hlung.
P,
us geforgt-
ſchauer.
877
S,
ier au®
Edingen-
iſen.
en.
ivn
. ungarif®
Toßayer 2
Ul
ſſſe.
jelberg,
Hen und
hte,
abtftärken,
‚ und DEl
; M, 6.50
ſter Erfaß
fundheits
öße ange
?imo
o“
ße 73
Kamineh,
ehörigen
d eflxgl Mır
ehwaaret
Formen
zum DE
d haupt-
de
—
Erſcheint taglich mi Musnahme ver Sonne unbd Feiertage
Samfags mit Unterhaltmungsbeilage, Preiß vierteljährlih .
Bl 1.20 vöne Xrägerlohn u Boßaufflag. Befellungen
_bn den Mofanfiaiten daͤ der Expebition Zwingerfiraße 7.
Knzeige-Blatt für dbie Mmisbezirle Heideldberg,
Labenburg, Weinheim, Shwebingen, Philippaburg-
Wielloch Bruchſal, Breiten, NMedargemünd, Mosbad
eberbach/ Buchen,Walbärn,L.-Bı °8h., Werkheine,
Berantworilidher Redaktenr ;
Kulins Yeder in Heidelberg.
. 171
— den 2. Muguit —
Z
Drug, Verlag u. Erpedition von Gebr. Huber
— —— ewingerſtraße 2 8. zihtt.
— —
Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
fammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſawie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
Wraße 7, entgegengenommen.
; Verlag des „FPfälzer Rote.“
D
O Voͤhet das Unfraut?
Neglectis urenda filix innascitur agris.
Auf verwahrloſtem Acker wachſen die Neſſeln.
Horaz.
Ganze Säetücher voll Unkraut ſind in den Tagen
über die Centrumswahlkreiſe hin ausgeſtreut worden
und in kohlſchwarzen Vierteln, wo es kein Menſch
vermuthet hätte, hat der ausgeflogene Giftſame da
und dort guten Nährboden gefunden und am Wahltage
rothe Blüthen emporgetrieben. Niemand wird be-
haupten, daͤß die Wahljtimmen aus der rothen Dias-
HOra alle von wetterfeſten Sozialdemokraten herſtammen!
die Mehrzahl kommt ohne Zwrifel von bloßen Mit-
laͤufern, von Gelegenheitoͤſozialdemoktaten von verhetzten
Centrumsfeinden,
Die zwar, weshalb ſie's ſind, nicht wiſſen,
Doch Dorfhunden gieich mitbellen mit den andern
(Shakespeare).
Gleichwohl wird Nemgnd leugnen können, daß
dieſes Liebäugeln mit der Sozialdemokratie die Gefahr
des vollen Abfalles und der Weiterverbreitung des
Giftes in ſich ſchließt. Aus dem kurzen Gruße und
aus der ſtillen Huldigung an der Wahlurne mag ſich
gar leicht eine langdauernde, erklärte Freundſchaft
entwickeln. Iſt einer nur einnal roth grundirt, {0
wird ſchon geforgt werden, daß auch die rothe Deck-
farbe gehörig aufgetragen wird und bald bekommt der
Augeſtrichend ſelber den Piuſel in die Hand, um
anderen zu thun, was ihm ſelbſt widerfahren. Keiner
wird mit Einem Sprunge vollkommener Sozialdemo-
in die Herzen und
Nichts wäre verhängnißvoller, als die Gefahr ge-
ring zu achten. Wenn Dir Dein Feind 10 groß wie
eine Ameije ſcheint, ſagt ein indiſches Sprichwort,
ſo rüſte Dich, als ob Du es mit einem Elephanten
zu thun hätteſt. Nur eine Traͤgheit, die ſich bereits
vollkommen blind geſchlafen hat kann die gefahrvolle
Zeitlage verkennen und entſchloſſen bleiben, den An-
{türmen der Feinde durch ein Mittagsſchläfchen auf
dem Kanapee abzuwehren.
Die legten Wahlen haben gezeigt, daß das Cen-
trum nur ein kleines Haus für feine Freunde braucht.
Wo es galt/ dem Centrum einen Sitz zu entreißen,
Liberale, Sozialdemokraten, Freiſinnige, Bauernhünd.
ler und wie ſie heißen mögen, der eigenen Zwietracht
vergeſſend, zu einem geſchlöſſenen Heerhaufen geballt
und iſt unter Einer Fahne dem Centrum entgegenge-
zogen. Die Vertreter des katholiſchen Bolkes ſtanden
faſt überall allein mit ihren Mannen im Felde. Daß
der Wahlkampf trotzdem ſo glücklich ausgefallen, ver-
danken mir nicht fremder Gnade, ſondern der
eigenen Kraft. Das treue katholiſche Volk hat
ohne fremde Söldnerſchaaren ſeine Siege er-
fochten.
Darum gilt es heute mehr als je, das katholiſche
Volk vor Lerführung zu ſchützen. Was unſerem Volle
dor allem noth thut, iſt, daß es beſſer als dies his-
her in einigen füddeuiſchen Landestheilen geſchehen,
in politiſchen Dingen geſchult werde. Unſere Leute
müſſen dort eingehender als bisher über die Beſtreb-
ungen, die Erfoige und Mißerfolge ihrex parlamen-
raͤriſchen Vertreter unterrichtet werden. Die Lügen-
artillerie der Verdächtigung und Verleumdung gegen
das Centrum war die vornehmſte Angriffswaffe unſerer
dereinigten Gegner. Ihr wird kein feſteres Bolwert
entgegengefiellt, al3 die wirtlichen Thaſachen und die
Wahrheit über die Haltung der Centrumsmanner
Die Sozialdemokratie friſtet ihr Leben auf dem Lande
hauͤptfaͤchlich von der Heuchelei, von der Kunft, ihre
Ziele zu verbergen. Wo das Volt weiß, was fie
wirklich anſtrebi, werden die rothen Hauſtrredner
ihre Lügen umfonſt auskramen. Ihre Entlarvung
iſt meiſt auch ſchon ihre Widerlegung. Hier
einer alle 6 Wochen erſcheinenden Zeitſchrift, vexan-
ſtaltet Volksverſammlungen und hat ſchon mehrere
Millionen Flugſchriften und Broſchüren ſozialpoliti-
tiſchen Inhaͤlts veriheilt. Seine Bemühungen ſind
nicht ohne Früchte geblieben. Dies hat ſich bei den
Waͤhlen in dielen Bezirken von Weſtfalen und Rhein-
land, Unterfranken und Schwaben augenfällig gezeigt
So iſt z. B. der Sieg des Centrums und der faſt
verſchwindende Zuwachs ſozialdemokratiſcher Stimmen
in Augsburg, der zweitgrößten Induſtrieſtadt in
Baiern das klägliche Ergebniß der bauernbündleriſchen
Wühlarbeit in Schwaben zum guten Theil auch dem
44 zu dauken, der dort zahlreiche Mitglieder
zählt.
Möge beſonders der Klerus für die Ausbreitung
des Voltsvereins Sorge tragen. Alle Hoffnung ohne
ernſtliche Arbeit iſt Taͤuſchung. Um Nichts iſt in der
Welt Nichts zu haben. In Zeiten außerordentlicher
Gefahr müſſen auch außerordentliche Mittel ange-
wendet werden. Es hilft nichts, mit geſchloſſenen
Augen an den großen Zeitfragen vorüberzugehen. Das
geiftliche Mancheſterthum iſt ebenſo verderblich als
wirthſchaftliche Wo der Acker nicht bebaut wird,
trägt er Neſfeln. Der Kampf ;gegen die Sozialdes
mokratie iſt nicht ein weltlicher Handel, der den Geift-
lichen Nichts angeht. Die Sozialdemokratie wurzelt
wie der Liberalismus in einer widerchriſtlichen Welt-
anſchaung; der Liberalismus iſt dex anfangende, die
Sozialdemokratie der vollendete Abfall vom Chriſten-
thum. Der Klerus iſt der geborene Lehrer und
Führer des Volkes. Wo der Lehrer ſchweigt, redet
der Irrlehrer, wo der Führer nicht warnt, folgen
die Maſſen dem Verführer. Die Glaubenstreue des
katholiſchen Volkes und der Fortbeſtand des in der
Sozialpolitik führenden Centrums iſt wichtiger als
100,000 Bajoneite; ſie werden weſentlich entſcheiden,
ob die Wirren der Gegenwart zu einem friedlichen
Ausgleiche gelangen oder zur voͤllen Verwirrung ent-
arten.
Auch dort, wohin die Sozialdemokratie noch gar
nicht oder ohue jeden Erfolg vorgedrungen iſt, müſſen
ihr die Wege verbaut werden. Wenn es bei dir nicht
brennt, dann hilf dem Nachbar löſchen. Soll es immer
ſein, wie es ein mittelalterlicher Schriftſteller (Seb.
gilt das Sprüchwort: Geivarnter Maun iſt halb
gerettet.
Die Aufklärung des Volkes über die Endziele der
aufgabe, die ſich der Volksgerein für das katholiſche
Hat nur der Fuchs die Naſe erſt hinein,
So weiß er bald den Leib auch naͤchzubringen.
Shakes peare).
Deuͤtſchland geſtellt hat. Seine ſegenzreiche Thätig.
feit iſt befannt. Er verſorgt ſeine Mitglieder mit
Braͤndt) von ſeiner Zeit beklagt:
Es greift ein Jeder mit der Hand,
Ob kalt noch ſei die Mauer und Wand
Und denkt nicht, daß er löſche aus
Das Feuer, eh's ihm kommt ins Haus.
Der Feind, der Sieg, die Niederlage: Alles iſt
— —
* Freuer Ciebe Sohn.
Koman von U KRofen.
. (NMacdhHdruk verb.)
Wenige Schritte von Lord Trewor ſtand Wig, Der
Kammerdiener und Kraukenwärter des Greifes, ein Mann
Mit Heinen und fchwarzen Augen, die Liſt und Verſchla-
genheit verriethen.
Vor vielen Jahren war er aus dem Tienſt Lord
Ormonds den des Onkels übergetreten Seinem ehe-
maligen Gebieter tren ergeben, verlor er niemalS eıne
SelegenhHeit, iHm dem Marquiz zu empfehlen, feine Vor
züge zu rühmen, und Ddas Andenken Goͤttfried Trewors
herabzujegen. . : Ö
— ®iralda warf einen ſchnelen Blik auf Herrn und
Diener, ehe e ihren Schleier zurücfhlug.
. Lord Frewor fuhr, von ihrer außergewöhnlidhen
Schönheit betroffen, überraſcht empor.
Jagte er Höflich, „Daß ich Sie ſibend empfange. Ich bin
gegenwärtig ein Martyrer der Gicht. Bitte, nehmen Sie
‘3@3(«13 Fraͤu Pump, meine Haushälterin, vergaß, mir
Shren Namen zu nennen.“
Ich heihe Giralde Arevalo,“ erwiderte hierauf Das
Nädchen erblajfjend und erröthend, als eS 1ih auf dem
von, Frau Nump neben den Herrn Marquis hingeſcho-
benen Sejjel niederließ, „und kam Ddeshalb Hierher, um
werben.“
den Marquiz
„Ich habe einige hundert Anerbietungen erhalten,
dend. „Seltfant, wie viele Leute eS giebt, Die einent alten
franfen Manne Gejelljchaft zu Leiften wünihen, doch finDd
Sie die Erite, weldhe den Lowen bei der MähHne erfaßt.
lein?
446 MAusdruck, der Giraͤldas Selbſtaefühl aufſta-
elte
Ich kann vorleſen ſingen, Klavier Ipielen, franzöfi{cdh
dentſch und ſpaniſch ſprechen und jchreiben“, ermwiderte ſie
mit ruhiger Würde, 4
„om !“ brummte der Marauis, „Sie find ganz an-
ders alz die große Zahl Ihrer Mitbewerberinnen. Sine
derjelben unterbreitet mir eine wahrhaft erjhredende Lange
Lijte von ihren Leijtungsfähigfeiten. Ibnen Allen ift eS
eine Freude Nacht für NMacht zu wachen, ohne ſch jemals
erniſidet zu fühlen, ſie nähen, {tiden, leſen, ſingen und
Ipielen, und verſtehen jich aur Krankenpflege beſſer wie
der erfahrenite Arzt und Sie liebes Rind, konnen nur
ben nicht.
Qord Trewors ſchwarze durchbringende Augen prüften
jede Linie, jeden Zug ihres Gefichtes, von deſen Sieblich-
feit und unjehuldiger Schönheit ihm nicht3 entging. Die
reine weiße Stirn, die {trahlenden Yugen, der füße, fein-
im jeiner ruhigen verjtändnikvollen Weije vom Kranken ge-
muſtert.
ſteht nun ein Flügel,
Arevalo“. . : . 7
Yuf einen Wink ſeines Herrn öffnete der Dieners das
Inſtrument.
_ wor machte feine Bemerkung zu ihrer Mulik.
in das Kaminfeuer
„Bitte lejfen Sie mir munr au etwas vor,
liehes Fräulein Arevalo“, jagte er dann nach einer Weile,
„Wig, geben Sie Her jungen Dame jenen Band von Sha-
tesſpeare?
Der Diener gehorchte.
Giralda las dann einige Seiten aus dem Sommer-
nachtstraum
Seltſam! rief der Marauis. „Ihre Stimme HNingt
mir merkwürdig vertraut und hekannt Mir iit, als hätte
ich ſie jchom irgendwo zuvor gehört. Sie Iejen gut, mein
Fräulein Wenn ich Komplimente nicht verabiheute, mürde
ich mit größerem Enthuſiasmus ſprechen. Wie viel Gehalt
verlangen Sie ?“ .
Ich bin nun auch mit dem Beſcheidenßen zufrieden“,
erwiederte hieranf Giralda mit bebender Stimme, „IH
habe die Pflicht erhalten, für mich ſelber zu {orgen, war
noch nie fort vom Elternhauſe und darf alſo nicht wagen,
ſo viel zu beanſpruchen, wie eine ältere und erfahrenere
Perſon!
„Hm! Würden Ihnen 50 Pfund bei vollkommen freier
Station genügen 2
—, SHünfzig Bfund! dieſe Summe ſhien Giralda ein
Vermögen und ſie beeilte ſich, ihre Zuſtimmung zu
geben.
Hie haben vielleicht noch Empfehlungen, mein liebes
Giralda wurde kreidebleich.
An die Nothwendigkeit von Empſehlungen hatte ſie
nicht gedacht..
Herr Marquis ſah ſie verwundert an.
„Wenn vielleicht Empfehlungen unerläßlich find, Herr
Marquis,“ ſagte Fräulein Giralda in bitterer Verzweif-
uns, „muß ich natürlich auf dieſe Stelle verzichten.
Ich weiß nun Niemand, auf den ich mich nun auch be-
Tuſen fönnte. Mein Säter iſt ein Spanier von SGeburt,
meine Mutter eine Opernſängerin. Um nın die Auf-
gabe meiner Mutter zu erleichtern, die für den Unterhalt
ihrer Familie zu jorgen gezwungen iſt, wil i fortan
/ mein Br0d ſelhſt verdienen. IO bedauere, Herr Marquis,
! Shre Beit nußlos in Anſpruch genommen zu haben und
Wwill jeht gehen.“
Fortſetzung folat)
P,
us geforgt-
ſchauer.
877
S,
ier au®
Edingen-
iſen.
en.
ivn
. ungarif®
Toßayer 2
Ul
ſſſe.
jelberg,
Hen und
hte,
abtftärken,
‚ und DEl
; M, 6.50
ſter Erfaß
fundheits
öße ange
?imo
o“
ße 73
Kamineh,
ehörigen
d eflxgl Mır
ehwaaret
Formen
zum DE
d haupt-
de
—
Erſcheint taglich mi Musnahme ver Sonne unbd Feiertage
Samfags mit Unterhaltmungsbeilage, Preiß vierteljährlih .
Bl 1.20 vöne Xrägerlohn u Boßaufflag. Befellungen
_bn den Mofanfiaiten daͤ der Expebition Zwingerfiraße 7.
Knzeige-Blatt für dbie Mmisbezirle Heideldberg,
Labenburg, Weinheim, Shwebingen, Philippaburg-
Wielloch Bruchſal, Breiten, NMedargemünd, Mosbad
eberbach/ Buchen,Walbärn,L.-Bı °8h., Werkheine,
Berantworilidher Redaktenr ;
Kulins Yeder in Heidelberg.
. 171
— den 2. Muguit —
Z
Drug, Verlag u. Erpedition von Gebr. Huber
— —— ewingerſtraße 2 8. zihtt.
— —
Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
fammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſawie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
Wraße 7, entgegengenommen.
; Verlag des „FPfälzer Rote.“
D
O Voͤhet das Unfraut?
Neglectis urenda filix innascitur agris.
Auf verwahrloſtem Acker wachſen die Neſſeln.
Horaz.
Ganze Säetücher voll Unkraut ſind in den Tagen
über die Centrumswahlkreiſe hin ausgeſtreut worden
und in kohlſchwarzen Vierteln, wo es kein Menſch
vermuthet hätte, hat der ausgeflogene Giftſame da
und dort guten Nährboden gefunden und am Wahltage
rothe Blüthen emporgetrieben. Niemand wird be-
haupten, daͤß die Wahljtimmen aus der rothen Dias-
HOra alle von wetterfeſten Sozialdemokraten herſtammen!
die Mehrzahl kommt ohne Zwrifel von bloßen Mit-
laͤufern, von Gelegenheitoͤſozialdemoktaten von verhetzten
Centrumsfeinden,
Die zwar, weshalb ſie's ſind, nicht wiſſen,
Doch Dorfhunden gieich mitbellen mit den andern
(Shakespeare).
Gleichwohl wird Nemgnd leugnen können, daß
dieſes Liebäugeln mit der Sozialdemokratie die Gefahr
des vollen Abfalles und der Weiterverbreitung des
Giftes in ſich ſchließt. Aus dem kurzen Gruße und
aus der ſtillen Huldigung an der Wahlurne mag ſich
gar leicht eine langdauernde, erklärte Freundſchaft
entwickeln. Iſt einer nur einnal roth grundirt, {0
wird ſchon geforgt werden, daß auch die rothe Deck-
farbe gehörig aufgetragen wird und bald bekommt der
Augeſtrichend ſelber den Piuſel in die Hand, um
anderen zu thun, was ihm ſelbſt widerfahren. Keiner
wird mit Einem Sprunge vollkommener Sozialdemo-
in die Herzen und
Nichts wäre verhängnißvoller, als die Gefahr ge-
ring zu achten. Wenn Dir Dein Feind 10 groß wie
eine Ameije ſcheint, ſagt ein indiſches Sprichwort,
ſo rüſte Dich, als ob Du es mit einem Elephanten
zu thun hätteſt. Nur eine Traͤgheit, die ſich bereits
vollkommen blind geſchlafen hat kann die gefahrvolle
Zeitlage verkennen und entſchloſſen bleiben, den An-
{türmen der Feinde durch ein Mittagsſchläfchen auf
dem Kanapee abzuwehren.
Die legten Wahlen haben gezeigt, daß das Cen-
trum nur ein kleines Haus für feine Freunde braucht.
Wo es galt/ dem Centrum einen Sitz zu entreißen,
Liberale, Sozialdemokraten, Freiſinnige, Bauernhünd.
ler und wie ſie heißen mögen, der eigenen Zwietracht
vergeſſend, zu einem geſchlöſſenen Heerhaufen geballt
und iſt unter Einer Fahne dem Centrum entgegenge-
zogen. Die Vertreter des katholiſchen Bolkes ſtanden
faſt überall allein mit ihren Mannen im Felde. Daß
der Wahlkampf trotzdem ſo glücklich ausgefallen, ver-
danken mir nicht fremder Gnade, ſondern der
eigenen Kraft. Das treue katholiſche Volk hat
ohne fremde Söldnerſchaaren ſeine Siege er-
fochten.
Darum gilt es heute mehr als je, das katholiſche
Volk vor Lerführung zu ſchützen. Was unſerem Volle
dor allem noth thut, iſt, daß es beſſer als dies his-
her in einigen füddeuiſchen Landestheilen geſchehen,
in politiſchen Dingen geſchult werde. Unſere Leute
müſſen dort eingehender als bisher über die Beſtreb-
ungen, die Erfoige und Mißerfolge ihrex parlamen-
raͤriſchen Vertreter unterrichtet werden. Die Lügen-
artillerie der Verdächtigung und Verleumdung gegen
das Centrum war die vornehmſte Angriffswaffe unſerer
dereinigten Gegner. Ihr wird kein feſteres Bolwert
entgegengefiellt, al3 die wirtlichen Thaſachen und die
Wahrheit über die Haltung der Centrumsmanner
Die Sozialdemokratie friſtet ihr Leben auf dem Lande
hauͤptfaͤchlich von der Heuchelei, von der Kunft, ihre
Ziele zu verbergen. Wo das Volt weiß, was fie
wirklich anſtrebi, werden die rothen Hauſtrredner
ihre Lügen umfonſt auskramen. Ihre Entlarvung
iſt meiſt auch ſchon ihre Widerlegung. Hier
einer alle 6 Wochen erſcheinenden Zeitſchrift, vexan-
ſtaltet Volksverſammlungen und hat ſchon mehrere
Millionen Flugſchriften und Broſchüren ſozialpoliti-
tiſchen Inhaͤlts veriheilt. Seine Bemühungen ſind
nicht ohne Früchte geblieben. Dies hat ſich bei den
Waͤhlen in dielen Bezirken von Weſtfalen und Rhein-
land, Unterfranken und Schwaben augenfällig gezeigt
So iſt z. B. der Sieg des Centrums und der faſt
verſchwindende Zuwachs ſozialdemokratiſcher Stimmen
in Augsburg, der zweitgrößten Induſtrieſtadt in
Baiern das klägliche Ergebniß der bauernbündleriſchen
Wühlarbeit in Schwaben zum guten Theil auch dem
44 zu dauken, der dort zahlreiche Mitglieder
zählt.
Möge beſonders der Klerus für die Ausbreitung
des Voltsvereins Sorge tragen. Alle Hoffnung ohne
ernſtliche Arbeit iſt Taͤuſchung. Um Nichts iſt in der
Welt Nichts zu haben. In Zeiten außerordentlicher
Gefahr müſſen auch außerordentliche Mittel ange-
wendet werden. Es hilft nichts, mit geſchloſſenen
Augen an den großen Zeitfragen vorüberzugehen. Das
geiftliche Mancheſterthum iſt ebenſo verderblich als
wirthſchaftliche Wo der Acker nicht bebaut wird,
trägt er Neſfeln. Der Kampf ;gegen die Sozialdes
mokratie iſt nicht ein weltlicher Handel, der den Geift-
lichen Nichts angeht. Die Sozialdemokratie wurzelt
wie der Liberalismus in einer widerchriſtlichen Welt-
anſchaung; der Liberalismus iſt dex anfangende, die
Sozialdemokratie der vollendete Abfall vom Chriſten-
thum. Der Klerus iſt der geborene Lehrer und
Führer des Volkes. Wo der Lehrer ſchweigt, redet
der Irrlehrer, wo der Führer nicht warnt, folgen
die Maſſen dem Verführer. Die Glaubenstreue des
katholiſchen Volkes und der Fortbeſtand des in der
Sozialpolitik führenden Centrums iſt wichtiger als
100,000 Bajoneite; ſie werden weſentlich entſcheiden,
ob die Wirren der Gegenwart zu einem friedlichen
Ausgleiche gelangen oder zur voͤllen Verwirrung ent-
arten.
Auch dort, wohin die Sozialdemokratie noch gar
nicht oder ohue jeden Erfolg vorgedrungen iſt, müſſen
ihr die Wege verbaut werden. Wenn es bei dir nicht
brennt, dann hilf dem Nachbar löſchen. Soll es immer
ſein, wie es ein mittelalterlicher Schriftſteller (Seb.
gilt das Sprüchwort: Geivarnter Maun iſt halb
gerettet.
Die Aufklärung des Volkes über die Endziele der
aufgabe, die ſich der Volksgerein für das katholiſche
Hat nur der Fuchs die Naſe erſt hinein,
So weiß er bald den Leib auch naͤchzubringen.
Shakes peare).
Deuͤtſchland geſtellt hat. Seine ſegenzreiche Thätig.
feit iſt befannt. Er verſorgt ſeine Mitglieder mit
Braͤndt) von ſeiner Zeit beklagt:
Es greift ein Jeder mit der Hand,
Ob kalt noch ſei die Mauer und Wand
Und denkt nicht, daß er löſche aus
Das Feuer, eh's ihm kommt ins Haus.
Der Feind, der Sieg, die Niederlage: Alles iſt
— —
* Freuer Ciebe Sohn.
Koman von U KRofen.
. (NMacdhHdruk verb.)
Wenige Schritte von Lord Trewor ſtand Wig, Der
Kammerdiener und Kraukenwärter des Greifes, ein Mann
Mit Heinen und fchwarzen Augen, die Liſt und Verſchla-
genheit verriethen.
Vor vielen Jahren war er aus dem Tienſt Lord
Ormonds den des Onkels übergetreten Seinem ehe-
maligen Gebieter tren ergeben, verlor er niemalS eıne
SelegenhHeit, iHm dem Marquiz zu empfehlen, feine Vor
züge zu rühmen, und Ddas Andenken Goͤttfried Trewors
herabzujegen. . : Ö
— ®iralda warf einen ſchnelen Blik auf Herrn und
Diener, ehe e ihren Schleier zurücfhlug.
. Lord Frewor fuhr, von ihrer außergewöhnlidhen
Schönheit betroffen, überraſcht empor.
Jagte er Höflich, „Daß ich Sie ſibend empfange. Ich bin
gegenwärtig ein Martyrer der Gicht. Bitte, nehmen Sie
‘3@3(«13 Fraͤu Pump, meine Haushälterin, vergaß, mir
Shren Namen zu nennen.“
Ich heihe Giralde Arevalo,“ erwiderte hierauf Das
Nädchen erblajfjend und erröthend, als eS 1ih auf dem
von, Frau Nump neben den Herrn Marquis hingeſcho-
benen Sejjel niederließ, „und kam Ddeshalb Hierher, um
werben.“
den Marquiz
„Ich habe einige hundert Anerbietungen erhalten,
dend. „Seltfant, wie viele Leute eS giebt, Die einent alten
franfen Manne Gejelljchaft zu Leiften wünihen, doch finDd
Sie die Erite, weldhe den Lowen bei der MähHne erfaßt.
lein?
446 MAusdruck, der Giraͤldas Selbſtaefühl aufſta-
elte
Ich kann vorleſen ſingen, Klavier Ipielen, franzöfi{cdh
dentſch und ſpaniſch ſprechen und jchreiben“, ermwiderte ſie
mit ruhiger Würde, 4
„om !“ brummte der Marauis, „Sie find ganz an-
ders alz die große Zahl Ihrer Mitbewerberinnen. Sine
derjelben unterbreitet mir eine wahrhaft erjhredende Lange
Lijte von ihren Leijtungsfähigfeiten. Ibnen Allen ift eS
eine Freude Nacht für NMacht zu wachen, ohne ſch jemals
erniſidet zu fühlen, ſie nähen, {tiden, leſen, ſingen und
Ipielen, und verſtehen jich aur Krankenpflege beſſer wie
der erfahrenite Arzt und Sie liebes Rind, konnen nur
ben nicht.
Qord Trewors ſchwarze durchbringende Augen prüften
jede Linie, jeden Zug ihres Gefichtes, von deſen Sieblich-
feit und unjehuldiger Schönheit ihm nicht3 entging. Die
reine weiße Stirn, die {trahlenden Yugen, der füße, fein-
im jeiner ruhigen verjtändnikvollen Weije vom Kranken ge-
muſtert.
ſteht nun ein Flügel,
Arevalo“. . : . 7
Yuf einen Wink ſeines Herrn öffnete der Dieners das
Inſtrument.
_ wor machte feine Bemerkung zu ihrer Mulik.
in das Kaminfeuer
„Bitte lejfen Sie mir munr au etwas vor,
liehes Fräulein Arevalo“, jagte er dann nach einer Weile,
„Wig, geben Sie Her jungen Dame jenen Band von Sha-
tesſpeare?
Der Diener gehorchte.
Giralda las dann einige Seiten aus dem Sommer-
nachtstraum
Seltſam! rief der Marauis. „Ihre Stimme HNingt
mir merkwürdig vertraut und hekannt Mir iit, als hätte
ich ſie jchom irgendwo zuvor gehört. Sie Iejen gut, mein
Fräulein Wenn ich Komplimente nicht verabiheute, mürde
ich mit größerem Enthuſiasmus ſprechen. Wie viel Gehalt
verlangen Sie ?“ .
Ich bin nun auch mit dem Beſcheidenßen zufrieden“,
erwiederte hieranf Giralda mit bebender Stimme, „IH
habe die Pflicht erhalten, für mich ſelber zu {orgen, war
noch nie fort vom Elternhauſe und darf alſo nicht wagen,
ſo viel zu beanſpruchen, wie eine ältere und erfahrenere
Perſon!
„Hm! Würden Ihnen 50 Pfund bei vollkommen freier
Station genügen 2
—, SHünfzig Bfund! dieſe Summe ſhien Giralda ein
Vermögen und ſie beeilte ſich, ihre Zuſtimmung zu
geben.
Hie haben vielleicht noch Empfehlungen, mein liebes
Giralda wurde kreidebleich.
An die Nothwendigkeit von Empſehlungen hatte ſie
nicht gedacht..
Herr Marquis ſah ſie verwundert an.
„Wenn vielleicht Empfehlungen unerläßlich find, Herr
Marquis,“ ſagte Fräulein Giralda in bitterer Verzweif-
uns, „muß ich natürlich auf dieſe Stelle verzichten.
Ich weiß nun Niemand, auf den ich mich nun auch be-
Tuſen fönnte. Mein Säter iſt ein Spanier von SGeburt,
meine Mutter eine Opernſängerin. Um nın die Auf-
gabe meiner Mutter zu erleichtern, die für den Unterhalt
ihrer Familie zu jorgen gezwungen iſt, wil i fortan
/ mein Br0d ſelhſt verdienen. IO bedauere, Herr Marquis,
! Shre Beit nußlos in Anſpruch genommen zu haben und
Wwill jeht gehen.“
Fortſetzung folat)