Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0017

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
chwürdigſte
Begrändumng:
; zur Kapelle


wieberholter
t unmöglich,
; ebenjo un-
3a8 ijt eine


Ddem Hergen:
keit Sende
Ich aber
Inliegen das

1Be: 99.






erkt 2

Nöften,
ränfen,
nituren (
jertigen 1
d 6
jonitige \






itenwagen
billigſten

}
gaſſe 7.

ein.
luſtalt an
ahr zuge-
kt herzlich
mite.

* 5
„ 8
S

Stoff

ür C
Anzug £
— $ .
zt. Qual, }
sviot etc, 0
iodorvark.
— — ⏑

delberg.
——

ut.
äulein



v.
owodd.
eilungen)
Birch-

Anfang
A0 Uhr?
1893.
uuement
E.

r in 4









Grfheint cäglıd mu Ansnahme der Sonu- an %é_ägmge
Samftags ; mit Unterhaltungsbeilage, Breci8 vierteljährlich
. 1,20 ohne Krägerlohn 1, Holtanffchlag: Beftellungen
bet den Boflanftalten ıt, bei der Grpedition Zwingerfirake 7.



/ für ääfiäfi :






Anzeige-Blatt für die Amtshezitke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Sdhwegingen, Philippahurg,
Ziesloh, Bruchfal, Bretten, Ne irrgemünd, MvSboad





























Eherbach Buchen Waldkn, TB, ‘%fy.„%ert!)eimn._
Rr 4 * gulins Seger in geinetöens: | Örielberg, Donneritag, den 5 Januar 1808 ( er Batwgcekeege 7""" 28 Yaleg,
- . 2 e — —



auf das Duartal
C Abonnements 4* werden von
aͤllen Poſtanſtalten und der Expedition noch ſtets an-
genommen und die bereits erſchienenen Nummern auf
Kunſch nachgeliefert

7 * Nilttsnnſchu
— HIL . .
‚ -Die ‚Heroorragendften Ereigniſſe der inneren ung
zunächft als Katholiken intereſſirenden Politit
haben wir bereits erörtert, immerhin bleibt uns noch
eine ganze Anzahl von Dingen zur Beſprechung übrig
die von weittragendſter Bedeutung für unſer liebes
Vaterland ſind Die Kriſis beim Volksfchul-
geſetze hat uns zunächſt einen etwas u gewohnten
Zuſtand gejhaffen, . nämlig die Trennung des
Keichskanzteramtes vom Präfidiumdes
preuß Staatsminiſteriums, wie es freilich
auch einmal kurze Zeit unter den Regime Bismards
ſlattfand Während Caprivi Reichskanzler verblieb,
trat er den Vorſitz im preupiſchen Staatsminiſterium
an Graf Botho Eulenburg ab, der zunächſt nur
Präſident ohne Portefeuille war, dann aber, als es
Hrn v. Herfurth in dem Collegtum ungemüthlich




Herrfurth abdankte? ; *

Nun, er konnte ſich mit den Steuerplänen des
Iinanzminiſters Miquel nicht Dbefreunden. Das
Fallenlaſſen des Volksſchulgeſetzentwurfes brachte im
Lultusminiſterium naturgemaß eine Aenderung Dr.
Boſſe trat an die Stelle des Grafen Zedlitz, der wie
ſelten ein Miniſter ſich in die Herzen der chriſtlichen


auch von dem jetzigen Cultusminiſter, und er hat es
auch ſelbſt geſagt, daß er auf chriſtlichem Standpunkte
ſtehe Wir glauben es gern, aber verſchiedene Zeichen,
beſonders in Sachen der confeſſtonellen Schule/ deuten
doch dahin, daß die ausgeübte Praxis eine uns Ka-
thoͤliken nicht günſtige Wendung genommen hat. Im
Uebrigen ſtehen wir aber auch hier in einer Pe-
riode des Zweifels, in einer fortdauernden
ſtilhen Arife, aus welcher der unglaͤubige Libe: -


Sieger hervorgehen wird.
Man hat im verfloſſenen Jahre noch von ver-


Miquel hatten wieder nach der beſprochenen Kriſe

beſten wiſſen, glauben machen, der Kriegsminiſter v.
Kaltenborn⸗Stachau koͤnne nicht genug reden und
müſſe deshalb gehen. Endlich ſollte der Landwirth-
ſchaͤftsminiſter v. Heyden nach Einigen auch nicht
mehr taugen. Es iſt indeſſen bis zum Schluß des
Jahres „beim Alten geblieben in beſagten Miniſterien.

Drei Punkte bleiben uns noch zur Eroͤrterung
übrig, es ſind die Handwerker⸗, die Autiſemiten
und die Soziale Frage ; ; }

Im Januar tagie in Berlin der dentſche
Handwerker-
reicher Betheiligung, welche dafür zeugt, wie brennend
dieſe Frage geworden

Als Lehen sbedür fuiſſe des in der Junung
vereinigten Handwerkes wurden auch hier wieder der
Befähigungsnachweis und obligatoriſche Innung be-
zeichnet. Die Regierung, die auch vertreten, verhielt
ſich ſehr zurückhaltend und gab die Hoffnung auf
Handwerkerkammern. Das Jahr ging zur Neige und


Centrum verlangte in ſeiner Anfangs Dezember ein-
gebrachten Interpellation R echen ſchaft, was die
Regierung für das Handwerkgethan.
Wiedexum war die Antwort ein Wortſchwall, daß ſo
viele Schwierigkeiten vorhanden ſeien, daß man Zeit
brauche re. Schließlich aber kam man doch offen
heraus, daß man eine obligatoriſche Zunung
und Befährgungsnachweis nicht wolle
Darir liegt des / Pudels Kerul Das was das
Haudwerk allein retten kaun, das will man nicht
oder man glaubt doch es nicht zu köunen. Das iſt
das Tieftraurige bei der Sache, und die Hoffnung
auf Handwerkerkammern, von denen wir auͤch nicht
wiſſen, wie ſie ſich geſtalten vermag nicht diefe
Schatten zu verſcheuchen.
Die Antifemitenfrage ift m vergangenen
Jahre wiederum recht brennend geworden. Zwei Prozeffe
vor allem ſind es, welche hierzu beſondereu Anlaß
geben Der im vorigen Jahre zu Lauten verübte
Knabeumord kam zu Cleve in dem Buſchoffprozeffe
zur Verhandlung und fand deſſen Srledigung
wie die ganze Durchführung durchaus nicht die Bil:
ſigung des deutſchen Volkes Das Nähere iſt be-
kannt, und daß man in der Kritik nicht zu weit gehen
darf baben die maͤnnigfachen aus dem Clever Prozeß
entſprungenen andexen Verhandlungen bewieſen,

mit theils hohen Verurtheilungen adbjhloffen. Viel


Ahlwardt noch zum Reichstags Abgeordneten gewaͤhlt
wurde, endete mit deſſen Berurtheilung zu 5 Monaten
Sefängniß. Auch dieſer Prozeß bietet für die Kritik
manche wunden Stellen und iſt es daher nicht zu
verwundern, wenn der Antifemitigmus geltüßt auf
ſolche Prozeſſe beim Volke mit Erfolg die Werhe
trommel rihrt. Unſere Stellung zur Judenfrage
zeichnete mit bekaunnter Meiſterſchaft der verehrte
Centrumsführes Or. Lieber auf der Katholiken Ver









wenig Freunde der Juden ſind als dieſe ſich m
ihrem vielfach verderblichen Einfluß auf wirthſchaͤft-
lichem, literariſchem und religioͤſein Gebiete ſich als
unſere Freunde gebärden, nichtsdeſtoweniger ver-
langen wir als freie verfaſſungstreue Bürger für jene
wie für uns volle politiſche Gleichberech-
tidung. Was die Schäden anbetrifft, welche dem
Volke von Seiten vieler Tuden drohen, ſo wird das
Centrum/ allzeit der beſte Auwalt des Volkswohles,
dieſen Borgängen geſpannte Aufmerkſamkeit zuwenden,
einer neuen Paͤrtei wie die der Antiſemiten, bedarf
es hierzu nicht. Wir bleiben, was wir ſind uud
waren/ trene Centrumslente. ; —
Was iſt in vergangenen Jahre geſchehen auf
ſozialem Gebiet? Es ift eine düſtere Geſchichte mit
wenig Licht und tiefen ſchwarzen Schaͤtten Sin
heller Lichtſtrahl iſt indeſſen doch zu verzeichnen und
das iſt der praͤktiſch ſoziale Curſus zu M.-Gladbach
den der Bolksverein für das katholiſche Dentſchlaud,
dieſe Hochburg gegen die onſturmende joziale Un
verauſtaltet hatte. Die 500 Theilnehmer,
welche dort 15 Tage das Opfer von Zeit, Geld
und Geiſteskraft gebracht Haben, um den „arbeitenden
Brüdern! ihr Loos zu erleichtern, ſie werden, in
ihre Heimath zurückgekehrt, den reichen Samen aus-
ſtreuen der bei ihnen ſchon reiche Frucht getragen
Wie arm ſteht dieſem glänzenden Reſultate gegen-
über der im Oktober verauſtaltete ſozialdemokra-
Mit Mühe hat man au
der Oberfläche die verſchiedenen Riſſe überkleiſtert,
welche in der Paxtei vorhanden find, aber die Gei-
ſter, die man einſtens rief, ſie wird man jetzt nicht
los. Früher da rief man die Maſſen ins Feld, weil
die Broͤdherrn zu viel Geld verdienen, und Geute
wird den ſozialiſtiſchen Arbeitern ſchon das Geld zu

Hat über ſeine 7200, Gehalt, — dem . {ich natürlich























anſtandzhalber Geſuche eingereicht, die nicht ge- wardt“ mit ſeiner Broſchüre „Iudenflinten“, Der für Paͤrteibemühungen eine faſt gleiche Summe anz
nehmigt wurden; daun wollten Leute, die alles am hieraus entſtandene Prozeß, während deſſen Verlauf reiht, — ſchon recht böſe Bemerkungen hören muͤſſen
Die feit_töfid}en Brüser. — graben gezogen !“ — „Eine alte Gejchichte,“ warf Wenzel follen.. Die blonde Hedwig ift mahrlidh der Liebe, meinet-

3) Roman von H. v, Memagen. .
Nachdruck verb.)

Können ſie Ruhe finden in ihremGrabe,“ fuhr Wenzel
fort. „unjere erlauchten Borfahren, die edlen Frauen
unferes Geſchlechtes? Ich bebe vor Zorn, vor @rimm —
fannjit Du ruhig bleiben, Bruder, mit kaltem Blut die
Schnigch und die. Schande tragen ?“

Was kann ich thun Wenzel, waͤs können wir Beide
thun? Es hat dem Erbhexrn von Hohenau gefallen, dem
alten Rieger, dem Prager Kaufherrn, den Dank für die
Rettuns jeines Lebens aus der Gewalt des Poͤbels dadurch
abzutragen, daß er ſeine Tochter zum Weihe nahm und
zur Herrin von Hohenan madhte — Dder Erſtgeborene hat
nicht die Pilicht, jeine jüngeren Brüder zu fragen, vb er
ſich verheirathen Ddarf, aınDd die jüngeren Brüder haben
nicht das Recht, ihn Vorſchriften zu machen. Mag er
Zeſte geben, was ſcheert es uns? Mag er Tollheiten
rreiben was können —“ —

Tollheiten? Frevel übt er !” — kuirſchte Wenzel.
ne eS meinetwegen guch drevel wir ſind gegen-
über dem Zrevel echenjo ohnmaͤchtig, wie der Tllheit
gegenüber: das Unglück iſt gefchehen, was bleibt ung übrig.
als zum böſen Sbhiel gute Miene zu machen Die Freunde
unferes Haufes wollten ihn mit feiner Frau in Acht und
Baun thin habey fie es gethan ? Hat die Sanftmuth
und Beſcheidenheit Hildegards nicht Alle entwaffnet? Sind
fie nicht bezaubert von ihrer Anmuth,. hingerifjen von. ihrer
Schönheit? Und weißt Du, Bruder,“ füigte er lauernd
hinzuw, „mir fommt es ſelbſt mandmal {o’Dor, als wolfe
ſie durh ihr Benehmen Verzeihuns dafür erbitten, daß ſie
ein Glied unjeres Hauſes geworden und den Rang : ‚eitn-
nimmt, welden —“ — „Einnimmt? Sie nimmt ihn nicht
ein, weil jie fein RNecht bazı hat; Raub iſt e8, was He an
uns und uͤnſerem Geſchlechie begangen Hat!“ .
Nichael ſchwies einen Nugenbli:. Dann fah-er. deu
Hruder/ wieder mit einem jenex lauernden Blickẽ an die
ihn ſo hoͤßlich machten „MWaldemar: hat mir das Leben
gerettet, hat mich mit eigener Gefahr aus dem tiefen SchloB-

verächtlich ein. „Man jein, aber fie zwingt mich, dankbar
zu jein !” — „Zwingt Dich, dankbar zu fein ?“ — wiederholte
Wenzel jpottend. „Dih Midhael? Danfbar zu fein, : Mi-
Qdael? u biſt ein Komddiant, Michael! Ich aber din
genug, um den Menſchen von der NRole unter-
cheiden zır Fönnen, welche er {pielt.“ 3 ;
Michael that, als hätte er die Worte des Bruders
nicht gehört und fuhr in demfelben Lone,:,der- halb wie
Aufrichtigkeit! halb wie bittere SJronie Hang, fort: .
„Waldemar iſt feit ſeiner Verheirathung viel freund-
licher zu uns geworden, als er es bis dahin gewefen viel
brüdexlicher, viel-. . . aroßmüthiger, Wenzel, Du verſtehſt
mich -wohl!-— und much Das: verpflichtet. uns 3zu Dank!“
— „Meinjt Du - wirklich?“ lachte Wenzel bitter auf: Alſo
die Goldrollen die Du auf Deinem Tiſche findejt, ‚maden
Dich ſo : weichherzig, {o-: zahn? Iſt es Dir genug,“ ein
Almojenempfänger, ein Bettler Jein zu müpen, während
Du ein Herr ſein konnteſt? Zhörichter Menſch! Ichinehnie
das Gold wohl auch, weil:ich es liebe, aber täufjchen,
faufen 1 fie ich nich nicht. Mögen die Schätze des alten
Riegex 10 ‚groß ſein wie der Sand am Meere — DihH und
mich hat die Heirath des Erbheirn von Hohenau {o- Hein,
J0 ayın gemacht, daß wir nicht mehr um die Tochter des
Heinften und ärmſten Edelmgunes werben dürfen — die
Hohenaus- fönnen nur noch bei Arämern werben und
Krämerstöchter hHeimführen: !“
Michaek richtete ſich in dem Sattel auf,


daß ich Hedwig von Braunfels Liebe, mit verzehrender
Gluth liebe das ih: —“ *7*
„Armer Bruder, ich alaube Du haſt eine ſchlechte Waͤht

getioffen !” * ;
Sine jähe Noͤthe ſchoß über Michaels Geſicht } i
Eine ſchlechte Wahl? Und das magit Du- mir zu
jagen, der mir verſprochen Hat, für mich um fie zu werben.“
„Ruhig, ruhig, Micdhael! Ich werde Halten, was ich
Dir verſyrochen hHabe. KRuhig, jage ich noch einmal. Lege
meinen Worten keine Bedeutung bei, die ſie nicht haben

wegen aug der Anbetung des beſten Cdelmannes Dder.
Velt würdig, e iſt ſchon/ ſie ijt auch, was für mi die
Hauptſache iit, reid), Jogar ſehr reich, — aber der alte
Baron wird Dich utcht nehr fk Wwürdig Halten, jein
Schwiegerfohn zu Wwerden, nachden Du der Schwager
einer‘ rämerstochter‘ geworden biſt Das meinte ic,
Michael, nur das!.Der alte Baxen iſt jehr {tolz,,. er hält
MAle3 auf die Ehre ſeines Namens und feines Hanjes !”
Mitchael zudte zujammen ; ſein Athen "ging höcbar.
r trieb. ſein Pferd dicht amn Zuenzel heran / und. ergeiff
jeinen, Urm, „ und,. preßte ihn Frampfhaft. SInr nächfien
Yugenblid Lachte er auf wie ein Mind, das die Unglt weg-
lachen mill; die man ihm gemacht Hat,; ;
„ „Untfinn, Wenzel, Unfinn ! "Siehfit Du nicht dort Hed- -
wig und Hildegaxd in traulichem Geſpräche? - SinDd ſie
Freundinnen geworden ?“ .. ; a na
„®anz wohl! Das naive Kind nıag ſich immer zu der
geadelten Krämerstochter Hingezogen fühlen, mag fie 10gr
(ieben, aber etwas ganz Underes, Michael, als die Zuneig- -
ung Deines blonden Ideals zu der Frau Woldemars, .
die Einwihiantig des ſtolzen alten Barons zu : einer Hei-
vatlı, weldhe Ddie Baroneß Hedwig ' von Braunfels ” zur
Schwägerin von Hildegard Rieger der Tochter des Vrager
Schachevers, machen würde Mber ih will den Verfuch -
* obgleich ich von ſeiner Erfoiglofigkeit überzeugt
in.

„Ind _ wann?“ fragte Michael haſtig
—*— * willſt ſchon morgen.“
Es jet !” ;
„SeBt : aber vorwärts, ich glaube, die Jagd beginnt. ES .
iſt ein gewaltiges. Thier, das der alte Stephan angetrieben
hat werth . von einem Könige gefällt zu werden! Ok
auf zum Jagen, Micdhael !“ ; ;
In Ddemfjelben Augenblick erklangent die FJagdhorner :
man hatte den Eber gefunden. Die Herren gaben ihren..
äafi;en die Sporen, die Damen trieben die gelier mit der .
erte an

(Fortjegung felgt.)


 
Annotationen