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Eſcheint täglig mit Auznahme ver Soamue und Feiertage
Samftagt mit Unterhaltungsbeilage. Preis Dierteljährlih
%. 1.20 voOne Trägerlohn ı. Boßlaufihlag, DBeßellungen
Set ben Moßanfalten . bei der Cxpebikion Zwingerfraße 7.
KnzeiaerBlatt Mr bie Amtsbezirfe Heibelberg,
— — — —
4 Al f — Esbenburg, Weinheim, SHmwebingen, Wollippsbura,
ELE ieetech Brucfal, Breiten, Me Iorgemünd, Mosbad
Eerbach Buchen Weahbirn,&.-Bı 85., Werkheintze,
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Berantwurtlidger Kedolteur:
Julius Yoeder in Heidelderg.
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— Seidelberg, Sonnag, den l Zuni 1003
| Dind, Barlag x Erpedition von Gebr. guver
n beibelberg, Ziuingerüraße 7.
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Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten · werden fortwährend bei
numtlichen Poͤſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
traße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°°
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der heutigen Numuter liegt ur. 24 der Wodjensei-
lage bei.
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halitiſche Wocenüberlicht.
® Seidelberg, 10 Juni.
Je näher wir dem 15. Juni auf die Wahlurne
rücken, je lebhafter wird die große Bewegung, welche
gegenwärtig das ganze deutſche Volk ergriffen hat.
Nitteipunkte der ganzen Handlung. Die National-
Schadenfreude; aber in der Morals Keligion giebt
trumsthurm zeigt recht eigentlich noch gar keine Luſt,
don der Buͤdfläche zu verſchwinden Es ſind ja
furchtbar harte Köpfe, die gegen ſeine Mauern rennen,
Unter dieſe meuſchlichen Sturmböcke gehört auch der
jugendliche Herr Graf Matuſchka, einer der — 10
längſt überftanden hatte. Der Herr Graf hat nun
nach einen recht ungezogenen Schmähartikel einen
ſehr „gebildeten“ Brief in der konſerbativen Kreuzztg.
an die „®ermania“ gerichtet. „Geburt und Erzieh-
ung“ verbieten dem ſungen Herrn, ſich „mit einem
Blatie her umzuſchlagen, welches in beiderlei
Begiehung (Gburt und Ergichung) einen ſo inferioren
(minderwerthigen) Standpunit bewiefen Habe.“ Die
Sermania hHatte dem jungen Herru die Wahrheit ge-
ſagt. Da in dem Briefe nach Geburt und Erzieh-
ung des Herrn Grafen die „gebildeten“ Ausprücke
Wwie „Albernheiten“, „Retourkutichen“, „SGemeinpläbe”,
„Hiebe, die gejefjen haben“, „Wuthausbruch“ uſw
Zg_r_f_l)mmen, ſo liegt der Gedanke nicht ſehr fern, daß
der hochgeborene und erzogene Herr Graf die Feder
mit der Reitpeitſche verwechtelt hat Wunderlich
Das Centrum iſt über den
Berluſt dieſes bisheran im verborgenen blühenden
politiſchen Beildhens „natürlih“ ganz untröſtli ch.
immer wieder werden neue intereſſante Seiten an ihr
entdeckt. Um dieſe Aufklärung macht ſich auch ein
unbekaͤnnter Wohlthäter in Berlin hervorragend ver-
dient. Namentlich die Kriegervereine erfreuen ſich
wenn ſie nicht wider die Statuten ginge
Stöße von Druckſchriften flattern von Berlin aus in
alle Winde hinaus.
flingt es nicht, daß mit einer einzigen Mark
(prdð Kopf) das deutſche Baterland vor ſicherem
Untergange gerettet werden könne. Wir ſind wirklich
ſch macdh, ſehr ſch wach; ein plötzlicher Krieg würde
Kurz vor dem — 15. Zuni hat ſie dann
wieder ſpurlos zu verſchwinden.
feit halten, als wir es in natignalliberalen und offi-
über den Kopf gewachſen wären.
Der Buͤnd der Landwirthe (des OltensS) iſt trotz
den konſervativen Wahlkreiſen /Kochfleiſch“ für ſeine
Mandate holt. — Wenn jemand von dem ganzen
Wahlkampf Vortheile ziehen wird, dann ſind es die
Soziaidemokraten 380 Kandidalen baben ſie bis
heute aufgeſtellt, und rührig ſind die Leute, deun man
hat ihnen von Seiten derer, die freundlicher zur
Reichs Politik“ ſtehen, das Eiſen gaͤnz vortrefflich
warm gemacht. Die Zukunftsſtaatler ſchmieden nun
lung des Centrums zur Reichspolitik“. Wer ſich aber am
Schluſſe mit ſeinen ſtaatserhaltenen Tendenzen die
meiſten Lorbeeren erringen wird — darüher mögen
der Liberalismus und die dem Centrum ſchmollende
Regierung einmal gründlich nachdenken Mit Zucker-
brod und Peitſche wird der ſchwarze Thurm ebenſo-
wenig geſprengt, wie mit dem ſtärkſten Sturmlaufen.
Aus Oeſterreich Ungarn toͤnen uns Friedens-
klänge entgegen, die allerdings in den militärvorlage-
freundlichen, deut ſchen Blättern ganz übexſehen
werden. Warum? Weil man zu viel mit Allarm-
nachrichten aus Frankreich und Rußland zu thun hat
vorlage veröffentlichen; o, die Herren laſſen es an
nichts fehlen — um ihre Dankbarkeit zu zeigen Über
den „ſchönen“, geldſackfreundlichen Ausfall der Wahl-
reform. — Graf Kalnoky gab. im Ausſchuß der
ungariſchen Delegation eine Ueberſicht über die au 3
wärtige Lage. Der Leiter der Polttik unſeres
Bundesgenoſſen ſagte: Das Gefühl der Sicherheit u.
die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens ſtärken ſich.“
Es ſei in dieſer Hinſicht in der legten Zeitein
gewiſſererfreükicher Fartſchrittezu ver-
zeichnen. In den politiſchen Meinungen der eins
zelnen Mächte liege die Gefahr nicht wohl aber
in der ganzen militäriſchen Situation, Ira
deſſen würde dieſe Gefahr durch die guten Beziehun-
gen der Monarchen und Regierungen untereinander
gemindert und ſchließlich auch wohl ganz beſeitigt
werden Kalnoky hat doch in der Politik auch ein
Urtheil und ein ſehr gewichtiges; aber — das deut-
ſche Reich iſt von allen Staaͤten allein in Gefahr.
Die Liberalen ſagen es, und da iſt es wahr! — Zı
Gunſten des allgemeinen Stimmrechtes für die Reichs-
tagswahlen macht ſich eine ſtarke Bewegung geltend
Die Jungezechen liebkoſen dieſerbalb ſogar die Sozial-
demokraten, und dieſe jagen ganz einfach, wir wol-
len die vürgerlichen Parteien benutzen, uns den Weg
zur Vergröoͤerung unſerer Macht zu bahnen; 10
iaͤnge helfen wır ihnen. Dazu halten die Herren des
Zukunftsſtaates fort und fort Maſſenverſammlungen
unter freiem Himmel ab.
Die Schweizer haben durch eine Volksabſtimmung
mit 56,333 gegen 15,360 Simmen eine neue Verfaſ-
ſang angenommen. Neben manchem Guten findet ſich
für die Katholiken auch manches, was bisheran beſſer
war. Die Altkathoͤliken? mit ihren 4000 Seelen
ſtarken Häuflein haben den Vortheil, daß ſie als ei-
gene Landeskirche auerkannt ſind. Die Wahl der
Geiſtlichen findet durch das Volk ſtatt, während die
Die feinslichen Brüser.
130 Roman von H. v. Remagen.
Gaͤchdruck verb.)
Aber über die Starken war ein Stärkerer gekommen,
Und nun bra e8 auch im Rücen los Für Ddas Seben
menäelä haͤllen die Diener ihr Leben nicht einjeben wollen
— um ihrem _ guten Hrafen Waldemar das Stammhans
U {hüßen, ſchlugen fie e& gern in die Schanze. So
Wurden dieſe Helden der angeblichen Fretheit in eine
Türchterliche Enge gefeilt, aus der eS kein Entrinnen gab.
le meilten von ihnen zahlten ihre verbrecheriſche Luſt
Mit dem Leben, der Reſt warf die Waffen fort und bat
um Bardon.
di Nichts da, keine Schonung, keine @Onade !“ {Ohrieen.
1 ergrimmten Bauexn und woͤllten auch die Wehrloſen
Niederichlagen ; doch Stephan warf ſich ihnen entgegen.
di „Abwehr, Freunde,“ rief er, „aber keinen Mord! Bindet
e Schurfen — fie ſollen ihrem Richter und ihHrer Strafe
4* entgehen! Und nun alle hierher, Ihr Männer aus
* dorfe und dem Schlofle! Wolle Goͤtt, daß keiner
Manche tiefe und breite Wunde war geſchlagen worden
4* am Leben waren ſie Alle geblieben -— Alle bis au
— der Iag Humm und ſtarr auf dem blutigen Marmor-
Etephan hatte ſich über denſelben gebeugt und drückte
ihm die Augen zu.
„©ute Nacht, Thorwart, alter, treuer Ramerad!“ jagte
* Und eine Thräne rann ihın in den Bart; „Du wollteit
AlS ehrlicher Mann {terben. Dein Wille iſt allzu ſchnell in
Wülung gegangen !”
Er richtete ſich auf. ;
p 3Or Münner, die Ihr Cure gefunden Knochen beſ
4 gabi legt Hand an und tragt die Todten Hinaus *
erft ſie an die Mauer, einen zum Andern: den! aber,
Meinen guten Kameraden, Hebt mir porſichtig auf und
%mgt iı in mein Stübchen und leat ihn auf mein eigenes
ett. Ih will bei ihın wachen und für ihn beten, bis daß
ſchlagenen, fommt in Dden Saal hier, damit Ihr Euch
jegen und. ausruhen koͤnnt! Ich wil Sorge tragen, daß
SCure Wunden gewalchen und verbunden werden. Der
Sohannmu aber —* wo ſteckſt Du, Johann? Du jchirelt
jofort die Nappen an und jagit in die Stadt und bringſt
den Arzt Her! Kommt, Zreunde !”
„Nicht dort hHinein, Biqueur,“ trat ihm der Kammer-
diener Ddes erftochenen Grafen entgegen, „Dort iit Schrecniß
und Tod! Hierher Kommt, hier ift Haum genug, und _ was
—— und Stühlen fehlt, will ich Euch zur Stelle
affen.“
Schreckniß und Zod?” murmelte Stephan; „Schirr-
voat jagt, was i{t da Ddrinnen geichehen?“ .
} „‘,S'‚t\ommt und jeht, Stephan — ſagen läßt es ſich
Die beiden Männer gingen in den Saal.
„Herr des HimmelS!“ rief der Piqueur, „®raf
%Betgz‚)e[ todit — DdaZ eigene Meſſer in der Bruſt! Und
ort? ;
„Der ſchwarze Peter aus der. Felſenſchmiede!
„Und der da unter ihm ?”
„Der Rentmeiſter Gasda!”
— „D, Stephan, das hHättet Ihr hHören und jehen follen !
Wie er vorijprang und den @Örafen den Morde feines
Kindes nannte, wie er ſich das Hemd von Dder Bruit Liß
und ung die Wunde zeigte, welcdhe ihın der Graf geſchlagen
habe! Wie er behauptete, ſein Roschen liege todt in dem
Thurmverließ, in weldgem Graf Wenzel die Gräfin Hilde-
gard gefangen gehalten, 1wWie er nach Rache, nach Blut
ſchrie, mwie er ihm das Meſſer in den Leib ſtieß, wie er
jeinen Zuß auf den Todten jeßte.“ .
„Kommt, Bogt! Hier ijt das Urtheil eines abttlichen
Gerichies durch Menſchenhand vollzogen worden. Gier
nach Gier gemordet! Kommt, die Nacht iſt zu Ende, der
gege %Tug bricht an, freuen wir unS, Daß wir ihn erlebt
aben !” ;
Die Männer verließen den Saal. ,
Stephan ſchloß diẽ Thüre und z0g den Sehlüffel ab.
Der Korridor mar gejäubert, in der Vorhalle ſtanden die
Bauern and erzaͤhlten ſich von den Hieben, welche ſie aus-
getheilt.
— „Schirrvogt,“ ſaate der Piqueur, laßt Bänke und
Tiſche in die Halle ſchaffen — nach jolcher Arbeit mag
wohl Zeder ruhen ! Faget das Weibsvolk auf, daß es den
Verwundeten friſches Waſſer und reines Leinenzeug bringe,
und melder dem Kellermeiſter, er ſolle ein Faß vom Beſten
Herbeifchaffen, was im Schloßkeller lagert. Wir wollen
einen Miorgentrunk hHaben, und was eS Hheute foltet,
b_afl‘ir irete ich bei unferem guten Grafen Waldemar
ein!”
Das war ein gutes Wort zur rechten Zeit, und lauter
Beifall folgie ihm. Bald jaßen.die Dorfwehrmänner an
langen Tiſchen und in den Gläſern vor ihnen perltedunkel-
gelber Wein. - ; - ;
. „S3 iit ungarijcher,” jagte der Piqueur, „trinkt ihn
mit Lerſtand! O, wie liebte ihn mein Kamerad, der Thor-
wart! Aber beſtechen ließ er ſich nicht durch ihm Ehre
jeinem Andenken! Und mun nehmt ie Gläſer, Maänner
und Freunde, und trinkt fie auf das Wohl unferes Grafen
und Herın, des edlen Waldemgr, und ſeiner ſchönen-
tugendhaften Gattin, der Gräfin Hildegard!!
„So lebt fie deun wirklich?“ ſcholl es von hier und
von dort dem Piqueur entgegen.
_ „Sie lebt. Freunde, — doch ſeht, kommt dort nicht der
Herr Pfarrer über den Hof?“
Die Mäyner ſprangen auf.
_ „Orüß Gytt, grüß Gott Jhr waderen Zreunde —
bleibt ſiben, ich komme zu Euch! Ei, beim Morgentrunk ?
Da iſt dıe Arbeit der Nachı wohl gut gerathen ?”
Dank Gott und ihnen Herr Pfarrex, wir ſind zu-
frieden damit! riefen ſie aus einem Munde.
„Und waren eben dabei,“ fuhr Stephan fort, „Das
erſte Glas auf’S Wohl des anädigen Grafen und ſeiner
Gemahlin zu trinfen !”
Des Grafen und der Gräſin — und wißt nicht, ob
eins von ihnen noch lebt?“
Fortſetzung folgt.)