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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0267

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Yulins Yeder in Heibelberg,

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— Seßdelberg, Dienlag, den 21 Mürz 1898.

{

Bruc, Berlag u. Expeditivn von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zivingerfürahe 7,

2*












auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
fämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen

ſtraße 7, entgegengenommen.







$ Die neuelte ,Mauferung‘“ der badijdhen
Kational-Liberalen.

Man traut feinen Augen kaum, wenn man liest,
wa8 der Landes Ausſchuß der nationalliberalen
Partei“ als neueſtes „Programm“ bekannt ge-
geben hat.

Ausdrücklich wird das Schriftſtück als Pır o-

der Forderung in eine Form zu kleiden, daß minder
klugen Leuten Sand in die Augen geſtreut werden


Nunmehr wollen ſie das directe Wahlverfahren
gewähren; wenigſtens fagen ſie es Etwas verdächtig




nothwendig werdende Berfaffungs-Hevifion“, ohne
Das iſt oͤffenbar die Hinterthüre,
Es gibt eben gar nichts,
was aligenieiner bei uns in Baden verlaͤngt wird,
als die Einführung des directen Wahlverfahrens.
Dieſe Forderung iſt zugleich der Hauptberührungs-
punkt zwiſchen Linksliberalen und Centrum. Das

Ddenken. *




ſiugt das Lob deſſen,
tuuͤgenſchaften? zu bezeichnen gewahnt iſt.

iſt man bei uns in Baden gewohnt. Es lohnt ſich
um ſo weniger der Mühe, dieſes doppelte Eigenlob
fritifch zu prüfen, als es nicht den gerinaſten Ein-



aus: „Wir ſind eine unabhängige Partet. Wi
flehen der Regierung in völliger Selbſtſtändiakeit
gegenüber.“



allen Umitänden gehalten worden iſt, und daß die
Machtuiittel des Staates ihren Iutereſſen dienen.
Dhne das haͤtten fie kaum eine leiflungsfähige Preſſe
und wären ſie bei Wahlen von heute auf morgen
völlig vernichtet.

Bie eigentlichen Programmpunkte beginnen mit
einer Lockſpeiſe für die Wählex. Seit Jahren haͤben
wir den Kampf um das Wahlſyſtem für den Landtag
Kational: Liberale und Regierung haben beharrlich
Stellung dagegen genommen. So war e3 noch auf
dein leßten Landtag; mit verblüffender Beſticmtheit
ſprach fich Staatsminiſter Turban dagegen aus und
ertlärte, daß die Regierung ſich nie dazu verſtehen
werde, wie für den Reichstag, ſo auch für den Land-
tag das virekte Wahlverfaͤhren einzuführen. Die
National-Liberalen ſprachen ſich ſachlich wie fröher
gleichfalls dagegen aus wußten aber ihre Ablehuung

ſten Wahlen Hand in Hand, dann iſt die Niederlage
Jener beſiegelt.

Eine zweite Forderung, welche Centrum und
Linksliberale unter dem Beifall der überwältigenden
Mehrheit der Bevölkerung gemeinſam ſtellen, und
zwar gleichfalls gegen die National-Liberalen, hetrifft
das Gemeindegeſetz ſo weit es um die Wahl der
Bürgermeiſter und Gemeinderäthe ſich handelt. Seit
1890 haben wir in ollen Gemeinden bis herab zu
500 Seelen die Wahl des Bürgermeiſters und der
Gemeinderäthe durch den Bürger Ausſchuß der ſelber
durch drei Wählerklaſſen (Niederft-, Mittel- und
Höchſt⸗Beſteuerte) beſtelt wird. Vorhex wurden fie
Die National-
Liberalen haben den Geſetzesborſchlag der Regierung
noch verſchlechtert, indem ſie das Geſetz auf mehr
Gemeinden ausdehnten, als die Regierung gewollt
hatte. Dieſes Geſetz iſt ganz unbeſchreiblich verhaßt.
Es wurde ſchon mit einem gewiſſen Ingrimm aufge-
nommen und iſt in den zwei Jahren ſeines Beſtandes
wo möglich noch verhaßter geworden

Auch bezüglich dieſes Punttes ſuchen ſie der er-
boſten Wählerſchaft eine Lockſpeiſe vorzuwerfen. Sie
wollen prüfen, ob nicht die Zahl der Geweinden ſich
verringern läßt, für welche das verhaßte Geſetz gelten
ſoll. Damit werden ſie nun freilich Niemanden zu-
friedenſtellen, auch weun es ihnen Ernſt damit ſein
ſollte.

Die Staats- und Gemeinde-Beamten erhalten be-
ſondere Verſprechungen in Bezug auf ihre materielle
Lage und diren Verbeſſerung. Handel, Induſtrie,
Landwirthſchaft und Gewerbe hat gleichfalls beſondere
Huld zu gewärtigen Foͤrderung des Creditwejens,
Jervollftändigung des Eiſenbahn⸗Netzes und Verbeſſe-

rung des Steuerſyſtems wird extra verheißen. Kurz,
nach allen Richtungen hin will die Partei Wohlthaten
ſpenden und Segen ſtiften. Auf einem Gebiet allein
iſt in ihren Augen abſolut kein Aenderungs und
Beſſerungs Bedürfniß vorhanden: auf dem r eli-
giöjen und kirchlichen Gebiet. Hier {oll
die Geſetzgebung unverändert bleiben, wie ſie iſt. Für
die Beſchiberden und Forderungen der Katholiken
und ihrer Kirche haben ſie nicht einmal Worte des
Entgegenkommens, geſchweige denn etwas anderes.
Allerdings wiſſen fie, daß die ausgeſprochenen Katho-
liken, duͤrch ſehr ſchlimme Erfahrungen gewitzigt, ſich
nicht anlocken laſſen; darum können ſie auf den Ver-
ſuch verzichten. Anderſeits geht ihre Hoffnung wie
ihr Strebeu dahin, das Centruia bei den Wahlen zu
ifoliren. Erreichen ſie dieſen Zweck, dann glauben
ſie der Nothwendigkeit enthohen zu ſein, irgend welche
Rückſicht auf Forderungen der Katholiken und ihrer
Kirche zu nehmen.
Der Plan iſt zu durchſichtig und das Vorgehen
zu plump, als daß eın Gelingen zu befürchten wäre.
Wir müſſen es aber regiſtriren, und es hat ja jetzt,

vor den Landtaswahlen Werth, e& zu wiſſen
und zu beherzigen :
1. Sie wollen unbedingt obenan bleiben, die

National⸗Liberalen nämlich.

2. Alles Mögliche wollen Sie berückſichtigen, uur
nicht die katholiſche Kirche mit ihren Intereſſen und
Rechten.



Deutſches Reich.

* Berlin, 19. März. Freitag Abend fand bei
dem ReihHskanzler eine Abendgeſellſchaft ſtatt.
Derſelben wohnten außer dem fraͤnzößſchen Bat-
ſchafter, der ſerbiſche und der braſilianiſche Geſandte
zahireiche Offiziere, die Vicepräſidenten des Reichs-
kags von Balleſtrem und Dr. Baumbach, ferner die
Loͤgeordneten Lieber (Centr.), Koszielski, Donimirski,
v. Bennigſen, Schneider, v. Keudell und v. Man-
teuffel bei.

*

Keichstag.

Berlin, 18. Mär; 1899.

Im Reichstag brachte Kriegsminijter General von

Kaltenborn-Stacheu die Novelle zum Geſetz über die Wt-
litärpenſionen ein. Er kündigte ferner eine _%ur‘mae wegen
Erhbhuug der Prnfionen für die Invaliden aus den
Kriegen vor 187071 an.

Die Novelle zum. Militärpenfionsgefeß wurde .an die













Die feinsklichen Hrüder.
65) * Roman von H. v.Nemagen.
Nachdruck verb.)

Der Abend hatte ſich gefentt — flir die Gefangene im
Thurmverließ war ein langer, banger Lag zu CEnde ge-
gangen. Augeublick um Augenblick hatte ſie gelauſcht, ge-
Hofft, aber Stunde um Stunde war verronnen, ehne Ddaß
ſich ihre Hoffnung erfüllte Zweifel und Angſt haͤtten ſie
ergriffen. War Ddem Knaben ein Unalück zugeſtoßen?
War er zu raſch geweſen und ihren Feinden in die
Hände gefallen? Nein, das konnte nicht jein! Hätte
jie der Himmel nicht retten wollen, er hätte ihr Ddie
Rettung nicht gezeigt; der Himmel ſpottete der Unglück-
lichen nicht! „Sr Hatte keine Gelegenheit gefunden, ſich
Waldemar zu nähern”, troͤſtete ſie fich! als es dinkelte:
„aber morgen, morgen wird er ſie finden, morgen kommen
ſie gewiß.

Der neue Morgen broch an, der VBormittag verging,
aber fie famen nicht; der Anabe lag drohen in der Woh-


Heinen Dorfkirhe und gedachte betend ſeines
Weibes. Es hatte eine ſtilie, ſchuchte Feier werden ſollen,
— Ddie Liebe, welche die Bevölferung zur Öräfin im
Herzen trug, hatte e& nicht gelitten; von allen Seiten
Haren ſie gefommen, Das Kirchlein haͤtte fie nicht faſſen
können — unter den Linden, die davor ſtanden,

Yie, um derentwillen jiegefommen, für deren Seligkeit ſie
beteten, ſie rang in ihrem Kerfer jammernd die Hände,
vergebens die Gnade des Himmels anflehend, vergebens
nach der Hilfe ihres Gatten rufend.

Der Kachmittag verging, ſie kamen nicht. Sie hatte
die Hoffnung aufgegeben ; in tummer Verzweiflung, mur
leije weinend, Jag ſie auf dem Rande ihrer Lasexſtatt
QIn‘lf)rem Sarge aber in der Gruft des Schlofies, Lehmnte
5Jff?a[benun:_‚ lautlos mit ſeinem Schmerze ringend. Ireibt
das Eeſchick doch Spott mit der Yual und dem Unglitet
der Menichen ?






Es war Abend gemorden. Das Weib jaß noch
immer auf demſelben Plage; ovoben im Ahnenjaale
des Schlojfes, auf demſelben Rlage, wo einit die Särge
geftanden, von Kerzen umfirahlt, von Blumen faſt ver-
deckt, Hand Graf Waldemar und ihm
Brüder

Er hatte ſeinen Schmerz niedergefämpit ;
ſtolz {tand er Da, {cheu, finjter ſeine Brüder.

Ich werde morgen eine Reiſe antreten,“

nicht vielleicht der Tod ereilt, ehe ich heimkehren fann, {0
hHabe ich in den beiden Urkunden, Ddie vor mir auf den
Tiſche hier liegen, meinen leßten Willen kundaegeben
Dieſe hier ift für Dich beitimmt, Wenzel, die andere für
Dich MidhHael — nehmt ſie!“

Sie nahmen die Pergamentrollen, ohne den Vlick zu
erheben, ohne auch noch ein Wort zu Jagen. Einen Augen-
blick noch blieb Waldemar ſeinen Brüdern gegenüber
ſtehen — dann Drehte er ſich um und verließ ſchweigend
den Saal. ı *

„Waldemar !” ſchrie dann Michael auf und wollte

af £ einem eijernen @riffe, „Zurüd !”
;‚nc%te5 2 ihm ins Gelicht, „oder Du hift
Todes !“

ein Kind des

Er viß ihn zurück an den Tiſch-

Hier, hier war e8", ſtöhnte Midhael, „hier Iag ſie —
hier empfangen wir den Lohn.“

„In der That, Michael, die Szene war hHübidh ar-
rangirt,, aber ſie Hat nicht den gewünſchten Effekt gehabt!
Unjer Bruder iſt wie ein Held von der Bühne gegangen ;
Hätte er efwas vom Intriganten in {ich, er würde 1uns
fein Gefjchent einzeln überreicht haben. Und wenn er bei
'Dir angefangen. hHätte, hundert gegen eins wette idh, das
Ende wäre anders geweifjen, als e8 jebt i{t ! Waz ſtehſt
Du da und ſtarrſt das Bergament an? Setze Dich, löſe
die Siegel,3lies — e8 iſt ja für Dich beitimmt !”

Ich fanır nicht, Bruder !”



; „So gib her, ich werde e3 dann ſchon für Dih be-
orgen.“

Er öffnete die Urkunde, entrollte ſie und überflog ſie
dann mit raſchen Blicken.
„Sei fröhlich mein Junge Dein Brader hat wahr-
haft hochherzig gehandelt, viel beſſer, als Dein Vater an
Dir und mir zujammengenommen. “

Michael mar in den Sefjel geſunken und hatte das
Geſicht in jeine Hände gelegt; er reate ſich nicht, er ſchien
nichtẽ gehört zu hHaben. ‚

Wenzel jah eine Sefunde lang verächtlich auf den
Bruder herab; dann zog er den geſchnitzten lederbezogenen
! Qehnjefiel an den Tijch, ſetzte ſich und Öffnete die andere
Vergamentrolle. Kaum Hatte er die erfien paar HZeilen
gelejen, Da alättete fich die finſter gefurchte Stirn, unDd
unter den Sujchigen Wugenbrauen hervor ſchoß ein Strabl
der Freude wie ein BliG aus Ichwarzem Gewölk, und als
er die leßten Zeilen a leien, Iag wilder Zriumph _ auf
jeinem Angelicht. YWber evt verftand e8, ſich zu beherrichen
und Ruhe und Kälte zu hHeucheln, wie e& aud) an jeiner
Bruit tobte und alühte; noch einen Blick warf er auf das
Mergament, einen Blick, der e& verjchlingen zu wollen
Ichien, danı rollte er e$ wieder zufammen und band Die
plauſeidene Schnur herum.

„Michael!“ fagte er, indem er ſich wieder zum Bruder
wandte und ihm Die eine Hand unter den Geſichte T0rt20g.

„Was -gibtf ec8? Was willit Du Wenzel? fraͤcte
diejer, mwie . aus einem wüſten Traume erwachend. „
will nur jagen Michael, daß an Dir ein altes Weib ver-
foren gegangen tit. Sinit fühlteſt Du die Kratt, einehalbe
Welt ausZ dem Wege zu räumen, um in den Beſitz Deiner
geliebten blonden Hedivig zu gelangen, unD Heute, Da Dich
Dein gutes Glhiüick zum Schloßherrn von Adlerſtein gemadıt
und daz lebte Hindernik beſeitigt hat, HYeute greinft Du
wie ein dummer Sunge und haſt jentimentale Anwand-
Iungen wie ein blutarmes Jüngferlein.“

Forkſetzung folgt.



















































 
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