Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0243

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
\ 5 E A — — — — — 77

rg

ichen
liche

kann
ngen

r,
nder.









Exſcheint tagttch auit Mırgnahme der Gonne un Feiertage
Samficgs mit UnterbeiungSbeilage, Prets viertehahrlich
a 1.20 ohue Zrögeriohn u. Bofanfighlag. Beſtellungen
bei den Voſtanſtalten n. bei der Gxpebilion Zwingerüraße 7,

Auzeige:Biatt für die Mmisbezirfe Heidelbera,
Sabenburg, Weinheim, Ichwetzingen PhiNlippsburg,
Wießloh, Bruchfal, Breiten, Ne forgenänd, Mosbach
Lberbach. Buchen Waldüirn,E.-Bi 89., Werkheimseg.















60 Berantwortliher Kedalteur:
r 0U | — Qnling Feder in Heidelberg.



| Drud, Berlag n, Crpedition von Gebr Quber .
in SHeibelerg, Zivingerürake 7,













Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmitlichen Poſtanſtalten bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.






* ıd ein Büdagoge der modernen Sichtung
und Viſenſcheft!

Genau ein Jahr iſt vergangen, ſeitdem wir uns
au dieſer Stelle unter obiger Ueberſchrift mit einem
Herrn Dr Carl Pilz aus Leipzig zu befaſſen hatten,
der in dem Pädagogium des berühmten Dr. Dittes



den Titel:
Heilung durch die Erziehung“, in welchem die Katho-




o war ı. a. wörtlich bei Herrn Pilz zu leſen:

2) In einem Weinberge
einiger Zeit alle Abend ein Lichtlein zu ſehen;



im Grabe fände.
falle. (S. 102)) ‘

3) Wie in katholiſchen Ländern mit den Heilungen
durch Marienbildern und Reliquien der Aberglaube
genährt wird, das iſt ſo wohl bekannt, daß daͤrüber
eigentlich kein Wort geſagt Au werden braucht So



auf der Bruſt tragen ſollte,

Serlengefahren ſicher zu ſein. (S. 104)



Mittelalter u. a. den Eſel verehrte und ihn beim
Hochamte mit niederknieen ließ (Ebend S. 140.)


nach Trier, um bei dem Hl. Rocke, der unter den
worden iſt Glück und Segen zu holen.

Mit dem „Magazin für Paͤdagoͤgik“, welches die
Pilz'ſche, Weisheit' entdeckt hatte, erlaubten wir uns

darauf, folgende Fragen an die Herren zu richten:
1. Un welchen Orten am Rhein ißt man am


liken an dieſem Tage
verboten, der Rhem aber meiſtens von Katholiken
ummohnt. — «

2. Wo liegt der Weinberg, deſſen Anwohner eine
Motteafalle für eine arme Seele hielten? —

3 Wann, wo und wie haben Heilungen durch
Marienbildern und Reliquien in kathoͤliſchen Ländern
genährt? — Hierbei ſetzen wir
daß Sie wiſſen, ein Agnus Dei ſei weder
ein Marienbild, noch eine Reliquie.

wonach man im Mittelalter den Eſel verehrt hat und
ihn beim Hochamt zum Niederknieen gezwungen habe?

5. Wo werden die 17 hHl. Röcke aufbewahrt? —

So leicht und einfach die Beantwortung dieſer
klaren Fragen für den ſo ſicher und beftimmt auf-
tretenden Herrn ſein mußte, ſo verging doch faſt ein
Sahr, bevor eine ſolche in Form einer Zuſchrift an
das Magazin erfolgte? Und wie lautete ſie? —
Meme ſaͤmmtlichen Mittheilungen gründen ſich auf

Sagen — und ich habe gegen dieſe Quellen nicht
das geringſte Mißtrauen gefühlt. Wäre vor einem
Jahre das Verlangen an mich geſtellt worden, alle
dieſe Schriften zu nennen, aus denen ich geſchöpft,
ſo hätte ich ihm nachkommen können. Jetzt ...
ſind dieſe Quellen in Vergeſſenheitege-
fommen.“ Eine ſolche Antwort niederzuſchreiben
und zu veröffentlichen, riskirt ein Mann, der ſich Dr.
nennt, alſo eine wiſſenſchaftliche Bildung beſitzt Erſt
ſchleudert er keck und mit der größten Beftimmtheit
die tollſten Behauptungen in die Welt, läßt dann,
zum Beweiſe aufgefordert, ein Jahr vergehen, und
erklärt dann unverfroren, im Laufe eben dieſes Jahres
habe er alle ſeine Beweiſe — vergeſſen! Wirklich
ſehr wiſſenſchaftlich! Quellen zum Belege ſolch ſchwer-
wiegender Behauptungen vergißt ein gewiſſenhafter,
ernſter Forſcher überhaupt nicht, und wenn er ſie
nicht alle im Gedächtniß behalten kann, ſo notirt er
ſie ſich Aber ſelbſt dieſe ſeine kächerliche Entſchul-
digung iſt nicht ſtichhaltig; denn ſchon vor Jahres⸗—
friſt, wo er nach eigener Ausſage noch im Beſitze


rung zum Beweiſe zu. Warum hat er nicht damals
an der Händ der angeblichen Quellen die Antwort
gegeben ?

Damit könnten mir den „gelehrten“ Herrn ver-





20 *

laſſen, doch wollen wir auch noch die Antwort geben,
welche er in ſeiner Zuſchrift an das Magazin auf
die einzelnen Fragen gibt. Sie ſind ſo recht be-
zeichnend für die „Wiſſenſchaft“ dieſes modernen
Pädagogen, der gegen die „dummen“ Katholiken au-
kämpft.

Rhein

—— man
um viel Geld im
Beutel zu behalten, habe ich geleſen (wod und
es iſt mir auch, wenn ich nicht irre, von lebenden
Perſonen beſtätigt worden.“ — Wenn ich nicht
irre! Sehr gut für einen Hiſtoriker, der zuerſt

am Aſchermittwoch anı


2. Die M otten falle, die man als eine arme
Seele anſah, die krine Ruhe fände, ſpielt am Rhein,
wahrſcheinlich bei Bacharach; das Blatt, dem
ich die Nottz verdanke, machie keine nähere Angabe.“
Alſo: wahrſcheinlich; keine näyere Angabe! Und doch
war paſitiv von H. Dr. C Pilz behauptet:
„Am Rhein war zu ſehen; man Hielt e$
für eine arme Seele u. f. w.“ Doch nun komuit
der allerſchönſte Beweis: „Ein Freund aber, ein
Weinhändlher von der Mojel, erzählte mir, daß
ähnliche abergläubiſche Dinge beſonders in Moſei-
doͤrfern noch vorkämen.“ Alfo ein Weinhändler, am
Ende gar ein Weinreiſender, hat es dem /Hiſtoriker“
und „Pädagogen erzählt! Der bindet, namentlich
wenn er einige Flaſchen Moſel getrunken hat, dem
Herrn Pilz noch ganz andere Dinge auf. Verſuche
er es einmal.

3, „Daß mein Frager glaubt, ich könne ein aus
Wachs geformtes Agnus Dei (Lamm Goͤttes) mit
einem Bilde oder einer Religue berwechſeln, und daß
er von Heilungen durch Marienbilder, Reliquien,
Statuten 20. nichts zu wiſſen ſcheint, iſt geradezu
räthſelhaft. — Nein, das iſt nicht raͤthfelhaft, ſagt
hier treffend das Magazin, denn kein Katholik glaubt,
daß Bilder, Reliquien und Statuen heilen können;
das kann mur Gott allein und darüber kann Sie jedes
7jährige kaͤtholiſche Kind belehren. 1) Die Frage
nach dem Unterſchied zwiſchen dem Angnus Dei und
einem Bilde bleibt einfach unbeantwortet. Wie
traurig, daß die einfachſten und leichteſten Wege nicht
benutzt werden um ſich über Binfenwahrheiien zu
unterrichten !

4. „Daß im Mittelalter, wie ich in einer Chro-
nik (in welcher ?) geleſen habe, nicht nur der Eſel,
ſondern auch andere Thiere als Glücks⸗ oder Unglücks
zeichen oder als geweihte Geſchöpfe (was ſoll
man ſich denn darunter denken?) angeſehen wurden,













Die feinskichen Brütser.

60) Roman von H. v.HNemagen.

Nachdruck verb.)

„Wie könnte ich das?“ N .

Indem Du ſtark, biff und die Gedanken, welche Dich
beunruhigt und geangſtiget hHaben, mit der Kraft Deines
Willenz zurüdkdrängit. Du bift ja noch ſo jung, Röschen,
das Leben liegt noͤch ſo weit und fchön vor Dir; Du
mußt es genießen, Dein junges ſchones Leben, und frbh-
ſich hinausbliden in Deinen Frühling! Rückmärts zu
jchauen iſt die Sache des Alters, und erſt wenn Schnee
auf unſerem Scheitel liegt, ijt e& Beit, in der Vergangen-
heit zu leben. IO habe e8 feither vermieden, von den
iraurigen Borgängen in diejem Schloffe zu Dir zu ſyre-
Hen! weil ich Deine Yufregung nicht ſteigern und den
rantkhaften Zuitand nicht verJOlimmern wollte, n welchen
lie DiH verjegt Hatten; Du hHaft ſie geliebt, wie e& Deine
%eng ilt, herzlich, innig, mit ganzer Hingabe und datum
erſchütterte Dich der unerwartete Tod der Gräfin ſo tief
und gewaltig. Du haſt an den Nachwehen diejer Er-
iütterung lange gelitten — jeßt aber hajft Du fie über-
wunden ; Du bift von Deinen Seelenleiden genefen, und
meine Pflicht iſt es, Deine Genejung zu befeltigen. Ich
hHabe darum beichlofjen, Dich auf einige Zeit zu meiner }
Schweiter auf Befuch zu ſchicken Du weißt, wie jehr ,
Re fih nach Dır jehnt und daß {fie DihH von Herzen
willfommen heißen wird. In ihrem Hauje findelt Du,
was Du hier entbehren mußt, Maädchen Deines Alters,
Ind der erfehr mit ihnen wird Dich zerftreuen und Dir
die Heiterkeit zurücgeben, welche Du hier in der Einjam- }
keit und Abgeſchiedenheit verloren Haft. Du wirft noch
heute reifen — der Weg iſt nicht weit und ehe der Abend
einbricht, haſt Du das Staͤdtchen Erreicht.“ }

Aber warum fo: plößlich, Bater?”

„Weil der rechte Augenblic gefommen ijt; ich und der
AUrst, weldhen ich, ohne Dein Wifjen {tet3 über Deinen Zu-
Itand in Kenntnik erhalten, haben lange vergebenZ Darauf
gewartet.“ } ; \

Und wie lange ſoll ich-bletben?“








„Sinige Monate, wenn es nach meinen Wünſchen
geht und der Beſuch den Erfolg haben ſoll, welchen wir
uns davon verfprechen.”

„Das iſt ſehr lange, Vater!

Ich fürchte, es wird zu
langẽ für mich ſein.“

5ch werde von BZeit zu BZeit zu Dir kommen
gt\mb! Ohne Dich zu jehen, würde es mir auch zu lange
auern.“

Du biſt ſo gut, forgſt auch ſo liebevoll für mich,
aber —“
** machſt Sinwendungen, obgleich Du das auch
weißt ?“

_ „SH gehe nicht gern, Bater, ich bleibe am liehſten bei
Dir, wvenn Dir Etwaͤs zuſtieße, Du hätteſt Niemanden, der
Dich pflegen würde.“

„Schon wieder die alten Unruhen und Sorgen,
Würdeſt Du nicht die erſte jein, die e8 ev-
ühre 2“ .

Verſprichſt Du mir das?“ **

Ich verſpreche es Dir, wennes Dich beruhigt, ob-
wohl ich nicht alaube, daß ich in die Lage Kommen werde
e5 thun zu müflen! meine GejunDdheit iſt gut, mein Eben
regelmä&ifg und mein Amt legt mir keine beſondere Stra-
pazen auf.”

fönnte. Noch war er mit ſeinem Plane nicht fertig; nur
da? Eine hatte er als nothwendig herausgefühlt: um frei
und ſicher operiren zu fönen, mußte er ſeine Tochter ent-
fernen

Mache Dich alio reifefertig liebes Rind“, Jagte er
und küßte ſeine Tochter; in drei Stunden {päteltens mußt
Du aufbredhen, wenn Du noch bei guter Zeit bei der
Tante antreffen willit.” - 8

Dann fügte er ſich zu dem Orafen.

_ „SGegen Sie ſich SGasda“, ſagte Waldemar und deutete
mit der Hand auf den ihm gegenüberftehenden Seſſel 2i
habe Wichtiges mit Ihnen zu {prechen.“

Als der Rentmeilter der Yuffordernng nachgefommen
war/ fuhr er fort: „Ich gedenke in Den nächften Tagen
eine große Reiſe anzufreten. Da e3 nicht beftimmt Yt,
wann ich zurücdfonıme, jo habe ich entſchloſſen, die Ber-
waltung meiner Befigungen in Ddie Hände meines Bru-
ders WenzelS zu legen und erſuche Sie, mir bis morgen
Ahend einen furzen Nachweis über den angeblichen Kajjen-
beſtand vorzulegen ; ich denke, es wird 5* möglich jein
da ſeik dem Zahresabſchluß erſt einige Monate verflofjen

und eingreifende Aenderungen in Dden bisherigen Ver-



lebett? ;

_ „Wenn Du e8 wirklich nicht mehr fönnteit, ſo werde
ich Dir waͤhrlich nicht verbieten, zu mir zurüdzukommen ;
ich verbanne Dich ja nicht, aber ich hoffe auch, daß Du
nicht einer bloßen Laune naͤchgeben wirſt.!

In dieſem Augenblide Nopfte e8, Ein Diener des


®Gasda.erhob ſich
@8 lag nichts Ungewöhnliches in dieſem Befcheide, aber
es wäre ihm

die YNugen zu ireten brauchen.
Eindruck der Ereignijje Ddes Ießten Abends;

entſchloſſen/ eher . geboten würde-


1

„Hu Befehl, quädiger Herr Graf, wird ausgeführt
iwerden,“ entgegnete der Rentmeifter. mit unficherer Stimme;
der Enijchluß des Grafen haͤtte ihn überrajcht, faͤſt aus
der Jaſſung gebracht.

Der Graf ſah ihn an.

Fehlt Ihnen Ctwas Gasda?“

Noch fehlt mir NichtS ; aber in wenigen Tagen wird
mir mein guter, gnädiger Herr fehlen.“

„Sie waren mir trew und dienſtbefliſſen — ich hahe
Ihre Zukunft ſicher geftellt; Sie werden in Ihrer Stell-
ung bleiben, ſo Xange e8 Ihnen
gefällt.“

Fortſetzung folgt.)





 
Annotationen