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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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März 1893..
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Heiuͤelberg


cyfeil.



Brfheint täglıh — ⏑— Lorui⸗ nub Heiertage ,
Bamfiags mit Unte G8beilage, Breis®s vierteljährlich
3l 1.20° ohite Zr , Voßauffhiag. Beßellungen









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Anzetge=Blatt ür bie wntebezirte Heibelberg,
‚Sabenburg, Weinheln, Schwebingen, Philippshura,
Wieslodh, Brucfal, Bretiten, Netargemänd, Musbad
Cberbach Suchen Waldäirn,T.-Bıi ‘8h., Wertheimnse,













bei den Boftanftalien ı1, beit der Expebition Bwingerüraße 7,



Berantwortliger Redaktenı :
Ivlinz Yoader in Heibelberg,

®
är 0 |


— Seidelberg, den 17 Wärz 100





Vruc/ Verlag u. Expeditivn von Gebr guber 3 3
in eidelberg, Zwingerſtratze 7, lI.





OK. das Schulwelen der Feſuiten, —

die Grundlage des moderuen Schulweſens.

Jeſuitenſchulen und preußiſche? Was können denn
dieſe mit einander zu thun hHaben? fragt gewiß man-
cher Leſer. Und doch beſteht zwiſchen beiden ein


iſt — aufgebaut nach den Grundfätzen,
welche die Jefuiten für ihre Schulen aufgeſtellt haben
und noch heute befolgen. So „furchtbar“ das auch
manchem „modernen“ Ohr ktingen mag, namentlich
in gegenwärtiger Zeit, wo die Jeſuitenhetze wieder
ihre Or gien feiert, die Thatſache iſt ſchon vor 5
Jahren von einer durchaus unverdächtigen Quelle,
den „Neuen Jahrbüchern für Philologie und Päda-
gogit“, öffentlich hervorgehoben worden, und es mag
gerade jetzt angebracht erſcheinen, ſie weiteren Kreiſen
zur Kenntniß zu bringen. Bekanntlich hat der in-
zwiſchen verſtorbene Jefuitenpater Pachther für das
große Sammelwerk Monumenta Germaniae baeda-
gogica, welches das gefammte
ſeit dem 16. Jahrhundert behandeln ſoll, die frühere
Studienordnung der Zeſuiten herausgegeben.
Das Buch erregte in philologiſchen Kreiſen nimt
geringes Aufſehen. Die genannten „Neuen Jahr-
bücher für Philologie und Pädagogik“ von Fleckeifen
und Waſius Geipzig bei Teubnerj brachten dann in
Heft 7, Jabrg. 1888, eine ausführliche Beſprechung
von Franz Pfalz, in welcher e& nach der Inhaͤlts?
angabe heißt:

„Welches iſt nun aber der innere Werth dieſer
Regulative der Geſellſchaft Jeſu? So fragt ſich Je-
der, der nicht ſelbſt Jeſuit iſt, unwillkürlich und immer
während der Lektüre.
poſitiver und ein negativer. Wie in einem
Spiegeherblickt man auf jeder Seite die
Grund zuge unſerer jetzigen Schulorga-
niſation und Schuldisziplin. Man erftaunt,
mit welchem Ernſte,
dauer die Jeſuiten von Anfang an das Erziehungs-
und Unterrichtsweſen anfaßten; man begreift auͤch,
warum ſie in ihren Leiſtungen die ftaatlime und






Berechtigungen des proteſtantiſchen GhHmnafiums,
wie ſie ſich unter dem Miniſterium Altenſtein 1817/40
ſind im Umriſſe ſchön in

Wer wollte es uns auch verdenken, wenn wie das
Gute das in denſelben enthalten iſt, uns aneignen?“

Gewiß wird das den ſtaatlichen Faktoren und den
Bewunderern der „modernen Volksſchule! Niemand


mit recht eigenthiimlichen Gefühlen werden wir K a-
tHolifen erfült. wenn wir den „Dank“ betrachten,






übertrafen.
mehr im 19. Jahrhundert die Zügel allmählig immer
ſtraffen angezogen hat, ſo nähert er ſich dem V o r-
bildeder FJe)juiten. Das fraͤnzöſiſche Ghmna-

heute das wenig veränderte Jeſuitenkollegium, und
ſogar die Einheitlichkeit der Lehrpläne, Prufungen u.



Reich ernten. Tag für Tag hören wir daͤs preußiſche



oft hoͤren wir, daß erſt die preußiſche Schule das
preußiſche Heer geſchaffen habe, „welches bei Sodowa
ſtegtẽl!! Die
aber fließt nach dem Zeugniſſe eines Mannes, dem
man wahrlich keine Sympaͤthie für die Jeſuiten vor-
werfen kann au3 der OrduungderJeſuiten-
ſchuhen „BWie in einem Spiegel erblickt man in
ihnen auf jeder Seite die Grundzüge unjerer jebigen
Schulorganifation und Schuldisziplin.“ Und „zum
Danke“ dafür bleiben die Fefuiten ſelbſt vom deuiſchen
Boden aus geſchloſſen, und wer gar für ſie das




würde zur Antwort erhalten:

Lieber keine
Schulen als folche !“



*Eine Bundesverfammlung in Zrankfurt.

Ueber eine am letzten Sonntag ſtattgehabte Ver-
ſammlung des „evang.“ Bundes wird der Koͤln
Volsztg berichtet :

ſtehen, dann iſt Profeſſor B ey HLag nicht ſchuld
daran: aufgehetzt hat er geftern ſeine lieben Land&-
leute vom hieſigen „Evangeliſchen Yımd“ hinreichend,
um. die Leutchen zu allen erdenklichen Zummheiten
zu verführen. Nater dem Titel: „Das Vatieaniſche
Concil und das Deutſche Reich“ jagte er dem Bapft-
thum und der katholiſchen Kirche 10 viel ſchreckliche
Dinge nach, baß man ſich faſt ſchäͤmen müßte, ein
Katholik zu ſein, D, 9. wenn man den hitzigen Hern
von Halle eruſt nähme, Die katholiſche Kirche habe



nommen, daß von Staats wegen gegen dieſelbe haͤtte
Cine neue Religion
habe es hervorgebracht, die Verfaſſung geändert. &s


wurde ein Abſolutismus geſchaffen der den übertrifft,
der im Zarenreiche Herricht. Alles, was Päpſte von
jeher behauptet, Hexen-Bulle u. a. fet durch das va-
ticaniſche Concil Glaubensartikel - geworden.. Aegyp-
und Trug-Theorieen
der Jeſuiien. (Eebhaftes Bravo) Und nun die
neue Moral der Jeſuiten und Redemptoriſten ı. deren
Wirkung auf 14 Millionen Menſchen in Deuiſchland!
Der Cykturkampf ſei falſch geführt worden; Dder
Staat haͤtte ſagen müſſen: „Dieſe neue Kirche kenne
ich nicht, nur die Altkatholiken erkenne ich au,“ und
ganz Deutſchland hätte auf ſeiner Seite geſtanden.
Oder der Staat hätie wenigſtens ausharren ſollen im
Culturfampf. Erſt habe man in ein Weſpenneſt ge-
ſtochen und dann die Hand aufgehalten. Obder, man
hätte der neuen Kirche Freiheit, aber ſeine Gemein-
ſchaft zukommen laſſen dürfen. Jetzt zeige man in
einer unfeligen Politik ihr Guuſt, die nur tiefen Hak
im Herzen habe. Die jetzigen Katholiken würden
abgeſchnitten von allem Geiſtesleben; Preſfe und
Litteratur verbreite nur ultramontane Anſchauungen.
Lein Strahl hiſtoriſcher Kritik, kein Licht aufrichtiger
Vaterlandsliebe dringe hindurch. Man behaupte auf
katholiſcher Seite, man greife nicht an; aber ſei deun
Syllabus und der Brief Pius IX. an Kaiſer Wilhelm
Der Evangeliſche Bund müſſe auch
zum Angriff übergehen Die Kaplanspreſſe über:
treffe an Rohheit und Verlogenheit ſogar die fozial-
demokratiſche. Commandixende Generaͤle müßten ſich
vor dem Papſte beugen, Fürſtenzimmer würden den
Biſchöfen geöffnet. Das evangeliſche Volk müſſe ſich
aufraffen, der Landesherr beſchütze es nicht mehr.
Das Centrum müſſe behandelt werden wie die So-
zial Demokraten, nie dürfe ein Compromiß mit ihın
Lieber Verſtändigung mit einer
andern Partei, wenn ſie auch politiſche Fehler begehe.
Beim Septennat ſei ſogar der Papſt um Hülfe an
gerufen worden, und wer wiſſe, was jetzt geſchehe!
Der Papſt liebäugele mit Frankreich und Raßland;
eventuell hätten wir außer im Oſten und Weſten am
Papſt eine dritte feindliche Großmacht, da er ja
Leutſche Unterthanen ihres Eides entbinden könne!
Die Gefährlichkeit der Uſtramontanen dürfe man
nicht nach weſtfäliſchen Edelleuten beurtheilen! ſondern
nach den ultramontanen Demagogen. Das Mittel
qegen dieſe furchtbare Gefahr ſei die Einigung der
Proteſtanten. Aber auch die Katholiken dürfe man
ſich nicht ſelbſt überlaſſen, ſondern müſſe Lichtftrahlen
in ihre Finſterniß werfen. Heſonders der gebildeten
und liberalen Katholiken müſſe man ſich annehmen,













Die feinoͤlichen Brütser.

63) Roman von H. v.Memagen.
(Nacdhdruk verb.)

„So. hat,er um ſo weniger Urſache! ſich nicht Ihren
ESchwiegerfohn nennen zu wolen.“ ;

„DasS glaube ich auch, Herr, Graf! Er gehört zwar
dem beſten Adel des Landes an, arer feine Chre liegt in
meiner Hand! Er hat { in Vermoͤgen er hat jein Erbtheil
verjubelt und verpraßt; er zehrt nır von der Freigebigfeit
feines Bruders, eines edelmüthigen Mannes — aber auch
Dieje einzige und letzte Ouelle. ann ihm ein Wort von mir
verftopfen.“ ;

„E8 ijt ein würdiger Mann,
gratulire !” . .

„..„So_gratuliven Sie ſich felbit — denn diefer würdige
Mannn 11 Oraf Wenzel von Hohenau !“

_„Bube !” keuchte Wenzel und griff nach der Hetzpeitfche

die an der Wand hing

Herr Rentmeiſter, ich

Ttimmt, ehre ſich vom Plabe zu bewegen und nur mit den
Augen die Bewegungen jeines Gegners verfolgend; idj
habe ſcharf und genau abgemejjen,. mwie weit ich Ihnen



eS Dem Örafen Wenzel von Hohenan in die Arme?
Demſelhen Wenzel, der auf feinen Schultern das Weib
ſeines Bruder3 in das Ihuvmverließ getragen und zUu Dder
elendeſten Gefangenſchaft verurtheilt hat, weil dieſes Weib
die Tochter eines Kayfnanns war? Demfelben Wenzel,
der jeines Bruders Weib erwiürgt hHätte, wenn e8 auf ihn
allein angefommen wäre? Den Wenzel, den Du Fennit,
als wäreſt Du er und er Du? : oder - meinit D,
Lentmeiſters Tochter wäre etwas , Befjeres ? . Du willſt
Dein Kind glücklich machen und gedentit nicht des Kerkers
im Thurmperlieh?!!
Gcrade weil ich Sie kenne Herr Graf wünſche ich
Sie meinem Schwiegerjöhne zu haͤben Hätte Sie
Graf Waldemar jo- gekannt, wie ich Sie fennen. gelernt
habe, jeine ©emahlin märe nie Shre Gefangene geworden.
SO fenne Sie das ift eine Walfe gegen Sie, das
wird der Schutz meiner Tochter jein! Ich- fenne Sie
aber noch weiter! SS war nicht die Chre Shres Halfes,


_ „©a&8da, wenn Sie es wohl wagten, um mit mir zu -
ſpielen!“

Der Reutmeiſter hielt den Blick aus, ohne auch nur
die Lider zu bewegen. 4
„ 39 will Ihnen noch mehr ſagen Auch Waldemar
iſt nicht weit von dieſem Verdaͤcht entfernt! CSr hat Nach-
24 ngeſtellt und wenn er fie plößlich aufge-
geben, 10° —“ —

„Hun“, fiel ihm Wenzel inz Wort, „Io wird er ſich
wahrſcheinlich überzeugt Haben, daß fie zwedlos waren
und ſein Verdacht undegriündet,“ ; ;

Vielleicht hHaben fie ihn auch eine Fähete eEntdecken
lafjen, die er nicht verfolgen wollte — er trägt denſelben
Namen mit Ihnen und Ihr Wappen iſt auch das Jeintge.
Vergeſſen Sie nicht, daß er an den Tod ſeiner Gemahlin
glaubt; wäre er aber nienial® auf deu Gedanken. ge-




und Kameraden zu gehen erlaubt ijt! Lafjen Sie — ich


machen Sie Gejchehen: 3 ungejhen ! — Sträuben Sie ſich
nicht, Herr Oraf, der SchwiegerjohNn Ddes Rentmeilter8


gemeinjchaftlich mit ihm ein Verbreden zu begehen, das
Sie Shres arüflichen Namens unwärdig macht.“


der Thatjachen hatte ihn beiegt.
in ſich zufammengefallen. —
2* habe mich , nie für einen Heiligen ausgegeben“,
Nieß er endlich miühjam und unter einen heiferen gaͤchen
00r — „ aber,in Dir, Menich, habe i meinen Meijter
gehunden — Dr hift ein Teufel- in der Maste eines Hei-

Sr rang nach Athem,




Ihrt Hablucht, Ihr EChrageiz war e3, der befriedigt werden.


eine. Mesallianee witd Sie in Dden Augen der Welt
am beſten boreinem Verdachte bewahren, _ daß —' — Sie

WOhl mc )

„Nun, was halten Sieein? Wer joviel gefagt hat,
kann duch noch mehr jagen !“ \

„Daß Sie woͤhl das Räthfel des plöhlichen Todes
der Gräfin löſen fönnten !“ 8 D

„So,- ſolund wie iſt man zir dieſem Berdacht-ge-
fonımen 2 *

„Sie wWaren an dem Verhängnigvolen Abend ausge-
%itgen * trotzdem will man Sie im Schloffe , gefehen
yaber in (c a 1 H +n —

Wer will mich gefehen haben? Nennen Sie mir den
Mannn — ich will den. Mann Fennen, lernen, der mich ge:
yeyem OaBen ul 4 . — —
’ Gasda zuͤckte die Achſeln —
„ScH, kenne ihn felbit nicht, Herr Oraf. “ 2
Wertzel trat einen. Schritt naͤher und jah dem Rent-

meiſter ſcharf prüfend in die Augen.

er hätte, um ſein Weib wiederzugewinnen, feines Baybder3
nicht geſchont.“

Wenzel ging in dem Zimmer auf und ab; er ſchien
jeine Unruhe uicht mehr ; länger bemeiftern zu fönnen.
®a8bda betrachtete ihn nrit triumphirenden Blicken. Ploblich




„So _ glauben Sie wirklih Gasda, daß ich Ihre

Tochter glüclih machen fönnte ?“ 5

‚ „Warum nicht Herr Grat? Sobald Sie das Ziel er-
reicht hHaben, weldem Ihr Streben gilt — ganz gewiß!
Oder brauchen Sie mehr auf das Urtheil Shrer Standes-
genDfien zu geben, al3 e8 ®raf Waldemar gethan hat?
Er bat e$ verachtet und darum befiegt! Beligen Sie nicht
* 4 Muth! und.. die gleiche. Fähigkeit und Willens-

äxrke!! *
„SGeben Sie mir Bedenkzeit, Gasdal! (
„Ait Bergnügen, Herr Graf! Ih dränge Sie nicht
— die Dinge werden esS ſtaͤtt meiner thıun.“ *

Fortſetzung folgt)


 
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