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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0655

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Eſcheini tagtich wit Angnahme-der Gonns unbd Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlih
3, 1,20 ohre Zrägerlohn u. Poßouffllag. Befiellungen
__5« ben Boftanfialten ı. bei der Expedition Zwingerfiraße 7.



für ztalt





Viesloch, Bruchſal, Bretten, Ne fargemund, Mosbadh
bedach Guchen, Waldärn,T.-Bı - ‘8h., Werkheinde,













14

Berantwortliher Redalteur:
Juliuz Yeder in Heidelberg.



eidelberg, Donneritag, den 13 Zuli —

| Druc/ Werlag , Srpedition von Gebt. Huber Y C
tn'mibelberg‚ Zwingerſtratze? A. Jahtt.











2
Beſtellungen

auf den, Pfälzer Boten werden fortwährend bei
jämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.

Verlag des „FPfälzer Bote.°°





Schule und Sozinldemokratie.
— Heidelberg, 12 Iuli.
Die einer beſonderen Zuneigung zum Klerikalis-
nus gewiß nicht verdächtige . „Revue des deux
Mondes“, unterzieht die franzöſiſche Schulpolitik einer
ngehenden Würdigung und ſtellt dabei folgende
Alfernative: „Entweder iſt das Chriſtenthum die ewige
Und folgerichiig auch die ſoziale Wahrheit, und in
dieſem Falle muß die Erzichung des Kindes in all



hume durchdrungen ſein.
Hriſtliche Lehrer haben, Lehrer, die chriſtlich ſind in



der Andere behauptet um vieles zarter, er habe mit
mit der Monarchie nur eine Vernunftheirath abge-
ſchloſſen; aber beidedrücken, jeder in ſeiner Weiſe, den
Gedaͤnken aus, daß die Haudhabung der Ordnung
nicht im Rechte, ſondern durch die Thatſache des Be-
ſitzes der Gewalt beſtehe, und daß ſie jeden Augenblick
ningeſtürzt werden dürfe, wenn eben ein ſolcher Um-
ſturz thatſächlich möglich iſt. *

Es folgt nun daraus, daß die Sozialdemokratie
bis in ihre wildeſten Schattierungen hinein in der



richte Oder aber: das Chriſtenthum ift nicht wahr,
2 dann iſt der revolutionaͤre Sozialismus im
2 6 ®

Das liberale Blatt hat gewiß Recht. Erliſcht der


Stärkeren trittin Geltung und jede Gewalt, die größer
iſt, hat es in ihrer Hand, die beſtehende Gewaͤlt zu
Derjagen und ſich an ihre Stelle zu ſetzen; mit anderen
Vorten: die Konſequeuz der Gottesleugnung iſt die
Anarchie. ;

Das macht ſich geltend. Es mag zwar auf dem
Fapiere ausſehen wie graue Theorie, aber man taͤuſche
Ich nicht, jede richtige Theorie ſetzt ſich in lebendige
Thatſachen um. Bei dieſer Frage haben wir daͤs


borragende Führer der Sozialdemokratie in Deutſch-
land feine Anficht dahin auggeſprochen hat, daß ein
aberzeugter Sozialdemokrat auf die Dauer kein Gottes-
_ gläubiger bleiben könne, ſo iſt andererfeits richtig,
daß ein Gottesleugner im Laufe der geit zum
Anarchiamus kommt. Das drückt ſich alerdings
Unter verſchiedenen Formen aus; der Eine toaſtirt auf
2* Dynamit und liebäugelt mit der Petroleumkanne,


Es braucht dabei kein Wort von der Sozialdemokratie
geſprochen zu werden, vielmehr haudelt es ſich ledig-
des Glaubens oder um die
Pflege des Unglaubens.
ſo ſchafft man damit einen mächtigen Damm gegen
die Sozialdemokratie, pflegt man den Unglauben, dann
öffnet man weit die Schleußen, durch welche ſie
hereinbricht. ;
Allerdings ſteht der Schule als ein bedeutendes
Gegengewicht das elterliche Haus entgegen und
ledialich den frommen Traditionen unſerer Familien
iſt es zuzuſchreiben, wenn die bedenkliche Fluth der
Sozialdemokratie nicht um Vieles höher angeſchwollen

Jahr zu Jahr, während die frommen Ueberlieferungen
von Jahr zu Jahr an Umfang geringer werden; denn
alle ſozialdemokratiſchen Familien werfen dieſelben über
Bord, ſie beſchleunigen bei ihren Familienangehörigen
den Uebergangsprozeß von der Gottesleugnung zur
Soʒial demokraͤtie ;

Nun hören wir freilich, daß unjere ganze Schul-
erziehung auf {ittlich- teligiöſer Grundlage beruhen
ſoll; ja das hören wir, aber wir ſehen nicht, daß
die Thaten dieſen Worten entſprechen, und ſo fehlt
uns dieſer frohen Botſchaft gegenüber der Glaube.


Kultur-
Die

ſtungen geſehen, welche zur Zeit des
fampfes“ in der Schule aͤngerichtet wurden.








uſwe; das ſind Alles Dinge, die ſich den kindlichen
Herzen einprägen, und die Folge davon ſehen wir heute
in dem underhältnißmäßigen Anſchwellen der ſozial-
demokratiſchen Wähler.

Die jährlich ſtattfindenden großen liberalen Lehrer-
verſammlungen, die Auslaſſungen ſo mancher liberalen


Nationalliberalismus, der Unglaube in weiten Kreiſen
des Lehrerſtandes Boden gefaßt hat. Und der Staat?
Unter all den Sorgen, welche derſelbe ſich in Bezug
auf die Schule macht, drückt ihn keine größer, als die
Sorge, die Kirche, die Trägerin der Religion, möge
einen zu großen Enfluß auf die Schule gewinnen.
Die Folgen dieſes kurioſen Verhaltens liegen zu Tage
und werden von Jahr zu Jahr in immer größerem


Soll die Soͤzialdemokratie überhaupt gründlich
bekämpft werden, dann kann dies nur an ihrer Quelle
geſchehen. Chriſtenthum und Sozialdemokratie ſind
zwei Dinge, welche ſich nicht nur einander aus-
ſchließen, ſondern auch in umgekehrter Wechſelwirkung
ſtehen. Je höher die Waagſchale des Chriſtenthums
ſteigt, um ſo tiefer ſinkt die der Sozialdemokratie und
umgekehrt. Alles ſoziale Wirken im öffentlichen Leben,
alle Bekämpfung der Sozialdemokratie durch Wort
und Schrift, ſo nothwendig, ſo ſegensreich, ja ſelbſt
ſo erfolgreich es ſein mag, wird nur zum Palliatis,
wenn dieſe Quelle, der Abfall vom Chriſtenthum,


Nothwendigkeit, daß die Schule auf echt chriſtlicher,
ſtreug konfeſſioneller Grundlage aufgebaut, daß ihr
ganzes Wirken vom Geiſte des Chriſtenthums, der
Und da-
mit dies geſchehe, muß der Kirche wieder der ihr ge-
2 Einfluß auf die Schule zurückgegeben
werden.



Deutſches Reich.

* Berlin, 11. Juli. Daß die Frage, wie die
Koſten der beabſichtigten Heeresverſtärkung aufgebracht
werden ſollen, von der Militärvorlage nicht getreuut
werden kann, hat in der vorigen Seſſion des Reichs-
tages die Regierung anerkannt, indem ſie gleichzeitig
mit der Vorlage eine Vorlage einbrachte, welche die
Aufbringung der Koſten der Heeresverſtärkung zum
Zweck hatte. Wenn ſie diesmal mit der Militärvor-
lage eine die Deckungsfrage betreffende Vorlage nicht
eingebracht hat, ſo kann das nur als ein Zeichen
außerſter Rathloſigkeit betrachtet werden, der gegen-
über die wiederholt vom Reichskanzler ausgeſprochene
Bitte, der Reichstag möge Vertrauen zur Regierung
haben, ſich eigenthümlich ausnimmt. Daß ſie noch
vor der entſcheidenden Abſtimmung, die am Ende
dieſer Woche erfolgen dürfte, eine Vorlage machen
wird, die die Koſten der neuen Heeresverſtärkung,
dem Verſprechen des Reichskanzlers entſprechend, auf

— —







— —



Treuer Liebe Sohn.
Roman von U Roſen.
achdruck verb.)
DBeatrice verriegelte die Thür/ durch welche ſie einge-
Leten war! warf Schleier, Hut und Mantel auf einen
Seiiel, {treifte ihre Stiefel und. ihre feuchten Aeider ab
UD |Olich zilternd vor, Källte im das anjtoßende Zimmer,
in freundliches, behaglich ausgejtatfetes Gemach mit dunfel-
Yöthem Teppich und dunkelrothen Vorhängen, das von
Einem Iujtig im Kamin praſſelnden Kohlenfeuer angenehm
und von dem milden Schein einer Hängelampe
ebct erleuchtet war Kachden Beatrice eine weile vor
n wohlthuenden röfhlich gufzuckenden FSlammen ausgeruht
hatte, holte jie aus Schränken und Kaſten allerfei Zoiletten-
Gegen{tände hexpor Sie war nicht mehr die gletſcherkalte
90@müthige‘ Grafentochter. in bezauberndes Lächeln
ihrem ſchouen Munde einen ungeahnten Neiz. Ihre
‘Eri%?elänben MAugen. leuchteten wie Sterne aus . Ddunkıen
* Sie legte ein bordeaurfarbenes Seidenkleid an, das
hrer eigenartigen Schönheit beſonders gut ſtand ein ein-
Tacher Spigenfragen umrahmte ihren Hals und Spitzen-
* umſchloſſen ihre Handgelente, Ihre ſchweren Leder-
Miefel Hatte-fie mit zierlidhen Atlasfchuhen vertanjcht. Der
in dem fie ſich ictzt vor dem bohen Pfeilerfpiegel
etrg_g}tete‚ war ‚einfach, .aber. ihrer würdig
i SOr wunderbar getroffenes, in Oel gemaltes Bild lud
* au VBergleichen ein. Sie näherte ſich der HauptwanD,
* der e8 in melfentriückter Glückjeligfeit _ niederarüßte
} %‘.? war, erfreut, aufdım kleinen Tijche unterhalb defjelben
E)men Sirauß frifher Blumen zu bemerken. _ Sine Kamelie
flckenloͤſen Weiß aus dem Gebinde Löjend undin ihren
ünflen Flechten befeitigend entfernte {te {ich.
„nSeht will ich hinuntergehen,“ faaͤte ſie
* „Müit einem {o; milden Lächeln, wie noch Niemand in
5CY großen Welt e8 von Beatrice Berril bebbachtet hatte,
eg fie die Treppe wieder hinab. *

5.. Kapitel.
Eine beglückte Häus lichkeit!

*

Beatriee ſchritt auf eine Ihür zu, weldhe dericnigen.
durch die ſie das Anfkleidezimmer betreten Hatte, gegenüber-
Iag und begab fih durch ein Schlafgemach zı einer dritten
Thür, die e leije aufftieß, 1m ein hübſches heräumiges
‚Binmer mit_einem hohen Bogenfenſter zu überbliden. Das
jreundliche Gemach war offenbar ein Studirzimmer. In
den hohen Wänden waren hohe Vücherſchräuke eingelaſſen.
In einer Ecke ſtand eine Staffelet mit einem halbvollen-
deien Bilde. Vor dem Kamin, mit dem helllodernden
Kohlenfeuer, . -Jah man ein mit Seopardenfell Überzogenes
Sopha. . Der Teppich vor dem kunſtvoll gejchnigten, dunkel


Beatrice war im Begriff in das Studirzimmer, einzu-
treten, als in der Vorhaͤlle draußen Schritte hörhar murden
und ein Mann ungeftüm in das Zimmer (türmte und ſich
auf das Sopha war]. Er war zweifellos jener ſpaniſche
Graß von dem der Kutidher geſprochen hHatte:, “

Von hoher ſtattlicher Geſtalt, dunkler Gefichtsfarbe
und rabenſchwarzem Haar hatte ſeine ganze Erſcheinung
etwas Gehieteriſches \

Sn Jjeltjamem SGegenjaß zu ſeinem Haar und jeiner
jüdlandijhen Gejichtsfarbe ſchimmerten ſeine Augen in dem
reiniten tiefiten Bla Sein Wefen ſchien zum Hochmuth
geneigt, den eine ſchmerzliche Melandholie - milderte und
zuweilen ganz verdrängte. Sein Blick war trübe fummer-


dem VBaterlande Wertriebenen, der vergebens nach der
Freiheit und' ſeinem guten Rechte: ſchmachtet
Der Mank war ım Der Nachbaͤrſchaft als Graf Arevalo

Gefannt, hatte den Birkenhaiı, . mie die ſchöne abgelegene
Bejißung hieß, DDr viclen Zahren gefanft, unD feither eine
ſtille SEinfiedler- und Geleyrteneriftenz in Jeinem Landhaus
geführt; und weder Bekanntichatten angefnüpft, noch Beſuche
bei ſich empfangent

‚ Wahrend- ihr, Yarge: de 4y auifchen. Öraten behraͤchtete
übergoß heihe Nüthe, ihre. Wangei. ;




„Wie einfam es heute Abend hiex iſt Schon eine
nicht hier gewejen,“ murmelte der
von der Nähe des gelierten Weibes. ; .

Beatriee ſtahl ſich aus ihrem Verſteck hervor, glitt
geräufchlo3 über den Fußboden ſchlich Hinter die ruhHende
Geſtalt und legte ihre Hände auf die Augen des erſtaunten
Mannes. * 2 *

Errathen Sie einmal, wer ich bin, Herr Graf?! rief
ſie laͤchend. —

Der Graf ſprang auf und ſchloßz ſie in ſeine Arme.
Beatriee, theure, geliebte Gattin, jubelte er. „Dukfommit
in ſolcher Nacht zu uns, Du einzige.“

„Sa, mein Gemahl,“ antwoͤrkete Beatrice mit ſtrah-
lendem ’ Blick, ( .

Glaubſt Duyder Sturm vermöchte von mich Dir, fern
zu haͤllen? Je finſterer und Ddülterer eS draußen,ijt, e
wiüthender eS um mich her tobt und ſtürmt! Defto
%tef)rb bedarf ich flir mein Gemüth des Lichtes und der

reude. ;
Wieder und wiedex ſchloß der Graf Beatrice an ſein
Herz, . ihre Lippen mit Heißen Küſfen bedeckend 1unD e
immer. und immer wieder ſein tren geltebtes Weib
nennend

— Das allo wer das Geheimniß Beatrice Berril’s Ddas
Räthiel ihrer Abweſenheit aus dem VaterhHanfje, welches
den alten Grafen in ſo tiefe Beſtürzung und großen Kummer


und die Urfache ihres abweiſendẽn Hochmuthes der Schaar
ihrer Bewerber gegenüber.

Die Tochter des Grafen Berril führte in der That ein
doppeltes Leben. In der einen Erijtenz war ſie die kalte
unnahbare Rönigin der Geſellſchaft in der anderen war
e das zürtlich liebende Weib, der Abgolt ihres Gatten,
der Soknen]Hein ſeines Hauſes. n

Sehe Dich neben mich, Geliebte,“ rief der Graf mit
einer Anbrunit, die bewies, wie tief aus dem Herzen ſeine
Zärtlichfeit. fam.

(Sortjeg ung folgt.)






























































 
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