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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0775

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erſcheint taglich mi Anggahme. ver Genu⸗ und Feiertage
Gamfags mit Unterhaliungsbeilage. Preig vierteljährlich
‚3, 1,20 vOne Lrägerlohn . Boßatffglag. Beſtellungen
bei den Poftanfialten m, dei der Gypebitiun Zwingerürake 7.








Fezeige-Blatt ür vie Amtshezirke Heidelberg,
Tabenburg, Weinheim, Echwetzingen, Philippaburg,
Wieslodh, Bruchſal, Breiten, Ne Iorgemünd, Mosbad
Eberbach. Gucden Wallbärn,Z.-Bi °85., Wertheinmsc,





















Verantwortlicher Redakteur ;
&. V.: Rarl Huber in Heidelberg.

22





Dric/ Bozlag u. Erxpebition ven Gebr. Yuber
| i Hetdelberg, Zwingerürake 7,







28 Sabrn.





auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei


ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°



ſind in den letzten Jahren ſchon manche ſcharfe Strafs
reden von berufener Seite ergangen. Wir erinnern
nur an die Klagen des Vorſitzenden der Juſtiz-Prüf-
ungskommiſſion, Herrn Starke, über die ſchlechten Er-
gebniſſe der juriſtiſchen Prüfungen, und an die be-
fannten Auslaſſungen des jetzigen Juſtizminiſters
Dr. Boſſe. Auch in den parlamentariſchen

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zur Sprache gekommen; insbeſondere hat der frühere
Abg. Dr. Auß. Reichensperger im preußiſchen Abge-
ordnetenhauſe wiederholt das Bummeln, Schwänzen
und Frühſchoppentrinken entſchieden verurtheilt. Ge-
holfen hat das alles offenbar ſehr wenig! Gegen-
wärtig geht durch die Blätter eine Anſpraͤche, mit der
Profefſor Dr. Schmoller in Berlin fein Colleg über
Lational⸗ Oekonomie im abgelaufenen Semeſter ſchloß,
Er klagte, daß ſo viele Studirende zwei bis drei Jahre
überhaupt nichts thäten, nichts lernten als Bummeln
und Faulenzen. Das werde, ſo führte er aus, in
der ganzen Welt keinem Erwachſenen geſtattet; das
fomme in keiner andern Laufbahn vor; das habe in
Feinem Erziehungsfyſtem der Welt ſonſt einen Platz.
Wer zwei bis diei Zahre nur faullenze, Frühſchoͤppen
trinke, und Comment lerne, ſich einem trägen Genuß-
leben hingebe, der müſſe körperlich und geiſtig zu
Srunde gehen. Nur ausnahmsweiſe könne aus ihm
päͤter eiwas werden. Nur mit Kummer koͤnne er


5 unſer Beamtenſtand den großen, ſchweren
Aufgaben gewachſen ſein werde, denen wir entgegen-
gehen, ob er in Charakter, Bildung und Wiſſen nicht
zurückgehe. „Wir dürfen nicht ſo diele Referendare,
Aſſeſſoͤren, ſtichter, Landräthe und Geheiine Räthe
haben, die nichts auf der Univerſitaͤt gelernt haben
als die Aeußerlichkeiten und di⸗Genüſſe des Studenten-
Eeus Unſere beſitzenden und gebildeten Klaſſen


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groͤßen Theil ihrer Söhne derartizes geſtatten Die


ſtets die frivolen Ausſchreitungen der heranwachſenden
Generation, welche vollends in materialiſtiſcher Zeit
nur genießen, patent und ſchneidig auftreten u. nichts
arbeiten will, in erſter Linie. Nichts erbittert mehr
als ein ſolches Treiben. Oft hat es in der Geſchichte
den Anlaß zu Umwälzungen gegeben.“

Das ſind herbe Wahrheiten, ſchreibt dazu eine
Centrumskorreſpondeuz. Beachtenswerther Weiſe ſind



Söhne reicher und vornehmer Familien, über deren
Bummelei, Faulenzerei und Unwiſſenheit geklagt wird.
Die Herkunft erklärt ſchon zum guten Theil die Bum-
melei. Alle anderen Studenten, Medieiner, Philologen,


Welt kommen wollen. Bei den Juriſten aus den
Fawilien des Mittelſtandes iſt daſſelbe der Fall; auch
ſie kommen nicht voran, wenn ſie nicht gearbeitet

der Wahl ſeiner Eltern beſonders vorfichtiz geweſen
iſt, beſonders wenn er hochvermögende Eltern hat.
Dann hilft ihm mehr als Wiſſen, Charakter und
Bildung die Sippe und die Clique vorwärts. Nament-
lich in der Verwaltungstaufbahn ſchlängelt
man ſich mit Hülfe der vornehmen Vetterſchaft ſchon
aufwaͤrts. Man braucht nur nach der andern Seite
hin recht ſchneidig aufzutreten. Der Lieutenantsgeiſt
erſetzt Wiſſen und Können in bedeutendem Maße Hat
man vor allem das SGlüd, bei WaHlen, und ähn-
lichen politiſchen Aulaͤſſenn die Aufmerkfamkeit der
Vorgeſetzten auf ſich zu lenken oder in einer parla-
mentariſchen Körperſchaft ſich durch Gouver-
nementalismus auszuzei nnen, ſo kann es nicht fehlen.
Vielfäch genügt auch ſchon die Verwandtſchaft mit
einer durch ähnliche Verdienſte empor gekommenen Per-
ſöulichkeit, um Carrière zu machen. Der Grund für
die Zukunft wird auf der Univerſität vielfach nicht
im Colleg, ſondern in den Corps gelegt. In den
beſten Stellen ſitzen überall Corpsbrüder, die einan-
der forthelfen. Es iſt das eine bekannte Thatſache,
die ſ. 3. in dem Prozeß gegen den Corpsbruder und
Landes Direktor Dr. Wehr von dieſem als etwas
ganz Selbſtverſtaͤndliches und Berechtigtes behandelt
wurde, wobei uns aber nicht einfällt, den Corps und
dem Corps⸗Geiſt allein die Schuld an den hier er-
örterten Zuſtänden aufzubürden.









So lange man alſo der Sippen- und Cliquen-
Wirthſchaft im Beamtenthum nicht ernſtlich zu Leibe
geht — und wer wird ſich in's eigene Fleiſch ſchneiden
wollen? — helfen alle Klagen und Strafreden über
die Bummelei nichts. Die jungen reichen Leute wiſſen,
daß ſie doch vorwärts kommen wenn ſie nur patent
und ſchneidig ſind. Profeſſor Schmoller ſieht mit
Sorgen in die Zukunft und erinnert an die Lehren
der Geſchichte. Es iſt ſchon oft darauf hingewieſen
worden, daß unſere Zeit in Bezug auf die Berblen-
dung der herrſchenden Klaſſen gegenüber
den Aufgaben der Gegenwart der Zeit unmittelbar
vor Ausbruch der franzöſiſchen Redolution gleicht.


ſitzenden, immer mehr wachſende Kluft zwiſchen Reich-
thum und Armuth, wachſende Steuern und perſbnliche
Laſten auf Koſten der Armen und Schwachen, vieles
Reden über nothwendige Reformen, ſchwächliche An-
läufe zu Reformen und baldiges Erlahmen des Eifers,
weil die beſitzenden Klaſſen keine Opfer bringen wollen,
ttotz allem Modegeſchwätze über die ſoziale Frage in
weiten Kreiſen nur geringes Intereſſe und geringes
Verſtändniß für dieſelbe — alles das hatten wir in
Frankreich vor gut 100 Jahren auch; wohin es ges
führt hat, wiſſen wir. Nichts iſt für den Beamten
im Verwaltungs⸗ und Juſtiz Fache jetzt nothwendiger
und ſozial ökonomiſches
Wiſſen. Wie es damit ſteht gerade ber Denen, die
ſpäter zum großen Thelle die wichtigſten Aemter be-


öffentlichen Leben inne haben werden, hat uns Prof.
Schmoller wieder geſagt Welche Folgen aus dieſen




* Sozialdemorkatifhe Anitation auf dem
Yande.

Dr „Vorwärts“ gab den ſozialdemokratiſchen
Agitatoren Unterricht im Bauernfang. Neu ſind ſeine
Winke allerdings eben nicht. Zunächſt warnt er
davor den Sozialismus bei der laudlichen Bevölker
ung irgendwie zn verquicken mit der Verbreitung
atheiſtiſcher Grundſätze. Das wäre taktiſch unklug,
weil die ländliche Bevoͤlkerung mehr als die ſtädtiſche
am Glauben der Väter hänge Dagegen dürfe man
die Geiſtlichen wohl angreifen, denn auch der länd-
lichen Bevölkerung werde, wie ſich in dem katholiſchen
Oberbayern zeige, immer klarer, daß Geiſtlichkeit und
Religion nicht das gleiche ſei. Ja aus den Kreiſen













42 z
Treuer Siebe Sohu.
Roman von U. Rofen.
achdruck verb.)
Eduard ſtürzte herbei und von dem Lärm erfchreckt

Tolgten ihm meine Leute. Narr, Dder ih war. Ih ließ
in unbehelligt uns dem Haufje ziehen, den feigen Men-
chelmhrder die Natter, die.ich am Bujen. genährt hatte “

„ „Und Sie jahen ihn auch niemals wieder ?“ fragte
Giraida.
, „ Niemal3! Er ging nach London, feine Bxaut, Lady
DBeatrice Berril zu beſuchen, die ihm das Geld gegeben
hub_en muß, mit dem er nach Braſilien entfloh! Zu ſeinem
Slüde jtarb er dort, denn wenn er am Leben geblieben
Wäre, hätte ich iyn nach der ganzen Strenge des Gejebes
beitrafen lafjen. Wenn ich bedente, wie jehr ich ihn LKebte,
%rfuflt ſich meine Seele mit einem grauenvollen undbezähHm-

aren Haſſe.“

®iralda erſchrack über die Heftigkeit, mit der der Greis

* und erbebte vor ſeinem verſengenden raͤcheglühenden

M ch habe Gottfried Trewors Bild gefehen“, ſaate ſie,
Cuth faffend. Ftau Bump quartierte mich in ſein

mmer ein. Er hat ein ſchones liebes Geſicht Ich alaube
Nicht, daß ein Menzch. mit folden Zügen Wordgedanken


‚ „Erzählte ich Ihnen nicht, daß er den Dolch nach
Meinem Herzen zücte.“

Ich weiß, ich weiß. Aber kann nicht ein Irrthum
Vorliegen, muß er durchaus beabfichtigt hHaben, Sie zu er-
morden?? ;

‚ „Waz Jonit, liebes Kind? Die Thatſache, daß er bei
Meinem Tode meinen Titel und meine Beligungen geerbt
ggg%l; erä)urb‘e‚ ſpricht für ein geplantes, forgfältig überdachtes

en.“
Di Die Crinnerung an die ehrliden Augen Gottfrieds
;;g?fln Giraldas finfenden Muth und ihren Glauben - aufs

] „da Sie {o rückhaltslos
mir geſprochen zu haben, möchte ich

„ „Derr Marauis“, ſagte ſie,
über Ihren Neffen zu


mir geſtatten, einige Bemerkungen zu ſeinen ©unften zu
madchen. Ich glaube nicht, daß Goͤttfried Trewor Ihnen
etwas zu Leide that, obaleich ich weder Ihnen noch mir
zu erklären vermag, mie eS geſchah, daß er mit dem Dolch
in der Hand in Ihrem Zimmier auf Sie eindrang. Wiel-
Teicht that er es in einem Anfall von Wahnfinn, aber Herr
Marquiz“, fügte ſie tapfer hinzu, „ob er nun ſchuldis oder
uncgctb}}lbtg war, Sie handelten meines Erachtens nach nicht
recht.

„Wie 107 Sie find die Erfte, Kind, die mein Ver-
halten Gottfried gegenüber im anderen Sinne, als dem zu
großer Nachſicht tadelt. Oder meinen auch Sie, daß ichihn
auf der Stelle beſtrafen und ihn nicht hätte entfliehen
laſſen ſollen?“ —*

O nein, das denke ich nicht! Sie wußten, daß er ein
großherziger/ hochſinniger Jüngling, daß er durch das
Recht der Geburt Ihr Erbe war. IhH kann es demnach
nicht billigen, wenn er in ſtrenger Abhängigkeit gehalten
und mit zu geringen Mitteln ausgeftattet wurde Wenn
Sie ihn liebten, durften Sie nicht zu ſtolz ſein es ihm zu
zeigen. Würden Sie ihn mit väterlichem Vertrauen behan-
delt, ihm ihre Zärtlichkeit verrathen haben, ſo wäre er
der Sonneuſchein und die Freude
Ihres Lebensabends

Der Marquis ſchaute betroffen und verwirrt
liebliche Geſicht

Die Haushälterin bat Sie, mir das zu fagen“, rief
er mißtrauiſch

Nein Wylord“, ermwiderte Giralda. „Zrau Pump

in das



einzulegen, wenn ſſich die Gelegenheit böte
überließ es mir, jeine Sache zu führen, wie ich für gut
fände. Ich jagte einfach, was mein Kopf und mein Herz
mir Diflirten. “

* großmüthig und warmherzig ehe ich Ddie Welt
annte.“ :

Er lächelte trauxig und bitter.

Iſt es nicht möglich, daß Sie in irgend einer Weife
getäuſcht worden ſind Herr Marquis ?“ fragie ®iralda.


ender. Rathgeber und Freund für den armen Gottfried.
Kann er es nicht geéweſen ſein, der den Mordanſchlag
plante und in Seene ſetzte? Er hat ſeither Ihr Gemüth
beſtändig gegen ſeinen Vetter entjflammt. Er war eS, der
Gottfrieds Vraut liebte und jetzt hat er Ihnen mitgetheilt,
daß He ihn heirathen werde Lag es nicht in feinem In-
terefje, Gottfried aus ſeinem Pfade zu räumen? Ich bin
ſehr unerfahren in ſolchen Dingen,, aber ich Habe in Bli-
chern noch viel ſeltſamere Geſchichten gelefen “

Moöoͤlich iſt dergleichen wohl, — was wäre auch nicht
möglich — aber wahrſcheinlich iſt es nicht. Eduard Or-
mond iſt ſo ſchlau ſo heimtückiſch doch nicht, wie Sie ihm
zutrauen. Die Thatſache jedoch, datz Goͤtifried mich zu
ködten verſuchte, ſteht über jedem Zweifel feit.”

Und Sie wollen wirklich unverſöhnlich und erbarm-
ungSlos in Ihr Grab Hinabiteigen ?“ fragte Giralda fei-
erlıch und ihr ſchonez Geſicht glühte vor Mitleid mt: dem
für deſſen Sache ſie ſprach „HZugegeben, daß er Sie zu

ermorden trachtete, und Sie nie wieder ſein Freund ſein



ZUVOT.
mein Neffe und Wig gehen in den Anichuldigungen gegen ;
Gottfried noch über mich Hinaus.




Mylord, wenn Goͤttfried Trewor vielleicht in fernen Lan-
den noch lebt und ſein beabſichtigtes Verbrechen beweint
und bereut, würden Sie ihm auch dann nicht vergeben ?”

„Niemals! Niemals rief der Marquis, ſeines gicht-

Niemals, und wenn
Wenn er lebte, würde

und ſeine Veſtrafung

einen alten Namen mit Schimpf und Schmach bedeckte und

mich vor Gram tödtete, murde ich darguf beitehen, daß er

für ſein ungeheuerliches Verbrechen beſtraft werde.”
Fortſetzung TOlgt.)

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