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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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— Erfheint taglich au Ansnahme der Sonns und Keiertage
Samflag® mit Unterhaltungsbeilage. Prei® vierteljährlich
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__ Bet den Boftanfialten u. bei der Wxpedition Zwingerfiraße 7.



für Siadi





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Labenburg, Weinheim, Shwebingen, Philippabure,
Wierloch Bruchfal, Bretten/ Nefargemünd, Mosbad
Eberbach/ Buchen Wallbdärn,£.-Bı ‘&h., Werfheimuse.













| Berantwortlidher Nedakteur :
Sulins Yeder in Heidelberg.

. 13



ruc, Berlag n Erpedition von Gebr. guber
| @ Heidelberg, Zwingerſtraße?





Seidelberg, Dienling, den 20. Zuni 1898.

28. Sedrg,




Die erſte Wahlſchlacht iſt geſchlagen; das Centrum
hat ſie in Ehren beftanden. Das badiſche Volt
wilt in überwiegender Mehrzahl die Militär-
vorlage abgewiejen haben.

Das ſteht nun ziffernmäßig feſt. Das Centrum
jat alſo die große Genugthuung, im Einflang
nit der Stimmung und den Wünſchen
des Bolkes gehandelt zu hHaben, al3 e3
gegen die Militärvorlage Stellung
nahm.

‚... Unbd mit noch grbßerer Mehrheit hat ſich das
Atholiſche Volk Badens gegen den National-
liberaliomus ausgeſprocheu.

Das Eine wie das Undere iſt um ſo bedeutungs-
voller, je mehr auf die Stimmung und
EntihHließung der Wähler ein Drud
zuszuüben verſucht wurde, der mit der
berfajfungsmäßig gewährleiſteten Frei-
Beit der WahHlnicht vereinbar iſt.

Ohne dieſen Druck fämen die nationalliberalen
Kandidaten kaum in Betracht, wie ja der ganze
Nationaliberalismus in Baden kaum nennenswerthe
?eb‘eutuug hätte, wenn die außerordentliche
Begünftigung durch die ftaatlihHe Ge-
waltaufhören würde.

Nur dieſer Begünſtigung iſt es zuzuſchreiben, daß
M einer Reihe von Bezirken nationalliberale Kandis
daten in die Stichwahl gefommen find.

In dieſen Stichwaͤhlen gilt es nunmehr,
zu vollenden, was am 15. Zuni ſo erfolg:
reich begonnen worden iſt.

Soll e8 bei uns in Baden beſſer werden, ſo muß
dor Allem die Macht des Nationalliberalismus ge-
zrochen werden. Nach Lage der Dinge ſind gründ-
üße Wahluiederlagen das einzig durchſchlaͤgeude
— dazu. Alſo müſfen wir alle Kraft dacan
leßen, die Nationalliberalen überall da zu ſchlagen,
wo ſie geſchlagen werden können.

So viel an uns vom Centrum liegt, müſſen wir
Nunmehr Alles aufbieten, um vor Allem die Be-
ditfe zu gewinnen, in welchen ein Centruius-
taudidat in Stihwahl fteht.

Vielfältig war die Haltung der Parteigenoſſen
am 15. Juni geradezu muſterhaft, aller Anerkennung
ünd allen Dantes werth.




Allein in allen Bezirken iſt es ſtellenweiſe auch
vorgekommen, daß viele von der Wahlurne ferne ge-
blieben ſind. Sie mögen ſich mitunter damit getröſtet
haben, daß es doch eine Stichwahl geben werde.

Nun, da die Stichwahl nothwendig geworden iſt,
ſoll nicht ein einziger Wähler ferne bleiben,
der gehen kann.

nud jeder Geſinnungsgenoſſe ſoll im
Kreiſe ſeiner Belannten dahin wirken, *

te
noch zu haben iſt.

Wo der Sieg eines Centrumskandidaten möglich
iſt, darf keine Mühe und kein Opfer zu groß er-
ſcheinen, um ihn zu erringen.

Wohlan alſo, Parteigenoſſen im 1., 2., 4., 5.,6.,
7., und 13. Bezirke! laßt Euch keine Mühe verdrie-
ßen, um den Sieg an die Centrumsfahne zu feſſelu!
Einzelne Männer haben ganz außergewöhnliche Ar-
beiten und Opfer auf ſich genommen; ſie ſollen nicht
erfolglos ſein, jeder helfe mit, jeder werbe in ſeinem
Kreiſe auf daß es keine Parteigenoſſen
mehr gibt, die müßig zufehen, während
andre für die gemeinjame Sache ſich
abmühen.

Das ganz Gleiche rufen wir den Parteigenoſſen
im 10. und 12. Bezirke zu, in welchen ein links-
liberaler Candidat mit dem nationalliberalen in Stich-
wahl ſteht

Die Niederlage des nationalliberalen Caudidaten
iſt auch ein Erfolg des Centrums.

Darum mögen auch in dieſen beiden Bezirken die
Centrumswähler bis auf den letzten Mann an die
Wahlurne treten, um mit ihrer Stimme die national-
liberale Niederlage zu beſiegeln.

Wohlan Parteigenoſſen!

Kein nationalliberaler Candi dat ſoll
durch unſere Schuld durgHkontmen !
Das war die Parole vor 3 Jahren.

iſt durchgekommen.

Wir laſſen krinen durch!
das ſoll auch jetzt wieder die Parole ſein.

In unwandelbarer Treue zur ruhnivollen Fahne
des Centrums ſtehend, wie von Mallinckrodt und

Und keiner



Windthorſt ſie hochgehalten, rufen wir im Sinne
dieſer großen Vorkämpfer:

Mit Gott für Wahrheit, Freiheit u. Recht!

Das Crntral-Comiter der Centrumspartet :

Baunwarth Bareiß. v. Buol. Dold, W.

Fiſcher. Geppert. Gerber Hennuig Hug.

Robert Hutter. Kopf. Lauck. Marbe.

Reichert. Röttiuger. Schättgen. Schuler.
Wacker.

*die Vihl in d. Vahlkteſſe.

Ueber die Wa,l des Herrn Dekan, Geiſtl. Rath
Lender ſchreibt das „Cho“ von Baden, daß von
vielen Plätzen große Stimmenthaltung zu regiſtriren
ſei, was nur lebhaft beklagt werden kann. Als Sieger
mußte deßhalb, nachdem wie in Baden, ſo namentlich
auch in Achern, Bühl: Raſtatt, Lichtenthal 20. die
Nationalliberalen bis auf den letzten Mann für ihn
geſtimmt haben, wiederum Herr Geiſtl. Rath und
Dekan Lender in Sasbach aus der Wahlurne her-
vorgehen. Ob Herr Lender, ſo führt das geuannte
Blatt weiter aus, der ſtets uur von katholiſchen, treu
kirchlich geſinnten Stimmen mit gewaitiger, abſoluter
Stimmenmehrheit gewählt zu werden gewohnt war
— Da8 letzte Mal noch mit 11,564 Stimmen gegen
3149 liberale und rund 530 ſozialiſtiſche — unter
den heute vorliegenden Verhältniſſen ſtolz auf ſeinen
Sieg ſein kann, darf billig bezweifelt werden. Zeden-
falls würde e& ihm ſelbſt wenig erbaulich vorgekom-
men ſein, anjehen zu müſſen, wie hier z. B. ſeine
ärgſten Feinde von früher Mann für Mann, dar-
unter die eifrigſten Logenbrüder und Altkatholilen
mit Profeſſor Dr. Watterich an der Spitze, her-
beigeſtrömt kamen, um für die Candidatur Leuder
zu {timmen und Propaganda zu machen. Das muß
für einen Mann der Vergangenheit des Hrn. geiftl.
Rath Len der ein troſtloſes Bild ſein — Die mit
ſo großem Geſchrei und Wühlerei, perſönlichen Ver-
dächtigungen uſw. betriebene Arbeit des Sozialiſten
Hrn. Lutz hatte allerdings den Erfolg, daß fuͤr dieſe
Partei weit mehr Stimmen als vor 3 Jahren erzielt
wurden, aber auch bedeutend weniger, als man ſich



















Die feinoͤlichert Brüser.
Roman von H. v. Rema gen.
Nachdruck verb.)
Ae Urſel, Du liebe, Du treue,“ ſchluchzt die
4 und leat ihren Arm auf den Nacken der treuen
in.
„Haft Du Dir eine Stellvertreterin beſorgt?“
2— —
„So fomm,“ fährt die Gräfin jort und nimmt ſie bei
fi.“ Dand und zieht ſie mit ſich zu ihrem Wagen und läßt
l}ebemitetgen. Dann ſetzt ſie ſich an die Seite der Alten
* leat ihr den Heinen Deodat auf den Schoß; die Menge
%_ bricht in ein endlofes Jubelgeſchrei aus.
7 Der Graf fland noch mit dem Vfarrer auf dem Kirch-
. *
Vas ſie nur gleich beim erſten Wiederfehen ſo wichtiges
* zählen hatten! Doch ſetzt waren ſie ferlig; ein Hände-
ud noc und ver Oraf jprang in die Kalejhe, aber er
dte Jih nicht er blieb ftehen,
* „Ruhig — feid {til — der Graf will ſprechen!' ſo
( Ng _eS durch das Bolk und die Wogen des Jubel3 wurden
lis ſie ſich ganz legten und Stille ringsum

136)

7 SOr Sreunde all’,“ hub Waldemarx mit lauter Stimme
%, DaB Ihr_mir Gruß und Willfommen entgegengebracht
R { fage Euch Dank, Dank für mich und meine Frau.
* die Treue vermag, das habt Ihr männlich bewiefen,
* SOr ( auszogt, um mir das Schloß : meiner Bäter zu
äei“tßflt waz Liebe vermag, das hHabt Shr uns Heute ge-
31159' So laßt uns denn alle Zeit in Liebe und Treue
; Almenhalten ! Zür Euch i{t das keine Schande, Ihr ſeid
——4 — und gebt nur, was Euch zu geben beliebt
&i * bin {tolz auf dieſe Liebe und Treue — der einzige
$ * &, weldhen ich habe. Ob iw ſie verdiene ſeht Freunde,
weiß ich nicht; man lernt erſt im Unglück erkennen —
* etenneti und Diejenigen, welche e& gut mit einem
— KRommt darum morgen zu mir auf’s Schloß —
— erſten Male Keine befferen Gaͤſte beherbergen,

Tejenmigen, welche ihr Leben boten, damit es ſtände




Kommt Age, Groß und Klein, Alt und Jung ! Kommt alle
zu mir, Freunde! Wer aber nicht kommen kann! wer
ſchwach und Frank.ijt, den wird meine Frau befuchen, ſie
keunt noch alle die Wege und Stege im Dorfe! Nun,
Freunde, werdet Ihr kommen, alle, vom Aelteſten bis zum
Füngſten?!
Wir fommen wir fommen alle! Heil dem Grafen
Waldemar Heil der Gräfin Hildegard!”
Waldemar ſetzte ſich
Die Pferde zogen an und raſch bog die Kaleſche in
die Linden-Allee ein, welche hinauf zum Schloſſe führte ;
des treuen Volkes tönten ihnen noch immer
nach
_ „Sieh’, Florian, ſaate der alte NRieger, darauf müſſen
wir verzichten — 1{0 empfängt man den Kaufmann nirgends
nicht am fernen Geſtade mwo er ſeine Waaren zu Schiff

bringt, noch an der heinathlichen Küſte, welcher er fie zu-
* in der Vaͤterſtadt! wo er ſie zum Verkaufe
auslegt.

„Jedem ſeine Ehre, Bater!” entgegnete Hlorian.
„Der Eine pileat den Sinn für die Heimath, der Andere
weitet den Blick in die Ferne; Beide aber arbeiten für das
SGroße und SGanze, und Haß und Liebe haften nicht an
dem Ding an — der Menich iſt eS, weldher liebt und hakt,
der gehaßt oder geliebt wird. Sit die Gräfin Hohenau
nicht Deine Tochter ?“ } *

„Und bin ih nicht ein Graf Hohenau?“
Michael.

Noch hörten ſie den FJubel imDorfe, da brauſte ihnen
ſchon ‚neuer entgegen. Die Schloßleute empfingen Dden
Schloßherrn, die Schloßherrin. Voͤn Fenſter zu Fenſter
zogen jich die Kränze hın, von den Zinnen hina es herab
in mächtigen ©ewinden, die Jahnen flatterten, um alle
Säulen ſchlang ſich Grün und Blumen der Hof war ein
Wiejenteppich. Einft war es fo kalt und förmlich geweſen
als die Herrin einzog — nurSiner hHatte ſie warm begrüßt ;
ebt mar c& Sommer in jedem Winkel, in jedem Herzen

und hell wie die Sonne leuchte auf jedem An-
Freude Der Eine war todt — Ddie Lebenden
Feine Erinnerung an ihn nicht auffommen.

fragte

ROr
DeN,

An der Treppe ſtand Stephan, der Piqueur.

Lach oben, gnädiger Herr!” bater..

— „Oben iſt e8 noch ſo wie ſie es verlaſſen haben —
hier unten hat der Zvd geherricht!”

Sie ſtiegen die weißen Marmorſtufen hinan, ſie betraten
den Korridor.

Dort war die hohe Fügelthür, welche in das Gemach
der Gräfin führte, in welchem ſie ſo gerne _ gewefjer, in
welchem ſie ſa alüclidhe Stunden verlebt hHatte! Wer ſtand
dort an der Thür, wer öffuete ſie/ wie ſonſt?“

„Anna!“ rief die Gräfin, biſt Du e3?“

Das Mädchen ſtürzte ihr zu Jüßen.

‚ „®näbdige Gräfin,“ {tammelte {ie, — e8 war eine
lange YMacht —— jebt aber iſt es wieder Tag geworden —
verfjhmähen Sie meine Dienite nicht !“

Eine lange Nacht — Du haſt Recht, Anna! Komm’
kleide mich für den neuen Tag anl

Eine Stunde . |päter ſaß der kleine Kreis in dem Ge-
mache der Gräfin beiſammen.

Waldemar fehlte.

* bleibt nur Dein Gaͤtte, Hildegard?“
ater.

Laß ihn, Bater! Er kämpft wohl in der Schloßaruft
den legten Kampf aus — er betet vielleicht an dem Sarge
ſeines Bruders.“ .

Da trat der Vermißte ein.

Er hatte ſich durchgekämpft, durchgebetet, man ſah es

maan
Es fehlt noch Jemand unter uns,“ ſagte er ; „ich will
ihn Hoken.“

Wen meinte er?

Er meinte den Pfarrer, weldhen er nach einer halben
Stunde in den Kreis der Seinen führte.

Ihn fonnte ich nicht mijfjen,“ ſagte er, „Dden Einzigen,
der bis zur letzten Stunde treuliH bei mir ausgeharrt
und 23 mir gefagt hat, offen und ehrlich, mie ſchwaͤch ich
war, mie Meinmüthig, mie feig !“

Schluß folgk.)

fragte der











 
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