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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#1223

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Sat ben Sofanfalten , Det bar Girpebitien Zwingerfraße 7. Herdach/ Sitchen Walhärn, T.-Bı, u *8h., Werkheinus,














Verantwortficher Redatteur:
Julius Jecker in Heidelberg.




28. Jihre.







%r 28

Das Abonnement zu ernenern,

wird es jetzt Zeit, da das neue Quartal vor der Thitre
ſteht. Wir hitten aber nicht blos unſere bisherigen
Abonnenten, uns treu zu bleiben, ſondern auch nach
Möglichkeit neue Leſer zu evwerben. Dieſe
unſere Bitte iſt noch nie vergebens geweſen; gerade
der Empfehlung der bisherigen Leſer verdanken wir
die ſteigende Verbreitung unſeres Blattes. Wir werden
unſerer bis her igen Haltung treu bleiben. Wer
e& mit der kath. Sache ernſt meint, wer begreift, daß
für die kathol. Familie ein katholiſches Blatt
nöthig iſt, der wid und muß die katholiſche Preſſe
unterſtützen Die Centrumzpreſſe aber kann
nur dann vollen Erfolg haben, wenn die katholiſche
Leſerwelt ſie unterſtützt durch Abonnement und
unſferate Unſere Gegner, die ung am liebſten
politiſch mundtodt machen möchten, wiſſen ganz genau,
daß eine mächtige Preſſe die Grundlage des Erfolges
iſt, deshalb unterſtuͤtzen ſie ihre Preſſe, wo ſie es nur
können; ein gleiches müſſen auch die Kat holiken
thun, wenn ſie ihre Aufgabe und Pflicht erkennen und
erfüllen wollen.

Wir ſind gern bereit, zum Zwecke der Verbreitung
unter Bekannten und Freunden Probenummern unſerer
Zeitung gratis und franko auf durch Poſtkarte an
uns geäußerten Wunſch in verlangter Anzahl überall


an unſere Expedition wenden.

1 Neueintretende Abonnenten erhalten
WE gegen Einſendung der Poſtquitinug den
Pfälzer Boten bis Ende de. Mts. gratis zugeſchickt.
Redaktion und Verlag des Pfähzer Bolen.

* Gegen den Quittungs- und Zrachiitempel
erhebt ſich eine immer ſtärkere Bewegung im Lande.

Wie einſchneidend derſelbe wirken würde,
weiſen folgende der „Tier. Landeszeitung“ mitgetheilte






Trier bezieht und verſendet im Durchſchnitt monatlich
120 Wagenladungen zu 20 Pfg. macht 24 Mark,
120 Stückſendungen zu 10 Pfg. macht 12 M., fer-
ner monailich 350—400 Geldbeträge, wofür ſie


80 Mart Steuermonatlich! Eine drückendere

Steuer wäre kaum denkbar!




ſchaft in Münſter hat an den Reichstagsabgeord-
nelen Dr. Freiherrn von Heereman eine Ein-
gabe gerichtet, welcher wir das Folgende entnehmen:

Als es im Sommer d. galt, das neue Mili-
tärgeſetz im Reichstage durchzudrücken, wurde vom
Regierungstiſch wiederholt hoch und theuer verſichert,
daß die ueuen unvermeidlichen Laſten nur den ſtarken
Schultern auferlegt werden ſollten!
nun die leiſtung sfähigen Schultern dort zu
ſuchen, wo ſie in der That zu finden ſind, — in der
Reihe der Kapitaliſten Rentiers, Groß-
grundbeſitzer —, und dieſen die neuen Laſten
aufzuhalſen, wird ohne Rückſicht auf die bittere Noth
der Zeit, die in allen Schichten der geſchaͤftlich thä-
tigen Bevölkerung Mißmuth und Hoffnungsloſigkeit
ohne Gleichen hervorgerufen hat, — wird ferner
ohne Rückſicht darauf, ob jene Kreiſe auch wirklich
noch neue Laſten ertragen fönnen;, dennoch die ganze


dels: und Gewerbeſtand zu übernehmen zugemuthet.
Wir ſehen uns daher im Intereſſe der von uns ver-
tretenen Kaufmannſchaft veranlaßt, Euer Hochwohl-
geboren zu bitten, dieſen Projekten Ihre Zuſtinnnung
zu verſagen und Ihren ganzen Einfluß geltend zuͤ
machen, daß nicht gerade die geſchäftlichen
Kreiſe diejenigen ſein ſollen, die wieder
immer wieder bluten follen“.

Es folgen dann weitere Ausführungen über die

Preſſe ſchon vielfach beſprochen, übergehen. Die Ein-
gabe fährt dann fort: ;


gerade den kleinen und mittleren Kaufmanns-


1 kleiner werdende Abſpliſſe und
Theilparthieen zerlegt werden, bis ſie durch die Hand
des Detailliſten den Weg in den Konſum gefunden
haben, die zahlreichſten Geſchäfte abgeſchloſſen, die


müſſen. Jedes einzelne dieſer Geſchäfte wird aber
faſt ohne Ausnahme durch eine dieſer Steuern ein-


bei dem immer geringer werdenden Nutzen treffen


{chäfte am meiſten, und immer iſt es wieder der
Mittelſtand, der die Steuern faſt in ihrem ganzen

der Frachibriefſteuer, um nur Eins herauszugreifen,




— —

auf die jedem Kaufmann ſo läſtige und verluſtbrin-
gende Berechnung der Emballage. Für wie wenige
Groſchen unterzieht man ſich nicht im Kleinhandel der
Zurückſendung der leeren Kiften, Fäſſer 20.;. Lommt
nun gar darauf noch eine Steuer, ſo ſchließt ſchon
ſ derartige Sendung einen weiteren Verluſt iu
ich. —

Einſcheidender aber noch in das geſammte Er-
werbzleben iſt die Quittungsſteuer; dieſe
trifft aber nicht allein den Handelsſtand, ſondern die
geſammte Bevoͤllerung des Reiches, die niederen und
mittleren Klaſſen. War man bisher im Intexeſſe des
kleinen Mannes in allen geſchäftlichen Borgängen be-
ſtrebt, die geſchehenen Zahlungen durch Yuuittungen
zu beſtätigen und dadurch peinliche Differenzen und
deren Folgen, die ſowohl vom. moraliſchen und na-
tional: bkonomiſchen Standpunkte zu beklagenden Pro-
zeſſe zu vermeiden, ſo werden duͤrch die Quittungs-
ſteuer dieſen beiden großen Gefahren des Erweroͤs⸗
lebens Thür und Thor geöffnet! Wer wird ſich über
Miethen, in Geſchäften gemaͤchte Einkaͤufe, über zahl-
loſe kleinere Einkommniſſe im geſchäftlichen und all-


ihm die Steuer aufgehalſt werden ſoll. Aber wie
zahllos werden auch die daraus entſtehenden Diffe-
renzen und Prozeſſe ſein? Wir gehen nicht zu weit, .
wenn wir dieſe Stener eine wahre Volts
plage nennen, denn Jeder, der die Zähigkeit des
weſtfaͤliſchen Bauern in Geldſachen kennt, wird wiſſen,
daß er eher den groͤßten Gefahren entgegengeht, ehe
er dieſe Steuern entrichtet!
Benn nicht ſo einſchneidend, wie in landwirth-
ſchaftlichen Kreiſen, wird aber auch das Geſet im
Kleinhandel ſchädlich wirken und Ausſtellung der doch
ſo nothwendigen Quittungen bei vielen Veranlaſſungen
verhindern Nur Unfrieden, Streitigkeiten und größe
Erbitterung würde die Folge dieſer Steuer ſein die
neben der ſchon ſo ſchwer drückenden Gewerbeſteuer
das Maß der ungerechten Beſteuerung der friedlichen
SchaffenSfraft des Volkes voll machen würden, um
dem Geiſt der Umſturzparteien den Boden im Volke
vorzubereiten

” Zum SchaffnerprozeB. -

In den letzten Tagen hat ſich in Hamburg der
ſog Schaffnerprozeß abgefpielt. Das Urtheil, das
geſprochen wurde, haben wir geſtern ſchon mitgetheilt.
Werfen wir einen kurzen Rückblick auf die Berhand»
lungen. Was haben die Angeſchuldigten gethan? Die













Gräſin Nagdalene.

Von M. du Campfranc.

Mit — ins Deutſche übertragen von

Freidank.
MNachdruck verb.)

I
Der Heirathsplan der Gräfin.

Die Gräfin von Hohenbraburg blätterte im Gothaer
Almanach. Das kleine in Maroquin mit Goldſchnitt ge-
bundene Buch/ welches von der hehen Dame ſonſt ſo ſors-
fältig/ ja nit einer gewiſſen Erhahenheit zu Rathe gezogen
7 * heute Abend ihre Aufmerkfamkeit fajt nicht
zu feſſeln — ;

Die Gräfin war anſcheinend mit anderen Dingen be-
äftigt; DasS zeigte die tiefe ſenkrechte SFalte zwiſchen den
taͤrten Augenbrauen, welche ſich über der Najentwurzel faſt
berührten, Das Zeichen eineS unbefiegbaren Eigenwillens,
Sie erwartete Befuch, denn beim gerinaͤſten Geräuſche horchte
ſie hoch auf und murmelte : 2

„Sit er es? Wie lange läßt er auf ſich warten ?”

Dann blätterte die jehr kleine, wohlgepflegte, mit
koſtbaren Ringen bededte Hand der Dame ‚um f{0
nerböjer in Ddem Aldum für gräfliche und fürſtliche
Gejchlechter. . —

Müde von dieſem Geſchaͤſte, nahm ſie in einem hohen
gehnſeſſel Plas deſſen Rücklehne mit dem Wappen derer
von Hohenbraburg geſchmückt war : einen Flammen fpeien-
den Drachen auf azurnem Felde Ihre Züße ſtemmte fie
gegen das Kamin, ın weldhem ein helles Feuer praſſelte,
das die auf deſſen Mantel ſtehenden chineſiſchen 2
gre
Auf einer alterthümlichen Pendule Ichlug es eben
zehn Ubhr. .

Bei dieſem Geräuſche zuckte die ſtolze Dame zuſammen
und ihr ſtaͤhlgraues Auge mufterte das in Roth und Gold

decoxirte Zimmer, mit ſeinen hohen künſtleriſch drapirten
Feuſteen und ſeinen alten geftidten Tapeten mit
4 4 aus den Kämpfen der deutſchen Kaiſer mit
en Päpſten

Bloͤhlich ſchien die Gräfin freudig beiwegt zu ſein und
ihr Antlitz verlor ſeinen ſtarren Anzdruc. Sie hatte
joeben raſche Schritte, Spornklirren und das leiſe Schlei-
fen eines Säbels vernommen.

Die Portiere wurde raſch emporgehoben und alzbald
erſchien ein junger Gardelientenant. Jugend und Gefund-
heit glänzten auf feinem Antlitz und ſeine hHelblonden
Haare, ſeine blauen Augen und jein Iang heraͤbfallender
Schnurrbart — gleih dem der alten Iranken — wiefen
auf Muth und Stärke ſeines Trägers hin.

Der junge Offizier näherte ſich mit raſchen Schritten
dem hohen geſchnibzlen Seffel, verneigte fih und Kißte mit


„Mautter“, ſagte er mit gedämpfter Stinıme, welche in

ihrent klaren Klans mitten im Schlacdtengetümmel ſich
vernehmbar zu machen verſtehen mußte, . „Du haſt micdh
hierher gebeten, um mit mir den Ahend zuzuöringen. Ich
erhielt Deinen Brief auf der Hauptwache Du haſt mir,
wie Du ſchreibſt eine wichtige Mittheilung zu machen Ich
bin untröftlidh über die Verzbaerung, fonnte aber unmdg-
lich den Königlichen 7 vor der Ablöſung ver-
lafjen. Ich eilte dann ſo
nun.
Vebex das Antlig der Gräfin og bei dieſen Worten
ein Strahl der Freude und Genugthuung. Kurz und hart
gegen Jederman wo nicht die Gebote der Höflichkeit gegen-
über. Standesgenoſſen es anders vorſchrieben war ſie gegen-
über ihrem Sohne die gärtlichkeit jelbit, denn ſie liebte ihn
fait abgöttifch. Fn ihren Augen verkörperte er ' Die
Hamilie, der ſie angehörten, mit der Voͤrliebe dieſes Ge-
ſchlechtes für Waffengeklirr Paraden und andere glänzen-
de Schauftellungen, mit dem Wahlipruche : Alles wasmir
gefällt, ijt meine Pflicht, Alles was mir nidt DaBt, berei-
tet mir Kummer !” ı

Von früher Iugendan hHatte ihn ſeine Mutter gelehrt,



daß die ganze Menſchheit dazu geſchaffen fei, der Familie
von Hohenbraburg zur höheren Annehmlichkeit zu Ddienen
und Damit ihm einen Eigenwillen anerzogen, Ddem keine
Schranlen gezogen %{%ten.

SObwohl beide, Mutter und Sohn von demjelben eifer« -
nen Willen und der aleichen Unbengjamfkeit bhefeelt waren,
hatten ſie bis jeßt niemals Gelegenheit gefunden, ihren
harten Sinn gegen einander ſelbſi zu erproben. Graf
Herbert ermwies ſich für ſeine ſtolze Mutter als ein Muſter
der Liebe, Ergebenheit und Acdhtung.

„Siebes Kind,“ jagte ſie in beralichem Tone, „Dein
langes Musbleiben beganız mich ſeht zu beunruhigen.”
. Herbert ergriff das Stocheiſen und ſchürte die Kohlen
im Kamin zur Weißglühhige, wodurch die erſtickendẽ At«
moſphäre des mit Vorhängen von der äußeren Luft abger
ſperrlen Saales noch gefteigert wurde

Die Gräfin läutete der Dienerjhaft und warf


Sohn.

‚ „ Wir, werden den Thee alein einnehmen,“. {o ergänzte
fie ihren Blick und fügte Hinzu, Daß ihr dies große
Freude mache und daß nicht3 Ddas gute Sinvernehmen
}tögeq‚ möge, das wie - immer zwiſchen ihnen beſtanden
habe.

Wie immer”,. wiederholle der junge Offzier,
ifg%im er ſeiner Mutter nochmals galant die Hand,
üßte, ; ;

Inzwiſchen brachte ein Diener in der Livree des
neſiſchen Porzellan und das filberne Theefjerbice, . ein. @e-
ſchenk des Herzog$ von ' Sachjen-Weimnar und mit deſſen
Aappen verztert, auf den Tiſch Dann jJah Dder Diener
nach den Laupen ſchraubte dieſelben zurecht jvo daß fie in
dem Salon Tageshelle perbreiteten und entfernte ſich dann
auf einen Wink der Gräfin-Mutter, denn fie wollte ihHren
Sohn heute ſelbſt bedienen

(Kortierumg folat)


 
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