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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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8

Gabelfrühſtück. Jeder Thẽilneh

Doch iſt e8 auch dein

*

Um 12 Uhr iſt Lunch,
mer erhaͤlt ein gedrucktes Menn.

8

— WE

E

— S ı

PE —⏑

Sei mir gegruͤßt,

AI

Ade, Europa!

laſſen hatien, kamen wir an den reizenden Seilly⸗Juſeln

vorüber, und Damit :

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8uLISESSSELETIM Prververg.

Drud und Verlag von G ebr. Huber Heidelberg.



Veranrworruwer nedotreur

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war in

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de Anekdote: Uuter der Regierung Friedrichs Il



der Stadt Kleve zwiſchen den Gattinnen des Regierungs:

nter eſer wreverſhriſe erzahtr AUb. M, LEL





Evciut taglıdh, xu Audnahmeder Gonne und Beiertage
— mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljährlic
1.20 obne Trägerlohn ı. Pofamfihlag. Beftelungen

für Stadt




Knuzetger-Blatt ür die Amisbhezirie Heitelberg,
Kabenburg, Weinhein, Schwetzingen, PYNippsbura,
Wiekloch, Bruchſol/ Breiten, NeXLargemünd, Mosbadı






































Beſtellungen

* den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ntlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
Fwie in unferer Erpeditiohn Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.

Verlag des „Ffälzer Bote.°





. A, Die verberblide Schundliteratur
UE an dieſer Stelle fchon mehrfach zum Gegenftande
© Erörterung gemacht worden, aber es ijt noth-
Wendig, wieder und wieder auf dieſe ſoziale Peſtbeule
Miuweifen, welche Geiſt und Körper verdirbi und
Diel mehr UnGeil jchafft, als man inZgemein anzır
Neh men pflegt. Wir ſprechen hier nicht von jenen
%B"fi_eraeugnifien‚ welche direkt unter den Begriff
„Unfittlih“ falleu, den Erzeugniſſen der Pornogrephie
Dbwohl auch diefe geradezu in unheimlichen Malfen
m Auslande, wie vom Inlande her, unter das Voͤlt
Nülrentlich das junge Volk beiderlei Geſchlechts ge-
Tacht werden; hier richten wir unſern Blick ſpeziell
f die Schaͤuer! und Schundromane, und was damit
anmenhaugt Nicht die Kolportage iſt e8 allein
4* dieſen Literaturzweig hegt und zur Blüthe
UNgt, auch eine ſich mit allen Mitteln der plumpſten
und verlogenſten Reklame in den Vordergrund drän:
4 thut „redlich“ das Ihrige, um weite
Waſchichten ſittlich herabzuwürdigen Die ſogen.
xteiiolen Blaͤtter, mögen ſie von berliner Juden
Uter das Volk geſchieudert werden, oder Geſchäfts-
Jöurnaliften in der Provinz ihr Dajein verdaͤulen,
UNgen faſt durchgängig einen Leſeſtoff im unter-
Atenden Theile, welchet den Schauerromanen nichts
Nachgiebt ; dazu kommen die vermiſchten? Nachrichten

denen alle Greuel auf das Einzelnſte erzählt wer-
°N, Dann die Berichte über „ſenfaͤtionelle“ Prozeſſe,
4 „Helden“ die verlommenften Subjelte bilden. —
R ©S mit einer Breite und Behaglichkeit, vielfach ſogar
4 im „humoriſtiſchen“ Toue geſchildert, daß der
welchem Tag für Tag ſolche Koſt vorgeſetzt
D, vor den Verbrechen den Abſcheu verliert und
8 Geſchmack oder gar den Sinn für Höheres,
Enſtes, Erhebendes verliert Das iſt volfsthümlich“,
19 entfhuldigen fichH die Macher ſolchen Schundes;



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beweiſe es ja. Gewiß, in unſerer genußſüchtigen,
leichtlebigen, vom Liberalismus unterwühlten Zeit iſt
die Spekulation auf die niederen Triebe eine „gute“
geſchäftliche Maxime, wenn Beecher Stowe's
Wort moraliſch iſt: „Mache Geld, mein Sohn,
wenn es möglich iſt, auf ehrliche Weiſe, aber mache
Geld.“

Die chriſtlichen Hausväter und Hausmütter, welche
einer ſolchen Tagesſiteratur den Zutritt in ihre Fa-
milie geſtatten, wiſſen gar nicht, welch eine unge-
heuer ſchwere Verantwortung ſie darauf auf ſich
laden; eine ſolche „parteiloje“, auf den Skandal be-


Der Zeitungsſchund ebnet aber den Boden für den
Kolpertage⸗Schund. Wir wollen hier gleich bemerken
daß wir nicht abſolute Gegner der Bücher⸗Kol-
portage ſiud, ſondern nur verlangen, daß der Schund
— verſchwinde. Neulich las ich in einer
von einem Juden herausgegebenen Literaturkorre-
ſpondenz eine lobhudelnde Schilderung der Erfolge
eines dresdener Verlegers von Kolportage Romanen;
es wurde darin hervorgehoben, daß dieſer Mann vor
einigen Jahren ganz klein angefangen habe, jetzt aber
mehrfacher Millionr ſei. Da ift doch wohl die
Fraͤge berechtigt: woher hat der Mann ſein dieles
Geld verdient? Vielleicht dadurch, daß er mit Scha-
den verkaufte, oder daß er den „Dintenſklaven!, welche
ihm die Schundromane zuſammenſchrieben, Rieſenge-
hälter zahlte? Andere Verleger, die mindeſtens ebenſo
tüchtige Geſchäftsleute ſind, aber ernſte Sachen in
Verlag nehmen und ſie entſprechend honoriren, laufen,


lich ſo in den Mund fliegen, und daß Schreiber von
Schundromanen in Deutſchland reich geworden ſind,
oder es zu einigem Wohlſtande gebracht, iſt uns nie
bekannt geworden. Die Beftenerung des Volkes durch
die Kolportage⸗Romane iſt eine ebenſo hohe wie un-
fruchtbare und verderbliche; neben dem Aderlaß an
Geld geht ein ſolcher an ſittlichen Kräften und Säf-


Auf die Lockmittel und trügeriſchen Verſprech-
ungen, mit denen der Kolporteur ſeine Opfer an ſich
zieht, wollen wir hier nicht eingehen, ſie dürften be-
kannt genug ſein; nur einige Beiſpiele unter vielen
wollen wir hervorheben, welche in den letzten Monaten
durch die Preſſe gingen und draſtiſcher als alles An-
dere das durch die Schundſchriften angerichtete Ver-
derben illuſtriren.

Die jugendliche Dienſtmagd Auguſte Machus in









Berlin, welche ihre Herrin ermordete, iſt erweislich
durch die Lektüre von Kolportageromanen und die
ins Einzelne gehenden Schilderungen des Verbrechens
zu der Unthat angeleitet worden. — In Gräbniß-
felde bei Stargard erſchoß ein Dienſtknecht
Heinrich Sauer ſeine Braut, weil ſie ihm untreu ge-
worden war und verſuchte dann ſich ſelbſt zu er-
ſchießen. In der Gerichtsverhandlung wurde feſtge-
ſtellt, daß er, ſonſt ein braver und guter Menſch,
einige Wochen vor der That verſchiedene Schauer-
romane geleſen hatte, in denen von Vergiftungen,
Todtſchießen und von Liebesſchwüren Verlobter und
Verheiratheter die Rede war. Ein Päckchen dieſer
Romane machte während der Verhandlung bei den
Geſchworenen in Stargard die Runde! Dadurch an-
geleitet, tauſchte Sauer mit ſeiner Braut den Schwur
gus, daß, wer von ihnen beiden die Treue brechen
Nurde, es mit dem Leben büßen müſſe; in Folge
deſſen geſchah die That. Der Mörder wurde zum
Tode verurtheilt. Alſo zwei Menſchenleben der
Schauerromane halber! — In dem meckleburgiſchen
Städtchen Schöneberg wurden vor einiger Zeit un-
ausgeſetzt Einbrüche und Diebſtähle ausgeführt, ohne
daß es gelingen wollte, den Dieben auf die Spur zu
fommen. Endlich wurde auch ein Einbruch in die
ſchöneberger Kirche verſucht und bald darauf die
Einbrecher in den Perſonen von vier Handwerkslehr-
lingen im Alter von 15—18 Jaͤhren entdeckt Die
Unterſuchung ergab, daß dieſelben mit Revolvern und
Todtſchlägern bewaffnet auf ihre nächtlichen Streif-
züge gingen, die ſie anfänglich aus Bergnügen
am Räuberhandwerke unternahmen, welches
ihnen durch ihre Schundlektüre ſo verlockend geſchil-
dert war.. Eine ähnliche Geſchichte kam un der
oſtpreußiſchen Stadt Röſſel vor. Dort hatte ſich eine
aus ſechs Köpfen beſtehende Räuberbande zuſammen-
gethan, und nachdem die Mitglieder derſelben —
ſämmtlich ſchulpflichtige Burſchen — den „Eid“ ge-
leiſtet, gingen ſie alles Ernſtes daran, die Stadt
Röſſel an vier Ecken in Brand zu ſtecken; e& brann-
ten zwei Gebäude ab. Veranlaſſung: wiederum phan-
taſtiſche Räubergeſchichten, wie ſie ſogar durch Auto-
maten vertrieben werden. Schon vorher hatten dieſe
Burſchen einen Rauꝰ bei einem Metzger ausgeführt,
aus lauter Luſt am „KMäuberhandmwerk.“ — Ein ju-
gendlicher Bäckergeſelle aus Bonn, dem die Räuber-
zeſchichten den Kopf verdreht hatten, kaufte ſich einen
falſchen Bart, ſetzte einen Kneifer auf, ſo unkenntlich
gemacht, erſchien er bei einer alten Dame, der er
früher die Brödchen brachte, und forderte Geld, ſonſt



— das „Bolf“ wolle es ſo, der Erfolg



Treuer Siebe Sohn.

Roman von U Rojen.
(Nachdruk verb.)

2 Kapitel.
Eine ſeltame Entdedung.

* * Berril und ſein Gaft zogen ihre Seſſel näher
du as Feuerum ſich behaglich zı ihrer vertraulichen
“Lredung vorzubereiten. !
Re Das Fojen des Sturmes und das Praffeln des
— drang nur mit {hwachem Getöje durch die {chweren
ibrähflrgge. Die beiden Edelleute ſchlürften gemüthlich
In N Kaffee und plauderten dabei über den Stand ihrer
Selegenheiten. . .
In 75@O anı zu jehr ungelegener Zeit,“ lächelteder Graf.
San urem Gelicht und an Beatricenz Wefjen bemerkte ich,
Nicht ie Shren Heirathsantrag erneuert hatten. Wenn ich
{A ſehr irre, ertheilte ſie Ihnen keine entſchieden ab-
“Agige Antwort, mein junger Freund.“
„Gie haben Necht, Herr Graf,“ erwiderte Lord Ormond


in 45000 Beatrice hat mir verfprodhen, mein Anerbieten
Bei TWägung zu ziehen und mir zu antworten, iobald ich
ched verlangen werde.“ ‘
er ©raf war uͤberraſcht und entzückt.
IN „DaS 1it eine ganz beitimmte Ermuthigung Ihrer
bung !“ rief er.
auf „©ewiß, {o ift e8, und ſo faßte Lady Beatrice es auch
S ein langes AushHarren blieb nicht ohne Wirkung.
* * einer baldigen Vexhindung mit Ihrer Fräulein
ir entgegen, Herr Oraf.“ 2
ich. „ weiß faum, was ich ſagen Joll, ſo erſtaunt bin
—4 — Graf vermundert. Ehe Sie heute Abend
7 2 ’ ra
* fie betheuerte mir, wie jie ſchon taujendmal zuͤvoͤr
—— Sie niemals heirathen würde. Erj vergangene
e ſchlug jie den Herzog von Sandfort, eine der beiten


Vartien Englands, aus. Und jebt ermuthigt Sie die
— zu glauben, daͤß ſie Ihr Weib zu werden
gedenke?“

„Sa, e3 ſcheint ſeltſam, daß es mir glücken ſolle, 100
ſo viele Andere mit Körben abzögen,“ ſtimmte Ormond
mit befriedigtem Lächeln zu. „ will mich dieſer Aus-
zeichnung freuen, ohne zu genau nach dex Urſache derſelhen
zu fragen. Es mag eine Laune der Bielummworbenen ſein;
%gi)hrtnage kaum mir zu fchmeicheln, daß Liebe ſie zu mir
zieht.“ ; ;

Der Graf mußte aufs Neue unwillfürlich lächeln
Der Gedanke, daß Beatrice unnahhar, wie ſie war, irgend
Jemand lieben könne, ſchien ihm allzu thöricht und unde-
greiflich.

Für den Augenblick dürfen wir das Geheimniß, Lady
Beatrlee habe geruht, meiner Werbung ein huldvolles
Lacheln zu Ichenfen, noch nicht ausplaudern,“ bemerkte Lord
Ormond, ſeine geleerte Taſſe zur Seite ſchiebend „Daß
ſie meinen Antraͤg in Erwägung zu ziehen gedenkt, theurer
Graf, legt mix die Nothwendigkeit auf, Jonen meine Aus-
ſichten freimüthia auseinanderzujeßen.“

„D, das iſt ganz überflüſſig. Eduard. Ich kenne Sie
ſeit Ihren Anabenjahren und bin mehr als zufricden, _ in
nahe vexwandtſchaftliche Beziehangen zu treten.. Ich weiß
Niemanden, den ich ſo freudig als Schwiegerſohn begrüßen
würde, als Sie, mein lieber Eduard.“

OIch danke Ihnen von Herzen, die Erkläxung aber iſt
dennoͤch unerläglich. _ Zunächit aljo bin ich der Erbe des
Titels und der Schulden meines Waters. Ich ſelbſt war,
wie das Gerücht behauptete, etwas verſchwenderiſch und
meine koſſſpieligen Reilen haben meine Hilfsquellen noch
mehr erfhöpft. Das iſt die eine Seite des Bildes, Als
Geaͤenſatz zu dieſer trühſeligen Schilderung habe ich anzu-
Jühren, daß ich der Erbe meines Onkels Trewor, des
Bruders meiner Mutter, bin. Ich darf mich ſeinen aus-
geſprochenen Liebling nennen, un I0 hart und excentriſch
er iſt, ſo geizig er ſich gegen alte Welt zeigt, 10 ſparſan
er in ſeinen Lebensgewohnheiten ſt gegen mich iſt er immer
freigehig *

„20.D Trewor beſitzt ein fürſtliches Vermögen! und

Sie werden ſomit einer der reichſten Edelleute des König
reichs ſein Mit ihres Oukels Gütern und dem Vermögen
Beatrieens müſſen Sie ein ungehenres Einkommen haben
E3 iſt mein Herzenswunſch, den Reichthum der Trewor's
mit dem der Berril's vereinigt zu .{ hen “

„Wie es der meinige ijt,“ ſagte Lord Ormond mit
einer Bedeutſamkeit, die dem Grafen entging.

Wo gibt e& in ganz England eine Dame, die ſo ge-
eignet wäre Rang und Reichthum mit Würde und Anmuth
zu präfentiren, wie Lady Beatrice? Ih kenne kein
höheres Lebensziel, alS mir Ihr Fräulein Tochter zu ge-
winnen.”

Mein Einfluß wird zu Ihren Gunſten in die Waag-
ſchaale fallen.“ ; ;

Lord Ormond’3 Geficht ſteahlte vor Freude

Er wußte recht gut, daß Beatrice ihn haſſe und er ſie
nur durch ihre Zureht vor ihm gewinnen fonnte. S3 war
ihm nicht- entgangen, daß er auf eine ihm noch unerklärliche
Weije bei ſeiner jüngſten Unterredung ihre B.1Jrgniß wach
gerufen und er es nur dieſem Umitande verdankte, nicht
kurz und hochmüthig zuriücgemwiejen worden zujein. Ohne
das Wejen und den Grund ihrer Flucht zu durchſchauen
war er überzeugt, daß ſie ihn niemals aus freiem Antriebe
heirathen würde.

Das Geheimniß, das ſie umgab,
nächſtes Ziel

Vird Lady Beatriee hente Abend noch zu uns zurück-
kehren? - fragte er im Hinblick darauf.

Ich — i glaube nicht,“ ſtammelte der Graf erröthend.
„Beatrice hat ſich auf ihr Zimmer zurüdgezogen, und liebt
e8 nicht, in ihrer Abgefchiedenheit geſtört zu werden.

„Aber mir war eS, alS ob ſie verfp:ochen habe, wieder-
zufommen “ ;

„D,. das ijt etwas Anderes,” bemerkte der Graf und -
jeine Stirne erhellte ſich wieder. „Ich werde zu ihr ſchicken
und fie rufen lajfen.. Doch nein, ich werde jelbjt gehen,
* zu * Entſchuldigen Sie mich einen Augenblick,

üard“

zu löſen, war ſein

Fortſezung folgt)























 
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