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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#1055

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ů Verantwortlicher KRedakteur :
Zulius Feder in Heidelberg.












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E Im Monat November tritt ſowohl der
deutiche Meichstag al auch der Hadijhe Landtag
Wammen und ſtehen äußerſt intereſſaute Berhands
UNgen in beiden geſetzgebenden Körperſchaften in
Eſicht Wir empfehlen deshalb, unieren „Pfälzer
Dten“, der über Alles pünktlih Bericht erftatten
b, für die beiden Monate November
Ind Dezember zu beftellen









Meren, bisher in der Oeffentlichkeit ſehr wenig be-
Bteten Nebelftand im Deutfchen Heere aufmerkſam
Müchen, der auch geeignet ift, nicht ganz normal ent:
eelte Soldaten zum Selbftmorde zu treiben. Es iſt
dies die Mißhandlung der Rannſchaften

* ſich, und zwar Jahrgaug gegen Jahrgang. So-

indirekt auch mit Schuld an dieſen Mißhandlungen
taſen. ©0 mird » 8 von Seiten des Kompagrie-
führer® oder Feldwebels für Hag Zuſpätkonumen eines
einzelnen Maunes häufig Strafe für die ganze Kom-
paguie angedroht, und bei eingeiretenem Fall bleibt
es nicht aus, daß dann die unichuldigen Mannfchaften
an dem Schuldigen ſich rächen. Iſt dieſer nun ge-
rade noch ein Rekrut, daun wird von aͤllen Seiten
draufgehauen, wobei vielfach Stocheiſen, Beſenſtiel
und andere harte Gegenftände verwandt werden.
Dasſelbe ereignet ſich auch häufig beim Exerzieren,





Dn den Zwei: bezw. Dreijährigen zum Trakliren
Mgefprochen, und wehe dem, der fich Dazır nicht Her-
Väßt, er hat dann für feine ganze Nefrutenzeit
loa3 auf dem Kerbholz. Die Dreijährigen (jebt bei
gerßnfanterie durch den Fortfall des dritten Jaͤhres
$eitigt) find dadei die Schlimmiten. Auch bei allen
lenftobliegenheiten muß der Rekrut nach der Flöte
©C älteren Wannſchaft tanzen. Schmiere,. Schuh-
gggfl‚ Dele und dergleichen Putzſachen muß der
Kut anſchaffen, ſouſt gibt e$ vielfacdh Hiebe. Da-


$ {dm noch viel fchlimmer; aud) werden die Klagen
Dn Seiten der Korporalſchaftsführer meiftens gar
WOt angenommen. Das ganze Syſtem iſt ein ge-
Uies Erbtheil von einem Jaͤhrgang zum andern,
ANd Die Meiften treten mit dem Borfaß in’8 zweite
Nahr über, es den neu Eintretenden ebenfo zu machen
N e8 ihnen gemacht worden iſt. Man findet ſehr
I mehr Furcht vor den älteren Mannjehaften als
Mie Yor den Vorgeſetzten. Schreiber dieſes kann von
fagen, daß er waͤhrend feiner Dienſtzeit von kei-
Vorgeſetlen irgendiwie böswillig angerührt, wohl
über don einem Dreijährigen aus oben angegebenem
4 mißhandelt worden iſt. Es ſoll damit für
Vorgeſetzten keine Lanze gebrochen werden, da {fie

und Hebe verſetzt werden. Gegen ſolches Gebahren
müßten die Vorgeſetzten mit aller Strenge angehen,
damit dieſes Mißhandeln der Mannſchaft unter ſich
auch ausgerottet werde, ſelbſt aber auch ſich beſtreben,
nur Den zu beſtrafen, der e& verdient hat, und nicht
die ganze Maunſchaft darunter leiden zu laſſen, die
dann wieder an dem Einzelnen ſich rächt! Nur da-
durch kanu es erreicht werden, daß die Selbſtmorde
vermindert werden.“



Deutſches Reich.

Berlin, 8. Nov. Bisher ſind 433 Wahlen
bekannt Danach ſind gewählt: 149 Conſervative,
59 Fteiconſervative, 90 Nationalliberale, 91 Centrum,
14 freiſ. Volkspartei (9 in Berlin), 6 freiß Vereini-
gung, zwei Dänen, 18 Polen, zwei Bund der
Landwirthe, ein Welfe, einer unbeſtimmter Rich-
tung. — 3n Bochum ift Fußangel dennoch
unterlegen. In Hagen iſt Hichter durch das Zuſam-
mengehen der Nalionalliberalen mit den Sozididemo-
kraten — durchgefallen.

Berlin, 8. Nov.
dem Bundesrathe ein Geſetz betr
Reichsheeres, der Marine und der Reichseiſenbahnen
für 1894/95 zu. Die Anleihe ſoll den Betrag von
116,258.440 Vtt᷑. aufbriugen. Der Nachtragsetat für
1893/94, welcher dem Bundesrath ebenfalls zuging,


bauten in Bagamoyo beſtimmt ſind. Ber Etat für
die Schutzgebiete für 1894/95 ſetzt für Oſtafrika
5,650,000, füe Kamerun 610,000, für Togo 186,000
und für Südweſtafrika 1,027,000 M, feſt. Außerdem

ging dem Bundesrath ein Geſetz betreffend
Aenderung des Geſetzes über den Unterſtützungs-
wohnſitz zu, ſowie die 1892/93 unerledigt





gebliebenen Gefetzentwürfe betreffend die Ergaͤn⸗
zung des Strafgeletzes und betreffend die Ucber-
weiſung von 67 Milionen aus dem Reichsinvaliden-
4 zur Verſtärkung des Betriebefonds der Reichs-
aſſe.

Straßburg, 7. Nov. Der „Agence Nationale“
zufolge werden Die elfaß-Lothringifchen Ab;eordneten
in der erſten Sitzung des Reichstags einen Antrag
auf Abſchaffung der Ausnahmegeſetze in Elfaß Loth.
ringen einhringen





Rom, 6. Nov. Angeſichts der wachſenden
Gährung auf Sizilien iſt die dortige Geiftlichkeit nicht
unthätig geblieben. Die Biſchöfe von Girgenti nud
Laltaniſetta haben bereits Hittenbriefe erlaſſen, in
zenen ſie ſich beſtreben, die Einigkeit zwiſchen den
Arbeitgebern und Arbeitern wiederherzuftelen. Der
„Pol Korr.“ zufolge ſoll auch Papſt Leo XIII. die
Ayſicht haben, in Form einer Euchklila an die fizilias
uiſchen Biſchöfe in die Augelegenheit einzugreifen.
Der hl. Vater will an die Biſchöfe und Geiftlichteit
Siziliens die Ermahnung richten, in ihren Bemühs
ungeu behufs Beruhigung der ſozialiſtiſchen Agitation
nicht zu erlahmen und die Giäuͤbigen aufzufordern,
den Agenten der revolutionär⸗ſoztaliſtiſchen Partei
lein Gehör zu ſcheuken. Die itaͤlieniſche Regierung
wird ſich die Hülfe der Kirche gegen den Umſturz germ
gefallen laſſen und — Papſt ünd Religion weiter
befehden.

Santander, 8. Nov. Die Zahl der einge-
ſtüxzten Häuſer beträgt 65. Der Finanzminiſter traf
geſtern Abend hier ein und legte eine öffentliche
Er zeichnete im Namen der Re-


Bis 3 Uhr Nachmittags waren 147 Leichen beerdigt,
23 mußten dem Leichenhauſe überwieſen werden, da
ſie unkennbar waren. — Die Zahl der bei der be-
kaunten Dynamiterploſion eines Schiffes im Hafen
Imgekommenen Perſonen wird auf 500 angegeben.
Außerdem wurden etwa 100 Perſonen in's Meer
geſchleudert und werden dort ertrunken ſein. Die
erſten Nachforſchungen im Hafen ergaben, daß zahl-
reiche Fahrzeuge und ‚ ganze Haufen von Leichen auf
dem Meeresgrunde liegen.
* New York, 8. Nov. Bei Rio de Zaneiro
griff der Dampfer „Republica“ den Dampfer „Rio“
an und bohrte ihn in den Grund! Die ganze Bea
ſatzung und ſämmtliche Paſſagiere ſind umgelommen.





Treuer Siebe Sohn.

Roman von Roſen

Der KAnabe exwiderte nicts.

o ®iralda {chob ihre Hand unter die Reiſedecke und be-
4 an den Jeſſelp. zu zupfen, die Egons Handgelenke
—— Eine wilde Hoffnung {tieg. in ihrer

auf.
zu Wenn ſie Eaon zu befreien mit ihm aus dem Wagen
* chlüpfen und ſich in der Dunkelheit am Wege zu

Tergen vermöchte, waren fe gerettet.

i Coon begriff @Giraldas Vorhaben und hörte auf zu
Öluchzen

Ormond blickte ruhig über die Schulter. ;
yeps Diralda zupfte an den Anoten, aber Wig hatte ſie ſo
trggftheiungen, daß das ſproͤde Seil allen ihren Anſtrengungen

Gachdruck verb.)

Sa 50 Habe ein Heines Meſter in meiner Taſche, liebe
mgggitet“, flüſterte Egon. „Schneide gerade den Strick
*

2 Kraldas Hand ſtahl ſich dann in des Knaben

ine SR Diefem Augenblick wendete fih Lord Ormond nach
nen um.

„ ſehe was Ihr vorhabt“, rief Ormond zum maß-

gfil@n Entjeßen der beiden Gefangenen. „Sin Fluchtverjuch ?
IM * nein Giralda, Sie werden mich nicht wieder über

Bit Er hielt die Pferde an und hob den Knaben, die
Fte Giraldas nicht beachtend, neben ſich auf den Kutſcher!

„Und nun Giralda“, fuhr Ormond fort, die Pferde


‚wenn Sie mir entrinnen, ijt Shr Heiner Bruder ver-
2 5 kein Mitleid, kein Erbarmen in Ihrem Herzen,“
ya z Ihaudernd. „Egon und i“ haben Ihuen niemais

gehe .31 Leide gethan. Ich befhwöre Sie, lafjen Sie uns

4



Lir nichts zu Leide gethan,” wiederholte Ormond
ſhottend/ „Sind Sie und Ihre Brüder es nicht, die zwi-
hen mich und die ſchönſten Landgüter in England , ge-
treten 1ind ?“ * ;

„Wir wollen Ihnen für unſere Freiheit jedes Löſegeld
* Sie fordern, geben. Mama wird es Ihnen gern be-
zahlen.“

„Das Qöjegeld, daz Sie verlangen, ſind Sie ſelbſt,
Siralda. Sie ſollen und müſſen mein Weib werden. Ich
liebe Sie mehr als Sie ahnen.“

Beleidigen Sie mich doch nicht mit Ihren Liebesbe-



Sie Übrigens bedacht oder ſind Sie mit den Luffaſſungen

der Welt jo unbekannt, nicht zu wiſſen, daß dieſer nächt-

liche Ausflug mit mir Ihren Ruf dermaßen ſchädigt, Ddaß

Grosvenor jeßt, ſeloſt wenn Sie frei wären, ſich weigeri

würde/ Sie zu Heirathen ?* - ;
®iralda ſchwieg.



Drmond fort. „Die Auslicht, nach jahrelangem Harren
auf eine fürjiliche Erbſchaft. ein Bettler zu werden, hat
mich zur Berzweiflung getrieben, aber ich beſitze Eigen-
Maften, die der Pflege bedürfen um mich zu einem edlen
Cenichen zu machen, IO liebe Sie, wie ein höheres
Weſen Ich würde wie Wachs in Ihrer Hand _ fein,
welches Sie nach Gefalen formen fönnten. VBon Ihnen
hänat es ab, ob. i wich zu Ihrer Hoͤhe erhebe, vder
tiefer verfinfe. Sie allein trifft die Verautwort-
ichfeit —”
Ich lebne Sie immer wieder ven Neuem ab“, rief
ſie. Sie hahen die Verantwortung für Ihr Thun felbit
zu iragen. Wenn Sie ſich in der That zu beffern


geben. ; —— —
Das kann ich unbedingt nicht, dazu liebe ich Sie zu
T

und Sie halten es im Ernſt für möalich, daß ich den



Varn heirathe, der meinen Vater kalten Blutes ins Elend
trieb? Nimmermehr.“

Gegen Morgen verzog ſich Nebel und Regen aber die
Luſt wurde Kälter und Giralda fror troß der ſchütznden
Deden, die ſie umhüllten

Egon war eingeſchlummert.

„Sie werden bald in Ihrer neuen Heimath ſein', un-
kerbrach Ormond das lauge Stillſchweigen „und Sie jollen
dieſe nur verlaſſen, wenn Sie verſprechen, meine SGattin
zu werden.“





46, Kaͤpitel
Giraldas neues Gefängniß.

Die Sonne wurde ſchon am Horizont ſichthar, als
Ormond das Hauz erblidte, das er für ſeine Gefangene
gemiethet hHatte. Es ſtand von dichtem Buſchwerk umgeben
i ſah düſter und verwahrloſt aus und
war verſchloſſen. *

Zwiſchen dem Wohngebäude und einem niedrigen Stall
dehnte ſich der Gaͤrten ans *

Die Einſanikeit und Oede des Ortes befriedigten Or-
mond im höchſten Grade.

„Dort it ihr Heim, Giralda“, rief er, auf das Haus
Ddeutend.. „Sehen Sie, wie fern es von jeder anderen
4 liegt. Hier, in dieſer Einöde wird Sie niemand
uchen.“”

Mit dem Knaben im Arm ſprang er vom Bock und
ſchloß die Einganaspforte auf.

Giralda folgte ihm.

„ 0 bijft Du Giralda ?” rief Egon erwachend und
Äängitlich ım ſich blicend *
„Hier Kind, ich bin bei Dir“, beruhigte ihn die

Schweſter

Gortſehung folgt.)













































 
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