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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0987

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Eſcheint täglig mit Mnknahme der Gonzte — —
Samßags mit Urterhaltungsbelage, Prets vierteljahrlich
l 1.20 ehne Krägeriohn u Boflanfjolag. Beftelungen
dei den Boftanfielten m. bel der Gxypebitton Zwingerfraße 7,



; AnzeigerBlatt für die Amtabezirle Heidelberg,
Kabenburg, Weinheim, Gchwetzingen Bhilippsburg,
Mieslod), Bruchſal, Breiten, NeXargemünd, Mosbad
Eberbach/ Buchen,Waldärn,&.-Bı ı °8Eh., Wertheimoe













Julius FJeder in Heidelberg.


Verantwortlicher Redakteur:

ßedelberg, Kreitag den 20 Oftober 1898.

Dınd, Verlag ı, Expedition von Gebr. Yuber
ur Heibelberg, Ziwingerfüraße 7.





20. Sadrg,







Beſtellungen


fämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-


Verlag des „Pfälzer Bote.°°





Gijenbahnreform. *)

Der erſt ſeit Jahresfriſt gegründete Südd. Eiſen-
Dahnreformverein hielt ſeine Generalverfammlung am
Samftag und Sonntag (1. Oktober) in Baden-

aden ab, alſo an den Tagen der endlich erfolgten
Cinführung zeIntägiger MNRetourbillet8 auͤch fuͤr
$ b;n‚ Pfalz und Elſaß⸗Lothringen (wo bleibt Preu-
en?.

Bei dem regneriſchen Wetter waren zwar Viele,
Pelche der ſchönen Bäderſtadt zu Liebe ſchoͤn zugeſagt
Hatten, in letzter Stunde doch fern geblieben, die etwa

O Erſchienenen aber leiſteten durch Eifer und Hin-
an die ſtreng ſachlichen Verhandlungen reichlichen
rſatz

Samſtag Abend hielt der z. 3. Vorſitzende Herr
acob einen öffentlichen Vortrag uͤber die Ziele und
Beſtrebuugen der Eijenbahnreformer. Sonutag Mor-
GenS verſammelten ſich die Vorſitzenden und Dele-
Irten der einzelnen Sektionen, jetzt 15 an der Zahl
Mit etwa 1200 Mitgliedern. Ais Gäſte betheiligten
ſich und murden allerfeit® {ympathijch begrüßt Herr
andtagsabgeordneter Dr. Heimburger und der Deles
Irte des Verbands reiſender Kaufleute Mitgliederzahl
Üüber 8000) Herr Kaufmann Hofacker aus Stuttgart.
ach gründlicher Berathung innerer Vereinsangelegen-
heiten und Vorbereitung des für die öffentliche Ver-
nmilung welche ſich unmittelbar anſchloß, beſtimmten
zterials, wurde die letztere um 11 Uhr von Herrn


Vhlenden Sekrion Baden-Baden eröffnet. Nach Be-






der Bad. Generaldirektion endlich erreichte 10tägige


faſſenden Ziele der Eiſenbahnreform auf. In treff:
lichen Worten erörterte ſodann Herr Prof. Böthlingk
als Referent über die nunmehr obenan ſtehende For-


die Bedeutung durchgreifender Verkehrserleichterungen
in politiſcher und ſozialer Beziehung und hob beſonders
hervor, daß eine energiſche Eiſeubahnreform nicht blos
die Produktionskraft unſeres Volkes entwickele, ſon-
dern auch die Wehrkraft ſteigern würde, und zwar in
Militärborlage
geſchehen ſei. Sodann ſprach Herr Frühauf über
die im Laufe dieſes Sommers von Belgien ein-
geführten Zeitkarten, welche gegen einmalige
Zahlung von 20 Mark 15 Tage lang zur freien Fahrt
in der 3. Klaſſe aller belgiſchen Züge berechtigen.
Redner betonte die prinzipielle Seite dieſes Fort-
ſchritts, da wünſchenswerther Weiſe mit der verfehlten


und ein einheitlicher Prozentſatz angenomen worden
ſei, wie ſolches in der zweitgrößten Verkehrsanſtalt,
der Poſt, ſich ſo glänzeuͤd bewährt habe.


Herren Wiedecker und Bonné aus Baden, Dr. Heim»
burger, Süpfle, Brieſemann und Hofacker, welch letz-





die bisherige Thätigkeit und die Erfolge des Vereins,
ob namentlich das nach 15monatlichem Widerſtand


ufnahi des Artikels gebeten. Derſelbe erſchien zuerſt im
Landesbote.


den reiſenden Kaufleuten und den Eiſenbahnreformen
beſtünde, und dann die Zuſicherung gab, daß von



Eiſenbahu· Reformvetein nach Kraͤften zu unterſtützen.


Reſolutionen zur einſtimmigen Annahme: Die Gene-
ralverſammlung des Süddeutſchen Eiſenbahnreform-
vereins beſchließt:
1. Mit Rückſicht auf die gegenwärtige Höhe der
Perſonentarife, welche dem arbeitenden und er-



gerechter Weiſe erſchwert, iſt die Führung der
zügen;

1l. mit Rückſicht auf das jede Ueberſicht uumöglich
machende, verwickelte Billetſyſtem iſt die Ein-
führung der — auf den Bodenſee⸗Dampfern
längſt in Gebrauch befindlichen —- Kilo
meterbillete mit entſprechendem Rabatt;

3


Staatseiſenbahnen, welche die 15tägige Benütz-
ung der 3. Klaſſe ſämmtlicher Züge des über
3000. Km. langen Staatseiſenbahnnetzes gegen
Zahlung von 20 Mk. geftattet, iſt die Einführ-
ung von Zeitkarten, welche gegen einmalige
Zahlung von 12 Mk. die 15tägige Bea
nützung der 3. Klaſſe ſämmtlicher
Züge im Gebiete des etwa 1500 Km. langen
Eiſenbahnnetzes geſtattet;
mit Rückſicht auf die völlig unbegründete Bes
laſtung der reiſenden Familien durch die Höhe
der heutigen Perſonentarife iſt die Beförderung
der Kinder nicht blos unter 10 Jahren, ſon?
dern unter 15 Zahren zu halben Faͤhr-
preiſen;

mit allen Mitteln, insbeſondere durch aus-
giebige Inanſpruchnahme der Preſſe aller Par-
teien und geeignete Einwirkung auf die Reichs-
und Landtagsabgeordneten zu erſtreben.

Den geſelligen Theil des Tages mit daukens-
werther Mühe und Gaſtfreundſchaft ſo angeuehm
als möglich zu geſtalten, hatte die Sektion Baden
als ihre — übrigens glänzend gelöſte — Aufgabe
betrachtet.

1V.



* die yarteilofe Preſe.

Es wird unſere Leſer intereſſiren, einmal liberale
So
ſchreibt die „Berliner Nationalzeitung“ unter anderm:

Es iſt möglich, daß die poͤlitiſchẽ Erziehung des
deutſchen Volkes für abſehbare Zeit bis zu den Punk-
ten, zu denen ſie für die Maſſen vielleicht nur geführt
werden kann, vollendet iſt. Mit dem lächerlichen
Schlagwort: Die Politik verdirbt den Charakter“
begann in Wahrheit ein lediglich auf Gelderwerb ge-
richteter Konkurrenzkampf der „parteiloſen“ Blätter
gegen die politiſchen Zeitungen. Durch den Partei-
zwiſt ſollte das deutſche Volt um ſeine Gemüthlichkeit,
um alle ſeine idhlliſchen Tugenden und Ideale gebracht
worden ſein. Pfiffig und geſchickt waͤndte ſich die



nicht ausſterben kann, Neuigkeiten, Klatſch u. Unter-



geiſtigen Inferiorität ſich mit entſprechenden nichts-
Der viel berufene Nie-
dergang der alten politiſchen Parteien, die Betonung


Anfängen zu Hilfe. Aber Kiemand kann behaupten,





* Freuer Liebe John.
Roman von U. Roſen.
* Gachdruck verb.)

„Ormond ſchaute mit vernichtendem Blick auf das
Müdchen

„Onfel“ ziſchte er, „ich habe Dir ein Geſtändniz ab-
4 — ‚Siralda wies — — zurück/ ſo trage
* ljeßt die Jolgen ihres Sigenjinns. Erfahre denn endlich

Geheimniß ihrer —
Sie „D Mylord, haben

„DO nein,“ bat Giralda bebend
Erbarmen.“ .
* Ormond neigte ſich hierauf mit ſpöttiſchem Lächeln zu
ch gebe Ihnen noch einmal die Moͤglichkeit und die
SOrigen zu retten,“ flüfterte er. „Wollen Sie mein Weib
Werden ?“

„ „ABa3 bedeutet dieſes Zwiegeſpräch?“ warf Marquis
Mißirauijch dazwifchen. ;

* Es hedeutet“, entgegnete Ormond langſam und mit

ahdrucE, mwährend Eeine Augen auf der Geftalt des ge-

AUälten MädoHenS ruhten, „e3 bedeutet — {oll ich e& ihm

ügen 9‘ flüſterte er. „Weigern Sie ſich, Ihren Vater zu

Kraldas Liebe zu den theuxen Eltern und zu Lord

— für das Rechte und Wahre verbot ihr, nachzu-
N:

8 Ich kann meine Theuren nicht retten, ich heirathe
—4 jeufate Jie. “
ya Sas ü das für ein Geheimniß, was haſt Du Gi-
ülda zuzuflüjtern?“ fragte Marauis. ı
365 o wil Dir jogleich Alles erklären, mein Outel.
9 machte jüngit eine hoͤchſt inlereſſante Entdeckung Dein
rveriſcher Neffe, der Bube Goͤttfried Trewor,
®iralda weinte leiſe. ; .
‚m ST Marquis taumelte zurück, als ob er eine Todes-
Unde empfangen Hätte. 2
Gottfried lebt,“ murmelte er ungläubis.



* „Noch iſt es nicht zu ſpät“, flüſterte Ormond. „Sprechen
8

®iralda ſchüttelte den Kopf.

„Du ſagſt, Gottfried lebt noch?“ wiederholie der
Marquis. 248

zEr et und i{ft in England, rief Ormond mit
ſOriller Stimme. „Iener Brief aus Brafilien, der feinen
Tod meldete, war eine FJäljhung. Goltfried kehrte ruhig
nach England zurück lebte unangefochten unter einem an-
genommenen Namen um auf Deinen Tod zu warten und
* hervorzutreten um Deine Titel Deine und Güter zu
erben,
„Er lebt und iſt in England Und war mir all dieſe


Ja unDdD lauert in ſeinem heimlichen Spinngewebe
auf jeine Beute, auf Deinen Zod.“

Alle die rachfüchtige Leidenſchaft in des Marquis Seele
wurde wie ein Schlangenneſt aufgewühlt.

Wo iſt er?“ rief er, al8 erwarte er den verhaßten
Neffen aus dem immer dunkler werdenden Schatten her-
vortreten zu fjehen. „Iſt er hier ?“ —

„D nein,“ antwortete Ormond mit grauſamem Lachen
„Er lebt in der Nähe von London auf einem prächtigen,
verſchwenderiſch ausgeftatteten Landfik, w@o ich ihn vor
einigen Stunden befuchte. Ich
Onfel, daß er nicht wie ein armer Teufel lebt. Irog
feiner geſchickten Verkleidung vermochte er

ſchlau er Dich überliſtet hat Aher auch gegen eine et -
waige Berhaftung traf er Vorkehrungen und ein anderer
fein auzgeſonnener Plan gegen Dich bleibt noch zu ent-

Welcher Blan?“ fraate der Marquis mit gebrochener
Stimme. . .

„Er hat eine ſchoͤne Tochter, mit deren Hilfe er Dich
voljtändig zu bethören —“

®Sivalda unterbrach den Böſewicht mit einem lauten
Schmexꝛensſchret

Noͤch iſt es nicht zu ſpät,“ flüſterte Ormond. Ver-
ſprechen Sie mir, die Meine zu werden und ich rette Sie
und Ihren Vater.

„Unmöglich,“ ſtöhnte ſie

Wie ich Dir jagte“, fubr Ormond fort. „Gottfried
hat eine Tochter, ſo ſchön wie eine Sirene, 10 unichuldig
und harmlosS ausſehend wie eine Taube Diejes Maädchen
Jollte ſich Dir ins Herz Heblen und Dir Dein Geld ab-
ſtehlen und Dich mit ihm verföhnen und ſeine und feiner




ihm genau berichte, wie Dein Gefundheitszuſtand fel und
* * Du wahrſcheinlicher Weife noch zu leben
ätteſt.

Von bitterem Schmerze überwältigt und von Fieber-
ſchauern geſchüttelt. ächzte der Marauis wie ein Sterb-
ender. Er zweifelte nicht an der Richtigkeit und Wahrheit
der Behauptung Ormonds.

„®ottfried ijt verheirathet und hat Familie“, fuhr
Ormond fort. „Wenn Du ihn ſelbſt auch der verdienten
Strafe überantworteſt, daxfſt Du doch ſeine &ihne von



eine Borlejerin und fie wurde Dir, forgfältig vorbereitet
und * einer einſtudirten und Häglihen Geſchichte zuge-

ſchickt.

Er lügt Mylord,“ rief dann Giralda mit todes-
44 Geſicht dazwiſchen.„O Onkel glaube mir, er .
üg “

. bShre Hände flehend erhoben, warf ſie ſich vor Marquis
nieder.
„Steh auf,“ ſagte er gütig. „Was weißt Du nun von
* dieſen Dingen? Niemand ſoll Dir elwaͤs zu Leide
n

Wie würde Gottfried Trewor über dieſe Verſicherung
lachen/ höhnte Ormond „Wie vollſtändig biſt Du das
Opfer der Künſte dieſer Heuchlerin geworden. Du haſt fie


Hauſes gemacht —“
(Sortjegung ſolgt.


 
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