Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0037

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




Zimmer-
)ouche
CNAfts-



3%&&:;@3“
.9 nur
(Bioinger)- -

2

mlung.
U e
enbericht,
juldſcheinen,,
eiten und
ſammt Vor-

Mitglieder,
werden zu
ung einge-





Ohaviog ete,
Wisdorverk, f










KÖMmer, —
58

— 8
OLTE
}ai‚‘-?i:‘air‚?—
He 11.8

44
lelherg
1893.
eonnement.
ſiitz.
Akten von
t D: Rarl
er.
Anfang
LoUhr.

itte
n willen!
teitantiiche

Ma M
ſeit 21a
Seeljorger.
rein etn-
uhaus Pr
xiſoriſchen
dewelches
ilkinder zu
HEn daher,
Neine und
aren
äfer. wird
Tage eine



zfarrer



— aul Angnahnte der Sonue uns Beiertage
Samfags mit UnterhHaltungsbeilage, Yreis vierteljährlig
“ 1.20 obne Kiägerlohn n Boflauffelag. ‘ Sefekungen
bei den Boftanfialten u ben der Sypedition Zwingerfiraße 7.






Auzeige-Dlatt Al ‚die Amtsbezirie Heidelberg.
Sadenburg, Weinheim, Schwebingen, Phiılippsbura,
Wiesioch, Bruchfal, Bretten, Ne rgemünd, Divsha

Ebecbach/ Ongen Walldirn, 2 B, 8h., Werkheimx,





4 4 Beranimworkliher. Nedakteutr :
L * Yulins Yeder in heidelbers




Smeg, Serlag n Erpedition 2 — *
in Heidelberg/ Zwiugerſtraßze 7, 2 dala





det Panama-STandal.

Wie in Deutſchiand ſich weite und einflußreiche
Kreiſe, an denen allein die Eentrumspartei nicht be-
theiligt war, an den Reptilienfonds verkauft hatten,
ſo haͤben ſich in Fraukreich zahlreiche, angeſehene Po-
fitifer, ehemalige Minifter, Parlamentsmitglieder von
einer Bötſentligue kaufen laffen, ja die Regierung
ſelbſt hat Geld von Finanzleuten angenommen um
Bahlen zu maͤchen Stkaͤndal folgt auf Skandal,
Cuthüllunz auf Enthüllung, bei dem lebhaft ent-
wickelten Sinn der Franzoͤfen für das Pikante bleibt
natuͤrlich Niemand, ſelbſt der Präſident der Repuplit
nicht verſchont In der Kammer geht es toll her,
Wortẽ fliegen heruͤber und hinüber von denen man
fagen kann! „Jedes Wort ein Stinktopf und kein
kleiner!! Zwiſchendurch knallen die Piſtolen, Da es
jedoch keinel der Duellauten fertig bringt, gut ' 3zU
ſchießen bleibt leider maucher Schuft der Menſchheit
erhalten ; }

Die Urſache des Skandals iſt das ſen Jahren
verkrachte Unternehmen des „großen Franzojen“ Fer-
dinand v LeffepS, einen Canal durch die Landenge
von Panama zu bauen, und dadurch der Schifffahrt
die ſchwierige und gefahrvolle Umſegelung Süd-
Ameritas zu erſparen. Der Plan mißlang aus den
verſchiedenſten Gründen, unter denen das mörderiſche
Klima, neben der Eiferfucht Nord-Amerikas und dem


derungen/ die ein Franzoſe. Mimande als Augenzeuge
entwirft. Man haͤt geſagt, daß jede Schwelle der


liche Verwüſtungen angerichtet, die man niemals recht
kennen gelernt hat.
Banama aufgehaͤlten, die in Bezug auf Epidemie fehr
normal war da die Schiffe mit Geſundheitsſcheinen


Leſſeps dieſe Zeit wählten,
in Augenſchein zu nehmen.
Sterblichkeitsziffer in den Krankenbäuſern? 76 von
hundert! Man wurde dahin gebracht mit einem
gebrochenen Bein; man ging dahin, um ein Nagel-
zeſchwür behandeln zu laffen, und zwei Tage darauf
kam der Kraͤnke auf den Kirchhof! Jeden Morgen

um ſelbſt die Arbeiten

mehrere Unterſchriften auf den Präſenzliſten, und



abweſend ſein mar gleichbedeutend mit todt ſein.
Herr Boyer, ein junger, talenwollex Ingenieur, der
fich durch den Bau der ſchönſten Eiſenbahnbrücke in
Frankreich einen Namen gemacht haite, begeiſterte ſich
für das große Werk auf der Landenge von Panama.
Die Geſellſchaft bot ihm. die Oberleitung der Arbeiter
an; er ſagte zu und reiſte ab, von Ruhm träumend.
Aber damals ſchon konnten weder die Kenntniſſe, noch
die Thaͤtkraft, noch die Aufopferung eines Menſchen
die begangenen Fehler wieder gut machen. Die erſte
Beſichtigung zeigte ihm die traurige Wirklichkeit der
Dinge. Tiefe Betrübniß ergriff ihn, doch als muthi-
ger Führer wollte er den Kampfplatz nicht verlaſſen,
obgleich er deſſen unglücklichen Verlauf vorausſah u.
Setahr lief, ſeinen Ruhm dabet zu verlieren. Kaum
augekommen ſeine Entlaſſung nehmen, das hieß zU
einer unaufhaltſamen Panik das Zeichen geben. Er
blieb. ; *

Einige Wochen ſpäter ſpeiſte ich mit ihm bei dem
franzoͤſiſchen Generalconſul — der im Monat darauf
{tarb... Als man beim Kaffee war, veränderte Herr
Boyer plötzlich die Farbe und klagte über heftige
Schmerzen Er wurde nach ſeiner Wohnung geſchafft,
und die Aerzte ſahen ſogleich, daß ſie es mit dem
gelben Fieber zu thun hatten. Man verſuchte alle
Mittel, aber keins ſchlug an, und die Blutentmiſchung
gab ſich durch das Auftreten von Flecken auf den
Körper kund Boher überließ ſich keinen Augenblick

einer Täuſchung über ſeinen Zuftand. Er rief den
leitenden Arzt:
„Doktor, verhehlen Sie mir nichts. Können Sie

mir die Verſicherung geben,
überlebe.“
„Bieleicht . .. .“
„Danke. Alſo ſchnell eine Feder und Papier, da-
mit ich an meine Frau ſchreibe.“ Nach einigen Zei-


genieur Duret: „Lieber Freund, ich kann nicht mehr
Ich will diktiren.“ Er diktirte mit immer ſchwächer
werdender Stimme. Alg er zu Ende war, ſagte er :


ihn nahen, ich erſehne ihn “
ſtändliche Worte, und er war ein ſtiller Mann. Eine

tief ergriffen durch den Tod ſeines Freundes, be
Auch er hatte
eine junge Frau und einen Sohn; aber der Tod gab




Packetbootes, und Frau Duxet war faſt mun um die
ſelbe Zeit Witwe, wie Frau Boyer. .

Der Gedanke, daß auch für uns ein Platz unter
den langen Reihen der wie Häuſer . einer . Straße
nummerirten Gräber vorbehalten fei, verließ ung
nicht mehr.

Alle dieſe fürchterlichen Verluſte an Menſchenleben
waren umſonſt, das Werk mißlang, Millionen und
Abermillionen franzöſiſchen Geldes ſind verloren ge-
gangen, nichts rein nichts iſt gerettet worden La
ſende kleiner Rentiers, eine ir Frankreich Dank der
geringen Kinderzahl ſehr zahlreiche Beboͤlkerungsklaſſe
die ihr Geld in Panamapapieren augelegt hatten,
ſind die Geſchädigten, ihr Geld liegt in den aufge-
wühlten Sandbergen Panamas begraben. Als wei-
tere Opfer werden eine Anzahl hervorragender, ſelbſt-
verſtändlich liberaler, Parlamentirer fallen, und dann
wird es wieder ruhig in Fraͤnkteich werden detzt
iſt die aufgeſchüttete Erde der Eanalarbeiten in Pa-
nama“,. ſchreibt Mimande, von „SGeftrüpp Über:,
wachſen, Schlingpflanzen yaben die am Fuße der
Böſchungen liegenden Maſchinen umſtrickt und
mit ihren knotigen Armen zerbrochen. Aus den
Schornſteinen der Lokomotiven ſind Bäume empot-
gewachſen; die Affen ſpringen von Aſt zu Aſt und
ſchneiden Grimmaſſen“

Aehulich droht die vom Börſenthum genährte
Corruption, allmaͤhlich ganz Frankreich, ja die halbe
Culturwelt zu überziehen

Deutſches Reich.

* Berlin, 10. Jan. Redakteur Maher von der
Kreuzztg.“ wurde heute früh auf dem Wege von
ſeiner Wohnung zur Redaktion von dem ihm feind-
lich geſinnten Zouͤrnaliſten Dr. Berendt mit einem
Revolver überfallen. Berendt feuerte auf Mieyer 6
Schüſſe ab, welche ſännmtlich trafen. Der Angefallene
iſt leicht verletzt. Berendt wurde wegen Mordverſuchs
vechaftet.



Keichstag.
Berlin 10 Januat 1893.

Im Reichstag gedenkt Präſident Levesow des Todes
des Ihg NeidhenSperger, als eines der älteſten und
augeſehẽndſten Mitalieder des Haufes, eines Veterans des
Vaͤrlaments Nicht nur lange Mitaliedſchaft, Jondern auch
Begabung und ſeine Herzen3- und Charakter Eigenſchaften
ſcherten ihm in dieſem Hauſe einen hervorragenden Plas
Reichenspexger werde viel vermißt und Diel betrauert
werden. Das Haus erhob ſich zu ſeinem Andenken Dar-







Die feinökichen rüser.

8) Roman von H. v. Nemagen.
Nachdruck verb.)

„Bedurfte es wirklich, dieſer feierlichen Erilärune,
Micdhael?“ fragte fie nach furzem Schweigen. Haben Sie
je 2 Bereitwilligkeit, Ihnen gefälig zu fein, ge-
zweifelt ?”

Gräfin — —“ {totterte Michael verlegen. „Was habe
ich ve ſchuldet, Michael, daß ich nur falte Höflidht it bei
Fhnen gefunden habe und kein Vertrauen ? UlS ich Walde-

— E


ein Graf fei, und als ich feine ®attin und Oräfin von
Hohenau wurde, da war es nicht Chrgeiz, was mich trieb


vorhin, Sie Können mir nicht helfen, Sie jeien der jüngite
Sohn des Hauſes — wären Sie der Eritgeborene und
Waldemar an Ihrem Plage, wie wollte .ihH Gott danken!
Daun wäre mein..®lück ohne, Bitterkeit, dann wäre es
voflfommen !“ : .
Hildegard ſprach ſo offen, {o natürlih! E3 Mang 10
wahr und warm, mas fte ſprach! In Michuel fing fich ein
eigenthiümliches Gefiühl an zu.regen. War eS, nurVitleid,
jwar- e& Achtung, . vielleicht Feimende Zreundihait? Haß
war eS nicht mehr. . Fajt mar e& ihm, als müßte er d
{chämen, Daß er dieje Frau zu haffen ſich entſchloſſen Habe
daß er einen Augenblick bereit gewejen, ſie von der Seite
%@a{bemarä zu reißen und in Angit und Jammer zu
ürzen
—3C neide meinem Bruder den VBorzug nicht, vden ihm
die Geburt gegeben Hat,“ ' entgegnete er nach einer Bawe,
„i® gönne ihm Alles, jeine Ehren und Wiürden, ſeinen
NReichthum und ſein Glück — nur unglücklich möchte ich
auch nicht jein 1 ; . }
„Und find Sie denn unglücklich ?” vief Hildegard be-
türzt und mit LebhHafter Theilnahme.
Ich bin e81“
„O, ſprechen Sie, Michael, theilen Sie mir Ihren
Kummer mit! VBielleicht liegt es in meiner Macdht —*
So ſind Sie es Ihon !”



„Dank, taufjfend Dank für dieſes Vort! Es war ein
erlöſendes Wort, e& kam zur rechter Zeit !“

„Um Goͤtteswillen NMicdhael, was haben Sie? Was
ſoll dieſe Aufregung? Warum f'DItern Sie mich?

Noch einen AUugenblic, Gräfin ! Ich weiß noch nicht,
ob al das Wüſte, Rilde Gräßliche, was noch vox einer
Stunde in meiner Bruſt tobte, nur ein entfeßlidher Zraum
gewejen, oder ob ich Wirklih — bei Gott, ich aglaube ſelbſt,
daß ich zu guter Stunde hierher gekommen bin! Ich war
verloren‘ und der Himmel ſchickt mir einen Schutzengel,
mich zu retten!! .

Sr ergriff die Hand der Oräfin. .

Hildegard blieb ſiehen und ſah ihn in ängſtlicher Er-
wartung an; e begriff Jeine Erregung nicht, er {prach für
jie in NRäthfjelnm. „Ia, Oräfin,“ fuhr er raſch und in ſtei
gendem Aifette Fort, „Sie find mein Schußengel, Sie wollen
Faß ich alüclich bin — ich ſoll nicht verloren fein.. So
hHören Sie denn. Ih liebe Bareneß Hediwig von Braun-
jel8, wie Waldeniar einſt Sie geliebt — Sie wifjen jeßt
waͤs mutich glücklich machen fann, {o. alüclich,‘ wie Sie
Waldemar u en 6 X .

„O, mein, Gott !“ rief die Gräfin erbleichend und 20g
ihre Hand zürück Midhael fuhr zujammen. „Und von
mir verlangen Sie, Midhael — —”

Hedwig iſt Ihre Freundin! Mein Bruder Wenzel
hat hHeute in meinem Namen hei dem alten Baron um
ihre Hand geworben — Dder Varon hat die Werbung
nicht angenommen,. ‚er hat der Baroneß die Ent{heidung
über ihHre Zukunft anheimgegeben: ſie hat das Recht, ſelbſt
über ſich und ihre Hand zu beftimmen, . ihHre Wahl iſt
jeiner BSilligung gewiß.. Hedivig ft Ihre Freundin —
der Bruder Ihres Gatten, der Michael, deſſen trene
Bundesgenoffin. Sie zu. ſein verſprochen haben, den Sie
jo gern alüclich fehen wollen, diejer Michael bitiet Sie,

Oräfin, ein gutes Wort bei Ihrer Freundin für ihn ein-


„ y Unmbalich. Michaek ! Sie verlangen mehr, als ich zu
leiſten inı Stande Dn ;
Es liegt in Ihrer Macht — —“


„Sie irren, Michael ! Daz liegr nicht in meiner Macht
und läge es darin, dieſe Macht würde ich nicht zu üben
wagen “

Sie wollen alſo nicht — au Sie ſtaßen mich zurüg
@_nfäägger Thor, daß ich einen Augenblick alauben fonnte,
— Z ; : ;

— „Dalten Sie ein, Michael, ſeien Sie nicht ungerecht,“
fiel ihm die Gräfin tuhig, aber eruſt in’s Wort. „IOh
bedaure es tief, daß ich den erſten Wunſch, welchen Sit


Liebe und den Beſitze der Baxoneß Hedwig wirklich des
Glück Ihres Lebens liegt der Einzige, die e& Ihnen
geben und gewähren fann, iſt die Baroneß BYBraunfels.
Ihre Hand ohne ihr Herz — das wäre ein Unglück fr
Sie und meine Freundin und zu ſolchem Unglücd, ſollte
ich raͤthen? Herz und Hand gehören zujammen — Die
Liebe aber in das Herz bineinzureden und hHineinzurathen -
— Ddas vermag kein Menich, ich auch nicht.“ ;

Die Erregung Michaels ſchien verſchwunden zu fein;


— „Sie wollen nicht zum Unglück rathen — e8 wird ohne
Ihrén Rath fommen, groß und furchtbar. Möge SGott
zwijchen Ihnen uud mir rihten, wenn e8&.da iſt Bisdahin
leben Sie wohl, Gräfin !” } *

Er eilte mit raſchen Schritten fort. „Michael, Ili-
chael !“ rief die Gräfin dem Davoneilenden mit zitternder
Stimme nach.

Er hörte es nicht; er wollte es wohl nicht hHören. Er
jtürzfe vorwmärts wie ein gehetztes Wild, geheßt von ſeiner
eigenen Wuͤth Noch vor wenigen Minuten hatten Hn
mildere Regungen beherricht,. ein zuſagendes Wort der
Gräfin Hätte ihn vielleicht für immer. zu ihrem Sreunde
gemacht ; fie hattedas Wort nicht gefprochen, nicht ſhrechen
zu dürfen geglaubt — und in feiner Bruͤſt mar er alte Haß
in neuen Flammen aufgelodert. . Radhe, Rache! rief ®
im ihm, i D'a einen Worte faͤßte ſich jein ganzes Denken

Fortſetune folgt.)


 
Annotationen