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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0803

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. Brigeint tägli@ wit Kırsnakure ver Gomnus und Feiertage
Samftags mit UnterHaltungsbeilage. Preis vierlehaͤhrlich
‚38 1.20 obrne Trägerlvhn ı. Pokanfflag. Beßenungen
bei den Boftanfalien u. bei der Gxpedition Zwingerfiraße 7.




für Stadt



KnzeigesBlatt für die Amtsbezirke Heidelbers
dedeuburg, Weinhetun, Shwebingen, Philippsdurg,
Wiesloch, Bruchlal, Bretten, NeTargemünd, MoSbad
%berbad Buden,Walldärn,&.-Bı °8h., Wertdehnuse,









%r 194









in weibelderg, Zivingerürake 7,






— — OR SE






Beſtellungen

auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſaͤmmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.

: Verlag des „Pfälzer Bote.°°

ꝛr— — — — — —
Der heutigen Nummer liegt Yr. 35 0er Woacheneet
lage bei.






’ N w
* Die Wilionär-Steuer.
(Ein Vorſchlag von einem kleinen Manne.)

Die Zeitungen haben in letzter Zeit ſo viele
Steuervorſchläge gebracht, daß man daraus mehr als
zur Genüge erkennen kann, daß die Steuerkraft eigent-
üch noch lange nicht erſchöpft iſt. Dieſe Schlußfol-
gerung wird wenigſtens durch die Menge der em-
pfohlenen oder geplanten Steuervorſchläge nahegelegt.
Wenn es alſo darauf aͤnkommt, dann kann für die
Heeresverſtaͤrkung noch viel mehr herausgeholt werden,
aͤls es bis jetzt, die neuen Mehrausgaben einbegriffen,
geſchieht. Und wer garantirt dafür, daß die jetzige,
noch offene Deckungsfrage die letzte ſein wird und
nicht vielmehr über kurz oder lang eine abermalige
Erhöhung der Militärlaſten eintritt und dies ſo lange


endlich wichtiger ſein, bei den Mehrforderungen ſich
nicht zu verthun. Nach meinem Dafürhalten haben
aber jetzt ſchon die vorgebrachten Vorſchläge den
einen Fehler, daß ſie die Steuerſchraube nicht an die
rechte Stelle anſetzen. Der kleine Mann zahlt längſt
ſchoͤn den letzten Groſchen, von ihm noch mehr for-
dern, wäre eine politiſche Thorheit. Populär ſoll die
Börfenſteuer und Rückforderung der Liebesgabe 'un
die Brennereibeſitzer ſein; allein dieſe Steuern könn-
ten in ihrem Ergebniß zu großer Enttäuſchung
führen. Die Börſenleute werden ſchließlich anderswo
ihre Geſchäfte machen, und die Großgrundbeſitzer der






eien zu wenig verdienen, ihre bisherigen Kartoffel-
felder anders benützen.



Demgegenüber möchte ich mir geſtatten, eine
Steuer vorzuſchlagen, an deren Popularität nicht zu
zweifeln ijt, die nur auf die breiten, ſtarken Schultern
fällt, ihren Mann ganz ſicher trifft und vielleicht allein
genügen wird, alle geforderten Mehrausgaben für die
Heeresverſtärtung aufzudringen. Ich moͤchte meinen
Vorſchlag die „Milionärfteuer“ nennen, welche ſich
alſo geſtaͤlten ſoll: Jeder, deſen Vermögen bis zu
einer Million Mark ſich beläuft, oder der eine dieſem
Vermögen entſprechende Einnahme bezieht, zahlt ſeine
Steuern wie bisser. Sagen wir,
mit 25 000 M. Einnahnie abſchließt.
beginnt die Millionärſteuer. Dieſe
ſtehen, daß von dem Ertrage der dritten halben
Million, alſo von den folgenden 12,500° Mk. Ein-
nahme, die glücklichen Herren Einnehmer einfach 3
Zehntel auf den Altar des Vaterlandes legen.
Von dem Ertrage der vierten halben Million, alſo
von den weiter folgenden Einnahmen bis zu den 4.

Von hier an


}


abgegeben werden. Von dem Ertrage jeder folgenden
halben Million, alſo von jeden weitern 12,500 M,
Einnahme ſoll ein Zehntel mehr als von der
vorhergehenden Stufe auf den Altar des Vaterlandes
gelegt werden.
Million, alſo von den 12,500 M., welche noch die
Einnahme von 100,000 M. überſteigen, entfallen auf
die Millionarſteuer neun ZehHntel. Von da ab
bleibt die Millionärſteuer konſtant und beſteht darin,
daß von dem Ertrage jeder noch weitern halben

neun Zehntel auf den Altar des Vaterlandes
kommen. Dieſe Steuer ſoll ſo lange beſtehen, als


Mein Vorſchlag wird zweifellos in weitern Kreiſen
Beifall ernten, nur wahrſcheinlich von Jenen nicht,
welche davon betroffen werden.
Herrſchaften mögen aber bedenken, wie es einem
Familienvater bei Steuererhöhung zu Muthe iſt,
wenn er z. B. mit ſeinen vier bis ſechs kleinen Kin-
dern täglich allein für Brod M. nöthig hat und
bei dieſer Ausgabe ein großer Bruchtheil Steuern






daun weiter vom Salz, von
ſeinem Kaffee, ſeinem Pfeifchen — kurz vom Morgen
bis zum Abend Steuern zahlt und dabei täglich nur
3 bis M. verdient. Und wenn er ſelbſt 5 bis 8
M. täglich einnimmt. was iſt das für eine Familie
von fünf bis neun Perſonen, zumal bei Beamten, wo
mit jeder Mark Mehreinnahme das Leben größere





Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Roſen.
Nachdruck verb.)
Sie weiß ſelbſt ſo wenig, daß ſie nicht viel verrathen
haben fann. Aber ach, ich vergaß! Wie wäre es ihr
noͤslich geweſen, ihre Aufregung hei unſerem ſeltſamen
Wiẽderſehen hente Abend * verbergen, wenn ich, die

Kummergeſtählte von der Erſchütterung, ſie in ſolcher Ge-
jellſchaft zu erblicken überwältigt wurde und wie todt zu-
Jammenbradh) ? Lord Trewor iſt ein arawohniſcher alter
Mann. BZu dieſer Stunde wird er bereits erfahren haben
daß ich ihre Mutter — die Schauſpielerin bin Wie lange
wird es dauern, his ihre Augen ihm verrathen haben,
wer ihr Vater iſt? Sie hat Goͤttfrieds Augen! Mein
armer Gottfried

Wie wollen Sie es ermöalichen, Fräulein Giralda zu
ſprechen, Euer Gnaden?“

„Lord Ormond erzählte mir auf dem Wege zu dem
Thecter, daß ſein Onkel in London angekommen ſei und
Nannte zufällig das Hotel, in dem der alte Herr wohnt.
Ich * jofort hingehen, um ſchon in Giraldas Zimmer
zu ſein wenn fie es betritt. Es wird mir nicht ſchwer
ſperden eine geheime Unterredung mit ihr zu erlangen.
Haben fie bereits etwas gejagt, was uns verraͤthen möchte
ſo muß Gottfried morgen England perlaſſen O mein
armer ®atte, o meine arme theure Tochter, meine geliebten
Söhne.” ;

. Beatrice ſprang auf und hegann Haftig das Zimmer
zu durchſchreiten. Welcher Hohn ſchien ihr die raufcdhende
Schleppe, die Pracht der Iuwelen, die kalt und mitleidlos
%n%iter junfelten, während bitterer Gram ihr Herz er-
üllte.

Magda beobachtete ihre Herrin mit fhYränenvollen
MNugen, fand aber kein Wort des Troſtes für Ddie Ver-
zweijelte. Sinige Minuten hHerrjchte ein ticfes Schweigen
4 4 bis ein lautes Bochen an der Thür ſie auf-

cuchte

Es iſt Papa, Magda,“ erklärte Beatrice. „Sage ihm




Anſprüche ſtellt. „Gebt dem Kaiſer, was des Kaiſers
ift“: das iſt Gottes Gebot auch für den kleinen
Mann Aber wo nichts ift, da hat der Kaiſer ſein
Recht verloren. Und von Familien, die unter den
heutigen Theuerungsverhältniſſen 4 bis 10 M. Sins
nahme haben, iſt nichts zu holen; denn ſie geben
ihren letzten Groſchen aus, oder e& kann bei ihren
Erſparniſſen doch nur von einer Beiſeitelegung eines
Nothgroſchen die Rede ſein. Ich glaube, daß man
unter Verhaͤltniſſen leben kann, welche noch mehr
erfordern; daher ſollen auch die höhern Einnahmen
ungeſchoren bleiben. Die Nothdurft des Lebens hat
aber Grenzen, und diejenigen, welche von unſerer in
44 gebrachten Millionaͤrſteuer betroffen werden,
zahlen Mür von ihrem Ueberfluß. Sie mögen be-
denken, daß ſie ihren außerordentlichen Reichthum
auch dem Vaterland verdanken, welches ſie in dem
ungeſtörten Beſitz und Genuß ihrer Güter ſchützt
Dafür haben ſie auch außerordentliche Verpflichtungen
gegen das Vaterland, und zwar in erſter Linie durch
das Eintreten mit ihrem Geldbeutel. Iſt es wahr,
daß die Erhaltung unſeres Reiches von dem Beſtande
der jetzigen Heeresſtärke abhängt oder noch weitere
Vermehrung des Heeres erheiſcht, dann iſt e& ebenſo
wahr, daß die fortgeſetzte Mehrbelaſtung des Volkes
durch Steuern eine große Gefahr für's Vaterlandift,
und zur Beſeitigung dieſer letztern iſt die Milliov-
närſteuer das einzige gerechte, beſte und ſicherſte
K. V. Ztg)

* die Uncuben in Yom.

Ueber die in Rom ausgebrochenen Unruhen ent-
nehmen wir dem Berichte der D. Reichsztg. noch
folgende Einzelheiten: Die Nachrichten über die blu-
tigen Vorgänge zu Aigues-Mortes in Frankreich, die
Ihren Leſern ſchon bekannt ſind, haben unter der
hieſigen, bereits aus anderen Gründen den Franzoſen
abgeneigten Bevölterung eine große Erbitterung her-
vorgerufen. Bereits geſtern früh ſah man hie und
da an den Häuſern der verkehrreichſten Straßen
italieniſche Nationalfahnen mit Trauerfloren und im
Laufe des Tages verbreitete ſich überall das Gerücht-
daß am Abend auf dem Colonna Platz, wo um dieſe
Zeit ſtets Muſik iſt, eine franzoſenfeindliche Kundge-
bung ſtattfinden werde. Als um 8 ein halb Uhr das
ſtädtiſche Muſikkorps die erſte Nummer ſeines Pro-
gramms zu ſpielen begann, waren, im Vergleich zu
enderen Abenden, nur wenige Zuhörer auf dem Plage
verſammelt Ein höchſtens 20 Köpfe ſtarker Haufen













* 2 mich etwas erholt hätte, aber ungeſtbrter Ruhe
edürfe.“

Magda öffnete die Thür Ein Diener ſtand mit einem
Zettel in der Hand im Corridor. Eine junge Dame
wünſcht Lady Beatrice zu jprechen,“ flüſterte er. Obaleich
ich ihr ſagte, unſere Gnädige jet krank, wollte ſie ſich durch-
abweiſen laſſen und bat mich inftändig, ſie zu
melden.“

Ladh Beatrice kann heute keinen Beſuch mehr em-
pfangen,“ beichied Magda hierauf den Diener. Sagen Sie
der jungen Dame, fie möchte ein andermal wieder vor-
ſprechen!

Beatrice war in der Nähe der Thür ſtehen geblieben.
Den Namen, Magda”, rief ſie hinaus, ohne ſich van der
Stelle zu rühren

Magda nahm dem Diener den Papierſtreifen ab und
brachte ihn ihrer Herrin. Beatrice entfaltete ihn und las
den deutlich geſchriebenen Namen „®iralda“.,

„Ich will die junge Dame fjehen“, behte es dann von
—4 Lippen. Führen Sie die Fremde ſogleich hier-

*

Der Diener beeilte ſich zu gehorchen. Eine Minute
ſpäter vernahm man einen leichten Tritt im Korridor und
eın ſchüchternez Alopfen an der Thır. Magda. ließ den
Gaſt ein und ſchob hinter ihm den Riegel zU. ” ;

Eine jchlauke mädchenhafte Geſtalt, das Geſicht dicht
verhüllt, überſchritt die Schwelie Beatrice wendete ſich
um und betrachtete die Angekommene, die ihren Schleier
zurüciclug. —

Magbda erkannte ſie mit einem Freudenſchrei

Es war wirklich Gixalda, aber die Erfahrungen des
letzten Abends hatten eine große Veränderung in ihren
lieblichen Zügen Hervorgebracht. Das Geſicht war: ſnſchon
wie immer, nur der Hauch der Wangen, der heitere Schim-
mer ihrer Augen war verſchwunden und um ihren Mund
Iag ein Ausdruck bitteren Wehes.

Mrtter und Tochter ſahen einander an der vorimurfs-
volle Blid Begtrieens Ihmolz, e breitete ihre Arme aus
und SGiralda flog an ihr Herz. *

„Du biſt es wirklich Mama“, ſchluchzte ſie „dQ


hofite, ich glaubte noch immer, mich geirrt zu haben. O
Mama“, wiederholte ſie laut weinend.

Beatrice 30g ſie neben ſich auf ein Sopha Alle ihre
Anaſt ſchien verſchwunden zu fein. Sie liebkoſte ihre
Tochter und ließ ſie ruhig ausweinen.

„O Manıa, bijft Du wirklich Lady Beatrice Berril?”
fragte ®iralda.

— SM

„Und keine Schaufpielerin — v Mamna, Manıa !”

„a . ich‘ bin eine Schauſpielerin, Giralda. Es ift
wahr, Daß ich nicht auf der Bühne eines Theaters {piele,
aber bin nichtsdeſtoweniger eine Schauſpielerin, Liebes

Und Du wirſt einſt die Braut Gottfried Trewor's
Manig?

„Ja, Giralda.“ ; ;

„Und jegt biſt Du-mit Lord Ormond verlobt ?“ rief
das Mädhchen erröthend und mit erſtickter Stimme,

Ich hin nicht mit Lord Orwond verlobt, Giralda,“
erwiderte Beatrice ernit. „Die Stunde . ijt, wie ich jehe,
gekommen, in welcher ich Dir mein Geheimuiß anzuver-
trauen genöthigt bin. Ih hätte gewünſcht Deine jungen
Schultern mit diejer Laſt noch länger verſchonen zıu dürfen
Doch zunächſt muß ich von Dir ſelber ſprechen! Warum


Giralda?! *

— „30O wußte, daß Du mir nicht mehr geitatten würdelt,
Dir und Papa in meiner Weije zu Helfen.“: Die Antwort
wurde zögernd gegeben. Des Mädchens Blicke wanderten


lichen Gewändern und
ihrer Mutter

Ich ehre Deine Beweggründe, meine liebe ®iralda”,
deſſen ungeachtet thateſt Du Unrecht
das Elteruhaus heiwilich zu verlaſſen.! Ungehorſam gegen
Vater und Mutter iſt ſelten oder niemals zu rechtfertigen.
Du biſt noch viel 3zu jung, um auf eigenen Jußen zU

AUM
ſtehen und Dir jelbit Dein Brod zu verdienen.“
ing. folgt.)

märchenhaften Diamantenſchätzen




Foͤrtſeß


 
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