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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0349

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— 8 —



— ⏑— — Herertage
— Unierhaltungsbeilage, Breis viertelfährligh
M L.20, obte Zragerlohu n Voktauffhlag. Beſtellungen

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änzeige=-Blaitk (Br vie Amtsbegirie Heibelherg,
Sabenburg, Meinheim, Somegingen, Philippabura,
ÜBiesloch, Brnchfal, Breiten, Ne Jargentind, Wivsbadı

Zand.



















bet den Boßanfalten n bei der Wrpebition Zwmgeräraße 7 Werbach Buchen Walldirn,E.-B. ‘89., Wertheinue.
2 — * P E 5 * ’ * 414 r ck, 2 2 3 * * 8 2 * 5 D *
Ar 66 . | guiint’Scger 'n geisetter,. . Deidelberg, Sonulag, den 16. Upril 1893. — — —







Beſtelluugen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
faͤmmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſewie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
Üraße 7, entgegengenommen. ,

Verlag des „Pfälzer Bote.“





— — — — — — —
4 Yrutigen Numuer liegt ur 16 der Waodjen set-
lage bet:




halitiſche Wodenüberfidt.

® Heidelberg 15. April.
Das große Uhywerk der Politit hat ſich nach
den Oſterferien und nach der mitteleuropaiſchen Zeit,
aber in demalten Takte, wieder in Beweg-
ung geſetzt. Das einförmige Ticketack, an welches
man ſich mit der Zeit ſo ſeyr gewöhnt, daß man es
kaum noch vernimmt, wird hier und da durch die


desmal wiſſen, was die Uhr geſchlagen hat. Es iſt
An kompliglertes Werk mit einer vollſtändigen Bühne
Seiten:, Nehen und Hinterthürchen! Au den Hin-
terthürchen führen ſogar Hintertreppchen, die wir Ges
wöhnlichen aber nicht ſehen können Man merkt aber
ihr Daſein, ſobald ſich nach dem Bublikum hin
plötzlich irgend eine ganz unerwartete „Neuigkelt“
zeigt. { ;
gfibie Thüre des deutſchen Reichstags hat ſich
am Dongerſtag wieder eibffnet Man iyt gefpaunt
auf die Dinge, die da koͤmmen ſollen Ob unfere
Tabakpflanzet mit der Berathung der Interpellation
Menzer zufrieden ſein werden und mit der Haltung
der — iſt wohl zu bezweifeln!
Das Uhrwert der Militarvorlage iſt auch wie-
der friſch aufgezogen worden, uͤnd wenne recht
ſch nellablaͤuft, dann wirds erſt um die Zeit ſein,
zwanns Maienlüfterl weht.“ Ein andere: Ftüh-
lingslieochen hat eine Stelle, die lautet: „Dann
ſchnür ich mein Bündel . ‚“ Wer es zuerſt ſchnüren
vird, weiß man auch heute noch nicht. Und dann
lommt es auch ganz darauf an, wer e& zu erſt
chnürt, der Reichs-T ag oder der Reichs Kanzher
oder gar die Militär-Horlage ſelbſt. Das letztere

Die feinoͤlichen BWrüser.
85) Koman von H. v.Nemagen.
Nachdruck verb.)

. „Wünih’” Dir felbft die Chre, wenn Du einmal VBatır
7 wirit — i danke dafür! Ih wil eines ehrlıhen
<Zodes in meinenı Betit ÜHerben und alle jollen wiffen, wie
%c _geltorben bin! MUnd hätte ich ein Mind, eine Tochter,
und die wollte fich in einer gräflidhen Kutiche fahren laffen,
Funge, ich jtände aus meinem @rabe auf und riß e her-
ans und nähme ſie mit mir in den Sarg hınein, da wäre
Ke wenigjtens mit einem ehrliden Manne zufammen 1 —

nd — und — ich will nicht mehr {agen — ich weiß Doch,
Was ich weih! Und damit gute Verrichtung Leute! Ich
Sehe nicht mit in den Wald — wa3 nußt un der Gemor-
deie — wir brauchen den Mörder !” .

7 d).@opflc{n’ittelnb ſahen die anderen dem guten Alten

a

® * dem 41’3 gewiß nicht mehr richtig!“ laͤchte der
hur ſche
Kicht richtig ?“ verfebte raͤſch der Schirrv at, eine
Unterfebte MuSiuldfe Figur. „Könntejtfroh jein, Bürſchchen,
Wenn du jeinen Berftand Hätteit ! Wer war’sS, der noch
Sellern dem Grafen Michael mit mannhafter Redeentgegen-
%at? ‚Cima Du? Oder war’s der Alte? Wenn Einer,
1 Dat der alte Stebhan Kopf und Herz auf dem richtigen
led! Das mert Dir, Bürfchlein, wenn Du nicht etwa
;gäénlg‘men zehn Fingern unangenehme Befannt{haft machen
Still Bogt, der Graf!“ rief es von der aͤnderen
Seite, und alle Yugen wendeten ſich der Treppe zu, deren
Stutfen Michael {veben herabfchritt. } ı
.. Er trug Sagdkleidung, hohe Stiefeln, ein Elenkoller.
Kaxbe von behaartem Rehfell ; an der Seite Ying ihm
m Zagemeffer mit ſchwerbeſchlagenem Hirfhhornariff, Da-
neben ein furzes Trinkhorn.
„ „Seid JOr verfjammelt Leute? Auch die Werkzeuge zur
Dand, Merte ‚und Sägen, um eine Tragbare zu fertigen,
wenn es nöthig ſein follte ?”
Alles in Ordnung, anädiger Herr !“







wäre jedenfalls das aller — einfachſte Nun iſt noch
ein xierter, der — laut Ausſage des Abg Buͤhl
Ein Bündel ſchnüren möchte, dih ſein Abgeordneten:
Bündel; es ift kein geringerer aͤls der Heros der
Nationalliberaien, det Abg. Herr v. Benniglſen.
Das nat · lib. Partei Uhrwerk ſoll ihm nicht mehr
zeitgemäß erſcheinen, und wenn „Nollege“ Buhl Recht
behält, dann will Hr. v. Bennigien noch vor der Ab-
ſtimmung über die Militär-Vorlage ſein Reichstags-
mandat miederlegen. Bei dieſer Naͤchricht tritt
aus, der Klappe, wo der wimmernde Geldfaͤck
grollend verſchwaͤnd, ein wundernetter Frühlings-
Kuckuck hervor und zitiert das allbelannte Dichter-
wort:

Noch * Säule zeigt von entſchwund'ner

Pracht —

Auch dieſe Dafeinsmübe;, kann ſtürzen über Nacht.“
Warum dieſe Saule der liberalen Partei reichs-
; tagsmübde geworden, das mögen ſich ihre politiſchen

Freunde ſelbſt beantworten. So ein Windfahnen-
Wirbel iſt ja leicht gemacht, aber wenn das Wetler-

fähnchen ſich bei oölliger Windſtille wie toll herum-
Ichwenkt, dann kaun man ſelbſt ſeinem beften Freunde,
dem Herr v Vennigſen nicht verdenfen, wenn er
einmal das ewige hetumſchwenken nach allen mög-
lichen Windrichtungen ſatt bekommt.

Am fleißaſten in dem innerpolitiſchen Uhrwerk,
aber ohne Zujammenhang mit demielben, iſt unſer

„geiftreicher“ „Freund“ Ahlwardt Derſelbe Rektor


zirt ift, daß er beinahe ganz Deutſchland zu der
ſchrecklichen„Ueberzeugung! gebracht hat, wie nur
er ganzallein — und dann freilich ſeine An:
hänger — rTein germaniſchen Uriprungs . bis hinauf
3U Aam und Eva find. Ale anderen Menichen
in erſter Lini Ddie Katholiken, ſtammen nur ven Iu-

ſind, däs iſt alles egal — der Jude wird verbrannt!

auf den Tiſch des Hauſes niedergelegt. Auf das
was da herausfommt, ſind wir gefpannt. Auch eine
Brojchüre hat er angezeigt, in welcher Ddie drei
Centner Atten niedergelegt werden follen. Fm Inte-
reſſe des Charakters Ahlivardts wäre es nöthig, daß
ſeine Extra⸗Broſchüre Thatfachen euthielte, ſonſt
moͤchte ſich das kaufende Publikum doch ſehr leicht
des Herliner Ertrablatt Schwindels erinnern. Sind
aber die drei Centner Akten

— Papier.





Schließlich müffen wir aus den Begebenheiten der
Woche noch erwähnen, die grauſam verblüffende
Nachricht, daß unſer Abg. Frhr. v. Huene namens
des Centrunis während der Oſterferien mit dem
Reichskanzler einen Militar Vorlage Att ord abge-
ſchloſſen hat Man hat ſich „Verftändigt“,. natürlich
hinter den Kouliſſen, und alles ift in Ordnung; nur
ſchade, daß die „Miünch: Allg. Ztg.“ ſich mit dieſer
ſchönen Nachricht einen ungehewer ſchweren Bären
hat aufbinden laſſen; der arme Kerl brüllte ſofort
zum Steinerweichen, war aber ſouſt ſehr pofſierlich,
nur etwas fadenſchueidig.

Nun wollen wir eininal nachſchauen, was im Aus-
lande die Glocke geſchlagen hat. Weit über die Grn.
zen Ungarns hinaus iſt man in großer Erregung

über ein Attentat, welches gegen das Leben des Fürſt-
primas Va s zary gerichtet war Deſſen entlaſſener
Lellermeiſter Eſolies nahte ſich heuchleriſch mit einer
Bittſchrift, um dabei ſeiuen Menchelmord zu begehen.
Der Sekretar des Kirchenfürſten warf ſich aber zwi-
ſchen den Mörder und Vaͤszaͤry Letzterer warde nur
leicht verwundet, während der Sekretär durch fünf
Veſſerſtiche getroffen auf den Tod darnieder liegt.
Durch das Getöſe des Lampfes aufmerkſam gemacht,
eilte die Dienerſchaft des Paiaſtes hinzu und konnte
ſo noch im letzten Augenblicke den Mörder feſtneh-
men und Schlimmeres verhüten. Von allen Seiten,
namentlich von Kaiſer Franz Joſeph und dem heili-
gen Vater gingen herzliche Glückwunſch⸗ Telegramme
an den Fürſtprimas ab. Was ift run dieſer
Eſolies geweſen? In Rom wurde der irrſinnige,
mit einer Papierdüte voll Erde bewaffnete Atten-
täter“ ſofort zum /klerikalen Faͤnaͤtiker? geſtempelt u.
ar von den Liberaten und Freimanrern.



ſo hervorragenden Kirchenfürſten wie Vas zary gerade


Im übrigen iſt!es bei

unſeren Bundesgenoſſen
noch ziemlich beim Alten.

Die Czechen rumoren und


ſich die

ungariſchen Monarchie bemerkbar. Wo einmal beinahe
zwei Dutzend verſchiedene Sprachen redende Voltd-
zuſammengehalten

Verdruß; e& iſt die reine politiiche Simultanſchule.
England hat wieder ſeinen Ausſtand der Dock-
arbeiter. Glücklicherweiſe nähert derſelbe ſich ſeinem











* brechen wir auf! Geht voran! 8h folge Euch
na 4

Der Zug ſetzte ſich in VBewegung; doch ehe er noch
den Schloßhof verlaffen, fam ein Teichtes Gefährt, mit 2
rajdhen Pferden befpannt, Uber die Brüce daher und zum
&hore hineingefauft. E3 hielt‘ furz vor dem Zuge der
Männer, ein Mädchen jprang herab. E
‚. „Seine Tohter,“ raunten ſich die Männer zu und
wichen zurück
„Das MödcHen ſtürzte auf die erſten zu.
Mein Bater,“ rief ſie ihnen entgegen, „jagt, Männer,
wo iit mein Vater ?“ —
Weicha I eilte vor und reichte ihr die Hand ; das Mäd-
chen berührte fie nicht. —
Mein Bater, Herr Graf —geben Sie mir mir meinen
Bater wieder !“ . *
So haben Sie den Brief meines Bruders noch nicht
4 Fungſfer Röschen? Iſt Ihnen der Wagen nicht
egegnet ?”
Zögexrnd gehorchten - die Leute; nur der Schirrvogt
blieb zuruck
„ _Iten zu Gnaden, Herr Graf,“ ſagte er ehrerbietig,
aber beftimmt, „ich werde das Mödchen erft in’s Haus
begleiten!.. Ich bin auch Vater und Fann e3 mir denken,
wie e$ dem armen Dinge da um das Herz ift.“ }
Finſter ſchritt der 44 an dem Manne vorbei — mit
weit geöffneten Augen fah . ihm das Maͤdchen
nach,

2* Vogt ergriff ihre Hand, ſie entzog ſie ihm auch
ni

a „ Dabt Diuth, Iunafer Nöschen !“ fjagte er Eurem
Bater ijt ein Unfall zugeftoBen, er iſt geltern nicht heim-
gefommen ; aber todt ift er nicht, ſonſt hätten wir ihn
heute Nacht ſchon gefunden! Sben jeßt ziehen, wir wieder
in den Wald, um nach ihm-.zu fuchen !“ ;

‚. „Aehe, wehe,“ . rief jammernd das Mädchen und ſchlug
HO die Hände vor das Geficht; {o war e8 Feine Zäufhung,
Tein eitler Traum, fo ff es entfeßlicke Xahrheit! Ih
weiß eS, Mann, meiß Ales! Ich hab!e8 i;a geſehen/ wie

er den Vaͤter in den Rücken traf al8 er ſich bücte;: mie

fie mit einander rangen, Brujt an Bruit, wie er ſtürzte,
vie fich mein Bater auf ihn warf, wie er zum zweiten
tale zum Streiche ansholte und das Mejfer in meines
Baters Bruft ſ Ich hab’ e& gefehen, hab’' Ales geſehen
— woher wüßte ich e$ Jonft! ?”
‚ „ Daz Mädchen hHatte die Arme ſinken laffen, während
fie S olde8 jprad; ihr Geficht war frei geworden —
€$ war geifterbleih — ein jeltjamer ®lanz ging von ihren
Augen aus ; ;

Ver? fragte da eine Stimme neben dem Mädchen:
wer ftieß das Meffer in Eures Vuterz Bruift?“

E3 war die Stimme des alten Stephan, der unde-
merit zu Beiden getreten war, Das Mädchen verharrte
in feiner Stelung; e& zucte mit feiner Wimper.

Es war ein graßer Mann, {hwarz verhuüllt, ſchwaͤr⸗
zer noch als bdie Nacht. Ich fonnte ſein Geſicht nicht
jehen, aber ich kenne ihn, ich fenne ihn!“

. „So fagt uns feinenNamen — Ihr fagt ihn ehrlichen
ännern !“

„Wenzel!” hauchte das Mädchen

Dann brach ‘ es zujammen, und die beiden Männer
trugen eS auf ihren Armen in die Wohnung des Baters
und übergaben eS der Pflege der alten Mariha.

„Derr des Himmels !“ {töhnte der Voat, al3 ſie wieder
draußen waren.

Ich wußte es. Mann,“ ſagte dex Biqueur, ” „und ich
Jage Euch, e$ ift nicht das einzige Leben, da3 der auf dem
Sewijjen hHat. Der Vater wird ihm wohl zu tief in die
Karten geguct hHaben, drum mußte er fort, und das arıne
Ding da drinnen — ihm wäre e& wohl es Hürbe! Sonit
wird es auch noch die Meute dieſes Teufel8s ! Geht, Mann,
macht, daß Ihr den Anderen nachfommt, {o wuch Euer
* Uieb iſt! Es gibt Dinge, die unjereins nicht wiſſen
arf!”

Der Schirrvogt eilte davon und kam noch zur rechten
HZeit an, um in der Nähe der Suchenden ſeinen Platz zu

erhalten.
Gortſetzung folgt.)





























































































 
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