Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#1191

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tinder-
ſowie
erzogen

Jahre
ung zu

welche
1, ihre
No. . 1).
0, 58)
abgeben

*

ri-
er-
jal



afs





©O 3”
00800800908008008 ..















Erxlceint 2 Au Euögahme der San unb Weiertage
— M deilage: Bretg wiertchebrlich
3& 1.20 obus Trögeriohn u Weßaufjelag. Beſtellengen
e den Bofanfialien 4, Lei ber Grpehition Kwingerüraße 7.



lür Stadt


änzetgi« Diatt ir die —⏑
Ladenbu Weinbetn, Echockuicen lobuis
Bresiog, Brudial, Breiten; e fargemünd, Musbdad
ShedaG, Suchen MoNoärt, Z.-3: — '8h,, Weriheiuue,













. Verantwortlicher Redakteur:
Julius Jecker in Heidelbers.

$r. 207





in Setbelbera, äm_ggczawüs 7,



— * — — —
Dine, Berlag ıt, (Expedition von Sebr. 4 dihre






Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwaͤhrend bei
Ammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unferer Expedition Heidelberg, Zwinger-
‚eraße 7, entgegengenommen
Verlag des „FPfälzer Bote.°°



— — — —
Ver heutigen Aummer, liegt Yr. 51 der Wochenbei-

lagt bei.

— — — ————

Ueher die Belämpfung des Anarhismus

wird jetzt in Folge des Pariſer Attentats wieder viel
geſchrieben, aber e& kommt dabei nicht allzu Brauch-
bares zu Tage. Will man gegen dieſe anarchiſtiſchen
Schreckensmanner überhaupt Etwas ausrichten, ſo





ungen „ihr Licht leuchten lafjen“, ſind bei Weitem
nicht ſo gefährlich wie die ſtillen Fanatiker, die es
wirklich uur auf die That! und nicht auf prunkende
Worte abgeſehen haben. Die „Schule“ eines ſolchen
blutdürſtigen Wahnwitzes iſt gewiß weniger in großen
Verſammlungeſalen als in verſteckten Winkeln zu
Alle Geſetze, welche gegen die Anreizung zu
Verbrechen gerichtet find, follen natürlich die Regier-
ungen ſtrengſtens anwenden, und wenn ſich heraͤus-
ſtellt, daß die Geſetze das Lobpreiſen von Verbrechen
oder Verbrechern nicht genügend unter Strafe ſtellen,




nach den Fähigkeiten und den Verhältnifjen des ein:
zelnen Staateweſens nur immer möglich iſt! Wenn
jeder Staat das Seine thut, iſt Allen geholfen. Vom
internationalen Geſichtspuntt aus iſt zunächſt zweierlei
anzuſtreben: 1. daß kein Sta at den wegen vollen-
deler oder verſuchter anarchiſtiſcher Verbrechen Ver-
folgten den Schutz von politiſchen Flüchtlingen
gewährt, und 2. daß die Polizeiverwaltungen
der verſchiedenen Länder in der Aufſpürung und
Verfolgung anarchiſtiſcher Anſchläge freundnach-
barlich zufammenwirken.

Was nun die nationalen Abwehrmaßregeln
anlangt, ſo gehört nicht viel dazu, um die Laͤhmung
der anarchiſtiſchen Agitation, die Scließung , der
Schule des Verbrechens“, das Verbot anarchiftiſcher
Verfanmlungen und Druckſchriften ꝛc. zu fordern.
Die Anwendung der alten Paragraphen des früheren
Sozialiſtengeſetzes gegen die Anarchiſten iſt nun ja
ein naheliegender Gedanke. Aber welchen Er folg
darf man fich von einer ſolchen Maßregel gegen die
offentliche Agitation einer ſolchen Verbrecherbande
verſprechen? Das verfloſſene Ausnahmegeſetz haͤt
gegen die Sozialdemokratie Nichts erreichen können,
oͤbſchon doch die Sozialdemokraten ihrer Natur nach
auf eine ausgedehnte Agitation zur Einfangung großer
Maſſen angewieſen war Die / Propaganda der That?,
welche der Anarchismus betreibt, braucht keine Mil-
lionen von Anhängern zu ſammeln. Einige Verſchwö-
rer mit ſchlechter Verwegenheit können da in aller
Stille ein entſetzliches Verbrechen vorbereiten. Die-
jenigen Anarchiſten, welche in Vorträgen oder Zeit-



geben werden. Nur darf man ſich von einer Eln-


zuviel verſprechen.


ſpüren und die
rechtzeitig zu entdecken, iſt Sache der
B olizei, der politiſchen ſowohl wie der kriminellen.
Dazu braucht ſie keine neuen Geſetze, ſondern nur



der Polizeibehörde müſſen in dieſer Hinſicht möhlichſt
angeſpannt werden: denn die geſchickte Ueberwaͤchung
iſt ſchließlich das einzig wirkſame Mittel,
Anarchiſten, welche nun cinmal vorhanden ſind, ‚an
der Voͤllendung von Verbrechen zu berhindern.




ſpitzeln werden.
anarchiſtiſche Feuer gießen
Pflicht thut ſo bleibt für den Staat die Pflicht übrig,
für die gründliche fir af rechtliche AhHndung
der Verbrechen und der Verfuche dazu Sttafen ein:
treten zu laſſen Die vielen Paragraphen des Straf:
geſetzbuches ſind in neuerer Zeit nuch ergänzt worden
durch beſondere Strafheſtimmungen in Folge des
Sprengſtoffgeſetzes.
Wirkung ſtrenger Strafen darf man ſich freilich
chen Leuten gegenüber, die ſich zu dem unmenſchlichen
Syſtein des Mordens und Zerſtoͤrens zur Verbreitung
von Schrecken verſchworen haben, nicht allzuviel ver-
ſprechen.
Schurkerei verfallen iſt, dürfte doch eine
Abkühlung erfahren, wenn er ſieht, daß der Mord-
breuner in ſein eigenes Grab rennt. Ueber
die Zuchthaus ſtrafe hinaus muß bei Anſchlägen
irgendwelcher Art mit der Tode sſt rafe voͤrgegaͤn—
gen werden, und die Zuchthausſtrafe muß durch em-
pfindliche Arbeitsſtrafen und Prügel regelrecht ver-
ſchärft werden.



{


|


Es jragt ſich nun/ ob unſer Strafrecht auch gegen
die anarchiſtiſchen Gewaltthaten in genügendem Maaße
die Todesſt rafe vorlieht. Wenn das Barifer
Attentat bei uns paſſirt wäre und zufällig alle Ver-
wundete am Leben geblieben, ſo wiürde nach unfetin
Recht der Bombenwerfer, der ſo ville Menfchenlehen
in die äußerſte Lebeusgefahr brachte, nicht zum
&0 de verurtheilt werden koͤnnen Unſere Strafparas
graphen ermoͤglichen die Todesſtrafe nur dann, wenn
wirflich ein Upfer getodtet worden iſt Die einzige
Ausnahme iſt der Mord ver]u d gezen den Kaifer
oder den SandezhHerrn, der als Hochverrath
mit dem Tode beſtraft wird. Darf man uun einen
Vordverſuch gegen andere BPerjonen, der zu dem
Zwecke der Voͤrbereitung des Uuſt ur zes dDer
Staats oder der Geſelljchaftzordnuug unternommen
wud, auch als tode8miürdigen Hochverrath aus
ſehen und beſtrafen? Gewiß denn wer Theile der
Geſellſchaft bedroht, bedroht das Ganze. Es muß
jodann für eine ſehr prompte Suftız gefotgt wer-
den Denn die abſchreckende Wirkung bleidt zum
groͤßten Theil au S, wenn dir Sühne monatelang auf
ſich warten läßt.

Einige Blätter machen nun noch den Vorſchlag
daß das Publitum jolle Selb“4hHülfe treiben,
indem es auf die anarchiſtiſchen Maͤchenſchaften achte,
und Vorhereitiungen zu Unthaten anzeige. Das ift
gut gedacht man muß ſich nur dann vor einer tollen
„Anarchijtenriecherei“ in Acht nehmen. Daß , jeder
brave Bürger von Mord-, KRaub-, oder Branditifte
ungSpläne, die zu ſeiner Kenntniß tommen, der E
hörde Anzeige macht, verſteht fich voͤn felbit, und
einen Unterſchied zwiſchen gemeinen und anarchiſtiſchen
Nordbrennern wird tein vernünftiger Menſch machen.
Aher daß die ganze Bürgerſchaft auf Schuüffelei auSs
gehen müßte ſo weit find die Dinge denn doch
noch nicht gediehen. Ein ſolcher Zuͤſtand des Bange»
maͤchens auf Gegenſeitigkeit Lönnte gerade den Anaͤt⸗
chiſten, die auf lähmende Furcht Hinarbeiten, in den
Kram paſſen! * *

die gründlidHe Heilung dieſer politiſchen
Seuche iſt nur zu erwarlen, wenn die Urfache der
entſetzlichen Beritrung beſeitigt wird. vie Urfjache


Glaubenund von den Sittengefebken, wie
fie durch ſo viele Sffentliche Faltoren befördert wird


„Siberali®mu3“ betrieben wird. Das Hatmehr
und mehr die Berteufelung der Menſchheit zuͤr





Holge.



Wie lange mährt ein Craum?

Es ſpricht die höchſte dafür/ ia Er-
ſahrung und Selbftbeachtung Dejtätigen es geradezu, daßz
ZraumbegebenHeiten, in Wirklichkeit nur von ſekundenlan
ger dauer {(ind. Die Täufhung befteht darin, daß die
betreffenden Erlebniſſe in AWirklichkeit f{o.lange daͤnern
mwürden und. wır nunmehr die im waden Leben gemachten
Erfahrungen in das Traumleben mit Hinüdernehmen. Pach
einer anjirengenden Zußwanderung durch den Harz {mlief
vor etlidhen Jahren mein Begleiter, auf einen Holzftoß ſich
im Waͤlde niederlajfjend, vor meinen Wugen , ein, . ©enau
nach einer Minute, von gufallen ſeiner Augen und vom
Herniederfinkensfeines Haupfes an gerechnet, weckte ich den
Schläfer, um ihn vor CErfältung zu ſchützen ſowie auch

zen Auhe.

ebniſſe zu erzählen und endete erit. damit, nacdhdem der
** auf meiner MOr ſich 26 Minuten weiter bewegt
A


auji. hatte in dem wentgen Sekunden das müde Haupf eines,
WandererS durchzogen... ; ; !
Dr. &.. SHolz berichtet aus ſeinen Exfahrungen . Jol-
gendes : „Nach ſchweren körperlichen Ermüdungen UnND eit-
nem geiltig wie gemüthlich fehr anjtrengenden Zag begab
ich mid, nadhdem ich noch die Uhr anfgezogen und au}
den Tiſch gelegt Hatte, zu Bett und jOlief vei noch bren-
nender Lampe, jofort ‚ein. . ;
AMSbald befand ich mich auf hoher See an Bord. eines
mir helannlen Schijfes. Ich war wieder jung und {tand
am Ausguck. Ich hoͤrte das Meer raufchen, und goldene
Aichtwolken umwogien mich Wie laͤnge ich ſo geflanden,
weiß ich nicht; aber es mar eine unendliche Zeit Da
änderte ſich die Scene. ;
ch war an Sand, und meine längit verſtorbenen El-
tern kamen mich zu begrüßen: ſie führten mich zur Rirche,
wo lauter Orgelton erflang. Ich freute mich, wunderte





mic? * zu gleicher Zeit, dort meine Frau und Kinder
zu jehen. (
Der. Geiftliche beitieg die Kanzel und predigte, aber ich
konnte nichts verſtehen, da die Orgel immer ‚noch gefpielt
wurde. ID faßte nun meinen Sohn an der Hand, um mit
ihm den Lirchthurm zu beſteigen; abex wiederum verwan-
delte ſich die Scene: Statt ‚neben-meinem Sohne ſtand ich
neben einem. mir früher belannten Offizier. . S bin .. als
Militärarzt Deiut Mandver und wunderte mich, eben. Darli-
ber, daß unfer. Majox ein ſo jugendliches Ausjehen hat,
als ganz in meiner Nähe unvermuthet eine Kanone abge-
feuert wurde NL — .

Erſchrecen fuhr ich in die Höhe, wache auf und merke,
Ddaß der bermeintliche Kanonenjuß _ feine Urfache in dem
DHeffnen und wieder Zuſchlalen der Schlafjtubenthür, Ddurch
die Zemand eingetreten, findet.

Wahre Ewigkeiten hatte ich in dem Traume durchlebt;
aher als ich auf der Uhr nachjah, war ſeit dem Einjchla-
fen nicht mehr als — eine Minute vergangen, viel kirzere

So wenig Mertwürdiges dieſer ſonſt ſehr gewohnliche
Traum zeigt, ſo gibt, er dach ein vorzügliches! Beifpiel ab
für den hohen Grad von Täufchungen, denen , Zräumebe-
züglich ihrer Zeitdauer unterliegen.‘ Hod) ardere Beob-
achtungen aus denen ſich ebenfals‘ die außerordentliche
Kürze der Zeit ergibt/ innerhHalb: deren ein Traum im Ge-


worden


Kanonade der Oeſtexreichex und erwachte mit dem Aus-
rufe: Wir ſind unterminirt !“


ungehöhnlicher Schnelligkeit ſich abſpieien.
Von einer Dame, die dem Ertrinten nahe war,



Beitraume von zwei Minuten ihve ganze Vergatgenheit
noch einmal durchlebte, wobei diẽ uUnbedeufendjten! Details
ſich vor ihver Phantaſte ausbreiteten.. . ;

Man nimmt an, daß in Augenbliden großer. Lebenz-
gefahr das Seelenleben ſich gewijffermaßen, Fonzentrict und
eine große Füle unbewußzter “Borftelungen ‚ im Traume
aufeinander folgen, es wird dies wohl in den Umiftande zu ju-
en jein, baß mikder Ausſchaltunagewiſſer Nervencentren, wie
fie allem Auſcheine nach im Traume fattfindet, die Bahı, biet
der Nervenſtrom im Gehirn zurüczulegen hHat, eine {0 bvie
kürzere und der zu überwindende Gegenjtand ein {a viel
geringerer iſi als im wachen Zuſtande wo jene Nerbencen-
tren, ®anglien, in denen die höherem ſeeliſchen ‚Thätigkei-
ten ich abipielen, als eben{o viele die Fortleitung des MNer-
venftromes ‚Derzögernde Zwiſchenftationen in dem Gehiru-
apparat eingefügt ſind.

Humoriſtiſches.
Beim Bolizeifomif[är.

„ Ah, da find-Sie ia, Rante ! Wollen gewiß den Ihnen
zudiktirlen Tag Strafe abfigen ?“

Im Gegentheil, Herr Kommiffär, ich wollte mich
krank melden — i bin heiſer!
* das ſchadet ja nicht2, da können Sie gerade

Aber liebſter Herr Komm ſſar,

daß ich nicht einmal brummen kann!
* *

*
; 3 der Kodh ] hule.
Sehrerin : „Bertha,. Haft Du Deinem. Vater ſchon ge-
unden nimmit ?“
Bertha: Worzu ſoll ich ihm Augſt maͤchen?“

4 Jetzt hab ich aber etwas Schoͤnes ge-

hrerin: Was iſt es denn?
Schülerin: „Das weiß ich ſelbſt noch nicht .“

am
ich bin ja ſo heiſer

koch


 
Annotationen