ehlul
enſt an-
OII.
tens heſoch,
gs.
Fier a
Edingen
eifen.
SOII.
—
Vortalh f
2
gfriſt.
ſſer wer?
altbart!
leuerfrt
haft u09
Erfheint taalta il Anuznabme der Gonns ur Seiertage
Bamfags mit Unterbaltungsbeilage, Breis vierteljährlic
E 1,20 o8me Zrägerfoin n Bonanfidlag. Sefellungen
für
Kuzeiger-Siatt für bie Amtöbezizie Heidelberg,
Sabenburg, Weinheim, Sewebingen, Philippsburg,
Wiehloch, Bruchlal, Bretten, Ne Targemünd, Mosbadı
_ 56i dem Voßtanflallen m. bei der Gxpebition Zwingerüraße 7. gherbach Suchen Wallbärn,Z.-Bı : ‘89., Werkheimse,
dir, 169 | _ ufuß Seder 1n ⏑ Seidelberg, Donnerftag, den 27. Iuli 1893. }@‘?;'%éäif%%äfä:ä‘;”ä:;’ää‘ä‘ä?“"" A. Jadrg.
— f 2 2 — —
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
traße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°°
$} Der RKeichs⸗Vundetdoktot.
Ddie Migquel’jden Steuer Reformen hHaben den
Schelm im Nacken. Erſtens kommt immer ein Plus
ung der politiſchen Rechte des Volkes
eine Einkommenſteuerſchraube, die gleich 40 Millionen
Nark mehHr ergab. Viel mehr, als man amtlicher-
Eits erwariet haͤben wollte. Vertrauensſelige Leute
Dachten fchon, e& werde nun die Ermaßiguͤng des
Einkommenſtruertarifs für das Arbeitsgeinfommen ein-
Ieten können Aber dieſe Rechnung mar ohne den
Rirth gemacht. Herr Miquel wußte e& ſo zu drehen,
daß im zweilen Theil der Reform das Arbeitsein-
Iommen feine ganze Belaftung behielt und ihm noch
die hubſche Vermoͤgensſteuer bejcheert wurde.. Freis
Gebäude⸗ und Gewerbeſt er eingeftellt ; aber er hat für
inen ſehr reichlich bemeſſenen Erſatz geſorgt,
odaß die Staatskaſſe auch jetzt ſchon ein feines Ge-
Ausſichten, die ihr die handliche Schraube der Ver-
mögensausſteuer bietet.
rechtereform ſind wir betrogen morden. Herr Miquel
gehört freilich nicht zu den Conſervatiben die das
bkommen mit dem Centrum ſchnöde brechen mußten.
Aber es Hat auch kein Menſch eiwas davon vernom-
Men, daß er zur Vertheidigung der von den National-
rathenen und vom Miniſterpräſidenten mit Grazie
preiegegebenen Regierungsvorlage die Hand gerührt
gtte. Er hatte ſein Steuerpläne durchgebracht, das
Uebrige war ihm „Wurft“. ;
detzt kündigt er ſeine „Steuerreform“ für das
Keich an. Was ift jein Ziel? MNicht die Entlaftung
dern die Schaffung von EinnahHmen auf V or-
rath — eine rieſige Plusmacherei für die Reichs-
kaſſe. 60 Millionen brauchen wir zur Zeit Schön,
ſagt Herr Miquel, machen wir eine „HKeform“ da-
raus, die uns das Doppelte und noch mehr ein-
briugt.
nebenbei eine wichlige Garaͤntie für die Gerechtſame
der Einzelſtaaten und das wichtigſte Stück vom
Budgetrecht der Volkgvertretung. Dieſe Bedenken
ſtören aber Herrn Miquel's Reform-Eifer nicht.
Mit Speck fängt man Maͤuſe und einzelſtaatliche
Finanzminiſter mit der Ausſicht auf Gewinn-
antheil.
Die Offiziöſen des Herrn Miquel — er hat deren
mehr und beſſere, als Graf Caprivi — ſetzen mit
rührender Beredtſamkeit den Finanzleitern der Einzel-
ſtaaten auseinander, was ſie jetzt für ein jämmerliches
Daſein führen bei den ſtets wachſenden Matrikular-
beiträgen, und wie gut ſie e& haben könnten, wenn
man die Abrechnung mit dem Reich „fixitte“, ſo daß
ſie jedes Jahr vergniügt ihre Reichsrente einſtreichen
fönnen und ſich um die künftigen Mehrausgaben des
Reiches gar keine Sorgen zu machen brauchten.
Werden die „Bundesregierungen“ auf den Köter an-
beißen? Wie fürchten das Schlimmſte.
„Wir ſtimmen zu, wenn nur nicht die Koſten aus
der Taſche der Einzelſtaaten kommen follen!“ Das
war bekanntlich die Blüthe der Weisheit und Tapfer-
keit der Bundẽsſtaaten, als im vorigen Herbſt über
die coloſſale Steigerung der Militärlaſten berathen
wurde. Welche „berbündete Regierung“ wird denn
ſo verwegen ſein, eine Militärforderung zu kritiſiren
; ader gar zu bekämpfen? Das koͤnnte ja übel ver-
merkt werden und den Schuldiger gelegentlich ſauer
aufſtoßen. Mögen ſie in Berlin ſo viele neue
Rekruten einziehen und ſo viele neue indirekten Steu-
ern machen, als ſie wollen; wenn nur unſer Staats-
haushalt ungeſtoͤrt bleibt, ſchreien wir Ia und
Hurrah!
Solche „verbündeten Regierungen“ ſind reif
für Miquel'ſche „Reformen“. Was ſie in dieſem
Einzelfall ſich ausgemacht hatten, bietet ihnen Herr
Miquel für alle Zukunftsfälle. Es ſoll Grund- und
Rechtslatz werden daß das Reich alle ſeine Be-
dürfniſſe aus dem ihm vorbehaltenen Steuerſortiment
deckt, oͤhne einen Heiler aus Bundeskaſſen zu bean-
ſpruchen. Iſt das nicht verlockend für den Staats-
kaſſenpatriotismus der „verbündeten Regierungen?“
ſogar eine Rente in Ausſicht ſtellt, die mehr beträgt,
als ihnen augenblicklich vom Reich zufließt?
Die Kehrfeite der Reformmedaille iſt freilich die:
Wer nicht mehr mitzahlt, hat nix tau ſeggen. Wenn
nun neue Militär- oder Marineforderungen aus der
Erde ſchießen und es dämmert einmal dem einen
oder dem andern Bundesrathsniitgliede die Erkennt-
niß, daß es ſo doch nicht weiter gehenkönne — dann
wird man ihm ſchnell den Mund ſchließen mit der
Bemerlung: „Was geht das euch an? Ihr braucht
ja nichts zu leiſten. Verzehrt in Ruhe eure Reichs-
penſionen und miſcht euch nicht in Dinge, die nur
die „Reichsregierung! und den Reichstag angehen.“
Der Bundesrath wird thatſächlich zum fünften Rad
am Reichswagen, wenn man feine Mitglieder durch
Beſeitigung der Matrikularbeiträge aus der Geſchäfts-
betheiligung entläßt.
Und der Reichstag? Vor dem ſcheint Herr
Miquel verzweifelt wenig Reſpekt zu haben, was nach
den jüngſten Erfahrungen ja etwas begreiflich iſt.
Er traut ſich wohl zu, die Polen, die Rickert'ſchen u.
die Antiſemiten ebenſo gut, wie Caprivi, kirre ma-
chen zu können.
Wir hoffen, daß er ſich diesmal verrechnet. Er
überſieht, daß ſeine Reichsſteuerreform des großen
Zugmittels entbehrt, das die preußiſche Reform heraus-
geriſſen hat. Die Beſeitigung der Realſteuern —
das war eine große Errungenſchaft, die auch ſonſt
nüchterne Leute begeiſtern fonnte. Im Reiche aber
kann er den Volksdertretern nichts Aehuliches bieten.
Nur neue Laſten für das Volk, nichts weiter.. Daß
die Tabakfabrikatſteuer an ſich etwas Reizendes hätte
will uns noch nicht einleuchten. Zudem iſt es mit
dak, Steuern auf Vorrath
gemacht, ſchon jetzt die Deckung für Künftige neue
Militärforderungen vorgeſorgt werden ſoll. Ver-
loͤckend iſt die Sache nur für die Centraliften ; denn
die Aufhebung der Clauſel Franckenſtein iſt ein tüch-
tiger Schritt vorwärts auf der Bahn der einheits-
ſtaatlichen Entwicklung
Ob der biedere Wähler, der in harmloſem Ver-
trauen für den Bund dır Landwirthe, die Poͤlen, die
Antiſemiten oder die Rickert'ſchen geſtimmt hat, nicht
bald mit Schtecken erkennt, auf welche abſchüſſige
Bahn er in ſeinem Underſtand das Reich hat ſchieben
helfen? Noch iſt es Zeit, den Fehler, wenigſtens
theilweiſe, gut zu machen.
Es gibt nur eine Steuerreform, die uns Noth
thut: Stillſtand in den Ausgaben. Die
maßloſe Ausgabenſteigerung iſt die Wurzel des Uebels,
—
24 5 7
Treuer iebe Lohn.
Roman von Roſen.
(Nachdruck verb.)
t „Das Zurückziehen in Deine Gemächer, das ich ſo oft
als mürrijche Laune beklagte, war ner der täuſchende Bor-
wand für Deine Entjernung dus dem Vaterhyauje. Wäh-
rend ich in Dir das Opfer einer erniedrigenden Gewohn-
Deit vermuthete — idh bdachte an Wein oder Opium —
Warit Du ausgeflogen, ich weiß nicht wohin und nicht mit
— Geheimniß iſt beängitigend, i{t |Ömacdhvoll,
% „O Bapa, verkette das Wort Schmach nicht mit dem
amen Deiner Tochter“, bat Beatrice mit brennender
angen und bligenden Augen.
Vas aber foll ich fonit denken?“
* war niemals ein Vaͤter der ſeine Gefühle zur Schau
4 Beatrice, doch habe ich Dich geliebt, wiẽ Wwenige
äter ihre Rinder lieben. Leider verftand ich es nicht,
; ein Vertrauen zu ſchenken. Du verlorft Deine Mutter
8* ‚Dann kam die graufame Leftion, die jener Schurke
* Trewor Dich lehrte, defjen Aſche ich noch ver-
chen möchte, wenn ich auf Dih jehe. Haſt Du_ kein
?3??&‚ Beatrice? Berührt meine Angit, meine bange Sorge
eine Saite in Deiner Seele? Ich bitte zu Gott, daß wenn
; u Dich jemal8 verbeiratheſt und Dir Kinder geboren
%%rtg;r}‚ ſollten, ſie Dich inniger liebten, wie Du Deinen
8 Deatrice wandte ihr Geſicht von dem thränenvo llen
—— alten Mannes ab, der ſo ſtreng mit ihr ins Ge-
& na.
2 „Papa?, ſagte ſie mit janfter, weichex Stimme, „Wwie
©1 jelbit befennit, verrietheſt Du Deine Gefühle für mich
Memals, Du haͤtteft nie eine Liebfojfung, ein Wort der
Bürtlichteit für mih ch wußte, daß Dir {tolz auf mich
Warelt, nicht, daß ich Dir theuer jei; ich, Papa, ich; liebte
dich von ganzem Herzen, liehe Dich noch innig und zärt-
lid, aber die Angelegenheit, die Du eben erwähnteit, ſcheint
meine Natur unmgemwandelt zu hHaben. Mit Deiner Ein-
willigung hatte ich mich mit Gottfried Trewor, dem Ideal
meiner Zräume, dem Geliebten meiner Seele verloht. Du
wünſchteſt vor allen Dingen das Vermögen der Berril’s
und der Trewors zu vereinigen. Wäre Gottfried nicht in
Südamerifa geftorben, londern nach England zurückgekehrt
fo würdeft Du Deine Tochter heute vielleich! als glücliche
54 und blühende Enkel um Deine Knie verſammelt
ehen.“
Niemals würde ich ein Kind jenes mitternächtlichen
Meuchelmörders als meinen Enkel anerfennen,“ rief der
Sraf hierauf heftig. „Selbit wenn Lord Trewor Jeinem
elenden Neffen verziehen hätte, würde ich Gottfried Tre-
wor Dein Glück nicht anvertraut hHaben, unſeren
mafellojen Ramen nicht mit ſeinem entehrten verfettet Haben.
* Himmel jei Dank, daß der erbärmliche Taugenichts
tarb.“
| Und doch liebteſt Du ihn einſt, Papa”, bemerkte Be-
atrice traurig. . .
„Wir wollen nicht mehr ven ihm fprechen, meine
Tochter. Es Yt merkwürdig, daß der Name Gottfried
Trewor8 ſich in alle unjere Unterredungen einſchleicht Die
Befigungen der Trewars und Berrii$ werden ‚Hbrigens
auch vereinıgt, wenn Du Eduard Ormond heirathelt, und
dies bringt mich auf die Entdecung des geftrigen Abends
zurück. Lüfs Neue bitte, beſchwore ich Dich, Beatrice, ver-
traue mir Dein Geheimniß an “ ;
Beatrice fcOlttelte {idh auf Ddiefe Worte ın Fieber-
ſchauern. * —
„Bapa“, entgegnete ſie ihre weißen, iuwelengeſchmückten
Hände nach der RohHlengluthH des Kämins ausitredenD,
„weil ich einmal abwejend war, folgt daraus noch nicht,
daß ich immer abweſend bin, mwennm meine Thüren _ ver-
jchloffen find. Ich gejtehe, daß ich geftern nicht zu Haufe
mar, aber Du Hättelt genügendes Vertrauen zu Deiner
Tochter hHaben jollen, an ihrer Ehxe und ihrer Klugheit
niemal8 irre zu werden. Ich bin kein unerfahrenes Kind,
— GehHen. und Kommen noch beaufſichtigt werden
müßte.“
„Aber das Geheimniß, Beatrice?“ fragte ihe Vater in
angſtvollem Ton.
„Da Du mich zwinsſt, Dir über jeden meiner Schritte
Vechẽnſchaft zu geben“, rief Beatrice mit erglühenden
Wangen, „wil ich es Dir fagen. IH war angewidert von
Lord Ormond, ver Welt, mir ſelbſt ging in mein Zimmer
keidete mih um und eilte zu einem Spaziergang in das
Hreie. Ich ſuchte eine beſcheidene, {till für ſich lebende
Hamilie auf, bei der ich ſchon oft war, und der auch
meine Anweſenheit Sonnenſchein, und Blück bringt. Soll
2 7 eine Liſte meiner Wohlthätigkeitsſpenden geben,
apa “ S
Die Stirn des Grafen entwölkte ſich und alle Spuren
ſeines Zornes verfchwanden.
Min Beatriee,“ ſagte er herzlich. „Du haſt mich
meine Ebre für Deine Wahrhaftigkeit verbfänden. IH
glaube Dir gern, daß Du geſtern Abend eine arnie Fami-
lie beſuchteſt warum aber bliebit Du die ganze Nacht und
der Tag Über fort, liebes Kind ?“ ;
S * hielt mich, mein lieber Papa, bei meinen Freun-
en auf.
Wie kommt es aber auch, daß ich Dich nicht mehr
heimkehren ſah, obaleich ich von früh bis ſpät nach Dir
ausichaute.“ ; } . ;
„Mißtrauſt Du mir noch immer, Papa? GSei es
aber jo“, bebte es von Beatrieens Lippen. „Wenn ich
mich für jede meiner Handlungen zu verantworten hahen
jollte, würde ich wieder zu einem Wwillenlofjen Kinde,
Wem man mit vierunddreißig Jahren die Fähigkeit, frei
über ſich und ſeine Zeit zu verfügen, nicht zutraut, der
laͤſſen!
Tiefe Schatten umdüſterten des Grafen Züge auf das
Neue
Ich verzichte darauf, mich in Deine Angelegenheiten
zu mijdhen,“ jagte er falt, „mofern Du geneigt bijt, Dich
mit Lord Ocmond zu vermählen.“”
(Bortfebung ‚folgt.);
enſt an-
OII.
tens heſoch,
gs.
Fier a
Edingen
eifen.
SOII.
—
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2
gfriſt.
ſſer wer?
altbart!
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Bamfags mit Unterbaltungsbeilage, Breis vierteljährlic
E 1,20 o8me Zrägerfoin n Bonanfidlag. Sefellungen
für
Kuzeiger-Siatt für bie Amtöbezizie Heidelberg,
Sabenburg, Weinheim, Sewebingen, Philippsburg,
Wiehloch, Bruchlal, Bretten, Ne Targemünd, Mosbadı
_ 56i dem Voßtanflallen m. bei der Gxpebition Zwingerüraße 7. gherbach Suchen Wallbärn,Z.-Bı : ‘89., Werkheimse,
dir, 169 | _ ufuß Seder 1n ⏑ Seidelberg, Donnerftag, den 27. Iuli 1893. }@‘?;'%éäif%%äfä:ä‘;”ä:;’ää‘ä‘ä?“"" A. Jadrg.
— f 2 2 — —
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
traße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°°
$} Der RKeichs⸗Vundetdoktot.
Ddie Migquel’jden Steuer Reformen hHaben den
Schelm im Nacken. Erſtens kommt immer ein Plus
ung der politiſchen Rechte des Volkes
eine Einkommenſteuerſchraube, die gleich 40 Millionen
Nark mehHr ergab. Viel mehr, als man amtlicher-
Eits erwariet haͤben wollte. Vertrauensſelige Leute
Dachten fchon, e& werde nun die Ermaßiguͤng des
Einkommenſtruertarifs für das Arbeitsgeinfommen ein-
Ieten können Aber dieſe Rechnung mar ohne den
Rirth gemacht. Herr Miquel wußte e& ſo zu drehen,
daß im zweilen Theil der Reform das Arbeitsein-
Iommen feine ganze Belaftung behielt und ihm noch
die hubſche Vermoͤgensſteuer bejcheert wurde.. Freis
Gebäude⸗ und Gewerbeſt er eingeftellt ; aber er hat für
inen ſehr reichlich bemeſſenen Erſatz geſorgt,
odaß die Staatskaſſe auch jetzt ſchon ein feines Ge-
Ausſichten, die ihr die handliche Schraube der Ver-
mögensausſteuer bietet.
rechtereform ſind wir betrogen morden. Herr Miquel
gehört freilich nicht zu den Conſervatiben die das
bkommen mit dem Centrum ſchnöde brechen mußten.
Aber es Hat auch kein Menſch eiwas davon vernom-
Men, daß er zur Vertheidigung der von den National-
rathenen und vom Miniſterpräſidenten mit Grazie
preiegegebenen Regierungsvorlage die Hand gerührt
gtte. Er hatte ſein Steuerpläne durchgebracht, das
Uebrige war ihm „Wurft“. ;
detzt kündigt er ſeine „Steuerreform“ für das
Keich an. Was ift jein Ziel? MNicht die Entlaftung
dern die Schaffung von EinnahHmen auf V or-
rath — eine rieſige Plusmacherei für die Reichs-
kaſſe. 60 Millionen brauchen wir zur Zeit Schön,
ſagt Herr Miquel, machen wir eine „HKeform“ da-
raus, die uns das Doppelte und noch mehr ein-
briugt.
nebenbei eine wichlige Garaͤntie für die Gerechtſame
der Einzelſtaaten und das wichtigſte Stück vom
Budgetrecht der Volkgvertretung. Dieſe Bedenken
ſtören aber Herrn Miquel's Reform-Eifer nicht.
Mit Speck fängt man Maͤuſe und einzelſtaatliche
Finanzminiſter mit der Ausſicht auf Gewinn-
antheil.
Die Offiziöſen des Herrn Miquel — er hat deren
mehr und beſſere, als Graf Caprivi — ſetzen mit
rührender Beredtſamkeit den Finanzleitern der Einzel-
ſtaaten auseinander, was ſie jetzt für ein jämmerliches
Daſein führen bei den ſtets wachſenden Matrikular-
beiträgen, und wie gut ſie e& haben könnten, wenn
man die Abrechnung mit dem Reich „fixitte“, ſo daß
ſie jedes Jahr vergniügt ihre Reichsrente einſtreichen
fönnen und ſich um die künftigen Mehrausgaben des
Reiches gar keine Sorgen zu machen brauchten.
Werden die „Bundesregierungen“ auf den Köter an-
beißen? Wie fürchten das Schlimmſte.
„Wir ſtimmen zu, wenn nur nicht die Koſten aus
der Taſche der Einzelſtaaten kommen follen!“ Das
war bekanntlich die Blüthe der Weisheit und Tapfer-
keit der Bundẽsſtaaten, als im vorigen Herbſt über
die coloſſale Steigerung der Militärlaſten berathen
wurde. Welche „berbündete Regierung“ wird denn
ſo verwegen ſein, eine Militärforderung zu kritiſiren
; ader gar zu bekämpfen? Das koͤnnte ja übel ver-
merkt werden und den Schuldiger gelegentlich ſauer
aufſtoßen. Mögen ſie in Berlin ſo viele neue
Rekruten einziehen und ſo viele neue indirekten Steu-
ern machen, als ſie wollen; wenn nur unſer Staats-
haushalt ungeſtoͤrt bleibt, ſchreien wir Ia und
Hurrah!
Solche „verbündeten Regierungen“ ſind reif
für Miquel'ſche „Reformen“. Was ſie in dieſem
Einzelfall ſich ausgemacht hatten, bietet ihnen Herr
Miquel für alle Zukunftsfälle. Es ſoll Grund- und
Rechtslatz werden daß das Reich alle ſeine Be-
dürfniſſe aus dem ihm vorbehaltenen Steuerſortiment
deckt, oͤhne einen Heiler aus Bundeskaſſen zu bean-
ſpruchen. Iſt das nicht verlockend für den Staats-
kaſſenpatriotismus der „verbündeten Regierungen?“
ſogar eine Rente in Ausſicht ſtellt, die mehr beträgt,
als ihnen augenblicklich vom Reich zufließt?
Die Kehrfeite der Reformmedaille iſt freilich die:
Wer nicht mehr mitzahlt, hat nix tau ſeggen. Wenn
nun neue Militär- oder Marineforderungen aus der
Erde ſchießen und es dämmert einmal dem einen
oder dem andern Bundesrathsniitgliede die Erkennt-
niß, daß es ſo doch nicht weiter gehenkönne — dann
wird man ihm ſchnell den Mund ſchließen mit der
Bemerlung: „Was geht das euch an? Ihr braucht
ja nichts zu leiſten. Verzehrt in Ruhe eure Reichs-
penſionen und miſcht euch nicht in Dinge, die nur
die „Reichsregierung! und den Reichstag angehen.“
Der Bundesrath wird thatſächlich zum fünften Rad
am Reichswagen, wenn man feine Mitglieder durch
Beſeitigung der Matrikularbeiträge aus der Geſchäfts-
betheiligung entläßt.
Und der Reichstag? Vor dem ſcheint Herr
Miquel verzweifelt wenig Reſpekt zu haben, was nach
den jüngſten Erfahrungen ja etwas begreiflich iſt.
Er traut ſich wohl zu, die Polen, die Rickert'ſchen u.
die Antiſemiten ebenſo gut, wie Caprivi, kirre ma-
chen zu können.
Wir hoffen, daß er ſich diesmal verrechnet. Er
überſieht, daß ſeine Reichsſteuerreform des großen
Zugmittels entbehrt, das die preußiſche Reform heraus-
geriſſen hat. Die Beſeitigung der Realſteuern —
das war eine große Errungenſchaft, die auch ſonſt
nüchterne Leute begeiſtern fonnte. Im Reiche aber
kann er den Volksdertretern nichts Aehuliches bieten.
Nur neue Laſten für das Volk, nichts weiter.. Daß
die Tabakfabrikatſteuer an ſich etwas Reizendes hätte
will uns noch nicht einleuchten. Zudem iſt es mit
dak, Steuern auf Vorrath
gemacht, ſchon jetzt die Deckung für Künftige neue
Militärforderungen vorgeſorgt werden ſoll. Ver-
loͤckend iſt die Sache nur für die Centraliften ; denn
die Aufhebung der Clauſel Franckenſtein iſt ein tüch-
tiger Schritt vorwärts auf der Bahn der einheits-
ſtaatlichen Entwicklung
Ob der biedere Wähler, der in harmloſem Ver-
trauen für den Bund dır Landwirthe, die Poͤlen, die
Antiſemiten oder die Rickert'ſchen geſtimmt hat, nicht
bald mit Schtecken erkennt, auf welche abſchüſſige
Bahn er in ſeinem Underſtand das Reich hat ſchieben
helfen? Noch iſt es Zeit, den Fehler, wenigſtens
theilweiſe, gut zu machen.
Es gibt nur eine Steuerreform, die uns Noth
thut: Stillſtand in den Ausgaben. Die
maßloſe Ausgabenſteigerung iſt die Wurzel des Uebels,
—
24 5 7
Treuer iebe Lohn.
Roman von Roſen.
(Nachdruck verb.)
t „Das Zurückziehen in Deine Gemächer, das ich ſo oft
als mürrijche Laune beklagte, war ner der täuſchende Bor-
wand für Deine Entjernung dus dem Vaterhyauje. Wäh-
rend ich in Dir das Opfer einer erniedrigenden Gewohn-
Deit vermuthete — idh bdachte an Wein oder Opium —
Warit Du ausgeflogen, ich weiß nicht wohin und nicht mit
— Geheimniß iſt beängitigend, i{t |Ömacdhvoll,
% „O Bapa, verkette das Wort Schmach nicht mit dem
amen Deiner Tochter“, bat Beatrice mit brennender
angen und bligenden Augen.
Vas aber foll ich fonit denken?“
* war niemals ein Vaͤter der ſeine Gefühle zur Schau
4 Beatrice, doch habe ich Dich geliebt, wiẽ Wwenige
äter ihre Rinder lieben. Leider verftand ich es nicht,
; ein Vertrauen zu ſchenken. Du verlorft Deine Mutter
8* ‚Dann kam die graufame Leftion, die jener Schurke
* Trewor Dich lehrte, defjen Aſche ich noch ver-
chen möchte, wenn ich auf Dih jehe. Haſt Du_ kein
?3??&‚ Beatrice? Berührt meine Angit, meine bange Sorge
eine Saite in Deiner Seele? Ich bitte zu Gott, daß wenn
; u Dich jemal8 verbeiratheſt und Dir Kinder geboren
%%rtg;r}‚ ſollten, ſie Dich inniger liebten, wie Du Deinen
8 Deatrice wandte ihr Geſicht von dem thränenvo llen
—— alten Mannes ab, der ſo ſtreng mit ihr ins Ge-
& na.
2 „Papa?, ſagte ſie mit janfter, weichex Stimme, „Wwie
©1 jelbit befennit, verrietheſt Du Deine Gefühle für mich
Memals, Du haͤtteft nie eine Liebfojfung, ein Wort der
Bürtlichteit für mih ch wußte, daß Dir {tolz auf mich
Warelt, nicht, daß ich Dir theuer jei; ich, Papa, ich; liebte
dich von ganzem Herzen, liehe Dich noch innig und zärt-
lid, aber die Angelegenheit, die Du eben erwähnteit, ſcheint
meine Natur unmgemwandelt zu hHaben. Mit Deiner Ein-
willigung hatte ich mich mit Gottfried Trewor, dem Ideal
meiner Zräume, dem Geliebten meiner Seele verloht. Du
wünſchteſt vor allen Dingen das Vermögen der Berril’s
und der Trewors zu vereinigen. Wäre Gottfried nicht in
Südamerifa geftorben, londern nach England zurückgekehrt
fo würdeft Du Deine Tochter heute vielleich! als glücliche
54 und blühende Enkel um Deine Knie verſammelt
ehen.“
Niemals würde ich ein Kind jenes mitternächtlichen
Meuchelmörders als meinen Enkel anerfennen,“ rief der
Sraf hierauf heftig. „Selbit wenn Lord Trewor Jeinem
elenden Neffen verziehen hätte, würde ich Gottfried Tre-
wor Dein Glück nicht anvertraut hHaben, unſeren
mafellojen Ramen nicht mit ſeinem entehrten verfettet Haben.
* Himmel jei Dank, daß der erbärmliche Taugenichts
tarb.“
| Und doch liebteſt Du ihn einſt, Papa”, bemerkte Be-
atrice traurig. . .
„Wir wollen nicht mehr ven ihm fprechen, meine
Tochter. Es Yt merkwürdig, daß der Name Gottfried
Trewor8 ſich in alle unjere Unterredungen einſchleicht Die
Befigungen der Trewars und Berrii$ werden ‚Hbrigens
auch vereinıgt, wenn Du Eduard Ormond heirathelt, und
dies bringt mich auf die Entdecung des geftrigen Abends
zurück. Lüfs Neue bitte, beſchwore ich Dich, Beatrice, ver-
traue mir Dein Geheimniß an “ ;
Beatrice fcOlttelte {idh auf Ddiefe Worte ın Fieber-
ſchauern. * —
„Bapa“, entgegnete ſie ihre weißen, iuwelengeſchmückten
Hände nach der RohHlengluthH des Kämins ausitredenD,
„weil ich einmal abwejend war, folgt daraus noch nicht,
daß ich immer abweſend bin, mwennm meine Thüren _ ver-
jchloffen find. Ich gejtehe, daß ich geftern nicht zu Haufe
mar, aber Du Hättelt genügendes Vertrauen zu Deiner
Tochter hHaben jollen, an ihrer Ehxe und ihrer Klugheit
niemal8 irre zu werden. Ich bin kein unerfahrenes Kind,
— GehHen. und Kommen noch beaufſichtigt werden
müßte.“
„Aber das Geheimniß, Beatrice?“ fragte ihe Vater in
angſtvollem Ton.
„Da Du mich zwinsſt, Dir über jeden meiner Schritte
Vechẽnſchaft zu geben“, rief Beatrice mit erglühenden
Wangen, „wil ich es Dir fagen. IH war angewidert von
Lord Ormond, ver Welt, mir ſelbſt ging in mein Zimmer
keidete mih um und eilte zu einem Spaziergang in das
Hreie. Ich ſuchte eine beſcheidene, {till für ſich lebende
Hamilie auf, bei der ich ſchon oft war, und der auch
meine Anweſenheit Sonnenſchein, und Blück bringt. Soll
2 7 eine Liſte meiner Wohlthätigkeitsſpenden geben,
apa “ S
Die Stirn des Grafen entwölkte ſich und alle Spuren
ſeines Zornes verfchwanden.
Min Beatriee,“ ſagte er herzlich. „Du haſt mich
meine Ebre für Deine Wahrhaftigkeit verbfänden. IH
glaube Dir gern, daß Du geſtern Abend eine arnie Fami-
lie beſuchteſt warum aber bliebit Du die ganze Nacht und
der Tag Über fort, liebes Kind ?“ ;
S * hielt mich, mein lieber Papa, bei meinen Freun-
en auf.
Wie kommt es aber auch, daß ich Dich nicht mehr
heimkehren ſah, obaleich ich von früh bis ſpät nach Dir
ausichaute.“ ; } . ;
„Mißtrauſt Du mir noch immer, Papa? GSei es
aber jo“, bebte es von Beatrieens Lippen. „Wenn ich
mich für jede meiner Handlungen zu verantworten hahen
jollte, würde ich wieder zu einem Wwillenlofjen Kinde,
Wem man mit vierunddreißig Jahren die Fähigkeit, frei
über ſich und ſeine Zeit zu verfügen, nicht zutraut, der
laͤſſen!
Tiefe Schatten umdüſterten des Grafen Züge auf das
Neue
Ich verzichte darauf, mich in Deine Angelegenheiten
zu mijdhen,“ jagte er falt, „mofern Du geneigt bijt, Dich
mit Lord Ocmond zu vermählen.“”
(Bortfebung ‚folgt.);