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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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amftagS miit UnterHaltungSheiiage, Brets vierteljährlich
1.20 odne Krägerlohn u. Boßanfichlag. Befellungen

m e den Boßfanfalten m. bei der Gxpeditton Zwingerfiraße 7,





für Sadt




AnzeigesBlatt ür vie Awtebezirle Heidelberg,
Babenburg, Meinheim, Sdhwebingen, Philippzbhurg,
Miesloch, Bruchſal/ Bretten, NeIargemänd, ‚Mosbad
Werboch. Kucher Walbärn,&.-Bı 8h.,, Werkheimae,















Verantwortlicher Redakteur :
Julius Jeder in Heidelberg.

&. 207




Druc Berlag x CSrpebition von Sebr, huber
a Heidelberg, Zwingerürabe 7,



20. Sabrg.





— —





Beſtellungen
8 den „Pfaͤlzer Boten“ werden fortwährend bei
rnttlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
Totie in unfjerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße?, entgegengenommen.

verlag des „Pfälzer Rote.“-

— —

haliiſche Wochenüberlicht.
® Heidelberg, 11. September.

; Unjer Laiſer und ſeine hohe Gemahlin weilten
n ber—ngrf{ofienen Berichtswoche am Rhein und in
Rbeinianden. Zunächſt in Koblenz, wo ein glän-
dender Empfang und eine begeiſterte Aufnahme des
Serricherpaares der Welt hewie8, daß das kathol.

muämlanb ebenſo königstreu geſinnt iſt, wie es ſein



ländern jübermittelt. Auch in Trier und in den

CichSlanden, wo die Kaiferparade außergewoͤhnlich
verlief, war der Empfang begeiſtert. Die Kai-
* beſuchie dann noch Köln, nahin den hohen Dorı,
1 St. Gereonskirche und die Kirche von St Martin

$
j
1



viele

Hoſpitäler. Die hohe Dame wird gewiß dem


ülten Sürzenich beim Feſtfruͤhſtück an der Seite Ihrer
Qjeftät, und vom Dome herab winkten die deutſchen,


hinaus. Möge es ein Zeichen ſein des baldigen
Aizen Friedens zwiſchen Staat und Kirche. — In
n Reichslanden und ganz beſonders in Netz wurde
Kaiſer von der Einwohnerſchaft ſtürmiſch begrüßt.
Aentnimmt daraus den Beweis, daß die Aus{öhnung
— beſtehenden Zuſtand auch in Lothringen Fort-
4 gemacht hat. Hoffentlich werden die Kaiſertage
Ür die Reichslande gute Folgen haben, befondels was
endliche Abſchaffung der ungerechten Ausnahme-
anbelangt. Sehr erfreut zeigte ſich der Kaiſer
b die im Programm nicht vorgeſehene Anſprache
* Biſchofs Fieck von Mes. Der Biſchof betonte
Einer in deutſcher Sprache gehaltenen Anſprache
&udic der Kaiſer möge rücht zu viel Gewicht


auf die Mittheilungen auswärtiger Zeitungen legen,
die ſich bemühten, den katholiſchen Klerus als deutſch-
feindlich zu verdaͤchtigen. Derfelbe ſei durch und durch
conſervativ und eifrig bemüht, jene verderblichen Lehren,
welche die menſchliche Geſelſchaft untergraben. und
Genußſucht und Zügelloſigkeit durch Pflege der Reli-
gion vom Volke fern zu halien. Er erwähnte dann,
daß der Papſt ihm mitgetheilt habe, dies ſei auch der
der Gegenſtand des Geſpräches geweſen, das der
Kaifer kürzlich mit dem hl. Vater gehabt habe. Der
Kaiſer dankte für die Begrüßung und fügte hinzu,
er habe Nachrichten vom hl. Vater, daß dieſer wohl
und mit einer Arbeit über die ſoziale Frage beſchäf-
tigt ſei.

In der inneren Politik iſt alles ſehr ruhig.
Fürſt Bismarck ſoll in Kiſſingen auch ſehr ruhig
geworden ſein; man ſpricht von einem Unwohlſein
und allgemeiner Schwäche Trotzdem er ein alter
Herr iſt, glauben wir, daß er ſich bald wieder erholt
haben wird; e& werden die Folgen ſeiner freundlichen
„Rederites ſein.

Graf Caprivi iſt noch nicht in die Ferien ge-
gangen, dafür aber ſitzt der einflußreichte Mann des
Reiches in Holland am Seegeſtade und hält noch
immer Steuerkonferenzen mit den Wellen ab. „Es
iſt der Fluch des ewigen Heervermehren's, daß es
fortzeugend Steuern muß gebären!“ Und Herr
Miquel iſt der Mann dazu; beſonders wenn er yinhe
hat. Bald iſt er maͤchtiger, als jemals Fürſt Bis-
marck war Das Geld regirt die Welt und Herr
Möge der neue
Weltbeherrſcher gnädig an unſeren Steuergroſchen
vorübergehen; wenigſtens nichts mehr „losmachen“,
als unbedingt nöthig iſt, ſonſt iſt am Ende gar nichts
mehr los, als das was wir ſchon los ſind.

Mannes, der in der Geſchichte gewiß ſeinen Platz
finden wird. Schon oft verſchollen, ſchon oft todt
geſagt und immer wieder erſtanden, kann man auch
jetzt den Zweifel nicht vollſtändig bannen; aber die
Nachricht iſt diesmal ſo beſtimmt, daß ein Zweifel
kaum noch denkbar ift. Emin Paſcha iſt wirklich
todt. Ein aus Udjyje zurückgekehrter Miſſionar gab
die ausführliche Schilderung der Ermordung Emin
Paſchas. Dort ſoll ein Schreiben eingetroffen ſein,
was mit Emins Sachen geſchehn ſolle. Emin wäre
bei dem Häuptling Seyd ben Abed eingetroffen. Ein


den Worten: „Ihr ſeid Emin, der einen Araber am
Viktoria Nyanza tödtete,“ den Kopf abgehauen. Wenn


tödtet worden wären, könnte man faſt an Blutrache
glauben. Abſonderlich iſt es, daß die Araber die
Getödteten aufgefreſſen haben ſollen. Wie immer
mit den Nachrichten aus Afrika, iſt auch an dieſem
Berichte noch Vieles unklar und dunkel, was wohl



tariſche Seſſion. Der letzte Reichstag ſpannte uns
wochenlang auf die Folter mit der Heeresvorlage, und
anderes kounte kaum verhandelt werden. Der kom-
mende Reichstag wird e& mit der Steuer ebenſo
machen, und unſer Schmerzenskind, die ſoziale Frage
Gandwerkerfrage, Hebung des Mittelſtandes u. a, m.),
wird wieder hübſch warten müſſen, bis Herr Mi-
quel erſt ſein einnehmendes Weſen völlig beruhigt
haben wird, und das wird Geduld und — Geld —
loſten. Inzwiſchen iſt die Wein⸗ und Tabakſteuer-
Konferenz ſchon zuſammengetreten. — Herr Miquel
reitet ſchnell!

Tief berührt find wir Deutſche alle durch eine
Nachricht aus der Ferne. Es iſt der Tod eines


Belgien hat nun ſeine neue Verfaſſung fix und
fertig, und man ſollte glauben, mun wäre eitel Freude
im Lande, es müßte etwas ganz hervorragendes ge-
worden ſein, was ſo ungehkuer lange gedauert hat.
Nichts von alledem; es iſt ſo gut wie keiner zufrieden,
und kein Wunder wäre es, wenn bald die „Reviſion“
wieder auf's neue losging.

Frankreich hat ſeine Wahlen hinter ſich. Alle
die Aufregungen ſind vorbei. Einihe Panamamänner
ſind durch Volkswillen gründlich heimgeführt worden.
Floquet wurde mit Schimpf und Schande aus einer
Wahlverſammlung, die er „begeiſtern“ wollte, hinaus-
gewimmelt. Auch Clemenceau iſt gegangen worden;
aber was hilft das alles, Banama hat doch geſiegt.
Die neue Republik zählt nunmehr 409 Republikaner
Die Sozialiſten und ſozialiſtiſchen
Radikalen 79, die Beigeiretenen (Monarchiſten und
Katholiken) 29, und die Konſervativen endlich 64
Sitze Jetzt kann wieder weiter „gepanamat“ werden!
— Nach all den Aufregungen der Wahl kommt nun
am 13. September für die guten Franzoſen ein
Freudentag erſten Ranges. Das ruſſiſche Geſchwader
foll denn doch endlich nach Toulon kommen Das
wird ein Jubel werden; und erſt die Reden, die üb-
lichen ſchwungvollen Liebesſeufzer des einigen Braut-
paares. Wir freuen uns ſchon jetzt darauf:
Republika-Präſident und AlleinhHerr-
ſcher! — Wir wollen die Herren nicht ſtören.

In der freien Schweiz ſcheint man langſam wirk-

























6 *
Treuer Siebe Sohn.
Roman von U. Roſen.
Nachdruck verb.)

VWir werden gegen Mittag unſere Reife antreten,


W, Werden eine angeneHme Fahrt haben. Du fehft ein
bleich auS, jeit mwir nach der Stadt fkamen. Die
‘d)eog‘mb[uft jehlte Dir, mein Engel.“ ; ;
unf SC werde au in der That froh ſein, wieder in
ſchonen Bark zu Trewor luſtwandeln zu können“

ÜWerte Giralda mit, einem letjen Seufzer, der den Ge-

gä’ä? im Birkenhain galt, bei denen ihre Gedanken geweilt

Auch für Sie Herr Mylord, wird es draußen beſſer

ſein.
vuenne mich nicht Mylord“, Lächelte der Marquis.
bift richt mehr meine bezahlte Borlejerin, fondern
unime Adoptivtochter. Du ftehit ich habe Die Bezeichnung
4 Vermwandtichaftagrades geändert. € maͤcht mir
— Veranügen, von Dir als Onkel genannt zu
daneWie Sie mwünfhen Ontelden. Wenn Sie nichts
hege‚gen Haben, wil ich gehen, mich für die Reiſe vorzu-
Vir haben nur noch eine Stunde Zeit“, rief
4 ſich erhebend und den Greis umarmend. und
{ Sl‘l 8 ä i
ſchlin er nächſten Minute war ſie aus dem Zimmer ge
Die Heimfahrt verlief ereignislos. |
Ciati e Tag ging zu Ende als die Reiſenden bei der
mu“bwn Trewor ausitiegen. Die tIrüben grauen Wolken
* ©N von dem wilden Märzflurm über den Horizont ge-
æ* die Die Felſenſpitzen raaten in grimmiger Zerklüftung
orben da.
Her Die alte ichwerfällige Schloßkutihe wartete auf ihren
äenbm' und der Marquis, auf Wis geitüßt, liez ſich äch-
* Giralda folgte ihHm und rafjelnd be-

4 und das Dorf Iag wie verloren unND ausge-
a

Hineinheben.
egte ſich der Magen über die Yolprige Straße,

u HSO habe mehrere meiner ehemaligen Diener, welche
bisher befchäftigungsIo3 waren, wteder bei mir angeftellt“,
bemerkte hierauf Lord Trewor „IM beabfichtige nun
zu meinen früheren Gewohnheiten wieder zurückzukehren,
7 das Leben im Schloß behaglicher und reicher zu ge-

alten.“

Als der Wagen mühjanı den hügligen Dorfweg in die
Höhe klimmte, ſchauten ihm neugierige Augen aus den
freundlichen weißen Hütten nach. Die Schatten des Abends
verb argen die Klippen und AUbgründe, an denen die ermü-
deten Keiſenden vorliberflamen und Die Lichter, die von
dem Gipfel des Berges in die Tiefe ſchimmerten, dienten
dem Kutſcher zum Wegweiſer.
Setzt ſind wir hald zu Haufe“, rief der Marauis.
„Ich hoͤre ſchon das Knarren der Thorflügel, die zu un-
ferem Empfang geöffnet werden.“ .

Nach wenigen Minuten hielt der Wagen vor dem
hoͤhen/ wappengeſchmückten, hellerleuchtenden Portal. Zu
Giraldas Verwunderung waren in der gewölbten Vorhalle
eine Anzahl in grau und goldener Livree gekleidete Diener
verjammelt. Neben Fran Pump, die in raſchelndem
Seidenanzuge ſtrahlenden Geſichtes daſtand, hielt ſich der
wieder in ſein Amt eingeführte Haushofmeiſter ein kleines
und pomphaltes Männchen das an die Gröke und Herr-
der Treworſchen Familie wie an ein Evangelium
glaubte

Die eichengetäfelte Vorhalle war mit Guirlanden von
Hmmergräün und Tannenzweigen feſtlich umrankt Eritaunt
über das unerwartete Schaufpiel, Ddas ſich ihr bot, nä-
herte ſich Giralda dem Marquis, der ihren Urm in den
jeinigen zog und ſie auf ſeinen mit goldenem Knopf ge-
zierten Stock gelehnt, lächelnd vorwärts führte
—. „So ſeid Ihr alle wieder in meine Dienſte zurückge-
kehrt!, nidte er den ſich ehrerbietig verneigenden Leuten
zu. Ich freue mich, Euch wieder um mich zu jehen und
wünſche, daß She AlleS wieder in der alten Weiſe ein-
richtet! Meine Nichte, Fräulein Arevalo, die jetzt an der
Spige meines Haushaltes ſteht, iſt die Herrin, an die Ihr
Euch jederzeit zu wenden hHabt ”

Nachdem dieſe Vorſtellung vorüber war, geleitete der

Marquis das junge Maädchen in den großen Salon, den
Giralda bisher noch nicht geſehen hHatte. Von der reich-
4 Eichendecke blikgte ein Kryſtallkronleuchter nieder,
deſſen vrismengeſchmückte Arme einen Wald von Wachs-
kerzen trugen, die den weiten Raum mit einem Meer von
Licht überflutheten. Goldgeſtickte Vorhänge von karmoifin-
rothem Sammet verhüllten die Fenſter In dem von ver-
goldeten Arabesken umrahmten {hwarzen Marmorkamin
loderte ein helles Jeuer, das ſeine röthlichen Strahlen in
dem weißſchimmernden goldumrandeten die Sammetpolſter
der verſchiedengeſtaltigen Seſſel und Sophas tragenden
Schnitzwerkes wiederſpiegelte.

Der Gegenſatz zwiſchen dem gegenwärtigen Glanz und
dem früheren Verfall war ſo außerordentlih, daß Giral-
das Herz ſich von der wohlthuenden Veränderung bis in
das Innerſte erwärmt fühlte Ein heiteres Lächeln MNog
über ihre Züge und verſcheuchte den Ausdruck der Müdis-
keit der ſich darin feſtzuſetzen begonnen hHatte Auch der
Marquis ſchien von dem ſreundlichen Anblick angenehm
herührt und überraſcht, obwohl die Ummwandlung auf ſeine
Anordnung geſchehen war

Kaum hatten die Heimgekehrten eine halbe Stunde
ausgeruht, als Frau Pump erſchien um zu melden, das
Abendeſſen werde ſehr bald bereit ſein. Von der würdigen
—44 — begleitet, 30g ſich Giralda auf ihr Zimmer
zurück
WGeſtatten Sie mir, Ihnen heute behilflich zu Jein“,
bat Frau Pump dringend. Was fagen Sie nur, welche
Wendung jeßt Alles bei uns genommen hat? Ach und das
iſt einzig Shr Werk gnädiges Fräulein. Ich wußte eS,
als ich Sie in das Haus fommen ſah daß Sie uns Glück
bringen würden. Die alten Zeiten kehren wieder und der
Herr Marguis wird ſich nicht Länger wie ein menſchen
Beuer Einſiedler von aller Welt abſchließen! Ach daßich
dieſen Tag noch erleben durfte!” fuhr die gute Ulte zwi-
ſchen Weinen und Lachen fort. „Und Sie ſind die Achte
des anädigen Herrn? JIa, das erflärt Ihre Nehnlichkeit
mit den Zremor3, die mir und den Nebrigen ſogleich aufe
gefallen iſt.“

(Bortlegun: fo7gt.)


 
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