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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Samfpagt mit- UnterhaltungSbeilage, . Prets vierteljährlid
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‚ 56 den Boftanfalten n bei der Lepedition Zwirgerfirake 4,


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Anzeige-DSlatt Mr vie Awtobezirte Heidelbera,
Kabenönıg, Weinheim, SoOwebingen, PYNippsbura,
ABiesloch, Bruchſal, Bretten, Netargemünd, Mosbad
Eherbach. Sucher Wakdärn, EBı - 8h., Wertheintse,















Berantwortliger Kcbattent ;
X ulius Yeder in Heidelberg.





- Seidelberg, Somiiag. en 29. Zuli ⏑

Drue, Vtrlag n Erpedition von Grur. quber
in veibelberg, Zwingerüraße 7,














ſowie in unferer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen. *
Verlag des „Pfälzer Bote.°





ꝛr— — — — — —

TDer heutigen Nummer liegt Yr. 31 der wochen iei
lage bet.
N — — — —

S Die Freimaurerei und Hitt von 1796.
Durch Ent ſcheid vom 22 April 1893
hat das Oberverwaltungsgericht, indem e& den vom








Berliner Bezirksausſchuſſes vom 24. Nopember 1892
beftätigte, in letzter Inſtanz die Aufhebung
des Edietes zwegen BerhHütung und B e-
ſtrafung geheimer Berbindungen, wel-
He der allgemeinen Sicherheit nach-
theilig wmerden fönnten, vom 20.Oktob.
1798“*) ausgeſprochen. Iu Folge davon iſt die


wieder brennender geworden, als je. Die radieal-


über dieſen Entſcheid, da derſelbe den Anbruch einer
neuen Epoche für die Freimaurerei in Deutjchland
in ihrem Sinne und nach ihren Wünſchen bedeutet

ſchafft.

Kraft des Edictes von 1798, welches bisher —
zuletzt noch in einem miniſteriellen Erlaß vom 12.
Mar 1892 und in der Verfügung des Berliner
Polizeipraͤſidiums vom 8. September 1892 — den
preußiſchen Verwaltungsbehörden unabänderlich als
maßgebende geſetzliche Rorm für die Behandlung der

reimaurerangelegenheiten vorgeſchwebt hatte, waren
Lheime Geſellſchaften und insbeſondere auch die
reimaurerverbindungen im Allgemeinen ſtreuge ver-

*) Diefes Ediet findet ſich abgedruckt in der Geſetz-

jammlung für Ddie Kfoniglich, preuhiſchen Staaͤlen 1816,
unter Nr. 2 7 ff. (Fn der Verorduung wegen der an-



boten. Von dieſem Verbote waren nur die drei
Berliner Großlogen (die National-Mutterloge zu den
drei Weltkugeln, die Große Landesloge u. die Groß-
loge Royal York zur Freundſchafh mit ihren Tochter-

rirt“, (geduldet) aber, damit die öffentliche Ordnung
gegen die ihr von Seiten derfelben drohenden Gefahren
fichergeſtellt ſei,
unterworfen

22 April 1893 ſtellt nun die Freimaurerverbindung
einfach allen übrigen Vereinen und Geſellſchaften,
deren Zwede den Strafgeſetzen nicht
zumwiderkaufe n, gleich, ſodaß von nun an nicht
bloß die beſondere polizeiliche Ueberwachung, welche
die Freimaurerverbindung als geheime, ihrer Natur
nach leicht ſtaatsgefährlichen Tendenzen verfaͤllende
und zu denſelben ihrem Weſen nach hinneigende Ge-
ſellſchaft unterworfen war,
bereits tolerirten Logen in Wegfall kommt, ſondern
auch neue Logen aller Art frei gegründet
fönnen. Zugleich erklärt das Oberberwaltungsgericht
mit ſeinem Entſcheid ſtillſchweigend, daß die preußiſchen
Verwaltungsbehörden,


welche ſich Freimaurerverbindungen nennen, ohne die
Garautien der alten Logen zu bieten, — Geſell-
ſchaften welche vielleicht auch bedenk-


Die katholiſchen Politiker und die katholiſche Preſſe
haben beſondere Veranlaſſung, der großen Veränder-
ung, welche ſich mit dem Entſcheid des Oberver-
waltungsgerichts in der rechtlichen Stellung des Frei-
ihre Aufmerkſamkeit
zuzuwenden. Denn die Freimaurerei nimmt ‚ja . De-
kauntlich der katholiſchen Kirche und allen katholiſchen
Beſtrebungen gegenüaer eine ſehr feindſelige Stellung
ein. Namentlich thaten ſich die deutſchen Freimaurer






Verfaſſung vom 6. April 1848 ſich bei ihren Maß-
nahmen noch auf das Ediet von 1798 ſtützten, da-
mit völlig im Unrecht geweſen ſeien, da jenes Edict
bereits durch dieſe Verordnung hinfällig geworden
ſei.

ſchaften, ſei ſeit 1850 einzig die Verordnung vom



ſetzliche Freiheit und Ordnung gefährdenden Miß-

des Verſammlungs⸗ und Vereinigungs-

rechte8“., *) }
Wie bedenklich



1893 geſchaffene Buftand iſt, dafür iſt die Denkſchrift





gelegenheit dem Berliner Polizeipraͤſidium zu über-
reichen, um daſſelbe zu den äußerſten Anſtrengungen
zu vermögen, einen ſolchen Entſcheid zu verhüten. In
dieſer Denkfchrift warnen die Berliner Großlogen
dringend vor der Preisgebung des Edicts von 1798.
Denn, ſo führen ſie aus, gebe man das Edict auf,
ſo könnten ſich allerlei Gefellſchaften zuſammenthun,

*) Bal. Geſetzſammlung für die Königlichen Preußiſchen
Staalen 1850, Nr. 20 S. 277 ff?



höchſt gehäſſiger Weiſe hervor, um eine. gerechtere
Behandlung der katholiſcher Ordensgenoſſenſchaften um
jeden zu Preis hintertreiben und die noch beſtehenden in
keiner Weiſe zu rechtfertigenden Ausnahmegeſetze gegen
religiöſe Genoſſenſchaften (Seſuitengeſet) in Geltung
zu erhalten Bringen wir e& den Freimaurern zum
Bewußtſein, daß, wer ſelbſt in einem gläſernen Hauſe
* nicht muthwillig andere mit Steinen werfen
ollte.

Eine ſoeben im Verlag der „Germania Berlin
erſchienene Schrift: Die Freimanrerei und
die öffentliche Ordnung! Nach dem Be-
richt des Oberverwaltungsgerichts vom
22. April 1893. Mit zahlreichen und
180 Seiten, 60
Pfennig, iſt uun eigens zu dem Zwecke abgefaßt, für
eine ſolche öffentliche Beſprechung der Freimaurerfrage
mit Rückſicht auf den durch den Entſcheid des Ober-
verwaltungsgerichts geſchaffenen neuen Zuſtand das
nöthige Attenmaterial kurz und überſichtlich darzu-
bieten. Der Verfaſſer war wegen ſeiner außerordent-
lichen Vertrautheit mit den einſchtägigen Verhält-
niſſen der Freimaurerei und mit der zeitgenöſſiſchen
freimaureriſchen Literatur verſchiedener Länder, auch
mit geheimſten Schriften der Hochgradfreimaurerei,
in einer für die Löſung ſeiner Aufgabe beſonders
güuſtigen Lage. Die Schrift kennzeichnet überhaupt
mittelſt ſtreng folgerichtiger Ableitung aus dem frei-
maureriſchen Grundprinzip, dem Humanitätsprinzip
und an der Hand der maßgebendſten Aeußerungen
von hervorragenden Schriftſtellern und Häuptern der
Loge den Freimaurerbund mit einer Schärfe, wie
dies bisher kaum in einer andern freimaureriſchen
oder profanen Schrift geſchehen ſein dürfte.

Beſonders verdienen auch die überraſchenden Ent :
hüllungen über das Verhältniß der Frei-









Treuer Liebe Lohn.
Roman von U Rofjen. .
(Nadhdrud verb.)

Obgleich ich das Baterhaus gegen den Wigen meiner
euren Eltern verlaffe“, murmelte fe, “„und den Schritt


iliht, vor allen Dingen ihre Wünfjche in diejer Angele-
genheit zu erwmägen. Mama erlaubte Keinem von uns je-
mals, naͤch London zu gehen. Sie würde es auch ınicht
ß‘ulgqn‚ wenn ich mich dorthin wendete, und eS vorziehen,
mi in der Familie eines gutmiüthigen alten Herrn aufge-
Hommen zu wijjen. Als Borlejerin und Geſellſchafterin
auf einem Landguie in Walez werde ich ein ſehr einjamrs
eben führen.. Niemand wird mir Ddort etwas zu Leide
thun, SIchH möchte mich um dieſe Stelle bewerben und doͤch
ffl}?“‚ld)_ßorb Trewor nicht ſchreiben, - weil €$ mir un-
Möglich ijt, Briefe unbemerkt abzujenden oder zu empfan-
gen. IOh ſehe keinen anderen Wusweg, _ als mich morgen
Icom perfünlich zu melden, aber ich muß mir noch einmal
reiflich überlegen, was ich zu thun im Begriffe bin. IH
verlafie Ddann die geliebte, Iheuere Heimath, Die beiten,
tHenerften Eltern, die zaͤrtlichften Brüder — woflit und
warum??
, „Neitt, ich darf nicht ſchwach und kindiſch jein“, ſogte
fie, und ‚Heiße Thränen entitrömten ihren Augen.. „Ich
Wl nur an die Freude denken, welche meine Eltern baben
werder, wenn idh das erfte felbftverdiente Geld nach


jein ! Sa ich muß gehen ! Ich bin; ihr. älteltes Kind und
°S i{t meine. Schuldigfeit, Mamnıa zu hHelfen. .. Da ih_micdh


?be%fllen um Ddann moͤrgen früh- in Trewor⸗Park einzu-
veljen.“ ;

Sie ſtand auf, prüfte den Inhalt ihrer VBorfe,, hHolte
ans ihrem Kleiderjchrank eine juchtenlederne Reiſetaſche
HeruDT, ‚pakte. AWaiche, 2 einen ſchwarzleidenen und einen
wollenen, Arzug Hinein, legte ein, Reifekleid von grauem
Kaſchmir und eine flanellgefütterte‘ Jade von Demfelben



Stoff an und ſetzte einen breitrandigen, federngeſchmückten
Rembrandthut auf. —

„Ich ſehe gerade nicht wie eine Krankenwärterin aus“
dachte ſie enttäuſcht, als ſie ibr Dild im Spiegel betrach-
tete. Aber vielleicht wird Lord' Trewor weniger mein
Acußeres, als meinen guten Willen, ihm zu dienen, berück-
ſichtigen 1

Nachdem ſie ſo weit aerüſtet war, ſetzte ſie ſich an
— um ihren Eltern einen Abſchiedsgruß zu

reiben.

Es war eine ſchwere Aufgabe für ſie, ianen _ mitzut-
theilen, was ſie irnı S inne habe. Mehr als ein Dugend
Briefbogen wanderten inS deuer ehe es ihr alüdte, einige
Zeilen zu entwerfen, die ſie befriedigten. Ohne ihr BZiel


und die empfangenen Lehren ſtets beherzigen würde.
zeigte ſie ihnen an, daß jie auf dieſem Wege fei, ſich ihr
Brod zu verdienen, und wieder ſchreiben würde, wenn ſie
die * ſelbſt erworbene Geldjumme einzuſchicken ver-
möchte

Das Blatt, daz ſie nun weinend zuſanmenfaltete,
4 auf ihr Kiſſen legte, trug überall die Spuren ihrer
ränen.

Schluchzend blickte ſie ſich in ihrem Zimmer um. Ach
von all den thHeuren, durch die Er-
innerung geweihten Gegenſtänden zu trennen,

fie in die Vorhalle hinaus, ſchlich léiſe bis zu Ruperts
Thürund lauſchte,

Der Ton regelmäßigen lauten Athmens drang zu ihr
i

ſchlie „Ceb mwohl, theuerer Bruder“, flüſterte fie. „Du bijt
e8, für den ich aufgebe, was mir Das Liebſte iſt
Deinen Eltern Giraldas Stelle mein Rupert.“
‚Sierfüßte . den Knaben auf die Stirn und entfernte
ſich Lautlos; um- auch. Eaon aufzufuchen, Dder g'eichfabs in

kleiner - Engel“, hHauchte ſie.




in inbrünſtigem Gebet ‚ nieder. Behutſam glitt ſie die
Treppen hinab, öffnete die Gartenpforte und ſchritt hinaus
in die finſtere ſtürmiſche Nacht. AlS, ſie eine Strede weit
gegangen war, blieb ſie ſtehen und blickte wehmüthig nach
dem ſtillen Hauſe zurüch Aus dem Studirzimmer des
Graͤfen ſchimmerte noch Licht Der Heiße Wunfh, umzu-
fehren, erwachte plötlich in ®©iraldas Bruft, doch ſie be-
kämpfte und überwand ihn Die Pflicht ruft,“ tröſtete
ſie ſich den einſamen Landweg nach der Bahnſtation vor-


Sie fam noch rechtzeitig an, um den Nachtzug be-
nußen zu fönnen. Ahnungslos, was fie in der großen
jreundlofen Welt erwartete, begah ſie ſich zu dem ſchlimmiſten
Feind ihres Vaters, dem tachſüchtigen und erbarmungs-
oſen Marquis von Trewor.

11. Kapitel.
Lord Trewor.

Mit Ausnahme eines kurzen Aufenthaltes bei einem
Kuotenpunkt der Bahn, wo ein Wagenwechfel nothwendis
war, ſtzte Giralda ihre einſame Reiſe ohne Unterbrechung
jort. Sie fam in dem kleinen Dorfe Trewor in Dder kal-
ten grauen Dämmerung eines wilden ſturmvollen März-
morgens an. S .

Küde und erſchöpft ſties ſie aus ihrem Wagen auf
den Perron der bden, faſt menſchenleeren Station. Ein



Es war noch zu früh, ſich in Trewor-Barf zu melden.
Sie mußte ſich entihließen,.. das DorfwirthShaus aufzıt-
jJuchen. Mit Unbehagen Hatte ſie bemerkt, daß ſie der ein-
zige Fahrgaſt war, dex ausftieg. ” Des Aleinreijens unge-
wohnt, jah: ſte beſtürzt auf die beſchäftigten Schaffner unDd
die verſchiedenen Leute, Die ihr nicht die gerinsſtẽ Beacht-
ung zu ſchenken ſchienen.

Fortſetzuns folgt.)


 
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