pfälzer Rote.“





* Die Socia — Ddie Gefährtin.
Excellenz Windthorſt erörterte eirſt vor einem
kleinen Kreie die Fragen, welche die Welt bewegen
und den edlen Mann ſo viel beſchäftigten; er ſpraͤch
von dem ſozialen Leben und erwog gemeinſam mit den
Freunden, ivie man das Loos der arbeitenden Menſch-
yeit erleichtern und das ſittliche und materielle Wohl
des Volkes verbeſſern könnte.
Schweigend hörte dem Austauſche der Gedanken
ein Prieſter zu, deſſen ganze Thätigkeit dem Dienſte
Gottes und des Nachſten gewidmet war. Taͤglich ver-
kehrte der ehrwürdige Greis in den Hütten der Ar-
men, um ihr Elend zu mildern.

rollte er arm mit den Armen ſein „Execellenz
Windthorſt“, ſagte er endlich, Sie verſtehen nichts
Erſtaunt ſah ihn der
Führer des Centrums an. Hatte er doch fuͤr die
edelften Guͤter der Menſchheit geſtritten, die Fahue
des Rechtes hochgehalten und das Ziel ſeines Sire-
beus war das foztale Leben zu verbeffern; Da lag
tiefer Ernſt auf dem ascetiſchen Geſichte des Priejters
als er erklärte: „Die Sozid, das Weib, iſt es, von
der hauptſächlich das ſoziale Leben abhängt. Die
Sozia hat den größten Einfluß auf den Mann, auf
die Familie und iomit auf die menſchliche Geſellſchaft
Ich ſtand als ſchaxfer Beobachter dem ſozialen
Leben gegenüber und haͤbe eine Erfahrung von 40
Fahren in der großen Stadt gejammelt. Leider fand


Neuert. Durch die Sozia kam das Elend über die
Menſchheit, denn ſchon der erſte Mann ſuchte fich zu
entſchuldigen, das Weib, das ihm zugeſellt war, habe
ihn verleltet, Gottes Gebote zu Übertreten, und wie
viele Männer hätten in unſerer Zeit das Recht, An-
klage gegen ihre Lebeusgefährtinnen zu erheben, wie
viele ſind wegen derſelben ihrem Glaͤuben untreu ge:


worden, oder haben durch deren Schuld den Pfad
der Tugend verlaſſen; dagegen hat mancher durch den
Einfluß einer guten Lebensgefährtin gute Wege be-
treten.

„Selbſt wenn der Menſch laſterhaft iſt, gelingt
zu erhalten und die Rettexin einer ganzen Generation
zu werden, denn ihre Tugend lebt noch bei den
Kindern und Kindeskindern fort, während der beſte
Mann kaum im Stande ſein wird, den ſittlichen und
materiellen Ruin von ſeiner Familie abzuwenden,
wenn ein laſterhaftes Weib ſeine Lebensgefährtin iſt.


ſiunend den Anseinanderſetzungen ſeines aͤlten
Freundes zu und ſein großer Geiſt erwog des Prie-
ſters Worte, doch allzufrühe für den Sieg ſeiner
guten Sache ſank der edle Kämpfer in das Grab.
Wer das ſoziale Leben verbeſſern will, darſ in


uehmen und den Heim der Gottesfurcht nachhaltig iu
die Linderherzen legen Sie erfühlt ihre Mufgabe
die Maädchen weibliche


Die junge Fabrikarbeiterin findet in der Regel






und wir ſehen größtentheils ein ſchlimmes Geſchlecht
heranreifen.

In unſerer Zeit laſtet jedoch häufig ein doppelter
Fluch auf dem Weibe,
der Arbeit tragen muß, die
wurde, und dadurch der Stellung entfremdet wird,
die es in der Familie einnehmen ſoͤll.

Die Frau ſoll die Prieſterin des Hauſes ſein
die den Kindern Glauben und Tugend lehrt Nun
ſind aber viele Frauen der Religion ſelbſt entfremdet
wie können ſie von Gottesfurcht und Sittlichkeit
reden und dieſe Jeeale in die Herzen der Kinder


Die Kenntniſſe, welche zum Haushalte nothwen-
dig find, fehlen auch häußg den Frauen aus dem
Arbeiterſtande. Sie verſtehen nicht mehr die Nadel
zu führen, die Einrichtung im guten Stande zu er-
halten, das Haus angenehm und wohnlich zu machen
Dem Mann wird ſein Heim verleidet und er ſucht
ſich einen angenehmeren Platz im Wirths hauſe.
Nanches Weib folat ihm ſelbſt dorthin; hat es die
Arbeit mit dem Manne getheilt, will es auch deſſen


wahrloſt auf-
Dieſes traurige Bild eines Familienlebens ſteht

leider nicht mehr bereinzelt im Volke da. Wie kann
Hilfe geſchaffen werden?


muß auch noch die Stelle der erſten Erziehung über-











— Die feindlißhen Britder.

15 Roman von 6, v,Nemagen.
e . . Nachdruck verb.)

. „Das glanbe ich nicht, Herr Graf. Die Geichichte 100
in den gräflichen. Samilienpapieren ausführlich erzählt
Ein und lebt auch in einem alten Liede foct, welcdhes die
Burfhen und Möäddhen im Dorfe noch jeßt ingen, wenn
ſie zur Winterszeit in den Spinnjtiuben beifammen ſitzen!

Sehr ſchmeichelhaft für uns lachte Wenzel, „und ich
bedaute nnr, daß ich unter ſolchen Umftänden auf das
VBergnügen verzichten muß, das Lob zu Hören, weldhes
man meinen Ahnen fingt.”

„Wenn e8 Ihnen VBergnügen macht Herr Oraf,“ ent-
gegnete der Rentmeifter, einen ‘ ANugenblit auf den Ton
eingehend, den Wenzel eingeſchagen Hatte, „fo dürfen Sie
nur befehlen meine Tochter fingt.das Lied auch.“ ı

.. u30 möchfe e in der Ihat hören.“ Der dientmeiſter
rief * Tochter „Röschen,“ fagte er, als ſe eingetreten
war, „nimm die Harfe und finge unz Ddas Lied von Der
bleichen Gräfin ! © — Cn 3

“2aß mi das Sied nicht fingen, VBater,“ bat Röschen,
Dhne den Örafen anzujehen, „e8 ift ein‚tranige3 Lied und
die Todten wollen Kuhe hHaben.“

Der Herr Graf wünfcht e3 zu hHören Rofa 1“

das. Maädchen ; e& ichien, als Hätte e noch ein inneres

Widerſtreben zu befiegen.. .

„NRofja,” rief der Bater jchärfer, als eS fonft jeine Art
der Fochter gegenüber war, „haft Du nicht gehbrt mas
der Herr Oraf:zu Dir. gefagt Hat ? ;

‚7 Das Mädchen Juhr aylammen. dann nahn es raſch
die Harfe, welche in ber Heniterbrüfjtung {tand, jeßte ſich
und beganır nach einigen Mforden ‘mit Telfer, Magender
Stimme das Lied.yon der - ihönen, bleidhen ' Oräfin und


Gefühl liegen, aus weld
das ſie wieder Weden Jollten, aber das Miüdchen faug fie
in ſo wunderbaren Zönen, in einer fo Jeltiamen Bewegung,







X
{


einen Theil ihrer Kieidung zu verfertigen, zahlt ſie
die Arbeit Anderer und die Zeit, für welche fie feine
nützliche Virmendung hat, ift dann gerade diejenige,
welche ſie in ſittlicher Beziehung auf ſchlimme Yo-
wege führt.

Dann heirathet die Fabrikarbeiterin und wird
eine Familienmutter. Wenig nützt es, wenn der Lohn
der Nännex erhöht und die Feauẽn der Familie zurück-
gegeben würdey, ſolange dieſe ihre Kinder nicht gut
zu erziehen und den Haushalt zu führen verſtehen.
Wo eine gute Hausfrau waltet, wird felten die Noth
eine Heimſtätte ſinden. Es gibt leidet Frauen, die
meinen, ſie müßten das erworbene Geld moͤglichſt
hald ausgeben, und wenn Noth oder Kraͤnkheit kommt,
ſoll die Armenpflege und die Wohlthätigkeit helfen.

Wünſchenzwerth iſt es, daß ſich religibſe Congre-
gationen mehr der alleinſtehenden Fabrikarbeiteriunen
annehmen und ihnen Koſt und Woͤhnung geben wür-
den In ſolchen Hoſpizen finden die Maͤdchen Schutz
vor vielen ſittlichen Gefahren, Auleitung zu tugend»
haftem Leben und nutzlichen Arbeiten. Haushalt-
ungsſchulen für Fabrikarbeiterinnen und Mädchen
aus dem Volle Uſſen ſich leicht mit einem Hoſpize
verbinden In Glaͤdbach befindet ſich z. B. einHeim
für Fabrikarbeiterinnen unter der Leitung von Or-
densfrauen.

Arbeiterinnen-Ver eine ſollen überall ge-
gründet werden, wo Fabriken ſind, damit dir Mad-
Hen durch den Schutz der in der Zuſammengehörig-
leit liegt, und die Beiehrungen des geiſtlichen Praͤfes
einen religiöſen, ſittlichen Halt vekominen. Im Vereine
ſollte quch den Maͤdchen Gelegenheit geboten werden,
durch Lehrerinnen Handarbeiten zu erlernen u. andere
nützliche Kenntniſſe zu erwerben. *

Auch religibſe Vereine, Jungfrauen Vereine für
Arbeiterinnen, Dienſtmädchen und Maͤdchen aus dem
Volke werden ihre gute Wirkung für das ſoziale
Lehen äͤußern, denn tugendhafte Jungfrauen werden
gute Ehefrauen. —

An den Sonntagen ſollte den Menſchen ein Hein
geboten werben, wo ſie während der Nachmittags-







daß ſich die beiden Zuhörer eines heimlichen Schauers
nicht erwehren fonnten. He Dn }

Mit einem Seufzer, der faſt unheimlich im BZimmer
wiedethaflte, ſchloß Roſa ihren Gejfang. Sie erhob ſich
und {tellte Die Harfe fort. . .

„®ute Nacht, Bater !“ ſagte fie dann : „der liebe Gott
ihüße Dich und wende die Anfchläge des Bofen zum
Öuten und Dir zum Segen. Gute Nacdht, Herr Öraf !“

Ein ſonderbares Kind !“ fagte Wenzel hHalblaut.

„Sie lebt mehr nach innen. al8 naͤch unßen,“ entgeg-
nete Gasda

E3 entftand eine Paufe. Der Rentmeiſter wartete
darauf, daß Wenzel. das Geſpräch wieder aufnehme ; diefer
— in Nachdenken verfunken zu fein unD gar nicht
mehr gehört zu haben, was jener gejagt Hatte. Plötzlich
richtete er ſich auf. . x

„Sasda,” jagte er, und ſah dem Rentmeifter: ſchaxf
und felt in’S Auge, „fann. jenen böjen, milden Grafen ein
Borwurf treifen, daß er im guten @lauben an die Schuld
jeiner ©emahlitt ſo an ihr handelte, wie das alte Lied z
melden weiß?! : .

Ver möchte die alten Geſchlechter des Unrechts zeihen,
wenn {ie ihre Namen und ihre Ehre hoch hHalten.?“


„Sie {ind feſt genrindet!“ x
„S8 {oll eine eigenthümlidhe Bewegung durch das Boͤlt
geHeR. . . . }

Ich thue meine Pflich! Herr Graf, und tüierẽ

mich nicht um das was midh nichts angebht.

Schrulle die Nauer wieder eingeriffen Hätte, weldhe einer
unjerer Rorfahren in einer‘ jentimentalen Anwandlung
aulgefiibrt hat, Aher die Arbeit fürchte ich wird . feine
und nreine Kräfte überfteigen — wollen Sie ung helfen ?. -

„Sie dürfen über micdh verfügen Herr Graf !“

Loch hHeute ?”

ch bin zu jeder Stunde bereit.“

AWenzel durchmaß zmei- dreimal mit aroßen Schritten
das Himmer. Danır blieb er vor dem Rentmeilter {tehern,

„Sasda,“ iagte eı rald, „wollen Sie mit einem
Schlage ein reichet, ein ſehr reidher Mann werden ?“

„Wer möchte das nicht wollen, Herr Graf! Es
fommt mur darguf an, ob man fann ımd — — und. —“

Lun und?“ ;

„Und mwie man es wird welchem Rifiko man ſich aus-
ſetzen muß, um eS zu werden.“ L —

„Shr Mififo wird nicht größer ſein als das unſerige,

und „SOre, Strafe im (Olimmiten Falie geringer „al8- Ddie-
jenige, welche uns erwartet.“ . ;
Der RKentmeifter trat einen Schritt zurüc,
Etwas Strafwürdiges Herr Oraf- — eitt. Ver-



„ Sicht übertreiben ! antwortete Wenzel katt und {t013.
„Die Orafen von Hohenan find fkeine Verbrecher; e
Es gilt nur, einer


gedrängt und das Waypen Ddes alten; -edlen. Geſchlechtes




. £,fi}cf) hälte gehorcht wie es ‚einem treuergebenen Diener

Wenzel ſtand auf.


und ſeine Gemahlin machten ſich und ihu anı Ende gor


$


10 mag ſie ihre Freiheit und ihr Gluͤck wieder
haben! — —
nd in das wiridiſche Berlieh in welchem einſt
die..Ihüne, bleihe Gräfin ‚gefhmachter und, gejammert, ..
wollen. Sie dieje Berfon bringen? , Und ſie iſt 'ein Olied. .
und ſo kann ſie nur die gnaͤdige

1



, UD wenn ſie e& wäre? — 2 —
„Dank waͤre das, was Sie verlangen für mich ein.

Foͤrtſehung folgt.)


 
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