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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0437

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tannheim.
g, Mann-

enklhau,

xg.
erg.

udſchuhs-

Neckarge-



en

leinene
porthem-
ravatten-
iſchetten,
pfe von
feinſten

imer,
.






Elſcheint cäglig mit Angnadme der Somns und Feiertage
Preit vierteljährlich
E 1.20 ohne Krägerlohn ı. Boftanffglag. Beßellungen





für Stadt.-







Knzeige=Blatt für die AmtsGbezirke Heidelberg,
£abenburg, Weinheim, Sohwebingen, Philippsbura,
Wiesloch, Bruchjal, Vretten NeTargemünd, Mosbad

























— den Voſtauſtalter n. bei der Exrpedbikton Zwingerfiraße 7. Eberbach/ Buchen Waldürn,T.-Bı 8h., Werkheimve.
4 Y—⏑ Seidelberg, Samitag den 13. Nii 1898. — | PE Zn Sar Auber| J9 din
— —



Beſtellungen
7 den „Pfälzer Boten werden foͤrtwaͤhrend bei
mtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen

eWwie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-

aße 7, entgegengenommen.

. Verlag des „Pfälzer Bote.°°







C O, Zur yarteipolitifden Lage in Baden- .
% Die Auflöjung des Reichstages hat das Volk wie
Wentlich die Centrumspartei vor eine folgenſchwere
und verantwortungsvolle Entſcheidung geftellt.
©3 handelt ſich keineswegs dacum, einem dringen-
* Bedürfniſſe der Armeeberſtärkung Rechnung zu
gen oder eine bedenkliche Lücke in der Armeeorga-
liſdeion auszufüllen Wenn dem ſo wäre, dann wür-
* Armeeverwaltung und Reichsregierung in einem
E ſonderbaren Lichte erfcheinen, da fie 1887, 1888
* 1890 noch nichts davon gewußt hatten. Es
andelt ſich auch nicht darum, fich auf einen Krieg
ſi rüſten und deſſen ſiegreichen Ausgang ſicher zu
en. Rüſtungen zum Kriege werden in ganz an:
erex Weiſe vorgenoinmen. ;

r Es hHandelt ſih einmal darum, ob die geiflungs-
Bc.‘f)‘gfelt des deutſchen Volkes für militäriſche Zwecke
* auf den tetzten waffeufähigen Mann und bis auf
16 Teßte Mark in Anfpruch genommen werden ſoll
UD zmar fiandig und ununterbrochen ; nicht blos im
Mege, ſondern auch in Zeiten ungeſtörten Friedens.
d e8 Handelt fich darum, ob Ddas neue deutfche
Ach dem Mitlitarismus mit allen ſeinen Konſequen-

Ünietten_unb Gefahren ſich ausgeſtalten ſoll. Darin
Lerſcheidet ſich die gegenwaͤrtige Militärvorlage von
Uen die ſeit 20 Jahren ir vorausgegangen ſind.
Cine andere mar von dieſer prinzipiellen Bedeutung.
—— — der Meinung iſt, daß die Fürſorge und
44 der höheren, geiſtigen, ſittlichen und religiöſen
Feſen des Voͤlles den erſten Platz einnchmen
8 wer glaubt, daß Regierung and Volk, Staat
* Kirche alle Kräfte anfpannen müffen, um die
4 Frage auf friedlichem Wege ausgleichen der
rechotei einer glücklichen Löſung entgegenzuführen,
“* muß konſequenier Weiſe Alles aufbieten, uni die
ahme der Militärvorlage zu verhindern







Ihre Freunde im Reichstage haben ja auch keines-
wegs deshalb ihre Zuſtimmung gegeben, weil ſie von
der Nothwendigkeit deſſen überzeugt mwaren. Es iſt
ja allgemein bekannt, daß die nat lib Partei ein-
müthig dieſelbe verurtheilte, weil kein Bedürfniß vor-

des deutſchen Volkes nicht genügeud berückſichtige.
In der eindringlichſten Weiſe hat gerade der Führer
der Nationall beralen den Reichskanzler Grafen Ca-
privi gewarnt, auf ſeinen hohen Forderungen zu be-
harren. Wenn die Partei im Laufe der letzten Mo-
nate ihre Stellung zur Militärvorlage wiederholt

bis ſie ſchließlich ſo ziemlich an den Forderungen der
ſo hat es ſeinen Grund in dem

Das Centrum hat den Erwartungen ſeiner Wäh-
ler entſprochen und um die Wohlfahrt des Volkes ſich
verdient gemacht, da es über eine beſtimmte Linie


der geſetzlich geregelten 2jährigen Dienſtzeit erfüllt zu
ſehen, hät es der Regierung und Militärverwaltung
ein doppeltes Zugeſtändniß von großer Tragweite ge-
boten: die Praͤſenzziffer als Durchſchnittsziffer gelten
zu laſſen ſtatt wie bisher als Höchſtziffer und in die
geſetzlich geregelte Präſenzziffer die Unteroffiziere nicht
einzureihen.

Weiter glaubte e& nicht gehen zu dürfen.

Damit hielt es ſich an die vielgenannten Windt-
horſtſchen Reſolutionen, die im Jahte 1890 vom
ganzen Reichstage angenommen wurden und der künfti-
gen Behandlung und Erledigung von Militärfragen


ſondern für den ganzen Reichstag.

Unter ſolchen Uniſtänden und nach dem Gang der
Dinge im Reichstag iſt der Proteſt gegen die Mili-
tärvorlage (von der ſich der Antrag Huene nur un⸗—
weſentlich unterſcheidet) ein Hauptſatz in der Wahl-
parole des Centrums

Für diejenigen Wahlbezirke, die nach ihrer Zu-
ſammenſetzung Ausſicht auf ſiegreichen Erfolg der


liegt die Sache ſehr einfach.
Für andere Bezirke, in denen das Centrum nicht
ſelber durchdringen wohl aber ſeine Stimmen ent-


bis jetzt noch nicht möglich in voller Zahl zuſammen-
zutreten, da verſchiedene Mitglieder desſelben noch
nicht von Berlin zurück waren. Unter ſolchen Um-
ſtänden iſt es auch nicht angängig, jetzt ſchon in
dieſem Momente Detailfragen Sffentlich zu erörtern.
Es fann aber kaum einem Zweifel unterliegen, daß
die dargelegten Geſichtspunfie ohne Einſchränkung
von den Mitgliedern des Central-Comite's gebilligt
werden. Es braucht kaum ausdrücklich bemerkt zu
werden, daß ſozialdemokratiſche Gegner der Militär-



Allgemeinen die Taktik des Wahlkampfes von 1890
empfehlen.
Nach Lage der Dinge war e& dem Central⸗ Komite

Die Erledigung der Kandidatenfrage in den ein-
zelnen Bezirken wird ſachgemäß nicht anders als in
Fühlung mit dem Centtal-Komite erfolgen. Das
dürfte ſich namentlich für jene Bezirke empfehlen, in
welchen das Centrum vor die Frage geſtellt wird,
den Kandidaten einer anderen Partei zu unterſtützen!

Im Uebrigen ſteht eine Kundgebung der Partei-
leitung in nächſter Zeit zu erwarten. Doch dürfte e&
ſich dringend empfehlen, mit der Einleitung der
Agitationsarbeit ſofort zu beginnen, namentlich auf
Beſchaffung der nöthigen Mittel zu denken.



die deulſchen Bilger deim hL. Vater.

Auf die bereits erwähnte Anſprache des Biſchofs von
Eichſtädt verlas der Papſt eine ſolche. Er erinnerte an die
Freude, welche der Empfang der Vertreter der deut-
ſchen Preſſe ihm bereitet habe und ſpendete daun ver-
dienſtlicher und mühevoller Thätigkeit zum Beſten der
Religion und des Staates hohes Lob. Nicht geringere
Freude mache ihm das heutige Erſcheinen der deut-
ſchen Pilger als Beweis der Liebe, welcher ihm von
der Vertretung vieler Tauſend Deutſcher gegeben
werde. Der deutſche Pilgerzug ſetze die lange Reihe
der Pilgerzüge fort, welche aus Liebe und Begeiſter-
ung ihn aufgeſucht hätten. Unter lebhafter Beweg-


und Verderbniß zu bereiten, aber Dank dem Beiſtande
Goͤttes und der göttlichen Einrichtung des Pontificats
erhalte ſich in den Voͤlkern der Gehorſam gegen die
Kirche und die Glaubenstreue gegen Gott Bejonders
bei den jetzigen Zeiten müßten ſich die Gläubigen feſt
an die Kirche anſchließen.

In dem Geiſte, welcher ſich in den Pilgerzügen
ausſpreche, lägen gegenwärtig erfreuliche Bürgſchaften
für die Anſprüche des Papſtthums Der hHl. Vater
erinnerte. dann ‚an die ſoziale Frage, betonte die









Die feinslichen Yritder.
Koman von H. v. Nemagen.
(aͤchdruck verb.)
ihre Er hat Recht — dieſelbe Geſtalt — ihre Haltung —
Stimme“ — 4{0 flüſterte und murmelte eS durchein-

g{gg&;!„‚abet ſie ift todt — und die Todten kehren nicht

106)

t„et‘eb‘{bmarb war bebenden Herzen3 in das Kabinet ge-
r &, dejjen Thuͤr hinter ihr gefchloffen wurde. Da faßz
4 ater in dem hohen ledergepoljterten Sefjel, in das
9e, dunkle Seidengewand gehüllt, daz er {tets im Hauſe
oen vflegte. Er ſaßz da, wie auch früher; aber feine
;dmeßen‚ warẽn eingefallen, die Stirn tiefgefurcht und
%itteäme‘g ſein Xlanges Haar. In der Bruſt Hildegards
N ie' und zucte e8; ſchön wollte ſie vor ihm niederftürzen
Ane Aniee umfaſſen — da erhob er ſich langjam.
58011" IN Mmeiner Tochter, jagten ſie, häften Sie mir eine
r‘.haft 8 bringen?“ fragte er mit einem matten,
fg 7 Sädheln, „So treten Sie näher und nehmen Sie
„ Hilde ihr Kind in di i
{öfte 3 DEgaTD legte raſch ihr Kind in die Axrme FJlorians,
bee%e@‘[“.ßflbftuü) und trat einen Schritt näher; voll traf
8 der Kryjtallanıpel, die von der Decke des Zimmers
\ng, ‚iOr bleidhes Gejicht.
— 1D MWas ift e& denn, das meine verſtorbene Tochter
— ©ott des Himmels!“ rief er plöGlih mit einer
feine die aus der Tiefe jeiner Seele zu dringen ſchien;
ichen bl‚tgen haͤtten in das helle,. ble he Antlitz .derer ge-
Marı Bfeog cr Toeben feine Verftorbene Tochter genannt, und
Wolle ieben {ie‘ daran - hHaften. Er jhien vorwärts zu
* 8 aber er blieb gebannt an der Stelle, auf welcher
er —4 er wollte ſprẽchen, aber ſeine Lippen bebten nur ;
— ® ‚fjeine Arme ausbreiten, . aber er konnte ſie nicht

Da ürzte Hi i i
“‘“kblungenä%gi%{bä?{? an ſeine Bruſt und ihre Arme
* Mmein‘ Bater !“ jubelte fie, weinte fe. 2
— Sind, — Du, D wärelt meine: Tochter, die ich

beweint.. —. Du meine Hildegard, Ddie fie längit



%e&r?tbgn haben? O Gott — Du wäreſt es wirklich — Du
ebteft ?“
Ich lebe, Bater — ich bin es Dein armes unglück-


Bater, lieber - Sater !a —

Da kam Bewegung in den Alten. Seine Hände fuhren
empor und faßten das Antlitz des jubeluden, Weinenden
Kindes. Er z0g e8 empor, er beugte ſich nieder — Aug’
in Auge Lippen an Lippen — Wange - an Wange — —
„Sa, Du biſt es, mein Kind, meine Hildegard ich habe
Sich wieder, ich halte Dich feſt an meinem Herzen - —
ja, Du bift e&! Komm, mein alter Leib zittext und ‚bebt,
die Füße tragen mich nicht mehr — jeß’ _ Dih zu mir
jo hierher und lege den Kopf an meine Bruſt — ich. will
in Deine frommen, blauen Augen jehen — ich wil Deine
bleihen. Wangen ſtreicheln und Deine langen, hlonden
Haare. Du warft todt und Du lebſt wieder — ich begreife
Nıchts, ich verſtehe Richts — aber eins weiß ich. — ich
hHabe DichH wieder, ich habe meine Iochter wieder, , meine
Tochter wieder, meine Hildegard! Biſt Du es aber wirklich
und ganz gewiß ?” . .

„WirklichH und ganz gewiß! Und warum ſollte ich es
nicht ſein Vater? Mein Zod, mein Begräbniß . — e3 war
nichts alS eine entjeßlidhe Komsbie! Ich Iag bewußtlos in
einem unterirdijchen Kerker, während oben Todtenalocken
und Grabgefänge erjchallten. Ich Iag his vorgeftern in
* Kerker, da ward ich gerettet, und heute bin ich bei

* 4
Und wer hat es denn gewagt, jene en!feßlicdhe Koumödie


7

halten?
Er richtete ſich auf, ſchien ſeine Kraft zurückerhalten
zu haben ; ſeine Wangen rötheten ſich.

Ber hat ſolches gewagt!” 1 ;
wie jchüßend jeine Hand auf das Haupt Jeines Rindes.
„Nenne mir den Elenden — ich war vor einer Stunde noch
ein alter, gebrochener Mann, ich fühle mich wieder jung
und ſtark, die Siebe, der Zorn hahen mich wiedex jung und
ſtark gemacht ich werde ihn finden und müßte ich bis
an die Greuzen der Erde gehen, ich werde ihn mit dieſen

meinen Händen aus ſeinem Schlupfwinkfel heranszerren -
und der Menichh:it zeigen, daß ſie über ſich ſelbſt vor
Scham und Zorn. eralühe, und werde meine Stimme er-
hHeben und um SGericht und Gerechtigkeit rufen u. {Hıeien,
daß e8 bis in die Paͤlaſte der FJürften und inı die Burg
des Kaifers dringt, daß es Hinauffhallt bis in den Himmel,
bis vor den Thron des allmächtigen ©ottes !”

„Spricht der Allmaächtige nicht, mein iſt die Hache ?“
erwiderte Hildegard mit weicher, zitternder Stimme. „Laß
ſie dem Herrn, Bater! IH Iag einit auf den Knieen vor
Denen, weldhe mich lebendis begraben hatten un flehte um
Gnade und Barmherzigfeit — nicht für mich, auch nicht
für Waldemar — ich . gelobte ihn niemals wiederſehen zu
wollen — für meinen Bater, deſſen einziges Kind ich war,
flehte ih um Barmherzigfeit, und für mein Kind, mein
arme8s, verlaffenes Rind — Hohn und Spott ward mir
zur Antwort! Da erhob ich mich und legte mein Geſchick
in Gottes- Hand; ich rief ihn an, Richter ſein zu wollen
zwijchen mir und ihien Und Gott hHat mein Rufen erhört
und das Amt übernommen: er het mich und mein Kind
gerettef und in das Hans, an Das Herz Des Vaters zurücd-



nach jeinem, Willen und Rathſchluß! Wr aber wollen uns
die erjte Stunde des Widerſehens nicht durch Regungen
des Zoͤrnes und der Rache irüben — dem Dank allein,
der Freuwde, der Liebe joll fie geweiht fein ! Du wirft die
Namen erfahren, die Dir zı hören begehrit, aber nicht
Heute, nicht jebt, nicht.in dem Augenblick, da der Vater
jein Rind, das Kind ſeinen Bater wiedergefunden, in Die-
jem Augenblide, der ein. Stück der Yimmlijchen Luſt und
Seligleit iit,“ ; { *

Der Zorn des Alten war gebändigt; zwei große
Thrähen rollten üher ſeine Wangen.

„Du, bijt ein. Engel, Hildegard,“ ſagte er, undzos ſie
an jeine Bruft; „verfolgt, genrartert, in Kerker und Jammer
geftoßen, predigit Du Gottvertrauen und Dank und Liebe
— Oott felbſt fpricht aus Dir ſein Wille geſchehe!!

Fortſetzung folgt)

































































 
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