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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0251

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Brfcheint täglid mit Anknahme ver GSonne und Feiertage
— mit UnterDaliungshetlage, Breis vierteljährlich

ne: Grägeriohn n. Pokaufidlan, Beßellungen
lalten ı, bet der Wrbebitinu Smiugerfiraße 7,









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| gulins Yoeder in Heibelberg.



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Seidelberg, ̃







Huber
2









4
r. Zabal bauen?

Der Joſephstag iſt nahegerüct; es iſt dies der
Termin an dem der Bauer nach altem Herkommen
ſeinen Tabakſamen „einzuweichen? d. H. ankeimen zu
laſſen pflegt. Mit dem Joſephstag ſteht der Bauer
ſomit vor der Frage: Soll ichis noch einmal damit
probiren? Es iſt kein Zweifel, daß mit dem Anbau


Jahren ſchlechte Erfahrungen gemacht worden find:
Zu dem ungünſtigen Verhältniß zwiſchen Zoll und


mindert hahen.

Gruͤnde. Er iſt für die Fruchtfolge
größtem Werth. „Hab’ ich keinen Tabak,
ich keinen Fruchtacker? —
erfahrene Bauer geſagt.

Tabakacker gibt Alles reichlich und in beſter Quali-

zunächſt


zen, Spelz, Korn. Kein Kleeacker, kein Rüben- und
Lelbſt kein Kartoffelacker thut es dem Tabakacker gleich.


Erinnerung an das ſchöne Stück Geld,
uus ſchon gebracht hat. Wer könnte leugnen, daß
Dutzeude von Ortſchaften ihren ganzen Wohlſtand
dem Tabakbau allein verdanken? Was wären heute


wenn der Tabak die Kronen-

heim und Bellheim,
Hineingefchlüttet Hätte ?

thaler nicht „ſimmernweiſe“


auf die Wiederkehr jeuer guten alten Zelten am
Jofephaͤtag den Tabakſamen wieder beiholen und ihn
hinter dem Ofen einweichen?


den Landwirthen größte Vorſicht und Zurückhaltung
mit dem Tabakbau anempfehlen. Nichis deutet an,
daß derſelbe vorerſt wieder lohnender wird. Zunächſt


der Reichsregierung ohne Zweifel nahe in
jelbft wenn die Militärvorlage nicht durchgeht. Die
Bedürfniſſe des Reiches werden auch auf anderen
Gebieten von Jahr zu Jahr größer und dieſe Mehr-
ausgaben dürften wohl nach Anſicht des größten
Theiles der deutſchen Bevölkerung zum guten Theil
durch den Tabak zu decken ſeien. Sb aber bei einer
Neugeſtaltung der Tabakbeſteuerung ein der inländi-


werden kann, iſt bei der
Mehrzahl der Bundesregierungen und dem Eiufluß
der norddeutſchen Intereſſen mehr als fraglich. —
Ein annehmbarer Preis für das 1893er Gewächs
wird wohl nur erzielt werden, wenn dasſelbe aus
— einem teichten, blattigen und gutbrennenden Cigarren-
Material beſteht.

ſchwer, ſo werden,



1802er Ernte bezahlt worden fiud, weil ein großer
Bedarf für ſchweren Tabat nicht vorhanden ift und
weil für den beſchränkten Bedarf an kräftiger Waare
die 1892er Ernte wohl lange ausreichen wird. —
Sute Na hfrage iſt ſtets nur für die hell farbige
Waare vorhanden. Dieſe kann aber nur in Ort-
ſchaften mit geeignetem Boden, in Harthauſen, Han
hofen, Iggelheim und Waldſee hHauptlächlich, hervor-
gebracht werden. Wir empfehlen aber diejen Ort-
ſchaften ganz beſonders die nıne Sorte Sterlin 4*
Tabah mit welcher in Haxthauſen ſchon überraſcheude
Reſultate erzielt worden ſind. Dieſelbe ſcheint zwar
gegen feuchte Witterung am Dache ſehr empfindlich
zu fein, wird aber, wenn ſie frühzeitig im Gerbfte
abgeliefert werden kann, weſentlich höhere Preije er-
zielen als die bisher gepflanzten Spielarten. Der in


ſich trotz des Schadens, welchen er am Dache erlitten
hat, immer noch weſentlich beſſer für die Fabrikation
als die anderen Sorten. In Waidſee ſind die Ver-
ſuche damit allerdings nicht günſtig ausgefallen; e&
mag dies mit der Bodenbeſchaffenheit zuſammeuͤhän-
gen. Der Boden von Harthaufen und Han:
hofen ſcheint ſich aber vorzüglich für diefe durch
das Kreis Comitee des landivirthſchaftl. Vercins und
befonders durch die Bemühungen des Herrn Röſinger
in Speyer eingeführte Sorte zu eignen Wir em»
pfehlen dieſelben deshalb zu vermehltem Anbau zu-
nächſt den Bewohnern dieſer Orte und zweifeln nicht
an günſtigen Folgen bei forgfältiger Cultur u. früh-
zeitiger Ablieferung welche möglichſt ſchon gle ich-
zeitig mit den Sandblättern erfolgen muß.
Im Uebrigen rathen wir den Tabakpflauzern der
Pfalz: Se i d vorſichtigmit dem Tabakbau,
wenn Ihr vor Enttänigung bewahrt
bleiben wollt! Nehmt jeden Acker, welcher Euch
von Rüben Kartoffeln und Gerfte irgend
lohnenden Extrag verſpricht, für diefe Produkte!
Ein Freund des deutſchen Tabakbaues.



Deutſches Reich.

* Berlin, 14. März. Die Bemühungen Mi-
quel5, durch zahlreiche Gegenforderungen den Ab-
ſchluß eines Handelsvertrags mit HKuUß:
Lan zu vereiteln, ſind dadurch geſcheitert, daß er
im Staatsminiſterium überftimmt wurde. Nur ein
einziger Miniſter hat ihn unterſtützt.





A S n
Krichslag.
Berlin, 14. März 1898.
HYor Eintritt in die Tagesordnung erklärt
‚ Uhlwardt, er werde auf die gegen ihn während
jeiner Apweſenheit gerichteten Angriffe bei der 3. Lefung
des Etats bei haſſender Gelegenheit ausführlich antworten.
Es folgt die zweite Verathıung des EtatzZ der Zölle,
Verbrauchsiteuern und AWverfen.
Lach furzer Debatte wurde die Pofition „Zölle“ be-
willigt und die Refolution Scipio-Goldjchmidt angenommen
Darnach erledigte der Meichstag aucH den Reſt des Statz,

Ausland.

Baſel, 14. März. Während die ſchweizeriſchen
Proteſtanten dem Papftjubiläum gegenüber im Allge-
meinen eine anſtändige Haltung eingenommen Haben,
benahmen ſich da und dort die Altfatholiken
ihrex Art gemäß. Der hieſige altkatholiſche Prediger
Laßler z. B, ließ ſein Licht in dem proteſtantiſchen
Städtchen Zoffingen leuchten! In einem doͤrt gehal-
tenen Vortrag uͤber Leo XIII. meinte Haßler u. M,
der jebige Payſt beſitze zwar Intelligenz im Sinne
des wijjen|haftlidhenCompilator8 u. Dialektikers, dank




freien Denkens und Herrſchens aber fei Qoo XM


Kopf Am Ende ſeines Vortrages prop he zeite
der Redner Folgendes: „Es iſt nur noch eine Frage
der Zeit, wann Kom falien, der Vatikan in Trümmer
ſinken wird. Die Zeit wird kommen, wo unlere
glücklicheren Nachkommen vom Prieſter-Aber!
glau ben erlöft ſein werden Daun wird man zu


proteſtantiſche Publikum Haͤßlers bekundete ein rich-
tiges Gefühl; e8 beobachtete ein eiſiges Schweigen
und ging ſchließlich von dannen, ohne Ddem Hetzer
auch nur den geringſten Beifall zu zollen.

Rom, 13 März. Papſt Leo XIII. theilte, wie
verlautet, den Biſchöfen mit, er wünſche, daß Ddie
Pilgerzüge nach Rom waͤhrend der Anweſenheil des
deutſchen Kaiſers unterdlieben.











Die feinoͤlichen Brüser.
62) Roman von H. v. Nemagen.
(Mauchdruck verb.)

Nehmen Sie an, ich hätte einem derſelben — und ich
kenne mehrere — ein wohlverſiegeltes Schriftſtück über-
geben und ein Brieflein dazır mit dem VBermerk, es zu
öffnen und zu leſen, ſobald er die Machricht ‚von, nreinem
Tode Prgielle — — Sie fehen, Herr Oraf, die Sache
koſtet mich keinen Heller, und das Seheimniß märe doch
verrathen! Ich dente Sie werden es nicht auf eine Probe
anfommen laſſen! Sch bin freilich kein ©ott, ſondern
mur ein {terblidher Menijch, aber Ihr Kopf, . Herr Craf,
ſitzt auch nicht beffer als der meinige,. undD unier HPX3Z0g
iſt ein_gauter, aber auch „geftrenger Hert.“ ' | '

. „Schurke“, Inirfohte Wenzel — und wenn ich es doch
auf die Probe antommen ließe, wenn ich fte jebt gleich
machte.”

Er riß ſein Dolchmeſſer aus der Scheide

„ „Sie werden verzeihen, Herr Graf, daß ich euch auf
dieſen Jal gerüftet bin,“ entgeanete Dder Hentmeifter
xajdh, trat einen Schritt. zurück, unDd auch in jeiner
Lechten funkelte ein bereites Meijer. „Yug in Aug cheue
in den Kampf mit Ihnen nicht — ih fürchte nur Heim-
lihen Stoß, nur das ſchleichende Gift. des Menchel-
mörders.“ ;

„ Sinen Angenblic maßen. ſich dann die Beiden mit
glühenden Bliden; Ddann warf Wenzel Ddas DolchHmejjer
lachend auf dem Boden. . '

„Sie ſind ein verteufelter ‚Kerl, Gasda, ich. ſehe daß


Nichis für ungut, gnädiger Herr — aber ich behalte
meine Hände lieber frei!” 1
, 8tet — al8 . ob jie nicht unlängſt gebunden wären !
Achtzigtanjend Oulden find eine Kette, die wahrlich . fejt
genug 5* { } 36i A
——— Hun nicht aut daran, !ı mich ſo oft Davan'zit er-
innern, daß Sie mir meine Dienijte bezahlt haben — Ver-

zeihung Herr Graf bezahlen wollen! Sie erinnern mich
damit nur an alle die Dinge, welche Sie mir nicht be-
zahlen können Sie Haben ſich verpflichtet, den Kerker-
meifter zu bezahlen, der allnächtlich {ein Lager verläht
und in die unheimliche Tiefe Ddes alten Thurmes hHinab-
jteigt, um einem gefangenen Weibe Waͤſſer und Brod zu
bringen, — wer aber bezahlt mich für die Bein, allnächt-
lich die Yualen dieſes armen Weibes, ihre Anglt, ihre
Thränen jehen zu müſſen? Sehen zu miflen, wie e
{angjam dahinſtirbt? Hoͤren zu mitfjen, wie {te mich bald
als ihren Nörder verflucht und bald mich anfleht, ihr
Letter zu ſein? Das Iäßt ſich nicht bezahlen Herr Graͤft
Sie haben mir gefagt, Graf Waldemar, mein guter und
qunädiger Herr, ſolle getröftet werden iüber jeinen VBerluft,
1oll jeine Gattin mwiedererhalten, jobald ihre Zwede er-
füllt feien — wie {teht e& um Ddieje Zujage? Graf Wal-
demar iſt nicht getröftet, er will nicht leben, er wil Hin-


dungen, meinen Herrn morden zu Helfen.“

Ganz vichtig, Herr Rentmeijter, und darum geht es
Sie gar nichts an, mas Graf Waldemar zu thım oder zu
laſſen für gut findet.“ ;

„Meinen Sie?
ninımer hinansziehen, Sie niemals zum Verwalter feiner
Güter gemacht haben würde wenn die Gräfin Iebte: nur
ihr vermeintlicher Zod hat ihm die Lujt zu leben ge-
nommen — Ihr Spiel iſt eS, was ihn in den Tod treibt!
DasS haben Sie gewußt, das haben Sıe gewollt! SJOr
Biel war die Grafenfrone. Sie hHaben e& nahezu er-
Teicht. Sie werden e& bald ganz erreicht haben — —
aber ich?“

„©ie werden den ausgedungenen Lohn bekommen!

der genlüigt er Ihnen nicht mehr ?“

Ich will den Lohn nicht — ih habe ihn niemals um
meinetwillen zıu verdienen geftrebt.“

‚, Die, Masie des uneigennübigen Tugendhelden ſteht

Ich bın ein Verbrecher geworden, um . mein Kind,

Ihnen aut, Gasda !“
meine einzige Toͤchler reich und durh Dden Reichthum



begehyenswerth ſein ſollte für jeden Edelmann — und
mein Kind ift jeit dem Verfhwinden der Gräfin mit jedem
Tage unglüclicher geworden, ſtirbt hin ohne Rettung. Sie
hält ibr Schicklal für unaufldsbar verbunden mit Ddem
Looje der Gräfin, das Grab der Oräfin wird ihr Grab
jein.“

Lieher Herr Rentmeiſter, das ſind Madchengrillen!
Berheirathen Sie Ihre Tochter {o bald alg möglich, Ddas
wird Sie Inriren.“

„Das hHabe ich auch gedacht, Herr Graf.“

„Wieviel geben Sie Ihr denn mit?“. .

„Öweimalhunderttaujend Guͤlden ohne den bewußten
Schuldıdhein und — —“

Ohne die Hochherzige Schenkung meines Bruders,
nicht wehr? Eine hübſche Summe !”
* habe mein Leben lang dafür gearbeitet, Herr
Hraf!
„Schlagen Sie die noch redlich verdienten Gulden da-

dienen wollen und dürfen ſie ihr darum nicht entziehen,
welche mein Bruder der Toͤchtet

ausgeſetzt hat, jo_ macht das
aweimalhundertneunzigtaufjend — Blig und Wetter, eine
rejpektable Mitgift ir Ddie Tochter eines Kentmeijters.
Nicht einer, zehn Cdelleute wervden ſich finden, Ddie nach.
der Ehre geizen, Sie zum Schwiegervater zu haben.“
_ „Denjenigen, weldhen ich wil, habe ich {chon gefunden
Herr Sraß! ;

. „@i, jo kaun ich vielleicht das Vergnügen Haben,
ſeinen Namen zu erfahren ?“ *
— ch ſtehe feit längerer Zeit in eigenthümlichex Be-:
ziehung zu ihm, Herr Öraf. . Cr Dünkt ſich zwar heſſer
und edler zu fein — er iſt eben Cdelnmann, Herr Orai,
und ich nur bürgerlicher Herkunft —, aber er brauchte
den Kopf darum nicht höher zu tragen al8 ich !“

Fortſetzung folgt)


 
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