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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Brichejnt tägli-aut Ausnahme der Sonzte und —
— mit Unterhaltungsbeilage, Breis® ——
M 120 ehne Trägeflohn . Vüſtanffchlag Befelungen
bei den Pbflanflalten . bei der Grpebittun Zwingerfiraße 7,










ge-Blatft fr bie Amtäbezirie Heidelberg,


Much, ruifal Breiten, Ne ixrgemünd, Diusbad
d Öuden Waldirn DB \











‘ . 1L Serantworkliher Nevalteur:
} Julius Yeder in Heidelbers

ME

2 1



— — von Gebr. guber R
in SHeibelbesg, Zwingerüraße 7,









— — — — — — ——
Der heutigen numuier lLiegt ur. 1 der Wochenzei.
e bet. 1 —





auf das I, Ouartal
1893 werden von
allen Poſtanſtalten und der Expedition noch ſtets an-
genominen und die bereits erſchienenen Rummern auf
Wunſch nachgeliefert.

Valitiſche Wochenüberlicht.
— ® SGeidelberg, 31. Dezember.
Der kurze Waffenſtillſtand, welchen uns die beiden
Veihnachtstage in der Politik brachten, iſt zu Ende.
1893, DaS neue Jahr ſteigt herauf. und was ſeine
erſte Kindheit auf deni Gebiete der hohen u niede-









Die Nordd. Allg Zig. trägt die ganze Schuld daran;
ſie hat uns die Weihnachtoͤfreude nicht einmal ohne
Militär· Vorlage genießen laͤſſen und nun macht ſie
es mit dem Neujahr ebenſo. Zu Weihnachten er-
hielten wir die Gewißheit, daß die Militar⸗Verwalt-
Ung ſich auf leine Berftändigung einlafen werde;
cauveder alles oder gar nichls. Dieſer Verſicherung



weihnacht$Mäßige Drohung, im Faͤlle die enormen
Leuforderungen abgelehni würden, die dreijährige
Dienſtzeit von nun an ſtreng durchzuführen. Der
Verficherung folgte, wie ſchon gefagt, eine „Dr o h-
ung,“ und damit wir in der Neujahrgnaͤcht nicht
Loͤch eine Bitte Man ſolite doch wiſſen können,
daß gewöhnliche Sterbliche zuerſt die Bitte und
dann wenn es Zweck hat — die Orohung
anwenden

Drohung nichts half, die Bitte erſt recht nicht
helfen lann. Der Kanzler ſagte in feiner Reichstaͤgs-
rede bei Einbringung der Borlage, er fönue nicht mit
einent Krieg:in-Sicht aufwarten und wolle auch nicht
— mit‘ dem Säbel raſſeln. Da man aber die Stumnie
der Nordd. Allgem kennt, eine Stimme, die auf ein

Haar derjenigen Ca pr ivi8 'gletcht, * ſo kann man
einigermaßen aus den Wolken fallen, wenn man dieſe
Stinme‘ ſtatt ein hertliches „Pröſit Neujahr nun
Zoch noch einen recht ſchweren Kriegsſaͤbel dürch die
Sande ſchleppen hött. Wir ſind aber gar nicht ſo
— —

— ——



Rordd Alg . Ztg. 6S NS zum Bewußtjeim“, zu
bringen. . vermag, daz .„Die Eriſtenz des Keiches ge-
fährdet ift. — Es wird dies nicht gut gehen, denn unfer

die an Stelle des Herzens eine prächtige, Wetterfahne.

Wandel? Bom, Panania Skandel! Man jol es

zur Bemwilligung, der deutſchen , Heeresforderungen iſt

ſtändliches Zeug! Doch nicht! Die Koͤlniſche
Tante weiß es verſtändlich zu machen: In Frankreich

feht zuwr RNeligivm ‚geltend. (Das hat feine
ichtigkeit.) Frankreich wird über kurz oder lang
vollftaͤndig aultramontan ſein. (Daͤs wäre kein
Unglüch. Dann maſchieri die wieder katholiſch ge-


dem hl. Stuhl ſeine Rechte wieder, und dann iſt

Kölniſche 3tg. Darum, du deutſches Volk, niußt du
die Hand am Schwerttnauf und das Pulver trocken

Das räth altklug und paͤthetiſch
Taute Wir ſwiſſen auch noch einen Grund! Im
„Oberſtübchen? der Koölniſchen“ pajfıven! 1D
daß man oft meinen
ſollte, es gehe nicht mit re chten Din gn zu.








Da die Franzofen die . „Kölniihe“ aucH
leſen und die „Kölnijhe“ wenn ſie ‚aNein ſplichi
auch allein das dentſche Volt repräfentirt, ſe Fönnten
die Franzoſen am CEnde meinen, ım Oberſtühchen des
gaͤnzen deutſchen Volkes ſei es nicht Tichtig, den geit-


über. un8 herfallen, Daher — neHmt. die Militärbor-



den Orden der Eiſernen
Ein Cheil, der Breslauer Divzefe .
So erfreulich das
Zeichen der Anerlennung gegen einen; katholiſchen

Krone verliehen




ſhloſſenheit mit der in ungarn die Regierung. gegen
die Lixche Vorgeht:.. Der, Freimaurer Wederle. ver-



Die, Kathokiken, richt müßig. . Eng « „gefhiojfen ftellten


Das übrige, ungarifdhe. Bolk (n e:u n ; und- eine. Halbe

ijt folgendes kleine Beiſpiel bezeichnend. Der. hochw.
Abt von Komorn weigerte ſich, eine von dem Ge-


van Kindern aus Miſchehen zu geben. Für dieſes
Verbrechen wurde der hochw. Herr Durch. welt-
lichen Machtſpruch ſeines Anıtes enthoben.und zu
Jünfzig. Gulden Strafe verurtheilt. In zweiter In
ſtauz entſchied aber das Obergericht daß der Ver-


ſtrafe zu erleiden habe, und ſoͤfort mußte fie ange-
‚ Iſt das nicht hübſch, iſt das nicht
üpex alle Maßen „gerecht“ . und. iſt es da ‚nicht
wahrlich —, an der Zeit, daß diegereHten.edlen
Freimaures und Gehoſſen mit elementarer Entrüftung




wenn es wie ein Mann zu ſeinem Episcopat ſteht —
end das iſt der Fall diesmol von.den „Seguungen“
ber edlen Brüder verſchont bleiben Schaͤden kann
denn er wird das Volk fur







x Bnr nenen Jahr.

Wenn man im Leben einen Freund zu Grabe geleitet
deflen Sinnen und. Trachten, Denken und Fühlen eng mit
m unfrigen verknupft war, Dann füllen ſich unjere Augen
mit Zhränen unddas Heuz fFrambit ſich zujammen Dor
merz und Weh, denn Dahin- i er für immer. Kein
Orf der Liehe, der Eyrmuünterung und des Troſtes ertünt
mehr von feinen erfalteten Lippen, lein warmer Druck der
Hand verſichert uns mehr feines Mitgefihl8 und jeiner
Zheilnahme, nein, , {tumm tuht er im Orabe des Wieder-
jehens entgegen. . Nı in unjerer. Crvinnerung Iebt er fort
md in dem Andenfen an ihınr empfinden wir das, was
Ung einj$ jeine Liebe geboten. “ Und wie der Zreund uns
in der Erinnerung‘ bleibt, {o bleibt unS aldh jeder Zeitab-
jcORitt im Gedachtniß aufbewahrt und nodoft treten die
Begebenheiten und Borkommnifie aus demjelben vor das
“ geiltige Auge. Teder, Cebengsabjchnitt „vrägt uns feine
Fiaenbeiten auf; die Erfahrung wird {tet8 vermehct und
Larer ſchaͤuen wir hinein in das Weltgetriebe,

Wann aber Zögen die Erlebitiffe in hellem Lihte an
uns vorüber, uls'in dem Angenbliden wo jih das Grab
#ber einem ſoichen Beitabjdhnitte, Jahr.genannt, Ichließt.
Ver wiürde nicht in jeinem Snneriten erjchüttert, wenmn
der HreunDd von ihnr jqheidet; der während Dreihundert-
Jünfundfechzig Tagen unzertrennlicdh. mit ihın war? Der
ıOn umgab Dber Der MArbeit und nicht verließ, wenn er
yuhte, der ihm zur Seite |ritt, mern Die flatterhafte
Freude ſich ihm : auf Augenblidernähte, und ihnı folgte,
wenn Gewitterwollen den Horizont, hedecten ? Der Ddas
Jauchzen in der leltenen Stunde des ©lüds vernahm und
Beuge war der Seufzer und der Nachtwachen, die Gram
und Kummer forderten? Wahrlih, in der Abſchiedsſtunde
des Jahres da drängt ſich ungs die Crinterung an Ddie
verflofienen Tage gar mächtig auf 7D wie mit einem
gauberſchlage erftehen vor uns die Frenden und Öram-
gebilde, die im ſcheidenden Jabre ihren Keigen um uns
aufführlen Wir erkennen mit klarein Blick, was wir ge-
han was wir unterlaͤſſen haben, und Genucthunung und
Keue finden ſich ein, und kämpfen um den Vorrang. O,





denn das SJahr, in dem wir ſie begangen, es iYt in das
®rab der Ewigfkeit gefünken, wod 8 entgegenharrt Dder

Heuaniß abzulegen gegen un8., Doch wos fage ich! Kommt.
auch die KReue ſpät fann ſie Gejchehenes ‚nicht ungeſchehen
madhen, fo it.{e, Dennoch gern und willig. aufzunehmen.
Sie treibt uns, Ddie begangenen Fehlck zu jühnen, Ddie
Schulden des alten .Sahres in demıneueh . zu bezahlen.“


jein, was da will der AWeg, zum. Heile iſt noch offen noch
verleiht uns die Gnade Goͤtſes Zeit, uns zu reinigen, un
vorzubereiten auf jenen dunkeſn Afad, Dder zum Lichte und
zur Wahrheit führt 3C G8- giltDaher dieſe neue Frift au
benützen feinen Augenblick zu verfäumen, deun, wer weiß‘


über die Lage, die ung auf Der irdijchen Wanderfchaft
jahen. Meber Ser Schwelle des neıten Sahres Iakt 1ns
Ddaher befeſtis n' die Worte Glaube, Hoffnung Liebe !”
Sie ſeien die Loſung, der wir antentroegt jolgen wollen
Glaube und Berivauen, zu. Gott und.jeiner-heiligen Liebe
in allen Sagen des Gebens, Hofnung au} den Sieg der
Wahrheit und Gerechtigkelt Liebe ür UMe, die 1n8 auf
dem Lebenswege begeguen; daß fet unfere Michtihnur im
Jahre 1893 ; — 9l

Vag dann das Jahrin ſeinem „ Laufesbringen, was
immer es wolle wir werden hodhaufagerichtet einfqOreiten


Hoffnuug auf den Sieg der mit Gott begonnenen Zhaten
vird ung beleben und die Liebe zu unjern Mitbrüdern
jte mird unS eine reine und Heilige Freude bereiten. Kein
Kampf wird uns ſchrecken⸗ Tein Schmerz uns itberwältigen
nein, gerüjtet mit. Dden drei göttlihen Tugenden werden
die Feinde vor ans fliehen, und mir wmerden Ddajtehen al8
Sieger. Der Anfang' und das Snde bei allen unfern
Zhaten ſei Hott mit ihm'und durch ihn werden wir er-
lanyen mwaS un8 zum: Heile dient. Bum Heile! Ein
inhaltsſchweres Wort, das Teider Ddie Welt nicht







als ihr..Biel. nur die irdijhen. Guüter: _ Meichthum,


; te-Lange.. wWAhRE,
900 mir etnige Sahrhunderte dauert, . f Das Biel, nach
Dem Unzählige ringen, . für des fie ihr.Seelenheit oprern.
Der Gedanke an den aroßen Wahlipruch ; „Was nüßt eS
mir ‚Wenn,ich die — Welt gewinne, abet . an meiner

el en leide.?2” ijt aus ‚Den Hexzen von Dielen
Millionen geſchwunden und.. 10 ſchauen wir denk auf Ddem
AMelttheater . jenen unjeligen. Campf, - der mit maßlojer
Crbitterung. ‚gefilhtt wird, : win..Das, mag bald ein NRaub
der. Wilzmex, .‚nichts als eıtel Staub ift. . Diejer ‚Kanmp}
‚E entbranuf unter den Majjen der Bevölkerung, weil
man Afnen den beſeligenden Ölauben an Oott und. Ddie


Bernunit allein. den Chrenplas. eingeräumt, „und- den
Menihen. als. Wahrheit.lehret: „Oenießet, fo lange. die


fonınıt die Nacht, Das Grab dedt eudh, ihr werdet in die
Uratone aufgelöft unDd die „Comödie“ eures Dafeins ift
zu Ende !“ Vahrlich wenn man das Leben auf- diefer Erde
eine Camodie nennt, daun darf mait fichinicht wundern,
daß die Combdianten-auch mit_aller ihr zu Gebote ſtehen-
den Kraft darnach {treben, ihre Kolle möglichit gut und
ait Erfolg ‘ fr die Yefriedigung : ihrer Leidenjhaften 34
ſpielen Dann darf man lelaer Entrüftung Ausdruck
geben, weun der Nihilismaus ſich drohender und drohender
erhebt und den Umiturz der ganzen gefellſchaftlichen Ord-
nung herbeizuführen Jein Ziel nennt. Dann Ddar] man
nicht in ein Zetergefdhrei ausbrechen, wenn die Achtung
vor jeglicher‘ Yutorität ſchwindet, wenn die gefalbten
Häupter der Jürſten bedroht werden und- feind iche Ge-
italten die Throne zu untergraben, feine Mittel fcheuen.
Dhenn Dies Alles die ÜL Confequenz jener Lehre, die da fagt :
Mit dem Tode if Die „Comödie“ aus.” -

Der Menſch ans deſſen Bruſt noch nicht der Glaube
an ®ott und jeine einitige Wiedervergeltung entſchwunden
er jchaut mit ihränenerfülltem Auge. dem unſeligen
Treiben ſeiner Bruͤder zu, Furcht und Grauen erfaßt ihn


 
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