&rfheink tägliq mit Angnahme ber Gonns und Feiertage
Samftags uit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlich
‚ RE 1.20 obre Zrägerlohn ı. Prftanffhlag. Beftellungen
bei den Boftanfialten ı. bei ber Grxpebition Zwingerfiraße 7.
für Stadt
Kiesloch, Bruchfal, Breiten, Ne targemünd, Muvsbad
Gbherbag, Guchen, Waldürn,Z.-Bı 83h., Wertheime
It. 1
Verantwortlicher Nedaktenr :
Julius Yeder in Heidelberg.
— Verlag u Expedition von Geur Yuber
in veidelderg, Zivingerüraße 7.
28. Jhtt.
Centrumspartei.
III. Wahlkreis Heillelberg - Cherbach -
— Mosbach.
hiermik in Kenntniß geſehl daß für kom-
menden Millwoch den 25. de, Mls. Vach
behufs Erledigung der Candidakenfrage in
Nusſicht genommen iſt. Einladung durch
beſvnderes Cirrulär folgk nach.
Das Mahl-Comits.
Vorlage-
Unter dieſem Titel ſchreibt die „Germania“ :
„Mit einem Gegenſatz von Adeligen und Bürger-
lichen im Centrum, mit dem man vielfach einen
Gegenſatz zwiſchen Konſervativen und Demokraten ſich
decken läßt wied jetzt wieder vielfach in der centrums-
7er Jahren und dann alle die Jahre hindurch, wenn
auch mehr oder weniger eifrig! Dem gegenüber ſtel-
len wir zunächſt die Thatſachen felt. Ohne die
Hoſpifanten, die ſämmtlich gegen die Vorlage
und gegen den Antrag Huene geſtimmt haben, u. bei
Erledigung des Sitzes des verſtorbenen Landgerichts-
raths Bödiker (6. Kölner Waͤhlkreis zählte das Cen-
trum bei der Abſtimmung genau 100 Mitglieder, dar-
unter 27 Adelige I7 waren auch wirklich anweſend,
krank waren die Abgg. Brandenburg und Frhr. v.
Dalwigk, „entſchuldigt! Abg. v. Schalſcha. Freiherr
von Dalwigk hat (wie der Abg Brandenburg) erklärt,
er würde gegen, Abg v. Schalſcha er würde für den
Antrag Huene geftimmt habeu.
Nein und dieſes Ia ein, ſo ergibt die Abſtimmung
der 27 Adeligen des Centrums uͤber den Antrag Huene
folgende Tabelle:
Jür:
1. Graf Adelmann von Adelmannsfelden (Württem-
berg.) )
2 Prinz von Arenberg (NRheinprovinz).
Graf v. Balleſtrem (Schlefien.)
Graf v. Harbuval und Chamaré (Schlefien).
Dejanicz v. Gliszeynski (Schleſien.)
Dr. Graf Frauz Matuſchka v. Toppelczan, Frhr.
v. Spaetgen (Schlefien.)
Frhr. v. Pfetten Arnbach (Bayern),
Frhr. v. Reitzenſtein (Schleſien)
v. Schalſcha (Schleſien) !
Frhr. v. Hoiningen-Huene (Schleſien.)
Gegen :
Frhr. v. Buol Berenberg (Baden).
FIrhr v. Dalwigk Lichtenfels (RYeinprovinz).
Graf Droſte zu Viſchering Geſſen⸗Naſſau).
Freiherr zu Franckenſtein (Gaͤyern)
Freiherr von Gagern (Bayern.)
Graf v. Galen (Oldenburg).
. v. Grand Ry (GKheinprovinz)
Dr. 44 Heeremann v. Zuydwhk (Weſt-
falen).
9. Reichsgraf von und zu Hoensbroech (Rhein-
provinz).
10. Graf p. Hon peſch (Rheinprovinz).
11. v. Kehler (Rheiaprovinz.)
12. Graf Max von Preyſing-Lichtenegg (Layern).
13. Graf Konrad v. Prehſing⸗Lichtenegg?- Moos
(Bayern).
14. Graf v<. Schönborn Wieſentheid (Bayern.)
15 v. Strumbeck (Provinz Sachſen).
16. Graf Walderdorff (Bayern).
17, Freiherr v. Wendt (Weſtfalen)
Wir haben den einzelnen Namen die Landestheile
beigefügt, in denen die genannten Herren gewählt!
ſind! Meiſtens haben ſie auch dortihren Wohnſitz.
nur wohnen Graf Adelmann in Siegmaringen, Prinz
Arenberg in Berlin, Graf Droͤſte⸗Viſchering in Weſt-
—
DAHPTSUNE DODXA S SiE
in Berlin, Graf Matuſchka (junior) in Berlin, Graf
v Walderdorff in Württemberg
Von 27 Adeligen im Centrum waren 17gegen
den Antrag Huene, alſo fa ſt zwei Drittel! Und
an alten und hiſtoriſchen Namen und ſozialer Stellung
ſteht dieſe Liſte der Gegner ganz gewiß der anderen
Liſte nicht nach. Was foll alſo in der centrumsfeind-
lichen Preſſe gerade jetzt die Erörterung über Adelige
und Bürgerliche im Centrum? —
Deutſches Reich.
Berlin, 16. Mai. Hier werden wir bald ein
Künftige Woche ſoll
eine „große Verſammlung aller derjenigen ſtattfinden,
wir hören, ſoll von dieſen Leuten u. A. Prof. Hans
MehrhHeit“ im Reichstage
ſchwärmte, aufgeſtellt werden. Die relativ winziße
Minderheit der Kartell⸗ und Militärpatrioten Berlins
würde allerdigs in dieſem /deutſchen“ Monſtreprofeſſor
den richtigen Vertreter finden.
Aus dem Waͤhlkreiſe des Fürſten Bismarck
Kehdingen⸗Neuhaus a. d Oder) kommt die beſtimmte
Vaͤchricht, daß derſelbe nicht mehr kandidiren wolle.
Das war vorauszuſehen, denn als „Ab ſenz Par-
lamentarier“ hat Fürſt Bismarck in den beiden letzten
Jahren — er wurde gewählt am 30. April 1891 —
eine ſehr klägliche Rolle geſpielt. Namens der
Sozialdemokraten will in jenem Wahlkreiſe jetzt kan-
didiren der Bartkrätzer Paul Seige in Pößneck, ein
Mann, der disher in dem Waͤhlkreiſe Souneberg-
Saalfeld, in welchem er wohnt, ein wenig den ſozial-
iſtiſchen Wander⸗ und Stumpfredner gemacht hat.
Nach Bismarck Seige, — des wäre nicht übel!
Trier, 16. Mai. In Nerdlen, hieſigen Re-
gierungsbezirks, ſind 15 Wohnhäufer, Oekonomie-
gebäude und ferner die katholiſche Kirche abgebrannt.
Prüm, 16. Mai. Der „Magdeb. Ztg.“ wird
geſchrieben: „Die „Ultramontanen im Waͤhlkreis
Prüm⸗ Daun Bitburg wollen den bisherigen Abgeord-
neten Nels, der für den Antrag Huene ſtimmte, nichHt
mehr aufſtellen.“
Poſen, 16. Mai. Die /Dziennik Poznanski“
mißbilligt die Haltung der polniſchen Fraktion bezüg-
lich der Militärvorlage, der „Kuyer Poznanski“ ver-
ſichert, dieſelbe „aus taktiſchen Geſichtspunkten? ſehr
wohl zu verſtehen. In den Kreifen des polniſchen
Volkes gibt ſich hier und in der Provinz vielfach
Unzufriedenheit mit der Haltung der polniſchen
Dinge fürchten, daß die Fraktion mit ihrer ſteten
Bewilliqungsſucht lediglich der Sozialdemokra-
tie in die Häude arbeite. Dieſe iſt rührig, um die
Arbeiterkreiſe gegen die „dienſteifrigen Politiker der
Parlamente“ einzunehmen. Wir würden uns ſehr
wundern, wenn die polniſche Fraktion unverſehrt aus
den Wahlkämpfen hervorgehen würde.
München, 16. Mai. Vom Hofe erzählt die
„Münchener Poſt“ folgende Geſchichte: „Ueber die
Volksſtimmung hat ſich jüngſt der Prinz Regent
vom Abgeordneten Grafen Preyfjing mündlich
Die feinskichen Brüser.
111) Roman von H. v.Nemagen.
(Nachdruck verb.)
„Und wo joll denn die Gräfin — — e8 iſt wirklich
* Herr Pfarrer! — — wo ſoll denn die Gräfin jeßt
ein??
Gerrttet und in Pras bei ihrem Vater, ſie und das
Kind, welches {ie im Gefängniß geboren hat.“
„Höle und Teufel !“ ſchrie Wenzel und ſprang auf und
ſtand vor dem Geiftlichen.
‚_‚}}nb Sie — was ſagen Sie dazu? Was ſagt die Welt
„Die Welt iſt geneigt, Herr Graf, ſonderbaren Gerüch-
ten Glauben zu Ihenfen! Und ih — ich habe fein Mittel,
ie von diefem Glauben zu befehren. Man verlangt von
mir Auskunft und Gewißheit — ich haͤtte ja der Grafin,
lagt man, daͤs Todtenamt. und die Leichenrede gehalten ;
aber, der Sarg war ſchon gefchloffen, ich habe die Todte
Nicht gejehen. Sie wijjen, Herr Graf wie ſehr die Oräfin
geliebt war, und werden darum ermejfen; wie mächtig die
zßeute von dem Gexüchte, ſie lebe noch ergriffen ind. - Im
Yamen meineS heiligen Amtes, um ihrer eigenen. Sicherheit
willen, bitte ich Sie, wenigjten3 mir die Gewikheit geben
daß die Gräfin wirklich in der Gruft des Schloffes
„Und das wagen Sie pon wir zu verlangen? Iſt das
Narrheit oder Unverfchämtheit, Herr 2“ 5
„Wenn Sie ſich weigern, meine Bitte zu erfüllen, die
Surch. die Umitände berechtigt iit, {o merden Sie 1
dazu
heit) Aa
„ Wenzels Bruſt kenchte, ein ziſchender Ton. entfuhr
jeinen Qippen; er ballte _ die Hand, er Hob.. die Fauit,
?ä%emoue er ſie auf den Kopf jeines Gaſtes niederfallen
m. ; 7
. an nennt Sie gewaltthätig, Herr Orafı ſind
* e57“ fragte der Geiſtliche! der ſich ebenfalls erhoben
e.
Ich kann es ſein, wenn man mich dazu zwingt!“
preßte der Graf Yervor und ließ die Fauſt ſinken
Ich verzeihe Ihnen — ich will ſogar annehmen, daß
ich ©ie dazu gezwungen habe! Sie führten das Wort
— „Mann“. — im Munde beurtheilen Sie jelbft, wer
von uns beiden in dieſem Moment als Mann gehandelt
Der Geiſtliche ging hinaus.: ;
„Wehe,“ ſagte er zu ſich ſelbſt, „Dreimal Wehe ! Und
ich habe mitgewirkt dabei — ‚mitf dem Heiligen iſt Mißbrauch
getriehen woͤrden ſchändlicher Migßbrauch !”
„Sasda —' Satan — das iſt Dein Werk !“ murmelte
Wenzel. kß
** Du wirklich alle meine Kunſt zu Schanden ge-
macht?“
Er ging mit grogen Schritten dır den Saal.
Iſt Das blutige Abendroth wirklich ſo nahe? Hatte
Michael NRecht, als er mich einen Thoren und Dummkoypf
vermaledeiten Schlüſſel nicht jinden ! — Aber wann hätte
er die Hefreiung ausgeführt? Vorher? Nein, da lebte er
in dem Wahne, daß ıch ſein Röschen hHeirathen würde!
Nachher? Er ſoll ich in den Rachen Ddes LQöwen gewagt
Haben! Unjinm! Sr hat-das Gerücht in die Welt gejest,
und ich — Tod Beit ich habe wahrhaftia die Befonnen--
hHeit verloren, d begehe Dummbheit auf Dummheit! . Sie
muß todt fein — e& gibt kein Wunder! Habe ich ſie auf
meinen Armen, da ſie ſcheintodt war, in das Zhurmverließ
getragen warum könnte ich ſie nicht auch aus dem VBerlieg
in die Schloßgruft tragen und in den Sarg legen? . Was
kann ich dafıtr, wenn fie verhungert ijt? Gasda Hat es
übernommen, ſie mit Nahrung zu verſorgen — warum
hat er e& nicht gethan?” i
Sr ſchenkte ſich einen neuen Becher ein und trank ihn
zur Hälftẽ leer
Ich habe ihn nicht getödt.t — er lebt! H. hHabeden
Schlüfel zum Berkieß gefucht‘ — idh habe ihn nicht ge-
Junden . War-ich verpflichtet, die Thür zu erbrehen? Hat
ſie nicht jelbit Gott zum Jüchter. zwijchen mir und tYr an
gerufen ? Er braucht feinen Menſchen um Kerkerthiüren zu
ſprengen! — Aber ſie ſoll gerettet jein! Wenn ſie es !
mwäre, was dann 7 2 Ich muß mich üherzeugen —
nothwendig; doch wie ſtelle ich e& an? — Gewalt? —
— ; Spuren von ſich zurück! Der Schlüſſel Yt
— —
Ploͤtzlich hHielt er inne, einen Augenblick; dann eilte er
die Treppe hinauf in die Gemächer, weldhe er noch immer
bewohnte. Er trat an ſeinen Schreibiiſch, öffnete und
phirend ein Wachstäfelchen in die Höhe
Ich hab e5,“ Tief.er, und wer den erſten Schlüſſel
—— wird auch den Zweiten zu maͤchen im Stande
ein!!
Cr ging in den Salon zurück und ſchellte.
Ich will ausreiten,“ Jagte,er kurz und barſch zu dem
eintretenden Diener — „in Begleitung nieines Reitfnecdht$,“
fügte er im nächſten Augenblicke hHinzır, „Dder ſich auf einen
längeren Nitt einrichten mug !“
Ich kann es nicht allein ausführen fuhr er in lautem
Selbſtaeſpräch fort, nachdem der Ziener den Salon ver
laſſen — „Die Sachẽ geärt ja der Bergangenheit an,. ge-
hört auch zu feiner Verantwortlichfeit — er ſoll ſie mir
hHelfen, wie er ſie mir einſtens kragen geholfen
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; Stunden trabken die Beiden durch Wald 11 Feld
ahin.
„Sriedrich,“ ſagke ploͤtzlich der @raf, . indem er ſein
Yoß paxiete, „reite des Weges füirbaß na Nolerftein —
die Nacht hindurch-ohne Aufenthalt:! Entbiete dem Grafen
Michael, meinem Bruder, , meinen Gruß und lade ihn in
meinem Namen ein, unverweilt nacdh vohengu zu fommen ;
unverweilt, hörſt Du? Die Sadhe drängt und es hHänge
viel von ihrer raͤſchen Erledigung ab! Und nun vorwärts
ohne Säumen !” . *
Der Neitfnecht- gab ſeinen Pferde die Sporen und
ſprenate in Salopp davon. Wenzel ſah ihm nach, bis er
in den Krümmungen des Weges verfchwunden war; Dann
ritt er langſant zuͤrück
ortſetzung folgt.)
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