Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0425

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
aa gun dych Mag Pgn @11130 310 4 19991

=z10)6 dun munaoIIIs HWE 1U OO HONO 08 S9942 C Vr c a e a STA S B E

uanaqaı@la3M UD 122190 ND UNDZ O18 ML ND 319

— IC - HMNOS

JenNW 230 Aay ÄNNIg 310133 . SI0 - 193l xgl oyzuor G:

\

n 409l

G A OHNUS ın HI9 U3 WD
\ quun anGz ala Sıyıamaaag —

ı3160

—— — a
MG“








Eſcheini täglichH mit Kusnahme der Goun- und Feiertage
ML 120 vhne Trägerlohn. ı. Be Rmfiéla%. Beftellungen
w






Kuzeiger-Blatt ür die Amtebezirle Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippabhurg,
Wiesloch Bruchſal/ Breiten, NeXIargemünd, Mosbad
Lberbach/ Buchen,WoNdürn,&.-Bı °8h., Werfheimse,





















__ bet ven Boftanftalten . bei der Grpebition Zwingerfiraße 7.
Veran wortlicher Nedalteur:

2 06 ; u ng Jeder in Heidelderg:



— Berlag u. Expedition von Gebr guber
in — — — — * A. Jihtg.









— — —
Zer Leichstag iſt aufgelöſt!

Die Neuwahlen finden ſtatt am

15. Juni ds. Is.

Wir bitten im Intereſſe unſerer Sache um
möglichſte Verbreitung des „Pfälzer Boten“.





E, Gin hiidetiiß ſit die Scbung des
SHandwerkerftandes.
N

(Siehe Nr. 102 des Pfalzer Boten.)


zügelloje Gewerbefreiheit ihr Zerftörungewerk ausge-
übt, Tauſende und Abertauſende einft felbſtaͤndige zu-
friedene Exiſtenzen ins Elend geſtürzt und dadurch
ein, dem Throne wie dem Altaͤre gleich gefaͤhrliches
Proletariat geſchaffen und mit roher Gewalt das
idöne Band zerriſſen, welches früher in mufterhafter
Eintracht Meifier, Geſelle und Lehrling miteinander
verband. Treue und Glaube, Religion und Sitte,
Ehrharkeit und Reellitat in GHandel und Wandel.
Brſcheidenheit und anſpruchsloſe nüchterne Lebenzweife,
wie ſie dem Handwerk ehedem eigen, find vielfach


gnügungsſucht, dem religiöſen Indifferentismus, allen
möglichen unreellen Uebervortheilungen u. insbefondere


Ein Heer von Pfuͤſchern und gewiſſenloſen Spetu-
lanten hat wieder ihrerfeit$ ein Heer von Handwerfern


wiederum Lehrlinge züchten, und waͤhrlich einem
Pirklichen ſtandesbewuͤßzten Handwerksmeifter muß es
weh um3 Herz werden bei dem Gedanken: mwa 3
Toll an8 dem Hand werk werden, wenn das
noch zehn Jahre fo weiter geht, wenn der letzte Reſt
der ordnungsmäßig ausgebildeten ſtandesbewußten

eiſter zur „großen Armee“ abberufen fein wird?!
Wir wollen nun allerdings gern anerkennen, daß
die ſeit 1881 wieder neugegründeten Innungen grade
auf dem Gebiete, der Pflege des Gemeinfinnes und
der Standesehre inobefondere in einer. heffern. Lehr-
Üingserziehung Vieles geleiftet hHaben. Cbhenjo ol
mit großem Dank gegen die Förderer, die Präfides


Seidelberg, Dienitag, den 9. Wai 1098,

werden, daß dieſelben dem Handwerkerſtande unſchätz-
bare Dienſte geleiſtet, indem ſie Religion und gute
Sitte und damit zugleich Standesehre in den


hegt und gepftegt haben — Wir betrachten eben die
Religion al3 die beſte und ſicherſte Grundlage einer

rechtigten Handwerkerſtolzes, weil Chriſtus der Herr




aus ſeiner Mitte ſich einen Pflegevater und ſpäter
ſeine Apoſtel zu wählen, ja dem Handwerkerſtande
ſelbſt gewiſſermaßen anzugehören, indem ‚er einem
arnien Zinmermanne unterthan, und im Handwerk
behülflich war

Aber wir müſſen auf der anderen Seite auch da-
rauf hinweiſen, daß bei den geringen Rechten der
fakultativen Innung das Häuflein der Arbeiter auf
dieſem Gebiete immer mehr zuſammenſchmilzt, und
bei dem loſen Gefüge der Betheiligten, bei der Aus-
ſichtsloſigkeit auf ſorgenfreie felbſtſtändige Exiſtenz für
den angehenden Meiſter die Gefahr zu nahe liegt,
daß das wirklich Gute, was die Innungen auf dieſem
Gebiete geſchaffen, in der Fabrik wieder verloren
geht, indem der, wiewohl geſchickte, aber mittellofe
junge Handwerker keinen anderen Ausweg findet, als
in der Fabrik ein Unterkommen zu ſuchen, wo ſeine
beim Lehrmeiſter und auf ſeiner ſpäteren Wander-


Magazininhaber, dem Todtengraͤber des Handwerks,
zu Gute kommt, während das ganze
Kapital von Standesbewußtſein dieſes Handwerkers,
das geeignet geweſen wäre, große Früchte für den
Hundwerkerſtand zu tragen, in der Fabrik verloren
geht. Wir weiſen ferner darauf hin daß die Brut-
ſtätten der Sozialdemokratie, die Fachvereine, ihre


ſellenſtand ſchlingen, dort zunächſt in dem jungen, oft


und ihm dann mit leichter Mühe begreiflich machen,
daß er nichts mehr und nichts weniger ſei, als jeder


der ſich aber eine beſſere Zukunft ſichern könne, wenn
er gemeinſame Sache mache mit den Arbeiterbataillonen
deren Schritt gefürchtet und deren Forderungen durch-
gehen müßten 2c. Ausſicht auf Selbſtſtändigkeit habe
er doch nicht, früher oder ſpäter müſſe er doch ent-
weder als verheiratheter Geſelle ein elendes Daſein
friſten, oder hinter düſtern Fabrikmauern ſein Leben
zubringen.
aus ihm wird nach kurzer Zeit wegen ſeiner Intelli-






genz ein brauchbarer Führer“, welcher bald als
Feind jeglicher Ordnung nichts ſo ſehr haßt, al
Kirche, Staat und — Innungen! Die Fachvereine
ſtrecken überall ihre Fühler aus und wir können


ſich in irgend einer Weiſe verdächtig zeigender Ele-
mente ſind; denn grade auf eine Durchſeuchung der
kath! Geſellenvereine, deren Mitglieder ja leider von
ſozialdemokratiſchen Nebengeſellen auf den Werkſtätten
nicht zu trennen ſind, haben es die Fachvereine be-
ſonders abgeſehen.

Soll das Hinderniß für die Hebung des Hand-
werkerſtandes beſeitigt werden welches in dem mehr-
fach erwaͤhnten Artikel ſo treffend bezeichnet war, ſo
müſſen verſchiedene Faktoren zuſammenwirken. Die
Handwerker, als die zunächſt Betheiligten, müſſen
Alles thun, was in ihren Kräften ſteht, um dem Hand-
werke einen würdigen ſtandesbewußten Nachwuchs zu
verſchaffen. Dazu gehört, daß ſie dieſen möglichſt
aus ihrem Stande, insbeſondere aus ihren eigenen
Söhnen rekrutiren, und ihre Töchter ganz im Sinn
des Handwerks, nicht als Modepuppen ſondern als
geſchickte ſparſame Hausfrauen erziehen, die geeignet
find, ſpäter an der Erziehung der Lehrlinge mitzu-
wirken. Grade diejenigen Handwerker, welche es trotz
der Ungunſt der Zeit zu etwas gebracht haben, ſollten
ſchon aus Dankbarkeit gegen den Stand, dem ſie an-
gehören, ihren Söhnen frühzeitig eine gewiſſe Ehr-
furcht gegen dieſen ſchönen Stand einflößen, um ſo
mehr auch dieſe Söhne Handwerker werden laſſen,
als ſie die Mittel beſitzen, ſie recht gründlich in der


ſtigen Fächern des Wiſſens, die heutzutage zur Führ-
ung eines eigenen Geſchäftes nothwendig ſind, unter-
Je reicher das Talent des Sohnes,
um ſo beſſer für ihn und für den Stand, dem er ſich
widmet, und grade im Handwerkerſtande hat der
Fonds an Talent und Intelligenz nachgelaſſen in
gleichem Maße, als er ſich aus den unterſten Bolks-
ſchichten hat ergänzen müffen. Cannn möchten wir
auch dem weiteren Wunſche Ausdruck geben, daß die
beſſeren Stände auch mehr wie bisher ihre Söhne
dem Handwerk zuführen, beſonders wenn bei dieſen
die Anlagen zum Studium fehlen, was auch nicht
ſelten vorkommt. Wir erachten es für einen Fehler,
der ſich oft bitter rächt, und zugleich auch eine Be-
leidigung, welche man wenn auch unbedachtſam, dem
Handwerkerſtande zufügt, wenn da dem angehenden













Die feinoͤlicher Yrütser.
103) Ronian von.H.v.Kemagen.
S v({m_zd)brud verb.)

„Willfommen auch Shr,“ ſetzte ſie faſt betroffen hinzu
al8 fie in die fhränenden Augen, in das jchöne, {raurige
Autliz, Hildegard’s blickte R
; Ich laſſe unfere Gäſte jetzt in Euerer Obhut, Kinder,“
— — fort, ſie bedürfen der Stärkung und

raher geftattet Shr wohl Herr,“ fiel Urfel ein,
„Daß i nach einem Weilchen wieder zu Cuch hinabkonime :
ich hat? noch wichtiges mit Euch zu beſprechen?

4 wißt ja, Urfel, daß meine Thür für Euch immer

Freundlich grüßend verließ er das Gemach.

8 Es dauexte nicht lange,, da hatten die Töchter des
aufmanns die‘ erite-Schew überwunden; e& ag in dem
ejen Hildegards - ein rührender Zauber, ſeiner Macht
—846 Teiner widerftehen, in deffen Bruit ein marmes, Füh-
NDES Herz jchlug. — Sin jeltjames Gefühl üderfam, Ddie
$ * wie fie e feit lange nicht gehabt; fajt war eS wie
105 Gefühl’einer füßen Kuhe, eines Olüces, Ihre Thrä-
* 4* nicht mehr, die Liebevolle, “ {Ahwejterliche Sorge
f)ullc' eiden Naͤdchen hatte ſie getrocknet; und als ſie eine
— in das Zimmer getrefen wax, in —
5* — mit Urfel ſchlafen jollte, und INr Kind
fenble Wweiken, weichen Kifien geleat hHatte, da Janf fiedan-
* Wnd betend. vor dem Muttergottesbilde nieder, Das
€r dem Betihemel-Hing. -

Au Sorian hatte ein heles Kämmerchen: erhalten
jaubere, friſche Bett aufgejucht. Urjel aber
hinabgegangen in das Kabinet Ddes Kauf-

„„Seid Ihr mir auch nicht böje, Herr,“ fragte ſie,
äägg?t‚gb meine lieben Schütziiuge zu Euͤch hieher gebracht

‚» Unfinn, Urfel ! Obder jehe aus? . Wie.geht8
denn jeßt der armen Frau? Hat ſie ſich erholt?“ *




dann auf Ddie Khniee geworfen und da bin ich Hinaus-
— — O, Herr, die hat VBiel, unſäglich Viel ge-
itten

Van fann e3 aus ihrem Anitlig leſen!

Nicht Alles Herr lange nichtAlles ! Das Meiſte üeſt
man nur wenn man ihr in’3 Herz hineinſieht. Und nichts
verbrochen, rein und ſchuldlos wie ein Kind, wie einEngel
des Himmels! Vor einem Jaͤhre noch reich an Geld und
Sut, geehrt von der Welt, geliebt von dem beſten Manne,
gefegnef bon den Unglücklichen und Nothleidenden, deren
AZroit und Schirm fie war, dann von Haß und teufliſcher
Dosheit der Hreiheit, dem Olüde, iHrem Satten entriſſen.
in einem wülten, ſchauerlichen Kerker gefangen gehalten,
endlich durch ein YHimmlifches Wunder gerettet, tehrt ſie

Sie hat noch einen Vater? Dank ſei dem ſieben Gott
Dafr! Sie dauerte mich in meiner Seele, als ich ſie 19
1ah, bleich, zitternd, vergehend Goͤtt ſei Dank, daß ſfie
noch einen Vater hHat !“ ;

„ , Und einen reichen und angeſehenen Bater — er wohnt
in Brag. Dorthin geht ihre Wanderung.“
„Warum habt Ihr denn den Vater nicht von ihrer



jein Kind abzuhHolen ! Sder iſt ſie in Uufrieden aus feinem
Haufe_gefchieden ?“

Sie und in Unfrieden, Herx! Sagte ich Euch nicht,
Ddaß ſie ein Engel ijt?. Nein, aber der Vater haͤlt ſie für
todt, unDd ſie Durfte drüben keinen Augenblick


niß anvertrauen.

macht, aber ich fürchte haft, die Ryäfte gehen. ihr.aus,. be-

vor fie i Z ür ihter VBaterftadt MWicherfieht.“ .
ME htren Vater Durch einein reit nden. Boten



Herr — der Wandel von hHier nach drüben iſt ſtark und .
der Verrath ſchläft nie! Der Weg nachH Prag ijtweit und
es mag;wohl mehr : als eine Stelle geben, wo boͤſe ver-
wegene. Gejellen unverſehens hervorbrechen und ein Gefährt
überfallen fönnen. Eile thut noth, und darum bitt! ich
— er

3O weiß Urſel, um was Ihr bitten wollt, und Eure
Bitte iſt gewaͤhrt. ehe Ihr ſie ausgeſprochen habt Sch
werde jorgen, daß ſie ſchnell und unverſehrt nach Pras ge-
Iangt. Meine Braunen find rüſtige Laufer und hHaben den
Weg ſchon oft gemacht. Ich ſagte Euch ja ſchon daß mich
die Frau von verzen gedauert und wie ich mich freite,
daß ſie noch einen Vater hat Und einem Vaͤter fein todt-
geglaubtes Rind wieder in’S Haus führen — Wwahrlich,
ih müßte nicht der alte Kramita fein, wenn ich dazıu nicht
helfen jollte, 19 viel und ſo raſch ich kann!

Ihr ſeid gut, Hert, und der Himmel wird es Euch
vergelten! E3 wird auch die Zeit kommen, daß ſie ſelbſt
mif ihrem Bater und ihrem Gatten vor Euch hintreten
und Euch danken wird für das, was ihr der Armen und


daß Ihr es gethan !”

Alſo auch ihren Namen, und auch den Namen ihres
Vaters ſohl ich nicht erfahren?“ - ...

Ich hab ihr feierlich gelobt, ihr Geheimniß vor
Zedermgnn zu wahren! Aber wenn Ihr ſie ſelbſt fragt,

Was ich thun will ich thue es nicht um ihres
Namens wilen.“ )

„Habt Danfk, Herr ! Mein Geſchäft bei Euch iſt erledigt
Gute Nacht !” .

Noch nicht gute Nacht! Geht zu den Mädchen hinauf
und erwartet mich. Ich habe noͤch Einiges zu beſorgen


benachrt Ddaß ſie lebt und hier bei mir ift, und in
wenideh (WIrD- fie aul 1Om Vereint fein 1%0 *
S 5061 Dder Hälfte der Beii/ tein, Herr, wenn- -
z * * 4
S SOr ul tiſpannen und ſie Hemtfahren Ließet. . Sie


Fortſetzung folat.


 
Annotationen