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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0627

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Erfheint tagtic mit Angnahme.der Gonns uud Feiertage

amftag£ mit Unterhaltungsbeilage, Breis vierteljährlich
ME 1.20 obre Trägerlohn u, Bofauffhlag. Beſteltungen
5i den Voftanfalten ı. bei der Srpebitton Zwingerfiraße 7.

für Stadt






Knzeige-Blatt Mr die Mmisbezirie Heidelderg.
Ladenburg, WeinhHein, Schhwebingen, PHilippsburg,
iesluHh, Bruchfal, Bretten, Netargemünd, Mosbach
Vberbah Buchen Waldürn,L.-Bı &Eh., Wertheimse,‘



















| Berantmwortliher Kedaktenr :
S uling Yoader in Heidelbera.

— Seidelberg, Mittwod, üéiiwl_öf%uli 109

— * — von Gebr. guber 8 Jihti
* A *




in Heibelberg, Zwiugerſtratze?





2
Beſtellungen




Lnmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
Pwie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
tratze 7, entgegengenommen. ;

* Verlag des „Ffälzer Bote.°°
—-
8 Attentut der vereinigten notionallideralen
Öroßlapitalilien und Beamten mit der

]

|



yrenbilhen „Confervativen“ Junlerpartei
gegen das Landiagswahlrecht in Pteuhtu.

ß Aus dem Amte Bruchfal wird uns geſchrieben:
Wer die üblihe Zujammenftellung des preußijchen
AbgenrdnetenhHaufeS fich jeweils genauer anſah, der
ral mit Ausnahme des Centrums und der Freifin-
igen Partei kaum je in den anderen Parteien einen
waͤhren Voͤltsmaͤnn, der für das Volts wohl fühlte
Und bombenfeſt für daſſelbe eintrat. Die national-
liberalen Großfkapitalijten haben von jeher nur für
19r Wohl im Gegenjaß zum Voltswohl im Land-
Und Reichstage gewirft. Eine ſchwere Menge von


Ordnetenlifte auf. Dieſelben ſind vornehmlich in den
Eerſchiedenen konſervativen Gruppen untergebracht.
ſeſe Herren ohne eigenen Willen hatten eben


DOrfchläge zu itimmen.‘ Und nun kommen die nicht
Wenigen abhängigen „Fonfervativen“ Grundbeſitzer,
me@q an die Staͤatskrippe für ihre Familien gebun-
den find, Beſonders dieſe letzteren haben von jeher


Sauerndolkes in Erbpacht übernommen. Wie ſie aber
des Bolkes Intereijjen „vertreten“, daruber gehen dem
Preußijchen konſerbaͤtiven Volke erſt jetzt vielfach die
ugen auf. Die reinſte Jaſageniaſchine war die kon-
errative Junkerpartei im Land- und Reichstage Wie
nute e& ander8 jein! Die Familienintereffen hätten
bei mwirklicher Oppofition Schaden leiden können.
md das wäre gegen die „Fonjervativen“ Grundſätze
dieſer Herrn geweſen. Für dieſe „Geſinnungstüch-


Eeine Partei von der Regierung ſelbſt ſo oft



auf das Verächtlichſte hingeſtellt und abgeführt wor-
den, als die toufervative! Die kannte eben ihre
Pappenheimer.

Nun aber fängtim preußiſchen Norden
eineigenthHümlicher Wind zu wehen. Der
Antiſemitismus hat ihn geweckt. Mit dem Aufwallen
gegen wucheriſchẽ Ausbentung des Volkes, kommt das

Grundbefiberftand nicht gefördert worden ſeien. Daher
im vergangenen Heröſte jene impojante Verſammlung
von 35.000 Landwirthen in Berlin; daher das Auf-
waͤchen des Haͤndwerkerſtandes — fie alle ſchreien
mit Recht! „Unfjere Intereſſen ſind nicht vertreten
im Reichs? und Landtage. Wir wollen daher Abge-
ordnete aus unſerem Stande.“ Kein gelinder Schrecken
fuhr durch dieſe Rufe



aus der Volksſeele in die
Sie, die Familien-
wohls partei preußiſcher Herren von . . wußte nun !
in ihrer Verzweiflung nichts beſſeres zu thun,
al8 in Bunde mit dem Geldſack und der Bureau-
fratie einem großen Theile des Mittelftandes den
Gang zur Waͤhlurne abzuſchneiden. Sa lautet das
neıue‘ pleußiſche Landtag?wahlgeſetz, das durch die
Majorität der nationalliberalen und konſervativen“
Beamten: und Grundbeſitzer Abgeordneten gegen die
Stimmen des Centrums, der Freiſinnigen und Polen
letzthin in 2. Leſung im Abgeordnetenhauſe ange-
nommen wurde.
Ob durch dieſen Ausſchluß eines großen Theils des
Banuern-, Handwerker⸗ und mittleren Bürgerſtandes
vom Waͤhlrechte Die Ziele der „1Hönen” Kartell-
Geſellſchaft erreicht werden, iſt ſehr fegalich. —
Das Gegentheil iſt eher anzunehmen. Wenn ſich
diefe volkefeiudliche Berbrüderung auf kurze Zeıt Das
durch die Mandaie ſichert, ſo ſind doch gerade ſolche
Borgänge vor allem dazu geeignet, den Heineren und
mittleren Voͤlkeklaſſen die Außen weit zu öffnen.

bishet leilenden Yunker: und Beamtenpartei wird in
genannten Volksſchichten nur ein um jo erbitterter
und brückenloſer werden.

Eine ſchlimme Saat haben die „Confjervativen“
Preußens dürch dies neue Wahlgeſetz geſät. E3 kann
nicht anders ſein, die aufgehende Frucht wird ihnen
Dornengeftrüpp zeitigen, unter dem ſie vollends
erſticken

Beſſeres haben ſie aber auch nicht verdient Das
Voltoͤwohl waͤr ihnen ſtets Nebenfache, ihr perſon-




Sewinnen aus dieſem verzweifelten Genieſtreich


im rieſigen Maaße die Sozialdemokratie. Man
konnte e& in der That nicht ſchlaͤuer anfangen, letztere
zu ſtärken, ſelbſt wenn man es abſichtlich wollte, als
das die „geſcheidte“ preußiſche Geldſack; und konſer-
vative Junkerpartei „glücklich“ durch das nene
Wahlgeſetz zu Stande gebracht hat.

Nun: Wenn Gott verderben will, den
ſchlägt er blind.“

llehet den Krawall in Birmafens
erhält die Pf Zig. von einem Augenzeugen noch folgende




Suni aus nächſter Nähe angeſehen und konnte an-
fanglich nicht ven geringſten Unterſchied wahrnehmen.
Im Cafe Cordier ſaß beide mal der liberale Wahl-
ausſchuß und nahm die Wahlnachrichten entgegen.
So oft ein Telegramm oder ein Raadfahrer mit
Wahlnachrichten kam, wurden von der auf der Straße
gehört. Die Erregung
der liberalen Herren pflanzte fich mit blitzartiger
Schnelligkeit ſofort im Volke fort; viele riefen: Hoch“
ohne zu wiſſen, warum. Beſonders ein Rudel un-
reifer Burſchen hatte ſichtlich Freude am Hochrufen,
ſchlecht Witze wurden gemacht und mit Gejohle be-
fohnt. Am 15. Juni rief man: „Höltermann hoch,
Adt hoch!“ Bei der Stichwahl am 26 Juni wurden


wortet mit: „Profeſſor Reeb lebe hoch! da man
einen Sieg der Centrumspartei nach dem Ausfall
der Wahl in Primaſens für wahrſcheinlich hielt. Ich
ging die Schlößtreppe hinunter um 9 Uhr Abends
Ind ſofort rief ein Spaßvogel aus der Menge: Das
Centrum lebe hoch!“ und die ganze Geſellſchft


ein! Als es etwas dunkler murde, wurden von Bu-
ben ſog! Fröſche losgelaſſen, was jedesmal einen
Heiterkeitserfolg mit Hoch? hervorrief. Nach und
nach verlief ſich die Wenge etwas; nur . 20—30
Burſchen, die noch nicht waͤhlfähig ſind, konnten ihre
Freude am Hochrufen noch nicht bezwingen und
brachten in kurzen Zwiſchenpauſen immer wieder
Das ſoll die Liberalen im
Cafe Cordier, welche ſchon Muſik und Champagner
zur Feier des Wahlſieges in Bereitſchaft hatten, ſo





Freuer Liebe Lohn.

Roman von N Rofen.
GRachdruck verb.)

M Der Graf erhob fih um zu gehen, Lord Ormond
HAL fich Hinter ihm dren nach der Thuͤr, lauſchle und

* Wweiter, bis er den Hausheern genau beobachten
x Graf Berril durcheilte das Vorzimmer, ſtieg eine
‚Cepbe Hinauf und klobfte an die Hauptthür, die zu den

emächern ſeiner Tochter führte.

‚Sr fopfte Leife, dann. lauter, dann immer ungeftümer,
4* Niemand antwortete ihnı. Er drückte auf die Klinke,
er die Thuͤr war verfchloffen. _ Sr rief den Namen ſeiner

ochter mit Teijer, aber durchdrinaliher Stimme.

Keine Antwort.
° Der Graf koyſte auch an die anderen Thüren, die zu
derſchiedenen Zimmern ſeiner Tochter führten, deren

‚tamen er immer wieder rief., Kein Laut drang, aus
%e!‘ell Gemächern. Beatriee mochte ein Unglüc zugeitoßen
ein, ſie fonnte bewußtlos in ihrem Zimmer liegen !

Des G afen Gejicht zuckte vor AYufregung.
ftu Was bedeutel Dieje unheimlihe Stille nun wieder?
guftert_e er gegen die Thlir gelehnt. „Was thut Beatrice ?

m mel Sott, weldhes Räthiel iit mir dieſes Kind? Nur
* Mauer, nur eine Thit iegt zwijden mir und ihr,
* ich muß. mein Gehirn zermartern, während
i\‚eeie' in Todesqualen erzittert aus Angit üher das was
i9 hinter diejen Mauern verbirgt. D, das iſt grauſam,
Unerträglich 1“ :
fiegeflsxeber lauſchte er, ob fidh kein Laut vernehmen

€3 blieb Alles ſtill wie das Grab.


Dachte er. ' „Beatrice wird heuͤte nicht mehr Norichet
. 1 ** zum Vorſchein
omunen. Ych, e8 iji-immer Wenu Sie fich in diefer


Nüge fie ihr Geheimnik bewahren, ich 3 Guf, e
A X E gebe es auf, e3 zu
“rgründen. . Bielleicht. bin ıh in meiner Unwiſſenheit






glüclicher, als ich in der vollen Kenntniß der Thatſachen
wäre! *
Schwer aufſeufzend ſtieg ex müde und Langljam _ die
Treppe hinunter Lord Ormond glitt geräufchl0o3 vor ihm
Her und erreichte ungeſehen den Salon.

Graf Berril zögerte noch eine Weile in der Borhalle,
um die Spuren jeiner Aufregung z unterdrücen, ehe er
feinem Gaſte wieder gegenübertrat. Lord Srmond's unde-
fangene3 Weſen beftätigte des alten Mannes Vorausſetzuns,
daß e8 ihm gelungen jei, gleidhmiüthig zu heinen. .

„Beatrice bedauert lebhaft, un3 heute Abend nicht
mehr Gejelljchaft Teijten zu Fönnen,“ fagte er nach furzem
Befinnen. „Das arme Mädchen war durch die Unterred-
ung{mxt Ihnen zu aufgeregt,, und heflige Kopfſchmerzen
quälen. —

„O, keine Entſchuldigungen, Herr Graf,” unterbradh
ihn Lord Ormond, als Berril wie befhämt inne Dielt,
„e€3 mwürde mir ſehr leid thım, das gnädige dräulen unter
Jolchen Umftänden zu jtören oder zu beläftigen. Ih werde
meinen Bejuch morgen vder nach meiner Rückkehr vom
Lande wiederhHolen.“


Bei ſeinen Begriffen voͤn Redlichkelt und Ehre bei
ſeiner Wahrhaftigkeit wurke e6 ihm ſehr ſchwer Ausflüchte
zu ‚erfinnen, aber er ſaͤh keinen anderen Ausweg, den guten
SRuf jeiner. Tochter zu ſchützen und ſie vor übler Nachrede
ſicher zu ſtellen. } .

„Beatrice wird vor Morgen Nachmittag drei Uhr nicht
ſichtbar jein,“- jagte er. Dieſes Stadtleben, mir jeinen
unaufdörlihen Zeritreuungen greift jie zu jehr an. ‘ IC
werde ſie ſobald des Wetter wärmer wird/ ſpäteltens Im
‘ Mait, auf das Land führen. Wir ſind draußen Nachbarn,
Eduard Ddenn: Treworpark iſt nur wenige Meilen von
I& meinem Landſitz entfernt ‚Sie werden doch den Sommer

über in Treworpark wohnen?!

Lord Ormond bejahte dieje Irage. Der Graf ieß
ſich wieder auf feinen Sefjel nieder, und die Beiden jegten
ihle Unterhaltiung mit ſcheinbaxem Intereſſe ſort, aber
waͤhrend der ganzen Zeit weilte Des Baters Herz bei Dem
G-Heimnik der Abgeſchloſſenheit jeiner Zochter, und Ormonds

neugieriger Sinn beſchäftigte ſich mit demſelben für ihn ſo
wichtigen Rätbſel

Wenn ich uur eine Spur ihres Geheimniſſes zu
entdeclen vermöchte !“ dachte der Gaft. _ „IhH muß wiſſen,
ob jie der Leidenſchaft des Opiumgenuffes oder Aehnlihem
froͤhnt ehe ich irgend etwas unternehme. O, was gäbe ich
ich darum, die Wahrheit zu entdecken!

Daͤs Schickfal ſchien ihn auf die gewünſchte Spur
lenken zu wollen. ;

Die beiden Herren plauderten Über eine Rerſon, die
dem einen wie dem andern Höcolt gleichgiltig war, als ein
Diener, defjen AUmt es war, in der Borhalle zu ſtehen und
anfommende Gaͤſte zurechtzuweiſen, mit verſtörtem Geſicht
in den Salon ſtürmte. ;

Sch bitte, Herr Graf, rief er, kaum mwifjjend, was er
jagte, „aus dem Ankleivezimmer des gnädigen Fräuleins
DYrinat dichter Rauch. Es muß dort etwas brennen!”

Der Graf ſprang auf.

** im Zimmer meiner Tochtor!“ ſtöhnte er.

Sa, Herr Graf Ich werde unfere Seute zuſammen-
rufen und. die Feuerwehr benachrichtigen.“

Nicht, wenn Dir Dein Leben lieh iſt. gebot der Graf
Die übrige Dienerſchaft braucht vorläufig noch nichts zu
erfahren. Bleih einitweilen hier unten in der Vorhalle.“
Der Graf ſtieß den beſtürzten Diener zur Seite, flog die
Treppe hinauf und eilte auf die Eingangsthür zı, die in
Semächer ſeiner Tochter führte, Lord Srmond folgte ihm
auf den Ferſen-

Die Vorhalle war von einer dichten Rauchwolke erfüllt.
Es war {lar, daß es in einem Dder Zimmer Beatricen’s
brannte.: Cine Gruͤpbe von erſchrockenen Dienern ſtand
gajfend umher. Der @raf befahl ihnen Ürenge, ſich unge-
jäumt zurüdauziehen. Sie wagten nicht, ungehHorjanı 3zU
jein, und enfternten ſich lanaſam nach verfchiedenen Richt-
ungen. ; |
„O-gehen.Sie nur. Hinunter, lieber Eduard, wendete
Jich der Graf mit unlicherer Stimme an ſeinen Gajt. „Ih
werde die Thuͤr eindrechen.“

} (Xortjegung folgt.)
















































 
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