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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0029

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Erigeint täglich writ Augnahme ver Sopmps mıd Kerestage
Samfiags mit Unterhaltungsbeilage. Hreig viertetjährlich
A 120 Krögerlohn ı. Woftanfidhiag. Seftellungen
bet den Boftanfieltett n, bei der Sxpedition Zwingerürake 7.


für Stadt





Auzeige-Blait für die Umtöbezirke Heidelbera,
Sabenbnrg, Weinhein, Schwebingen, . Ph1lippsdura,.
Cieloh, Bruchfal, Breiten, Ne f>rgemänd, MySbach
Lberhach/ Buchen MWolbin, Z.-D ‘80., Wertheimie,





Berantwortliher Nedaktenı ;
Julinas Yeder in Hetdelberg

8






in Heibelberg, Zwingerürake 7,

*



auf das I. Suartal
- Abonnements 10h5 peiden n
allen Poſtanſtalten und der Expedition noch ſtets au-

genommen und die bereits erſchienenen Nummern auf
Wunſch nachgeliefert.

Kede des Hern Aich aur dem —
in Eiyſettſtidt.)

(Um- 18. Dezember 1892.)

Wenn eine Feuersbrunſt lichterloh den Himmel
röthet, eine verheerende Waſſerfluth oder ein feind-
licher Ueberfall embricht, ſo erdröhnt die Sturmglocke
vom hohen Münſter herab, und nicht lange waͤhrt es,
ſo wimmern und heulch alle Glöcklein und Glocken
der Stadtthünme mit; und dehnt ſich die Gefahr wei-
ter aus. ſo verbreitet ſich der Schall der Gloͤcken von
einem Kirchthurm zum andern über das ganze Land
hinaus, um alle wehrhaften Männer zu Hülfe zu
rufen ;

Nun, angeſichts der entfeſſelten Leidenſchaften der
Ueberſchwemmung der falſchen Lehren und Grund-
ſätze, in einem Worte, angeſichts der vielen Feinde,
welche die Kirche und die dürgerliche Geſellſchaͤft be-
drehen hat der von Gott beſtellte Wächter auf der
Warte zu St Peter in Rom ſeinen Ruf über den
ganzen Erdkreis ergehen laſſen. Und dieſer Ruf Hat
Wiederhall gefunden in den Herzen der Gläubigen
und in den Stimmen, die ſich hoͤren ließen in allen
Katholitenverſammlungen, in Baltimore und in Paris,



Die tathoſiſche Bewegung in Elſaß Lothringen
wirh auch bei uus in Baden mit regitem Interejle ver-


Brefle nimmt einen falt ungeahnten Aufjhwung. Das
Berdieuſt alle kath. Elemente . gefammelt und. die Be-
WwWegung in Fluß gebracht zu hahen gebiührt in erſter Meihe
dem Bolksver ein fr das kath Deutihland, dem ſich
die eingeborenen, wie auch die eingewanderten Katholiken
in Eljaß-Lothringen mit Beaeiſterung angeſchloffen haben.
Dem Begründer des Bolksvereins, alſo dem ſeligen Windt-
horſt, dem /ſchwarzen ReichSfeind“ verdanten wir eS, daß
eine allmählige Ausſohnung mit den beſtehenden Zujtänden
in Elſaß Lothringen ſtaltfindet Edle Männer fordern
das Werfk. Zu diefen gehört nicht in lebter Linie Herr
Zadrikant Meß, vielen Lejern des Lialzer Boten auch
von Dder Generalverfammlung der Ratholiken . in
At.iburg und auch in diefenı Jahre in Mainz bekannt,
Son gejhäßter Seite wurde uns nun Ddie Rede diefes
Herın, die er im Dezember v. . auf dem Kat holikentage
zu Schlettjtadt gehalten hat, Wir beginnen
heute mit dem Nbdruck derjelbenm und zweifeln nicht, daß
die Rede au in Baden. mit großem Intereſſe ge-
leſen werden wird. Die Med. des Pfalzer Boten.)



in Lüttich und in Einſiedeln, in Danzig und in Linz,
in Mainz und in Ulm.

Und nachdem auch
ſo konnten die
Glocken von St Fides und St Georg nicht zurück-
bleiben, um die Latholiken Schlettſtadis zur Wehr zu
rufen! Und es freut uns zu jehen, daß fie hier noch
zu Hunderten zu zählen ſind die Männer, die daͤs
Knie nicht gebeugt haben vor dem modernen Baal
des Materiaſismus und des Unglanbens, Wir bhe-
grüßen herzlich jeden neuen lebensfähigen katholiſchen
Verein als eine neue Kompagnie oder als ein ueues


Wohl iſt Chriſtus als Friedensfürſt gekommen, aber
die Engel zu Bethlehem haben mur Frieden verkündet
den Menſchen die eines guten Willens ſind, und da


bleibt die Lirche trotz ihrer Frietensliebe bis ans
Ende der Zeiten die Keckesia militans, d. dH. die
denn auch der beſte Menſch kann
nicht in Frieden leben, wenn es dem böfen Nachbaͤrn
nicht beliebt.

Graf Caprivi hatte nur zwei ſolcher Nachbarn
dem Reichstag an die Wand zemalt der eine im
Oſten, der andere im Weſten, um ſeine 60,000 Res
kruten mehr herauszutriegen Ich kann Ihnen aber
die Feinde der Kirce von allen Seiten der Windroſe
her zu Dutzenden aufmarſchiren laſſen, und darum
yerlangen wir auch mehr al8 der Reichskanzler, und
hegnügen unS nicht mit zwei oder drei Jahken Prä-
Wir verlangen eine Dienſtzeit bis zum letz-

Männern und Frauen Und da keine Vertreter des
frommen Geſchlechtes hier zugegen ſind, kaun ich 10
recht nach Herzeusluſt das Frauenlob anſtiminen
Denn wenn ſie mich nicht hören, ſo werden fie nicht
eitel genug werden, um ſich über uns Maͤnuͤer zu
überheben. Doch unter uns dürfen wir e& wohl
jagen: Die Frauen ſind oft eifriger in Sachen der
Religion als das ſtarke Geſchlecht

Ja, ſogar wenn es gilt Hand an den Mann zu
Tegen, ſind fie nicht die leßten. Sie haben doch ſchoͤn
von der Judith aus Bethulien gehöri, die dem Zi-
geunerzexeral Holophernes ganz kortekt den Kopf
abſchnitt Und der ſchwarze König aus Dahomey,
der wußte ſicher die meibliche Bravour zu ſchätzen,
denn ſeine Garde-Du-Corps: Regimenter find auter
Amazonen, und denen hat er es wohl zu berdaͤnten,
menn er ſo mit heiler Haut davon gefommen. Die
Franzoſen haben ihm wohl Kana und Abomey neh-


men können, aber den Behazin und ſein Weibervolk


Aber was brauche ich ſo weit her bei Heiden ı.
Judenweibern neue Beiſpiele zu holen, wir haͤben {a
unzählige chriſtliche Heldinnen aufzuweiſen, ohne von
in den erſten Zeiten des

in der Loireſtadt Orleans ein großes bürgerliches ı.
kirchliches Feſt gefeiert, un die Zuͤngfrau von Dom-
remy zi ehren, welche die Sladt Orteans und ganz
Frankkeich aus den Händen der Engländer befreite,
Und weiter im Norden Frankreichs, in Beauvai®, ..
wird jedes Jahr eine militäxiſche und religioͤſe Feier

lichkeit veranftaltet, mo bei der Prozeſſion die Frauem
den Vorrang vor den Maͤnnern haden weil vor. 400
Jahren Jeanne Hachette mit einer Truppe muthiger


der Stadt hinuntergeworfen hat, alg die Münner.
ſchon zu weichen anfingen. . Aehuliches finden wir


berg gehört heute noch die rechte Seite der Kirche

den dFrauen, weil ſie zur Zeit der Kirchenſpaltung
ſich rühriger zeigten für den alten Glaͤuben alg die
Münner, und ſiehe, guch ihre Gefährtinnen in Schlett-
ſtadt ſind nicht zurüdgeblieben in jener traurigen Zeit
in der 10 manche unberufene Menſchen den unfehl-
baren Glauben und die von Goit eingefeßte. Kirche:
reforwiren wollten, ſtatt ſich ſelbſt und die Mißbräuche »
der Menſchheit zu reformiren, denn das Werk Gottes,

die von Chriſtus getroffenen Einrichtungen brauchen

keine Reformation. Die braven Schletiſtadter Metzger

und ihre wackeren Frauen haͤlten auch dem Faſtnaͤcht-
ſput hald ein klingendes Ende gemacht. Und heuͤte

noch läuten hier die Metzger jedes Jahr die Faſt ein,

zum Andenken, daß ſie den abgefallenen Bfarrer, der

die Faſt ſammt dem alten Glauben abſchaͤffen wollte,

zum Tempel hinaus geläutet haben am Tage vor

Aſchermittwoch des Jahres bes Heils (?),- und ſo
laut zu verſtehen gaben, daß die Schlettſtadter keine

offenen Ohren haben für neue Lehren.

Wir lehen aber nicht mehr in jenen alten Zeiten,
wo man allzuerſt rohe Gewalt mit roher Gewaͤlt und
Grobheit mit Grobheit heimzahlte und mit Blut und
Eiſen operirte. Wenn ich das Andenken der ehrſamen
Fleiſcherzunft in Erinnerung brachte, ſo bin ich doch
weit davon entfernt, Sie zu einem Kampf auf's
Veſſer aufzufordern Denn der Krieg, zu dem ich
Sie aufrufe, iſt ein geiſtlicher und moraliſcher Kampf,
den wir mit geſetzlichen Mitteln und mit geiſtigen
Waffen zu Ehren Seiner allerhöchſten Majeſtät des













Die fenidtch Zruoer.

6) Roman von S, v. Nemagen. :
. achdruck verb.). .
| murmelte der
Biqueur für ih. „Danıjeßte er Iaut hinzu; „Was icheert
e& mich? Ich bin im Dienite der @rafen bon Hohenau
alt und grau geworden und ehe ich mit einem unbedachten
Worte einen Argwehn weche der zu Zwietracht und-Haß
führen, fönnte, ließe idh mir die Bunge aus dem: Munde
reißen, Ich danke ©ott, daß die anädige Oräfin gerettet
ilt — o, fie iſt ein Engel !“ . ;

„Wenn Dı c8 Jagit, Alter, muß es freilich wahr jein!“
jagte Micdhael {pottend und trieb ſein Bferd zu rafcherer. ,
Sangart an.. Der Piqueur jah ihın finiter nach „Sie it
ein Cngel,“ ‚wiederholte er für ſich der Funfer Wenzel aber
iſt ein Zeufel und Du bift jein Bruder !“

„WWahiyarug, Stephan?“ - 1

„Se wohl, gnädiget Herr, ein Engel ! So ſagen Alle
weldhe ſie fennen, Geit ſechs Monatei erſt weilt He im
Schloſſe und weit und breit gibt es keine Hütte mehr, in
die fie nicht wäre, Feinen Urmen, Feinen Unglid-
lichen dem fie nicht Zroft und Hilfe gebracht hätte 1% -

Micdhaels Lippen entfuhr eın ziſchender Tont ſeine Augen
weiteten ‚Jich, er ſ6 mit beiden Händen nach dem Bruder
und Hammerte Y feit an jeinen ım. „Was it Dir
Michael? Du zirterft und —i"cbmanflt ja wie ein Rohr im
Winde! Scßz Dih Michael. . *

„Wenzel führte ihn zu dem Seſfel zurück und drückte
ihn mit Janfter Gewalt

„Am wenigſten von Zunker Wenzel,“

MDn
Ich kann nicht!“ ſtöhnte Michael.
„&as fannit Du nicht, Bruder !
„Morden — meines Bruders Weib !
ſein Z0D — —“ —
Narr!
„Laß mich Wenzel — — Das Hirn brennt mir, es
flimmert vor meinen Augen, ich ſehe Blui — Barmherzig-:
keit, ich kann kein Blut jehen !“
Kärrchen du bift nervds! Wer ſpricht denn von
Mord wer wik Blut! Bedarf e& denn gleich des Giftes

Ihr Tod wäre



des Dolches, um ein armfjelig [Ahwaches Weib _ unihädlich
zu madjen? Hildegurb, Diefes YMeilterftüc der Schöpfung
von Mefjeritichen durchbohrt, mit Blut befudelt — Hfut,
Miichael, welch - abjcheulicher Gedante ! Nein, fie mag
leben, und Waldemar ſolt auch nicht {terben,, er iſt auch
mein Bruder. Aber er hat ein {hweres Unrecht an uns
begangen, ohne daran zu Ddenfen, Ddaß es jeine Brüder
jinD, Denen er Dasfelbe zufügte, ‘ Wir find berechtigt, das
Unrecht wieder gut zu machen, ſind nicht verpflichtet, zarte
Schonung zı itben, 4vo- mir die äußerite Rückfichtsloftgkeit
erfahren hHaben. Darin, Ddenk ich, find wir einig! S€
fommt alfo uur darau) an, DasS befte Mittel z finden,
ein Dittel, das Dich zum alüclihen Gatten macht, ' ohne
Aaldemar zum troftlojen Wittwer zu machen.“ f
Und das wäre?“ fragte Michael. aufathmend.


man nicht Frachtwagen und Kutſchen auf offener Land-
traße an, raubt man nicht die ©liter, teert man den
Reifenden nicht die Koffer und die Taͤfchen entführt man
nicht vornehmer Leute Kinder und ſchöne Frauen, um fie
egen .reiches Löjegeld zurüczugeben?- . Wljo Hildegard
fönnte verfhwinden ! Waldemar würde troftlos fein, ich
würde ausziehen, um die Geraubte zu juchen, und ginge


Froͤſter und ſicherten Dir nebeubei den Heſitz Deines
blorden Zdeals, — das Hinderniß. wäre befeitigt.. Meinet-
wegen fünnte ſich dann, au noͤch das Gerücht verbreiten,
Hildegard ſet tvdt! Du Hätteilt Ddanmit Gelegenheit, Deine


Lichtẽ zu präfjentiren, und Waldemar miüßte nicht Walde-
mar jerm, wenn er von I0 Diel Liebe und Treue _ nicht. ge-
rührt würde und Dic nicht eine8 ſeiner Schlöfjer zunt
Hochzeitsgejdhenf madhte. Befißer von Chrenberg _ oder
Adlẽrſtein Gentahl der [hönen Hedivig, Erbe voͤn Braun-
fels — was meinſt Du dazu Michael?“
“ „Und- Hildegard.?“ *
„Si, Brüderchen, wenn Alles ſo gefommen wäre, wie
eS unzweifelhaft kommen wird, dann fände fich mit einem
Mal die Vermißte und man führte die Tobtaelaubte m
Triumph nach HohHenman und in die Arme Waldemar’3 1“

‚.. „Damit He Alles erzählen fönnte und unfer verräther
iſches Spiel entdeckt wirde nicht wahr ?“

„Michael, Du biſt ein celehrter Herr, wie die Leute
jagen, und doch ein verwünfcht einfältiger. Tropf! ID
glaube, wenn es auf Dich antaͤnie, Du machtejt Hildegard
aur Mitwijerin unfjeres Plahes. . Laß iie doch erzählen!
Sie wird eine abenteuerliche Geſchichte von Neberfall und
Entführung, von wilden Kerlen und alten Häßlichen Wei-
bern, von Schluchzen und Heulen; von Füchen, Drohun-
gen und bligenden Dolchen erzählen — und Woldemar
vird _jie an ſein Herz Drücken, und ich werde der Held
des Tages und wie ein Gott cepriefen. und verehrt fein.“

„Du Dijt ein Teufel, Wenzel !” ®

Ich habe mich nie fir einen Heiligen ausgegeben !”

„Und Dein Gewiffen ?“ ;

AWenzel bra ir eim gellendes Sachen aus. „Steht
e5 - j0, Brüderdhen! Out, Jalvire Dein Gewifjjen, hoͤte auf,
Hildegard zu haſſen und Hedwig zu Lieben‘— verzichte,-
vergiß, geh in ein Kloſter j {
Deinen Leib ! Adien, Mithael, Dır willſt die Hand nicht
ergreifen, welche ſich zu Deiner Hilfe ausſtleckt bleibe
allein mit Deinem Gewifjen ! . . ;

Benzel erhob ſich und verließ klirrenden Schrittes Ddie -


Nichael 44 nicht, ihn zurückzuhalten; er fühlte
das Bedürfniß allein zu fein. er nicht, um ſein Gewiſſen
ſprechen zu Lafjen, Jondern unı fih Wort für Wort zu
widerholen was ſein Bruder gefant hHatte. Befißer von
Ehrenberg oder Ablerftein, Gemahl der {hönen Hediwig,
Erbe von Braunfels — in feinem lauernden Auge bligte

eS auf,. ſein Kopf glühte, wild pochte cS. in ſeinen Schläfen !

Aber der Schmerz, die Traner Waldemar’s! Bah, litt *

nicht auch? Sollte er allein ungtücklich fern, unglüiclich: :
für ſein ganzes Lehen? Was wollten wenige Monate Da
gegen heißen? und Hildegard . — Michael {prang. auf;

es. wurde ihm zı enge in den Mauern, er mußte Hinang.

Er eilte in den Park.

Fortſetzung folgt.)



 
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