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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Srfheint tägliq weit Ausnahme der Sonns und Keiertage
Samftags mit UnterHaliungsbeilage. Yreit® vierteljährlich
il 1,20 ohne Tragerlohn x. Bokauffhlag. Befelungen
bei den Poſtaͤnſtalten u. bei der Gyhebition bwrugerſtraße 7,



für Stadt and




Sabenburg, Weinheim, Gchwetiugen Bhilippaburg,
Vietloch Bruchfal, Breiten, Nefargemünd, Mo3badh,
Ehexbach Buchen Waldbirn,&.-Bı Ch., Wertbeinue.

kan Knzeige-Blatt {r bie Amtsbezirzle Heidelberg,
. o

















Ir 6 Verantwortlicher Redatteur:
Zulius FJeder in Heidelbers





Drnd, Verlag n. Srpebition von Gebr. Yuber
in üeibelderg, Fwingerftrabe?










A. Sabrg.



— ———⏑
8
Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten werden fortwaͤhrend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen

ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traßze 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.‘°





Deutſches Reich.

Berlin, 29. Aug Wie nachträglich hier bekannt
wird, ſoll der Kaffer dem Bapft zu ſeinem
Lamenstage am vorigen Sonntag duͤrch ein langes
—4 in der freundlichſten Weiſe beglückwünſcht
Jaben.

Berlin 29 Aug. Den Morgenblättern zu Folge


Uhr 40 M, auf dem Anhaltet Bahnhofe die Ankunit bezw.
die Durchreiſe des Fürften Biswarck Diejer haͤt
jedoch wegen eines reumuthiſchen Anfalles die Ab-
reiſe von Kiſſingen noch auf einge Tage verſchoben.

* Coburg, 29. Aug. Der Kaiſer ift geſtern um
10 uhr 40 Minuten hier eingetroffen. Der Zug
mit der Leiche des Herzoas von Coburg traf um 11
Ubr ein Er bewegte ſich programmmäßig in die
Morigkirche zur Beijegung. Nach der Beiſetzungs-
feier fand um 2 ein halb Uhr Gaͤtatafel {tatt. Der
Laiſer nahm den Mitielplatz ein, links von ihm faß
Herzog Alfred, rechts die Herzogin Maria; diefel


von Coburg, der Großherzog von Baden, die Erb-
prinzeſſin von Meiningen. Links vom Herzog Alfred
Jaßen Prinzeffin Clementine von Coburg, der Prinz
von Coburg, der Prinz von Wales, Prinzeſſin Ale-
randra, Prinz Heinrich von Preußen. Außerdem
nahmen die anweſenden Fürſtlichkeiten, ſowie die hoch-
4 kaiſerlichen und herzoglichen Würdenträger

eil. ;

* Coburg, 28. Aug. Der Kaiſer iſt Nachmittags
4 Uhr 50 Min. unter brauſendem Hochrufen des
Publikums abgereift. !
Loburg 29. Aug, Herzog Alfred erließ
Ane Pr okkamation, in der e& heißt: Er habe
der gefeglihen Erhfolgeordnung gemäß, nachdem er
eidlich gelobt, die Verfaſſung beider Herzogthümer ge-
wiffenhaft zu beghachten und kräftig zu ſchützen, die

Regierung im Vertrauen auf Gottes Hülfe und Bei-
ſtand übernommen und in der Hoffnung, daß ſämmt-
liche Staatsdiener, ſowie alle Augehörizen der Her-
zogthümer ihm als rechtmäßigem Landesherrn Treue
und Gehorſam leiſten werden Er ertheile dagegen
die Verſicherung, daß er die Handhabung von Rccht
und Gerechtigkeit und die Foͤrderung der Wohlfahrt
des Landes ſich als oberſte Aufgabe ſeines Lebeus
geſetzt habe, ſowie er auch dem Deutfchen Kai-


erwieſene Treue immerdar
werde.

Kiel, 29. Aug. Am Freitag traf hier die von
Frangoſen gecharterle, in Cowes beheimaͤthete Luſt-
yacht „Inscat“ unter engliſcher Flagge ein. Die

ı bei den an Bord des Schiffes befindiichen Fran-

bewahren

Spionage verhaftet! Dieſelben weigern ſich,
ihre Namen zu nennen und leugnen Offiziete zu fein.
Sie kamen von Helgoland durch den Nordoſtfeekanal
und ſcheinen phoͤtographiſche Aufnahmen von Feſt-
ungswerken gemacht zu haben. (Einer ſpäteren


zoſen nach ihren Pariſer Päſſen Raoul Dubois und
Maurice Daguet. Erſterer will Grundbeſitzer, Letz-

den Verhafteten Zeichnungen der Feſtungswerke
von Wilhelmshaven, Helgoland und von Kieler
Forts.
Veiſſe, 29. Aug. Die Polizeiverwaltung in

Oppeln ſperrte ohne jeden Grund einen Franzis-

canerbruder ein, der ſeine Obdienz nach der Krbeiter-
Colonie Hohenhof haite. Ex wurde erſt am folgenden
Tag entlaſſen.
Fulda 29 Aug. Von der Biſchofs-Con-
ferenz will ein Berichterftatter der Ailg. Ztg. er-
fahren haben, daß ſich die Unterhaltung der Biſchöfe
bei den gemeinſamen Mahlzeiten vornehmlich auf die
Vorgänge innerhalb der Centrumspartei bezogen
habe; die demokratiſche Strömung innerhalb der
! Bartei ſei allerſeits als „unheilvoll“ beklagt worden.
In Fulda befindet ſich bekanntlich eine der rennom-
mirteſten Ent en züchlereien von ganz Deutſchland.
! Wöütrzburg, 29. Aug. Für denſelben Tag, an

dem der Katholikentag begann, war auch ein ſocial-
demokratiſcher unkerfränkiſcher Partei-
tag nach Würzburg einberufen worden.
Aben waren aus Nürnberg, Bamberg, Aſchaffenburg,




Theilnehmer erſchienen, eine ſo geringe Zahl, daß der




Leiter der Verſammlung beſoudere Veraulaſſung nahm,
den Gedanken entſchieden zuruͤckzuweiſen, daß eine
Gegendemonſtration gegen den Kalholikentag beabſich-
tigt geweſen ſei. Dieſelbe wäre denn freilich auch zu
klaͤglich ausgefallen. Die Verſammlung beſchaͤfligte
ſich, den bis jetzt vorliegenden Berichten zufolge, auch
nicht mit den Katholikentag, ſondern mit der Lage der
Parteipreſſe, deren Unterftüßung in einer Reſolution
dringend gefordert wurde.

Aus Baden.

Heidelberg, 30. Auguſt.

® Bom „evang.“ Buude. Wie wir geſtern
ſchon mitgetheilt haben, hat der Hetzbund in Speher
die verblüffende Dreijtigkeit gehabt an den
katholiſchen Prinz-Regenten von Baͤhern ein
Begrüßungstelegramm zu entſenden. Dasfelbe haͤt
folgenden Wortlaut: .

„Eurer Königlichen Hoheit erlaubt ſich Ddie zu
Speyer tagende 6, Generalverſammlung des Evan-
geliſchen Bundes ihre allerunthaͤnigſte Huldigung
auszuſprechen. Unter Euer Hoheit gerechter Res
gierung findet auch die evangeliſche Kirche Schutz
und Foͤrderung. Wir verfehlen nicht, Allerhöchſt-
hnen dafür unjeren ehrerbietigſten Dank duszu-
jprechen. In der Gewißheit, daß auch unfere
Arbeiten in ihren letzten Zielen nicht dem Kamßfe,
ſondern dem end lichen Frieden und dem
Siege der Vahrheit dienen, bitten wir Gott,
daß er Euere Königliche Hoheit in ſeine qnaden-
reiche Hut nehmen und Allerhöchſtihr Wirken zum
Cedeihen ſeines Reichs ‚mit feinem almächtigen
Segen begleiten möge.

Wir ſagten oben der „evang.“ Hetzbund habe die
Dreiſtigkeit gehabt, ein ſolches Telegramm un einen
katholiſchen Fürſten zu richten. Wer ſich den Wort-
laut dieſer Begrüßung näher anſieht, wird wohl eher
von Frechheit ſprechen. Selbſt die demokratiſche
Berliner Volkszeitung bemerkt zu jenem Telegramui:

„Wenn der Bund vom Siege der der Wahr-
heit“ ſpricht, ſo meint er natuͤrlich die evange-
liſche Wahrheit, ohne freilich ſich näher dahin
zu erkären, ob nach ſeiner Meinung die Wahrheit?
der Reformirten der Lutheraner, der Baptiſten 2C,
ſiegen wird. Dieſe Wahrheiten aber können nur
ſiegen nach dem Unter gang der entgegenſtehenden
Lehre des katholrſchen Chriſtenthums, die
der Bund auch diesmal wieder bis auf's Meſſer be-
kämpft hat. Logiſch kann der „endliche Friede“ alſo














Roman von U. Rojen.
achdruck verb,)
Das Kaffeegeſchirr wurde von dem herbeigerufenen
— hinweggeräumt. Das junge Maͤdchen brachte dem
Marquis jeine Schreibmappe und er felbit {AHrieb mun
%nägggbvrficbfig abgefaßte, an verſchiedene Theater adreſfirte
illets

Da ſagte er, Giralda eines der Blätter, das durch
Anen Dintenfleck unbrauchhar geworden war hiureichend.
„(ieß, was ich gejchrieben hHabe. Wenn Deine Mama diefe
DHeilen empfängt, wird ſie ohne Weiteres verftehen, was
Yie bedeuten, jollte dagegen vin Unberufener‘ ſie lejen, o
MNt er nicht Müger als zuvor und wir Haben ihm nicht?
verrathen. Du fiehit, da ich die Oräfin Arevalo einfach
Benachrichtige, das @iralda {ich bei mir in Diejem Hotel
fhalte. Sie möge fommen . und ſich von den Wohler-
gehen meines SchüßlingS überzeugen. Bor, meinen, Win-


Warten, bis i e Ipreche.“ *

Wig wurde entboten und beauftragt die Billets fortzu-
iragen Während der Diener noch mehrere Befehle des
gfifl}qutä entgegennahm, war Giralda aus dem Salon ent-

lüpft und mit dem Blatt, das der Lord Trewor ihr ge-
geben hatte, auf i9r Bimmer geeilt. . .
„Dajitig ſchrieb Kieeinige Worte auf die Rückſeite des Billets,
ä@fieg Snhalt erklarend, und um VBerhaltungsmaßregeln
T%W ſich bittend, dann ſchloß jie den Bettel in einen ‚an
Beatriee Berril adreijlirten Umidhlag, Kebte eine
DÖriefmarke Ddarauf, . umnd eilte mit Dder bochwichtigen Bot-
{caft an den Briefkaſten der nächſten Straßenecke Niemand
AOtete ihrer und fie kehrte zu Ddem Marquis zurück, ehe
noch ihre Abwejenheit bemerkt worden war. :
.. Der Bormittag ging vorliber und Wig kehrte endlich
pa dem Befcheide zurüc, daß Feinem der ZHeaterdirektoren
C Weldhen er gewefen waͤr der NMame einer Gräfin Are-
Dalo befannt jei, daß er aber, wie ihm befohlen, die Billet3
öUrücdgelaffen haͤbe
„xSeßt bleibt uns nichts weiter übrig, als zu mwarten“,



jagte der Maragui3 in heiterer Laune. „Ich bin überzeugt,
die Gräfin wird bald von ſich hören Iafjen. Hoffentlich
wird ſie ſich nicht weigern Dich meiner VBormundjchaft an-
zuyertrauen Du biſt mir bereits ſo theuex geworden,
daß ich Dich kaum zu entbehren vermöchte. Es thıt mir
Teid, durch dieſen heftigen Gichtanfall der Freude beraubt


in Sondon deffen Merkwürdigkeiten zu zeigen.“ :

Schloß Trewor und ſein herrlicher Bark ſind mir
angenehmer, als dieſes düſtere London, in deſſen Atmoj-
phaͤre ich nüch eigenthümlich beengt fühle Ich würde ohne
Bedauern morgen ſchon zurücreijen“, }
Und ih wäre entzüct wieder daͤheim zu ſein wofern
ich Deine Mama zuvor geſehen habe, und die Schmerzen
in meinem Fuß mir die Fahrt geitatten. Lebrigens brauchſt
Du London nicht zu verlafjen, ohne wenigjten3 einige
jeiner Sehensmürdigkeiten fennen gelernt zu haben Lady
DBeatrice Berrik war mir immer eine‘ gefällige Freundin
und wird mir die Bitte gewiß nicht verfagen, Dich unter
ihre Fittiche zu nehmen.“

Rein nein,“ rief Hiralda ſchandernd „IhH wünſche
nichts zu lehen, während ſie leidend find, und finde e
unter ſolchen Umftänden füür uns Beide angenehmer auf
dem Lande.“ N

Der Marquis war gexührt von der Auhänglichkeit des
jungen Mädchens, das ſich ihm ſo ſelbftlos anſchloß

Die Kleine hat mich in der That gern,“ Ddachte er.
„Sie entdeckte tres meines mürriſchen Wejens dennoch et-
was Liebenswerthes in mir. Das herzige Gejchöpf iſt die
erſte Pexſon in der Welt, die mir eine uninterejfirte Neig-
ung ſchentt.“

Die Stunden verſtrichen lanafam und Lord Trewor
begann auf jeden Schritt in dem Borfaal zu lanſchen
Immer Horchte er b noch keine Botſchaft von der Grüfin
Fäme. Giralda ſah keinen Ausweß aus den Wirznifjen,
in Die fie fich mun perwickelt hHatte, In nervöſer Unruhe
bewegte fie ſich zwiſchen ihrem Siz am Feniter und dem
Seſſel des Herrn Maxquis hin und hHer. Nach Tich waͤt
ei[t)t S”@e%n?r mit drei Briefen ein, die er Lord Trewor
übergab.

„Diejer Brief iſt von meinem Rechtsanwalt“, Iächelte -
dex Marquis, „Ddiejer goldgeränderte von meinem Neifen
unDd diejer, ei ©iralda, diejer iſt für Dich und kommt wahr-
ſcheinlich von Deiner Mama.“

‚.. ®iralda_nahm das ziexliche Briefchen nnd 30g ſich da-
mit in ihre Fenſterecke zuͤrück. Das Schreiben war wirklich
von ıhrer Mutter. ; . }

E€S enthielt nur wenige mit verſtellter Hand geſchrie-
hene Zeilen und war mit „B. Mrevalo“ unterzeichnet.
Beatrice meldete, daß ſie um 8 Uhr Abend? erfcheinen
werde. Ihren Beſuch zu einer früheren Stunde abzı-
itatten, jei {jie durch zwingende Umitände verhindert
Beim Umwenden des Blättchenz bemerkte Giralda ein
Heines ‚Zettelchen, auf dem gleichfalls einige Worte itanden.
Die Nutter warnte fie, keine Ueberraſchung zu verrathen,
4 ſie ſich in einer Verkleidung ber dem Maraui3Z eins
ühre.

Den loſen Zettel in ihre Taſche ſteckend, legte Giralda
den Brief vor Lord Trewor auf den Tijh. „Ah, die
Sräfin wird um 8 Uhr pier jein,” murmelte er. „Eduard
will fich aleichfals zwijden 8 und 9 bei mir _ einfinden.
Er frengt ſich nicht ſonderlich an, feinem alten Onfel
Höflichfeiten zu erweijfen. Ia, wenn ich über Ddie alten
Hamilienbefißungen nach eigenem Ermeſſen verfügen und
* 4 vererben dürfte, würde er der zärtlichſte

effe ſein!

Die Möglichkeit, daß Begtrice und Lord Ormond ſich
in dem Salon des Marquis begegneten, erhöhte die Angit
®iraldas von Neuem. Der alte Herr ließ ſich unterirgend
einem Vormand von Wig in das anſtoßende Gemach
rollen, um Mutter und Tochter bei der erſten Begrüßung
OT Au Ytoten . 4 \

„Wenn Du Deine Mama gefüßt und Dich genügend
bet ıı entſchuldigt Haben wirjt, fagte er gütig, „10 klopfe
nur an die Thür und Wig wird mich wieder in Deine
Nähe hringen.”

Fortſetzung jolgt.)

















































































 
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