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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#1059

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EnzeigerDlatt für bie Amtsbezirie Seideldera,
Saberbnrg, Meinbelm, Scmwebingen, BOilippsbutg,
Biesloch, Druchfal, Öretten, Nefargemünd, Musba
Eerbaͤch. Huchen Waidärn, E.-Bi . °6H., Wertheimtas,























Verantwortlicher Kedaktenr:
Julius Seder in Heidelberg.








2


*

Drac Berlag z Erhebition von Gebr. guber
in Beidelberg, Zwiugerßzratze 7,





28. Jihtt.





_ 885“ Im Monat November tritt ſowohl der
deutiche Meichstag al3 auch. der badiſche Landtag
zuſammen und ſtehen äußerſt iutereſſante Verhaͤnd-


Ausficht. Wir empfehlen deshalb, unjeren „Biälzer

Dien“, der über Alles pünkttich Bericht erſtalten
wird, für die beiden Monate November
end Dezember zu beſtellen.







nü— — — — — —
— Ruwmer ltegt ur 46 der Waͤchenbei-
® bei.

9&?@\5@5@55@55@5@5@2@@@9@&&@%%@@%@5@

5 or fünfzig Sahren.

Eine hochintereſſante Betrachtung über Leut und
eben, wie es vor etwa 50 Jahren war, entuehmen




Dr. Jörg.

Wer in den Jahren von 1890—95 50 Jahre alt
Wwird, hat mehr als andere Veraulaſſung, eine Rück-
Han auf das Erlebte zu halten: er lebt ſozuſagen in
zwei Welten, in einer alten und einer neuen! Er
fennt die Zuſtände der alten Zeit noch au& eigener
Erfahrung mährend er zugleich don den „Errungen-
Qalten“ der modernen Welt einen längern Genuß hat.
Ver von 1890—95 40 Jahre alt wird, {teht ſchon
Mit beiden Füßen in der modernen Zeit und kann mit
den / Allen nicht mehr mitreden.

Unſere Hiſtoriker erforſchen die vergangene Zeit
und je älter die Zeit iſt, welche ſie unterſuchen, für
xeſto helchrter gelten ſie, unſere eigene Zeit erforſchen
mir in der Regel nur zu wenig, und doch welche
Ümmwälzuzgen zeigen ſich da feit 50 Yahren ?

Wenn in den 40er Jahren ein junger Weltbürger
geboren wurde, ſchickte man meilenweit Boten aus,
im Bekannten und Verwandten das frohe Ereigniß
Mzukündigen — ſo war es ſeit Jahrtauſenden Sitte
Und heute — wie würde man über ein ſolches Ver-
abren lächeln. Ein Telegramm oder ein expreſſen
Brief erjebt heute den Boten. Weit entfernte Ver.
Wandte bekamen zwar damals ſchon expreſſe Briefe,
abex nicht das Dampfroß, fondern die Poſtpferde
Mußten ſie befördern und wenn der Adreſſat über 50

eilen entfernt war, konnte er weder zu einer Taufe,
Ioch zu einem Begräbniß kommen, deuͤn die Todten
Warteten nicht auf ihn und bezüglich der Täuflinge






huldigte man noch nicht der modernen Sitte, die Kinder
im Heidenthum aufwachſen zu laſſen, bis ſie bald
ſelbſt zum Taufbrunnen laufen konnten, ſondern man
hielt noch am altchriſtlichen Brauche feſt, die Kinder
noch am Tage ihrer Geburt oder Tags darauf taufen
zu laſſen. Der moderne Staatsbiürger wird früher
majorenn und darf früher in die Gemeimnde-, Staats-
und Reichsvertretung gewählt werden
gewählt werden, reiſen umher, um ſich bei den Wäh-
Der ſpäter allgewaltige Fürſt
Bismarck trat dieſe Tour ſchon als Beichhauptmann
an, um in den Landtag zu fkommen. Heute machen


kandidaten nach, welche ſich glundſätzlich unter Ddie
Wäßhler ſtellen, ſo daß ſetzteren das Selbſtbewußtſein


Die Gewerbefreiheit und die Freizügigkeit haben


Schlunde erheben, faſt jeden Standesunterſchied be-
ſeitigt und dieſe Gleichheit mehr und mehr auch auf
Gegenden übertragen, in denen noch der Bauern m.
Handwerkerſtand eın idylliſches Leben führte. Der
Geſelle fühlt ſich gleich dem Meiſter; der Bauer ſoll
ſeinen Knecht nicht mehr „duzen“, muͤß noch froh ſein,
wenn dieſer e& nicht vorzieht, in die Großfadt zu
ziehen und dort vom „Strifen“ zu leben; mancher
Arbeiter fühlt ſich ſchon als Herrn der Welt, um den
ſich alles drehe; und auch die Dienſtmagd iſt in Ma-
uieren, . Sprache und Tracht au fin de siecle. von
ihrer Herrſchaft nur ſchwer zu uuterſcheiden. Heutzu-
tage lieſt jeder Stallknecht ſeine Zeitung, ſei es auf
eigene Koſten oder bei ſeinem Bauer. Das war vor
50 Jahren ganz anders. Die ſoziaidemokratiſche
Preſſe zählt jetzt nach Hunderttauſenden von Exempla-
ren, während ſie vor 50 Jahren überhaupt noch nicht
exiſtirte. Auch die liberale Taͤgespreſſe war damals
noch wenig verbreitet und die kaͤthoͤliſche erſchien faſt
mit Ausſchluß der Oeffentlichkeit. Das älteſte kath.
Blatt Deutſchlands, die Augsburger Poſtzeitung? —
ſie zählt jetzt ihren 207. Jahrgang — war wohl in
allen deutſchen Gauen zu finden, aber immerhin mar
die Auflage eine ganz geringe und mehr als 8 Tage
mußten vergehen, bevor der letzte deutſche Abonnent
ſein Exemplar erhielt. Sicherlich würde man heut-
zutage überhaupt auf das Abonnement eines Tages-
blattes verzichten, wenn man auf den Bezug desſelben
eine Woche lang warten müßte. Als Kaiſer Wilgelm 1.


demſelben Tage noch faſt an jedem der kleinſten Orte
des deutſchen Reiches; wie wäre das früher möglich


geweſen, bevor das Telegraphen⸗ und Telephon
netz überallhin ausgebreitet war? Außer Dde


phäliſche Merkur“ zu nennen, der unter den kathol.
Zeitungen ſich mehr als lokale Bedeutung zu ver-
ſchaffen wußte. Alle anderen katholiſchen geitungen
von größerer Bedeutung ſind ſpäteren Datums.
Seitdem ſind die Zeitungen wie Pilze aus der
Erde hervorgeſchoſſen. Jene Zeitungen haben zur
Verflachung des Geiſtes um ſo mehr beigetragen,
welche zu bloßen Nachrichtsblättern herabſinten und
nur von einer Tendenz, recht viele Abonnenten und
Inſerate zu gewinnen, beherrſcht werden. Hierher
gehört das immer weiter um ſich greifeude, Anzeiger?
Unweſen — ein Beweis der Hoͤhlheit und des maͤte-



Ein Organ nach dem
andern, welches eine heſtimmte Farbe dekennt, geht
ein, oder iſt nur durch Unterſtüßung Haltbar. Faſt
alle Organe einer politiſchen Partet, gieichwohl, wel-

cher ſie angehören, haben, je entſchiedener ſie ihren Partei-
ſtandpunkt hehaupten, mit Schwierigkeiten zu Lämpfen.
„Die beſten „GejhHäfte“ machen dieje-

niger Blätter, welche „unparteiifd fein
wollen, obſchon ſie injeder Zeile paͤrtei-

iſch ſein müſſen Die 40er Jaͤhre legten den
Keim für den Aufſchwung des katholijchen Lebens
zu ſpäteren Zeiten. Ganz in unjerer Nähe
liegt das Stift Nendurg. In dieſem ehemaligen
Jeſuitenhoſpiz verſammelten ſich erlauchte katholiſche

Männer und Gelehrte erſten Ranges. Dieſen Zu-
ſammenkünſten, an welchen ſich Maͤnner wie Janffen,
Cardinal Reiſach, Biſchof Räß, Weis, v. Ketteler,
v. Savigny, Heinrich, Moufang uſw. betheiligten,
haben weſenilich dazu beigetragen, daß das katholiſche

Deutſchland imſtande und gereift war, den Cultuckampf

zu ertragen und in ihm zu ſiegen.

Das Jahr 1845 iſt das Geburtsjahr des Ronge-
thums oder der ſog deutſch katholiſchen Kirche. Sie
iſt nicht einmal ein halbes Jahrhundert alt geworden,
obſchon ihr Stifter, der ſuspendirte Prieſter Ronge
erſt vor wenigen Jahren geſtorben iſt. Sein Mit-
apoſtel Czersti, ebenfalls ein ſittenloſer Prieſter lebt
ſogar heute noch und hat, da er 1842 die Prieſter-
weihe erhalten, voriges Jahr ſein „fünfzigjähriges
Prieſterjubiläum gefeiert, wirklich gefeiert. Aber in
jeiner 1845 neu erbauten großen goͤthiſchen Kirche zu
Schneidemühl hauſen nur noch die Vögel des Hims
mels, welche durch die zerſchlagenen Fenſterſcheiben
hineinfliegen, während der Pfarter Czeräki das 100







* Treuer Siebe Zohn.

Roman von U. Roſen.
(Nachdruck verb.)

‚ „Ditte ſteigen Sie die Treppe hinauf,“ lud Ormond
Öiraldafein, während er Eaon binauftrug. Er führte ſeine
defangene in ein freundlich möbliertes Zimmer, an das
in Alfoven mit einem fauberen HimmelSbett itieß, Ddem
%ur Seite ein mit grünem Schnurwerk vergittertes Kinder-
ett {tand.

5 „Das iſt ihr Zimmer, Fräulein Giralda“, bemerkte
—— — Cohn in einen Sefjel jegend. Sie konnen Ihren

Yuder von fjeinen Banden befreien, während ich hHinunters
Ihnen Ihr Frühſtück zu bereiten. Ih brachte aus

alton Borrath auf mehrere Tage mıt. Wig wird noch
?D“r?&zetcbenber für die Speiſekamnẽr ſeiner Pflegebefohlenen

1*

Die Thür hinter ſich verſchließend und auch den
At abziehend kehrie Orniond in das Erdaeſchoß

urü

Q ®Siralda flos an Egons Seite und ſchnitt, wgon mit
üffen bedecfend, die Strie, welde blutrünitige Spuren
.gr‘l‘tän?en Armen und den Knöcheln Egons zurückießen,
ei
Gra Beine nicht,“ bat Eoon. D
WSvenor, von dem Du mir ſo viel erzählteit, werden
g“g zu Hilfe fommen. Mud wo nicht, wer Hindert uns,
Iä‘ffg %Eacht zum Fenſter hinaus zu klettern und davon zu
22

„Bapa und Rupert oder


Änarrte jhon Dder Schlüffel im Schlojie und Ormond,
g&t Hammer, Nägeln und Brettern belaftet, trat wieder

Ich will den Käfig erſt ganz ſicher machen,“ erklärte
*, die breiten Latten quer über die Feniter nagelnd und
Mr einen {cOmalen Streifen der Scheiben frei laffend.


icht genug haben.“ )
N Nachdem er den Gefangenen eine Flaſche Milch und
eißbrod gebracht Hatte, entfernte er fih, die Thilr, wie



3zuvor, verſchließend

Oxmond hat Thüren und Fenſter verſchloſen und
verbarrifadirt,” fagte Giralda, um ſich blickend, ietzt
* ich auch Vorkehrungen treffen, daß er nicht hérein
ann?

Sie rollte die Bettſtelle aus dem Alkoven vor die
Thür/ warf ſich neben Egon in die Kiſſen und beide waren
bald eingefchlafen.

Als Giralda ſchr ſpät am Nachmittage erwachte,
ſie heftig, Egon nicht mehr an ihrer Seite zu

nden

Der kleine Burſche aher kauerte ſchon ruhig vor
dem Kamin und war bemüht, mit den Spaͤnen und den
Holzitücken, die Ormond zürückgelaſſen haͤtte, ein Feuer
anzuzünden
_ ‚„GSie haben ſchon mehrere Male an die Thür geklopft
ſie geöffnet und verſucht, das Bett wegzuſchieben!, erzählte
Egon lachend.
Fie? Wer war noch dabei, außer Ormond, lieber

gon?
7 grode, häßliche Frau. Doch da kommen ſie

wieder
Giralda rollte das Bett an ſeinen früheren Platz

rück
Wenige Minnten ſpäter erſchien nun Lord Ormond
wieder 24
Ihre Dienerin,
ſagte er.“
„Meine Dienerin?“

Fräulein Giralda, iſt angelangt“,


meiner Abweſenheit beaufſichtigen wird I0 darf nicht
Yänger bleiben, um mich nicht einer Entdeckung auszuſetzen
Um j den Verdacht von mir abzulenfen, eile idh nach
Dalton zurück, dort ſcheinbar noch weiter nach Ihnen zu
ſuchen?

Und Wia?“

Ein ſchlurrender Schritt wurde von der Treppe aus
gehort er fam näher und näher und eine Frau mit einent
reich mit Speiſen beladenen Zheebrett trat ein in welcher
augenblicklich das Weib aus der Felſenhütte er-
annte

Ich übexlaſſe es Ihrem Ermeſſen, Irau Bitt, dieſe
Beiden von einander zů trennen,“ benierkte Ormond bos-
haft „Wenn die junge Dame Ihnen ihre Bereitjchaft
erklärt, mich zu heirathen, ſchicken Sie unverweilt Wig'
mit der Botſchaft zu mir. Ich empfehle Ihnen umnnach-
ſichtige Strenge und befiändige Wachſamkeit. Am Beſten
wird es ſein, Ihren Aufenthalt in dieſem Zimmer zu
nehmen, während Wig und Bitt unten Wache halten um
Sindringlinge abzuhalten und jede Flucht zu verhindern.
®iralda”, ‚wendete ſich Ormond an SGiralda: „Sie haben
mich durch Ihre Kälte und Ihre Zurüdweifung zu Ddem
Berfahren gezwungen, Bedenken Sie, daß Sie nur ein
Wort zu ſprechen nöthig haben, um den Ihrigen zurädge-



Sicherheit Jhrer Eltern, das Schickfal Shrer Familie, in
Ihren Händen ruht.” }

— — —

47, Kapitel.
Der Vater und der Geliebte.

Brosvenor war durch den Marauis von der Flucht
Giraldas unterrichtet worden.

Ein Troſt iſt e& mir,“ ſagte der Marguis, „daß
meine Haushälterin bei ihr ijt. daß ich ſie finden muß,
ſallte ich die ganze Welt in Bewegung ſetzen ſteht
Wenn e& Ihnen gelingt, etwas von ihr zu hoͤren,
Natürlich iſt zwiſchen

feſt
laſſen Sie mich ſchleunigſt wiſſen



Grosvenor, was beinahe unmöglich i{t, Sie dennoch hier
auszufjpüren,

vorbereitet finden,“



binden.
Gortſetung folgt.)



















































 
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