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Lrſcheint sAglig w Mugnahnme bar omne unb Keiertage
Samfagt mit UnterkaliungsSbeilage, Brots merteljährlig
M, 1.20 ohne Zrögerivhn u Gefanfilag. Befellungen
5ei den Voftanfakien u bei der Grhebitiun Zwingerfraße 7
— *
1 —
—— *
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4
i
;
— 4
—
4 —
ÄnzetigerDBlatt für die Amtabezirle Heibelberg,
Babdenburg, SBeinheim, Samebingen, Philippsburs
Winslogh, Bruchjal, Bretten/ NeLargemünd, Mosbach
Werbach Buchen alldarn T.-Bi ‘89., Werkheinue,
Zzulius Feder in Heidelberg.
M
Verantwortlicher Redakteur:
Druc Verlag u. Expediton von Gebr. Yuber
ın Seinelberg, Zwingerſteatze 7,
20. dihre
} Im Monat November tritt ſowohl der
deutſche Reichstag als auch der badiſche Landtag
zuſammen und ſtehen äußerſt intereſſante Verhand-
lungen in beiden geſetzgebenden Körperſchaften in
Ausficht. Wir empfehlen deshalb, unſeren „Pfälzer
Boten“, der über Alles pünttlich Bericht erſtatten
wird, für die beiden Monate November
und Dezember zu beſtellen.
Valitiſche Wochenüberfiht.
©® Heidelberg, 28. Oktober.
Die Sozialdemokraten haben der innern Politik
den Gefalleu gethan, den „trockenen Ton“, der eint-
germaßen herrſchte, etwas „munterer, zu geſtalten,
der jährliche Parteitag der Genoſſen pflegt dies
In den letzien Jahren mit rührender Stetigkeit zu
thun. Diesmal war Köln a. R. — die „Hochburg
lands — die „beglückte“ Stadt. Bebel, der „zu:
zeln“ — ſchwadronnieren,) dieſer Freund der freien
Liebe nannte die alte Kolonia: das „altheilige“ Köln,
und in ſeinem bekannten prophetiſchen Zukunftsduſel
ſah er ſchon die Zeit fommen, wo der Kölner Dom
roth „lackiert“ fei. So lange uns Herr Bebel dieſes
ab und zu bei feſtlichen Gelegenheiten uns mit rothem
bengaliſchen Lichte zu begnügen; dann ſieht man
Ver auch ſtets die Fahnen der Kirche und des
Thrones von den ſtolzen Thürmen wehen — wir
danken dafür, „lackiert? zu werden! — Doch wir
nüſſen uns mit dem Parteitage beſchäftigen. Das
Lolaͤl heißt „Karl der Große“. Als es ſeinen Namen
Thielt, träumte es nicht, daß zwiſchen ſeinen ſchweren
Steinſäulen die langen rothen Fahnen mit den mehr
deal als praktiſch gehandhabten Sprüchlein: „Frei-
Yeit, Gleichheit und Bruͤderlichkeit“, „Proletarier aller
aͤnder vereinigt euch“ uſw. noch einmal prangen
pürden. Auch blickt gleich beim Eintritt das Reiter-
ſtandbild Karls des Großen recht finſter auf die
Maulwürfe der alten Geſellſchaftsordnung. Aus der
Ausftattung des Hauſes kann man auf ſeine Bewohner
chließen: Knallrothe Tapeten wirken weniger ſchön
als „{ymbolifch“, und Plakate mit der Aufſchrift:
Man bittet, das Lokal, die Stühle und die — —
Stafer zu ſchonen!“ wirken auf ſchwache Ner-
ven nicht ſehr ermunternd. Bei einiger Phantaſie
kann man dabri an Stuhl-⸗Beine und ans Gläſer-
Werfen denken. Es hat aber bis jetzt alles gut
gegangen.
des Centrums hat recht — erheiternd gewirkt.
kaber Natur.
„Meinungverſchiedenheilen! bleiben
Um drei Punkte drehte ſich das gauze
werk der /Genoſſen!.
den „Vorivärts“, die Klage über die erfolgloſe Land⸗—
und in
Mundräder-
alleinſeligmachenden Sozialdemokratie
Beim Kaͤpitel Preſſe gaͤb e& hübſche Stellen.
nügendes Klatſchblättchen für Berlin gekennzeichnet zu
werden. Das hätte ein Ultramontaner thun ſollen.
Herr Liebknecht that noch mehr, er erklärte rundweg,
es ſeien in der ganzen großen un& ja ſtets allein
„wiſſenſchaftlich“ gebildeten ſozialdemokratiſchen Partei
abſolut keine Kräfte zu finden, die für die Redak-
Woher aber
um des Himmels willen ſoͤllen denn die ſozialdemo-
kratiſchen Präſidenten, Miniſter, kurz der ganze große
Verwaltungsrath im Zukunftsſtaate kommen?
wird ſich fiuden! würde Herr Bebel ſagen. — Weiter!
Eine „Genoſſin! verlaugte beſſere
— machie einen widerwärtigen Eindruck! Das war
kein deutſches Weib, keine züchtige Hausfrau, die des
heimiſchen Herdes waltet Das war ein
dertes Geſchoͤpf, aus dınem Sroſff gefäjmigt, von
dem der Dichter ſagt: „Da werden Weiber zu Hyaͤ—
nen und treiben mit Entſetzen Scherz.“
liche befanden ſich auf der Journaliſtenbühne.
mar es denn für dieſe „edle Frau,“
nicht fragen möchten, „was ſich ziemet“, ein Haupts
ſpaß mit ihrer zarten Stimme über die „Pfaffen“
herzufallen. — Es wird in der Gegenwart mehr und
mehr Praxis, Verbrecher und erzeutriſche Perſonen
auf ihren geiſtigen Zuſtand zu unterſuchen — wir
agitation macht den Leuten ſchwere Sorgen. Mit
heißem Bemühen“ ſuchte man nach Mittelchen, um
„Bauernfang“ zu treiben. Der rheiniſche und der
weſtfäliſche Bauer wird aufs Korn genommen. Offen-
herzig erkannten die Helden der Zukunft an, daß man
in der Sozialdemokralie bis jetzt noch nichts von der
Sprache der Bauern kenne. Das glauben wir ſchon!
Feſte Grundſätze eines geläuterten Charakters, wie
wir ſie bei unſern Bauern finden, das iſt — Dick-
ſchädeligkeit nach der ſozialdemokratiſchen, Wiſſenſchaft“
Der fromme Glaube der Väter, der den Soͤhnen
Stab und Stütze im harten Kampfe des Lebens iſt,
das iſt Dummheit. Die Heiligkeit des Eides, Fleiß,
Gatten, Eltern- und Kindesliebe — — Laͤcherlich-
keiten. Nun wohlan, ihr Univerſalretter der Menſch-
Der Bauer thut
auch ferner, was er gethan: die trotzige Fauſt zwingt
auch ferner den trotzigſten Boden und das alte treue
Herz ſendet auch ferner in Noth und Gefahr den
vertrauenden Blick zum Himmel — aber höher, als
die Spaßen denen Bebel den Himmel überlaſfen
will! Und doch, Herr Bebel — wir haben es wiſſen-
ſchaftlich und praktiſch ſtudiert — der Bauer,
den Du /aufklären! willſt, dieſer Bauer ſteht un-
endlich höher, als Deine ganze Weisheit, die Du in
Deinem Buch über die Frau — in Deiner Theorie
vom Zukunftsſtaat niedergelegt haſt. Deine Frei-
heit ift Zügelloſigkeit, Deine Gleichheit iſt Lüge
und Lüge Deine Brüderlihkeit. Quis ut
Deus? (Wer iſt wie Gott?) Ihr wollt es ſein!
Armſelige Menſchlein! Geh' zu den Bauern, du
kennſt ihn nicht, er wird es dir ſagen, daß es einen
Gott gibt, denn er erkennt ihn tagtaͤglich, und was er
erkennt, das läßt er ſich nicht wegraiſonnieren. —
In DOeſterreich Ungarn iſt die innere Politik
eine recht bewegte. Die Regierung zeigt zunächſt gegen
die Czechen eine feſte Hand und hat dem Reichsrath
eine Ausnahme⸗Verordnung für Prag vorgelegt.
Dieſe Ausnahme Verordnung wird nun naͤmentlich von
iſt faum zu denfen. Die Auflöfung des PBarlaments
iſt ziemlich beſtimmt. Der Grund zu der fcharfen
Oppoſition iſt — der von der Regierung eingebrachte
Entwurf zu einem neuen Wahlgeſetz. Die Liberalen
machen es in Oeſterreich genau ſo wie anderwärts.
Diesmal dürften ihre Herrſchgelüſte und das Pochen auf
ihre, Vorzüge auch in Oeſterreich — Schiffbruch leiden.
Italien ſteht noch unter dem Eindruck des eng-
liſchen Flottenbeſuchs, der mehr herzliche als koft-
ſpielige Kundgebungen hervorgerufen hat. Inzwiſchen
zerbricht man ſich die Köpfe darüber, ob durch Er-
höhung der Progreſſiv⸗ und Erbſchaftsſteuer wirklich
das Finanzelend des Landes aufgehoben werden
könne; es iſt zum Mindeſten ſehr fraglich. Wie
hübſch es mit dem italieniſchen Kleingeld ausſieht,
das beweiſen die PrivatePapier⸗Gelder. Zum
Beiſpiel haben die Ladeninhaber zu Mailand Scheine
* Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rojen. ;
aͤchdruck verb.)
„Bertraue Deinem Vater, liebes Kind Weißt Du
?nläft)‚ wa8 die Leute von Dir erzählen?“ fragie der Graf
er
„Wie ſollte ich?“ *
Sie flüftern ſich zu, Du ſeiſt endlich befiegt und mit
7* Ormond verlobt. Die Vermählung ſtehe in Kurzem
8 ; ;
„Ormond läßt es ſich angelegen ſein, dieſes Gerücht zu
Verbreiten.“
Aber Du gabit ihai die Berechtigung dazu. Biſt Du
nicht jeine Braut?“ -
„Nein Papa. Ich ſchlus ihn wieder und wieder
und um ihn endlich 103 zu werden, erbat ib mir
— von ihm. Ihn zu heirathen, beabſichtige ich
Ach Lind, Du haſt die Neigung für den _ unfeligen
Öottiried Trewor noch immer nicht in Dir getödtet. Er
Wt e3, Dder das Glück Deines LebenZ zerfiörte und aus dem
— Madchen ein kaltes leidenſchaftliches Weib
.
Der Graf war aufgefprungen und wanderte ruhelos
m Bimmer hin und her. In Ddiefem Augenblick blieb er
Er hatte in dem Pfeilerfpiegel ‘ eine Frauengejtalt
Fmerit, die fich im Schatten der Sammetvorhänge verbarg.
vitaunt erfannie er in der Gejtalt, Magda SFleck, die ohne
j aDnen, mie {darf der Oraf fie beobachtete, ihrer Ge-
' dleterin Zeichen gab, zu ihr zu fommen und um ihre
ggmegfiämfeit auf ſich zu lenfen, einen Brief in die
e Dob. E
Beatrice folgte verwundert den Blicken ihres Vaters
4 entdedte die Geftalt ı. die Bewegungen ihrer Dienerin.
„Komm herein, Magda“, rief ſie mit ihrer gewohnten
© [bitbeherrichung. „Du hHaft einen Brief für mich ?“
Gleichgiltigkeit und einem verabſchiedenden Kopfnicken ent-
gegennahnt.
Die Augen Magdas und Beatricenz begegneten ſich in
einem Blick, der dem argwöhniſchen Grafen bedeutſa
erſchien.
Als Beatrice die Aufſchriſt des Briefes üherflog,
ſchoß das Blut ſiedend in ihHre bleichen Wangen. Sie hatte
die Zandſchrift Giraldas erkannt. Beatrice wußte, daß
ihr Vater jede ihrer Bewegungen {tudirte.
„Sine Einladung, Beatrice ?“ fragte er.
_ „Nein einige freündſchaftliche Zeilen', erwiderte Bea-
trice, den Brief ihrer Tochter auseinanderfaltend. Im
nächſten Augenblick war ihr Vaͤter und ſein Urgwohn ver-
gefjen. Sin jeliges Lächeln umfpielte dann ihre Lippen
und ihre Augen ſtrahlten in . tiefempfundener ?reubp.
Mein Egon“, murmelte ſind. „Und beide, beide ſind in
Sicherheit.” . ; ;
„Beatrice”, rief der OGraf, welche glüclihe Wandlung
hahen dieſe Zeilen in Dir bewirkt. Dein Herz iſt aljDo
nicht todt, wie ich glaubte.“ . .
Beatrice warf nun einen Blid zum Fenſter hinaus.
Das 4 heranrollender Räder hatte ihre Neugier
erregt.
„Der Marquis von Trewor iſt eben ausgeſtiegen,
* fie. Er iſt ſchon in die Vorhalle eingetreten, mein
apa.”
Der Graf beeilte ſich ſeinem alten Freunde entgegen
zu gehen. Arm in Arm kehrte er mit denk Marquis in den
Salon zurück
Beatrice begrüßte den ſeltenen Gaſt mit könialicher
Unmuth und Würde. . ‘ ;
Lord Trewors Geſicht zeigte Spuren eines tiefen
Kummers. *
„So blühend und ſchoͤn wie immer, rief Marauis.
Die Zeit ſtreift Sie nur, um Ihnen neue Reise * ver-
hährend ſie mit uns recht hart verfährt, nicht wahr
erril?
„Und doch Haben auch Sie ſchwerez Leid erduldet
Beatrice,” fuhr der Marquis mit ungewohnter Sanftmuth
fort. Ich bedaure, Sie bei meiner letzten Anwejenheit,
in London nicht beſuchen zu koͤnnen aber die böſe Hicht zwang
nich raſch heimzukehren Jetzt bin ich vollkommen ge-
und”.
„Und was führt Sie nach der Stadt?“ fragte der
raf.
„Geſchäfte. Ich, kam zu Ihnen um mich nach einer
Schaufpielerin zu erkundigen, die mir als Gräfin Arevalo
bezeichaet wurde.“
* * iſt der Name ganz fremd,“ erklärte der Graf
erril.
Er klingt jpanijh,“ bemerkte Lady Beatrice. „Aber
?eä%nnt_ Cgit„mtr eine Schauſpielerin dieſes Namens gleich-
alls nicht.
Ich wünſchte ſie um ihrer Tochter, eines lieblichen
Lädchens willen, das ich adoptirte, aufauſuchen. Die junge
Dame hHat mein Haus verlaſſen und iſt wie ich vermuthe,
zu ihrer Mutter heimgefehrt.”
Hat ſie ſich Ihrer Güte unwürdis gezeigt? fragte
Beatrice.
O nein, tauſendmal neın. Sie iſt ein Engel. Ich
machte eine jeltjame Entdeckuns über ihre Herkunft, gerteth
darüber in Zorn und habe fie in meiner blinden Kaferei
au3 Ddem Hauſe getrieben. Aber ich muß e wieder
haben und ſollte ich den ganzen Erdenkreis nach ihr
durchſuchen
Ihre Entdeckung war zweifellos eine hoͤchſt wichtige,
wenn ſie. Ihnen die Vexanlaſſung gab, das Mädchen
ehne Weiteres zu Vverftoßen,” _ bemerkte dann Lady
— mit einem gegen die Straße gewendeten
eſicht
Das arme Mädchen konnte doch nichts für die
Schüld der Eltern und für die Schlechtigkeit des Bater3“,
ſtöhnte der alte Mann.
Gortſetzung folat.)
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M, 1.20 ohne Zrögerivhn u Gefanfilag. Befellungen
5ei den Voftanfakien u bei der Grhebitiun Zwingerfraße 7
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Babdenburg, SBeinheim, Samebingen, Philippsburs
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Werbach Buchen alldarn T.-Bi ‘89., Werkheinue,
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Verantwortlicher Redakteur:
Druc Verlag u. Expediton von Gebr. Yuber
ın Seinelberg, Zwingerſteatze 7,
20. dihre
} Im Monat November tritt ſowohl der
deutſche Reichstag als auch der badiſche Landtag
zuſammen und ſtehen äußerſt intereſſante Verhand-
lungen in beiden geſetzgebenden Körperſchaften in
Ausficht. Wir empfehlen deshalb, unſeren „Pfälzer
Boten“, der über Alles pünttlich Bericht erſtatten
wird, für die beiden Monate November
und Dezember zu beſtellen.
Valitiſche Wochenüberfiht.
©® Heidelberg, 28. Oktober.
Die Sozialdemokraten haben der innern Politik
den Gefalleu gethan, den „trockenen Ton“, der eint-
germaßen herrſchte, etwas „munterer, zu geſtalten,
der jährliche Parteitag der Genoſſen pflegt dies
In den letzien Jahren mit rührender Stetigkeit zu
thun. Diesmal war Köln a. R. — die „Hochburg
lands — die „beglückte“ Stadt. Bebel, der „zu:
zeln“ — ſchwadronnieren,) dieſer Freund der freien
Liebe nannte die alte Kolonia: das „altheilige“ Köln,
und in ſeinem bekannten prophetiſchen Zukunftsduſel
ſah er ſchon die Zeit fommen, wo der Kölner Dom
roth „lackiert“ fei. So lange uns Herr Bebel dieſes
ab und zu bei feſtlichen Gelegenheiten uns mit rothem
bengaliſchen Lichte zu begnügen; dann ſieht man
Ver auch ſtets die Fahnen der Kirche und des
Thrones von den ſtolzen Thürmen wehen — wir
danken dafür, „lackiert? zu werden! — Doch wir
nüſſen uns mit dem Parteitage beſchäftigen. Das
Lolaͤl heißt „Karl der Große“. Als es ſeinen Namen
Thielt, träumte es nicht, daß zwiſchen ſeinen ſchweren
Steinſäulen die langen rothen Fahnen mit den mehr
deal als praktiſch gehandhabten Sprüchlein: „Frei-
Yeit, Gleichheit und Bruͤderlichkeit“, „Proletarier aller
aͤnder vereinigt euch“ uſw. noch einmal prangen
pürden. Auch blickt gleich beim Eintritt das Reiter-
ſtandbild Karls des Großen recht finſter auf die
Maulwürfe der alten Geſellſchaftsordnung. Aus der
Ausftattung des Hauſes kann man auf ſeine Bewohner
chließen: Knallrothe Tapeten wirken weniger ſchön
als „{ymbolifch“, und Plakate mit der Aufſchrift:
Man bittet, das Lokal, die Stühle und die — —
Stafer zu ſchonen!“ wirken auf ſchwache Ner-
ven nicht ſehr ermunternd. Bei einiger Phantaſie
kann man dabri an Stuhl-⸗Beine und ans Gläſer-
Werfen denken. Es hat aber bis jetzt alles gut
gegangen.
des Centrums hat recht — erheiternd gewirkt.
kaber Natur.
„Meinungverſchiedenheilen! bleiben
Um drei Punkte drehte ſich das gauze
werk der /Genoſſen!.
den „Vorivärts“, die Klage über die erfolgloſe Land⸗—
und in
Mundräder-
alleinſeligmachenden Sozialdemokratie
Beim Kaͤpitel Preſſe gaͤb e& hübſche Stellen.
nügendes Klatſchblättchen für Berlin gekennzeichnet zu
werden. Das hätte ein Ultramontaner thun ſollen.
Herr Liebknecht that noch mehr, er erklärte rundweg,
es ſeien in der ganzen großen un& ja ſtets allein
„wiſſenſchaftlich“ gebildeten ſozialdemokratiſchen Partei
abſolut keine Kräfte zu finden, die für die Redak-
Woher aber
um des Himmels willen ſoͤllen denn die ſozialdemo-
kratiſchen Präſidenten, Miniſter, kurz der ganze große
Verwaltungsrath im Zukunftsſtaate kommen?
wird ſich fiuden! würde Herr Bebel ſagen. — Weiter!
Eine „Genoſſin! verlaugte beſſere
— machie einen widerwärtigen Eindruck! Das war
kein deutſches Weib, keine züchtige Hausfrau, die des
heimiſchen Herdes waltet Das war ein
dertes Geſchoͤpf, aus dınem Sroſff gefäjmigt, von
dem der Dichter ſagt: „Da werden Weiber zu Hyaͤ—
nen und treiben mit Entſetzen Scherz.“
liche befanden ſich auf der Journaliſtenbühne.
mar es denn für dieſe „edle Frau,“
nicht fragen möchten, „was ſich ziemet“, ein Haupts
ſpaß mit ihrer zarten Stimme über die „Pfaffen“
herzufallen. — Es wird in der Gegenwart mehr und
mehr Praxis, Verbrecher und erzeutriſche Perſonen
auf ihren geiſtigen Zuſtand zu unterſuchen — wir
agitation macht den Leuten ſchwere Sorgen. Mit
heißem Bemühen“ ſuchte man nach Mittelchen, um
„Bauernfang“ zu treiben. Der rheiniſche und der
weſtfäliſche Bauer wird aufs Korn genommen. Offen-
herzig erkannten die Helden der Zukunft an, daß man
in der Sozialdemokralie bis jetzt noch nichts von der
Sprache der Bauern kenne. Das glauben wir ſchon!
Feſte Grundſätze eines geläuterten Charakters, wie
wir ſie bei unſern Bauern finden, das iſt — Dick-
ſchädeligkeit nach der ſozialdemokratiſchen, Wiſſenſchaft“
Der fromme Glaube der Väter, der den Soͤhnen
Stab und Stütze im harten Kampfe des Lebens iſt,
das iſt Dummheit. Die Heiligkeit des Eides, Fleiß,
Gatten, Eltern- und Kindesliebe — — Laͤcherlich-
keiten. Nun wohlan, ihr Univerſalretter der Menſch-
Der Bauer thut
auch ferner, was er gethan: die trotzige Fauſt zwingt
auch ferner den trotzigſten Boden und das alte treue
Herz ſendet auch ferner in Noth und Gefahr den
vertrauenden Blick zum Himmel — aber höher, als
die Spaßen denen Bebel den Himmel überlaſfen
will! Und doch, Herr Bebel — wir haben es wiſſen-
ſchaftlich und praktiſch ſtudiert — der Bauer,
den Du /aufklären! willſt, dieſer Bauer ſteht un-
endlich höher, als Deine ganze Weisheit, die Du in
Deinem Buch über die Frau — in Deiner Theorie
vom Zukunftsſtaat niedergelegt haſt. Deine Frei-
heit ift Zügelloſigkeit, Deine Gleichheit iſt Lüge
und Lüge Deine Brüderlihkeit. Quis ut
Deus? (Wer iſt wie Gott?) Ihr wollt es ſein!
Armſelige Menſchlein! Geh' zu den Bauern, du
kennſt ihn nicht, er wird es dir ſagen, daß es einen
Gott gibt, denn er erkennt ihn tagtaͤglich, und was er
erkennt, das läßt er ſich nicht wegraiſonnieren. —
In DOeſterreich Ungarn iſt die innere Politik
eine recht bewegte. Die Regierung zeigt zunächſt gegen
die Czechen eine feſte Hand und hat dem Reichsrath
eine Ausnahme⸗Verordnung für Prag vorgelegt.
Dieſe Ausnahme Verordnung wird nun naͤmentlich von
iſt faum zu denfen. Die Auflöfung des PBarlaments
iſt ziemlich beſtimmt. Der Grund zu der fcharfen
Oppoſition iſt — der von der Regierung eingebrachte
Entwurf zu einem neuen Wahlgeſetz. Die Liberalen
machen es in Oeſterreich genau ſo wie anderwärts.
Diesmal dürften ihre Herrſchgelüſte und das Pochen auf
ihre, Vorzüge auch in Oeſterreich — Schiffbruch leiden.
Italien ſteht noch unter dem Eindruck des eng-
liſchen Flottenbeſuchs, der mehr herzliche als koft-
ſpielige Kundgebungen hervorgerufen hat. Inzwiſchen
zerbricht man ſich die Köpfe darüber, ob durch Er-
höhung der Progreſſiv⸗ und Erbſchaftsſteuer wirklich
das Finanzelend des Landes aufgehoben werden
könne; es iſt zum Mindeſten ſehr fraglich. Wie
hübſch es mit dem italieniſchen Kleingeld ausſieht,
das beweiſen die PrivatePapier⸗Gelder. Zum
Beiſpiel haben die Ladeninhaber zu Mailand Scheine
* Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Rojen. ;
aͤchdruck verb.)
„Bertraue Deinem Vater, liebes Kind Weißt Du
?nläft)‚ wa8 die Leute von Dir erzählen?“ fragie der Graf
er
„Wie ſollte ich?“ *
Sie flüftern ſich zu, Du ſeiſt endlich befiegt und mit
7* Ormond verlobt. Die Vermählung ſtehe in Kurzem
8 ; ;
„Ormond läßt es ſich angelegen ſein, dieſes Gerücht zu
Verbreiten.“
Aber Du gabit ihai die Berechtigung dazu. Biſt Du
nicht jeine Braut?“ -
„Nein Papa. Ich ſchlus ihn wieder und wieder
und um ihn endlich 103 zu werden, erbat ib mir
— von ihm. Ihn zu heirathen, beabſichtige ich
Ach Lind, Du haſt die Neigung für den _ unfeligen
Öottiried Trewor noch immer nicht in Dir getödtet. Er
Wt e3, Dder das Glück Deines LebenZ zerfiörte und aus dem
— Madchen ein kaltes leidenſchaftliches Weib
.
Der Graf war aufgefprungen und wanderte ruhelos
m Bimmer hin und her. In Ddiefem Augenblick blieb er
Er hatte in dem Pfeilerfpiegel ‘ eine Frauengejtalt
Fmerit, die fich im Schatten der Sammetvorhänge verbarg.
vitaunt erfannie er in der Gejtalt, Magda SFleck, die ohne
j aDnen, mie {darf der Oraf fie beobachtete, ihrer Ge-
' dleterin Zeichen gab, zu ihr zu fommen und um ihre
ggmegfiämfeit auf ſich zu lenfen, einen Brief in die
e Dob. E
Beatrice folgte verwundert den Blicken ihres Vaters
4 entdedte die Geftalt ı. die Bewegungen ihrer Dienerin.
„Komm herein, Magda“, rief ſie mit ihrer gewohnten
© [bitbeherrichung. „Du hHaft einen Brief für mich ?“
Gleichgiltigkeit und einem verabſchiedenden Kopfnicken ent-
gegennahnt.
Die Augen Magdas und Beatricenz begegneten ſich in
einem Blick, der dem argwöhniſchen Grafen bedeutſa
erſchien.
Als Beatrice die Aufſchriſt des Briefes üherflog,
ſchoß das Blut ſiedend in ihHre bleichen Wangen. Sie hatte
die Zandſchrift Giraldas erkannt. Beatrice wußte, daß
ihr Vater jede ihrer Bewegungen {tudirte.
„Sine Einladung, Beatrice ?“ fragte er.
_ „Nein einige freündſchaftliche Zeilen', erwiderte Bea-
trice, den Brief ihrer Tochter auseinanderfaltend. Im
nächſten Augenblick war ihr Vaͤter und ſein Urgwohn ver-
gefjen. Sin jeliges Lächeln umfpielte dann ihre Lippen
und ihre Augen ſtrahlten in . tiefempfundener ?reubp.
Mein Egon“, murmelte ſind. „Und beide, beide ſind in
Sicherheit.” . ; ;
„Beatrice”, rief der OGraf, welche glüclihe Wandlung
hahen dieſe Zeilen in Dir bewirkt. Dein Herz iſt aljDo
nicht todt, wie ich glaubte.“ . .
Beatrice warf nun einen Blid zum Fenſter hinaus.
Das 4 heranrollender Räder hatte ihre Neugier
erregt.
„Der Marquis von Trewor iſt eben ausgeſtiegen,
* fie. Er iſt ſchon in die Vorhalle eingetreten, mein
apa.”
Der Graf beeilte ſich ſeinem alten Freunde entgegen
zu gehen. Arm in Arm kehrte er mit denk Marquis in den
Salon zurück
Beatrice begrüßte den ſeltenen Gaſt mit könialicher
Unmuth und Würde. . ‘ ;
Lord Trewors Geſicht zeigte Spuren eines tiefen
Kummers. *
„So blühend und ſchoͤn wie immer, rief Marauis.
Die Zeit ſtreift Sie nur, um Ihnen neue Reise * ver-
hährend ſie mit uns recht hart verfährt, nicht wahr
erril?
„Und doch Haben auch Sie ſchwerez Leid erduldet
Beatrice,” fuhr der Marquis mit ungewohnter Sanftmuth
fort. Ich bedaure, Sie bei meiner letzten Anwejenheit,
in London nicht beſuchen zu koͤnnen aber die böſe Hicht zwang
nich raſch heimzukehren Jetzt bin ich vollkommen ge-
und”.
„Und was führt Sie nach der Stadt?“ fragte der
raf.
„Geſchäfte. Ich, kam zu Ihnen um mich nach einer
Schaufpielerin zu erkundigen, die mir als Gräfin Arevalo
bezeichaet wurde.“
* * iſt der Name ganz fremd,“ erklärte der Graf
erril.
Er klingt jpanijh,“ bemerkte Lady Beatrice. „Aber
?eä%nnt_ Cgit„mtr eine Schauſpielerin dieſes Namens gleich-
alls nicht.
Ich wünſchte ſie um ihrer Tochter, eines lieblichen
Lädchens willen, das ich adoptirte, aufauſuchen. Die junge
Dame hHat mein Haus verlaſſen und iſt wie ich vermuthe,
zu ihrer Mutter heimgefehrt.”
Hat ſie ſich Ihrer Güte unwürdis gezeigt? fragte
Beatrice.
O nein, tauſendmal neın. Sie iſt ein Engel. Ich
machte eine jeltjame Entdeckuns über ihre Herkunft, gerteth
darüber in Zorn und habe fie in meiner blinden Kaferei
au3 Ddem Hauſe getrieben. Aber ich muß e wieder
haben und ſollte ich den ganzen Erdenkreis nach ihr
durchſuchen
Ihre Entdeckung war zweifellos eine hoͤchſt wichtige,
wenn ſie. Ihnen die Vexanlaſſung gab, das Mädchen
ehne Weiteres zu Vverftoßen,” _ bemerkte dann Lady
— mit einem gegen die Straße gewendeten
eſicht
Das arme Mädchen konnte doch nichts für die
Schüld der Eltern und für die Schlechtigkeit des Bater3“,
ſtöhnte der alte Mann.
Gortſetzung folat.)