Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0927

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SKU

2300430 'L

Sailavq; 14 S20 Ava Sozluno

D
unı

— — — 4 —
ıl aun uolsar6 q
— IU DE

2
— 3

S Nx

mau 30
— vAr G3

*

“n uallag u amn
209201 vnvuoꝛcs 13018

ü} 91l Nduuav
” JWSUE

SV HOM
7*

S ama313 alaıg In

8

— — — — —⏑
MG 190317 * S30 3 yaL

5 SRC 80 nln [ 633

2*










Rl 1.20 vOne Tröägerlokn ı. Bokanfidlag. Bepellungen
. Seiben Boftanfalten u. bei der Gxpedition Bwingerfiraße 7.

ng



für Sfadt


AnzeigerBiatt Mr die Amtobezirie Heidelherg,
LabenGnrg, Weinbeim, Schmebingen, Philippshucg,
wiehloch Bruchſel Bretten, Ne targemund, Mosboad
Wherbag Huchen Walbärn,L.-Bı °8h., Werkbeimse,

Znl





















—22

Verantwortlicher Redafteur:
Julius Jeder in Heidelbers.

— eidelberg, Dieniiag, den 3, Dttober 1898.

Dtue. Verlag w. Sxpedition von Sebr. guber
n Heidelberg, Zivingerfürahe 7,













Beſtellungen '

Quf Dden: , Wfälzer Boten werden fortwährend bei
Kmmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°° ;

[

„Bie Beeinträchtigung der wahlfreiheit
durch Organe der Staatsgewalt, hauptſach-
lich durch Verwaltungsbeamte, hat einen

ſehr bedenklichen Umfang angenommen“‘.
Wahlaufruf der Centrumspartei)

Während der letzten Wahl zum Reichstage hatte
das Centrumsblatt, Konſtanzet Nachrichten“ einen
Artitel gegen den Sdergrenzkontroleur Müler hier
gebracht, in Folge deſſen dieſer eine Beleidigungsklage
erhob. Vom Schöffengericht wurde der Redakteur im ı
Sinne des 8 186 R.St G.B. zu einer Geldſtrafe
von 30 M. und den Koſten verurtheilt, auch wurde
dem Privaͤtklager das Recht zugeſprochen, das Urtheil
auf goſten des Angetlagten in drei hieſigen Zeitungen
geröffentlichen zu dürfen. Die Anklage ſtützte ſich auf

furz vor der Reichstagsſtichwahl in den „Konft.
Nachrichten“ erjchienene Artikel, werin die Wahlagi-
tation des Obergrenzkontroleurs Müller beſprochen
bezw. darauf Bezug genommen wurde. In dem 1.
unter Anklage geſtellten Kutel wuͤrde Herrn Müller
nachgeſagt, er habe an die ihm unterſtellten Grenz-
guffeher liberale Wahlflugblätter vertheilt und
behauptet, er habe zu mehreren Grenzaufſehern
geſagt:
den Heilig, ich brings raus, wenn einer




Hand.“

die Deffentlichkeit, mie z. B. die Einzel-
agitation des Grenzkontroleurs Müller


was in dieſer Beziehung alles geleiſtet
wird.“







80 Treuer Siebe Sohn.

Roman von Roſen



(Nachdruck verb.)

Das rebenumrankte Landhaus war hHell erleuchtet und
Ürahlend . vor: Freude, hegrüßte .. der Graf ſeine Gaͤttin,
KRupert und Cgon ihHre Mutter, i ;

„Sine ganze Woͤche jeligen Beijammenfeins”, ‚ rief der

- ®raj, Beatrice neben ſich auf das Sopha ziehend und,ihr
antel uud Hut abnehmend. Eine ganze Woche. Ich
fannn_e8 faum fafjen.”


;g%ü‚ dann dürften wir ungs eines vollkommenen Glückes

ühmen!

„ Das Herz der Mutter wiederholte die Worte ihres

älteſten Sohnes. | . .

„ Der Knabe hatte ſich in der jüngiten geit ſehr ver-

Äändert. Er war größer gemworden, aber die lachende Heis

terfeit war aus jeinen Augen verſchyunden Der Schatten

eine3 tiefen Kummers. breitete ſich über ſeine güge. Die

der Eltern hatte auch in ſeine Seele Eingang ge-
nden, } ;

„Was iſt Dir ?“ fragte die Mutter. „Was hat Dich
ſo jeltjam umgewandelt ?”

Des Knaben Lippen bebten. } ;
Wir vermiflen Giralda io jehr,“ erwiderte er, „ES
Üt, als ob mit ihr alles Licht und aller Sonnenſchein ver-
chwunden wäre.“ .

Aber ſie wird in Kurzem zu uns zurückkehren. Wir
werden ſie nicht für immer entbehren.”

Das iſt es nicht allein, Manıa, was mi betriübt.
®iralda ijt ein zartes Madchen und zicht geeignet, Unter
Fremden ihr Brod zu verdienen. Nicht ihr, mir fommt e
zu, für Euch zu ‚arbeiten und ich vermag wirklich nicht Län-
ger diejes miüßige, nusloje Leben ; zu ertragen, während
meine Schweiter ſich für uns abmüht.“ . *

„Sei geduldig,“ bat die Mutter, ihre Hand zärtlich
auf ſeine Hand legend. Giralda iſt in ſicherer Dbhut und
Bet einer Berjon, von der ſie innig / geliebt wird. Noch
kann ich Dir nicht erflären, wo fie ift, noch was ſie thut,






Nachforſchungen nach dem Betreffenden, der die Einzel-
agitaͤtion Muͤllers verrathen habe; da er ja doch nichts
erfahre, möge er die armen Grenzaufſeher unbehelligt
laſſen und die Redaktion lieber gerichtlich belangen,
die armen Grenzauffeher hätten durch ſeine Agitation
innerlich jedenfalls ſchon genug gelitten.

Der angeklagte Redaͤtteur verfuchte nun in der
Hauptverhandlung für dieſe unter Anklage geſtellten

und haͤtte zu dieſem Zweck drei Grenzaufſeher,
die er zum Theil aufs Gerathewohl aus der Zahl
der 60 hier ſtationirten Grenzaufſeher herausgegriffen
hatte — der Redakteuc hatte nämlich weder perſönlich
noch ſchriftlich mit irgend einem Grenzaufſeher ver-
kehrt — ſowie den Buchdrucker Streicher als
Zeugen vorgeſchlagen. Mit Rückſicht auf die unan-
genehme Lage, in der ein untergebener Beamter ſich
befindet, wenn er gegen einen Vorgeſetzten Zeugen-
ſchaft ablegen muß, ſah er von der Angabe weiterer
Grenzaufſeher ab. Wir bemerlen gleich daß der Be-

die WahHlzettel in die Hände“ und er habe

daß wir ſolche Grenzaufſeher, die gegen die Militär-
vorlage ſtimmen, unter uns haben. Herr Müller
jagte darauf: „Freilich, wir haben darunter,
ich kries es aber Heraus“. Es fielen daun die
abgeriſſenen Worte: „Wenn die jpäter etwas
wollen. Der Name „Heilig“ wurde dabet nicht
genannt, auch nichts von Wahlzetteln geſagt, die er
(Müller) in die Hand bekomme. Auf derſchiedene
Anfragen bemerkt Zeuge: Ich erzählte das Vorgefal-
lene unter den Grenzaufſehern weiter; als Zwang
oder Drohung habe ich es nicht aufgefaßt. Auf dem
Dienſtkaſten im Dienſtbureau beim Emmishofer Zhore
ſind liberale Flugblätter aufgelegen, die, wie man
annahm, der Poſtenführer Kramer hingelegt hatte.
Von anderen Grenzaufſehern, die beeinflußt worden
feien, weiß ich nichts, wir eſſen zu fünf am gleichen
Koſttiſch, es iſt hier mi HS geſprochen worden.

2. Zeuge, Grenzaufſeher Frtedrich Fertig.
Von „Paul Heiltg“ habe ich nichts gehört. Am
Sonntag vor der Wahl, als ich mich mit den Grenz-
aufſehern Mü hlhaupt und Heß bei der Rhein-
brücke vom Dienſt abmeldete, ſagte Herr Müller zu
uns: „Leute, latt Euchnichtbeeinftuſſent



„ſtrenge Nachforſchung“ gehalten nach dem
Betreffenden, der die Agitalion verrathen haben ſollte,
nicht erbracht wurde, im Uebrigen laſſen wir die
Ausſagen ſo ziemlich wörtlich, wie ſie von den Zeugen
gemacht wurden, hier folgen:

1. Zeuge, Grenzaufſeher Joſef Zeller. In
der 2. vder 3. NMacht vor der Wahl zwiſchen 12 und
1 Uhr ſagte Herr Oberar-Kout. Müller am obern
Bahnübergang bei der Werfte anläßlich der Weldung:
„Zeller Sie werden wiſſennwas Sie zu
thınm Haben.“ Er ſetzte mir dann auzeinander,
was ein unglüctidjer Krieg für Folgen hätte und
welche Veraniwortung ſich hieraus ergaͤbe; er ſprach

dann zu mir: „Sie ſind auchein ſo DiE
ſchwarz Angeftridener“ — Zeuge iſt katho-
liſch — „und der“, näwlich Grenzaufſeher Hartweg,
der auch dabeiſtand, „iſt der Gleiſche, ebenjo
MüHlHaupt. Halten Sie doch zu ihrem Vater-
laͤnd, und feren Sie nicht reihH3feindliH”.
Als ich um dreiUhr wieder in den Dienfttrat, fagte ein
Schutzmann, der mich antraf, zu mir, ich ſei auch einer
von den Schwarzen er habe ſchon davon gehört Zwei
Civiliſten, die ich nicht kenne, redeten mich gleichfals
au mit den Worten : Sie werden entlaſſen, wenn Sie
nicht liberel wählen, wir habennes ſchen ge-
Hört.“ Am anderen Tag Abends 6 Uhr, als iich




Dann kam er auf die von S. K. H. dem Großher-
zog in Offenburg gehaltenen Rede zu ſprechen und
äußerte ſich naͤchher jo: „wer das nicht verſtehen
wolle, ſei ein wahrer Simpel, oder Kubilſimhel.


| mich bei Herrn Müller ahmeldete, äußerte dieſer zu
mir: „Schwarze, Ihr konnt Euch in Acht
nehmen, der Herr Finanzrath wünſcht
die Gefinnung der Leute kennen zu lernen, L
werde es herausbringen, wenn Einer anders
wählt, und wenn es erft In 6 Woden iſt.
Auf Aufrage des Vorſ. ſagt Zeuge: Ich erinnere mich



Ich erwiderte, ich wiſſe ſchan, wie ich zu wählen habe

als guter Patriot. Herr Müller fuhr dann fort, der
wie die Gefinnung der Grenzaufſeherſei;
er glaube, wir hätten darunter und zwar perſchiedene,
er müſſe ein wachſames Auge haben, es ſolle darüber
Ich erwiderte, ich glaube nicht,


nicht, daß er (Müller) von Wahlzetteln ſyrach Ddte
\ er in die Hand befomme, Ich ſprach von der Sache,
als ich helmkam; es hat mir wehe gethan, ich haͤbe
mich entrüſtet, beſonders da er mir die „Bad. Preſſe“
vorhielt, die ich leſe und die doch nationallihe-
ral iſt Zeuge faͤgt weiter: Bei der Rhetubrücke
lagen liberale Flugblätter auf, ich weiß aber









eines Verwandten hehütet—"


ſprechen.“


das ich Euch anvertrauen will.

Unglüc, meinen Vormund,

Mein Ontkel verftieß mich. Eure Mama,

Braut, war die einzige in der Welt,

waͤre zu einem namenlos glüclichen.


leidenſchaftlich Mund und Hände

Dunkelheit verlaſſen und unſere rechtmätzige Stellung in
der Welt einnehmen dürfen. ‘ '

In diejem Augenblif, trat Marie Ileck mit der Mel-
dung ein das Abendeſſen ſei aufgeiragen.

Nach beendigtem Mahle blieb man noch eine Weile,
plandernd beijammen, dann zogen ſich die Knaben in ihre
Gemächer zurück und die Eltẽrñ begaben ſich in des Grafen
Studiyzimmer. ;

„Du haft Giralda wiedergeſehen meine Theuerſte?
fragte der @raf. „Hajt mit meinem Onkel gefprochen ?”
Arm̃e Featriee. was mußt Du in jenen Stunden gelitten

Giralda ſelbſt tröftete unDd ermuthigte mich. Vei
läufia/ ©ottjried, Ormond ließ ſich nun heute bei mir
melden, wahrſcheinſich um eine CSrflärung von mir zu
fordern. Als ich ihn nicht empfing, verſprach er morgen
* 2 kommen, wo er zweifellos angenommen zu wer-
en hoffe“
— „Und wie ſieht mein Oukel aus?“ fragte der Graf
Teije, Ctücklich?
Beſſer als ſeit Zahren Er iſt eine vornehme Er-
Gewns und ſo Fräftig, daß er noch zwanzig Jahre leben



Ehrenhaftigkeit und Gerechttakeit ſelber
durch jenes Sreigniß verbitterten Alter, lebt

wWünfchte.“


als ihr Gaͤtte innehielt. „II

dann Beatriee,
ſie mit de

wiedergejehen, jeitdem {fie uns verließ unDd
Geſchichtẽ Eures Vaters bekannt gemacht.

„Noch ' zwanzig Zahre der Eutfremdung, Ddes bitteren
Haſſes und des menſchenſcheuen Berbergens. OD Beatrice,
was ſoll mun auS uns und aus unſeren Kindern , einmal
werden? Wber ſo jehr ich auch meine Freiheit Ihäße, 10
jehr ich mich danadh jehne, Dich und unjere Kinder vor
Dder Welt die Meinigen nennen zu konnen möchte id
diejes Glu«k nicht dadurch erkaufen, daß lein Lehen auch
nur um einen einzigen Tag verfürzt werden würde, O,
mein ®ott, wenn er mur ein Mal meine Kinder anlädhelte
wie er midh in meinen Anabenjahren anlächelte! Eitles
Hoffen!

T (Hortfegung folgt,)




 
Annotationen